Kramaric: “Wir dürfen das nicht nur an zwei von 34 Spieltagen zeigen”

Andrej Kramaric war mit seinem späten Ausgleichstreffer maßgeblich am Hoffenheimer Remis gegen RB Leipzig beteiligt. Vor dem verbleibenden zwei Wochen machte er auch klar, dass es möglichst nach Europa gehen soll.

Glich kurz vor dem Ende gegen RB Leipzig aus: Andrej Kramaric.

Glich kurz vor dem Ende gegen RB Leipzig aus: Andrej Kramaric.

IMAGO/Nordphoto

“Wir haben eigentlich ein Top-Spiel gemacht, vielleicht sogar das beste der Saison […], weil wir gegen eine der besten Mannschaften in der Bundesliga und in Europa gespielt haben”, lobte Andrej Kramaric seine Teamkollegen nach dem 1:1 im Anschluss an die Partie bei DAZN und richtete gleich den Blick in die kommende Woche. “Ich glaube, dieser eine Punkt ist ganz wichtig für uns und wir wissen genau, was nächste Woche kommt.” Dann müsse die TSG nämlich “Vollgas geben, drei Punkte aus Darmstadt mitnehmen und dann können wir Europa schaffen”, machte er unmissverständlich klar, wo die Reise in den verblebenden zwei Partien hingehen soll.

Bundesliga, 32. Spieltag

Kramarics Versöhnung mit den Fans

Damit das gelingt, müssen die Schwankungen in den Leistungen aber aufhören. “Oft haben wir gut gespielt und dann sieben Tage danach war es umgekehrt”, so Kramaric. “Das war super heute, aber wir dürfen das nicht nur an zwei von 34 Spieltagen zeigen.”

Ähnlich sah es auch sein Trainer Pellegrino Matarazzo, der nach dem 1:1 mit Stuttgart am 1. Spieltag 2022/23 erst zum zweiten Mal aus nun acht Partien mit Zählbaren aus einem Duell mit Leipzig hervorgeht. “Ich bin definitiv zufrieden damit, was die Jungs heute gezeigt haben. […] Die Jungs haben alles abgerufen, was ich auch sehen wollte. Jeder Mann war bereit zu verteidigen, wir haben gute spielerische Akzente gesetzt, besonders in der zweiten Hälfte sah das richtig gut aus.” Zudem habe die TSG “auch einfach wieder Mentalität gezeigt, das ist das, was ich sehen wollte und das ist auch die Richtung für die letzten zwei Wochen”.

Stellvertretend für die Mentalität lässt sich der späte Treffer von Kramaric heranführen. Der Kroate, der laut eigener Aussage “heute drei Tore” hätte machen könne, erzielte zum elften Mal in seiner Karriere ein Bundesligator in der 90. Minute (oder der Nachspielzeit). Damit schließt er in dieser Kategorie auf zu Claudio Pizarro, mit dem er sich Rang zwei teilt. Einzig Robert Lewandowski kommt in der Bundesligageschichte auf noch mehr Treffer ab der 90. Minute (16).

Matarazzos Lob für Bülter

Ein Grund für den späten Erfolg seien auch die Fans gewesen, mit denen er sich in der Vorwoche beim 2:3 in Bochum noch angelegt hatte. “Wir haben das gespürt. Das war heute eine Super-Leistung von den Fans, ein Super-Support. Ich muss ehrlich sagen: Ich hab es in manchen Momenten genossen. Das ist das, was wir Spieler wollen, keinen Streit wie in Bochum.”

Auch bei der Niederlage in Bochum konnte sich Marius Bülter nach seiner Einwechslung zeigen. Dafür wurde er gegen RB in die Startelf beordert. Und dieses Vertrauen zahlte er zurück. Auf der linken Seite sorgte er stets für Unruhe und war vor allem mit seiner Flanke auf den Torschützen Kramaric maßgeblich am Remis beteiligt. “Bülti hat es richtig gut gemacht. Wir haben auch versucht, ihn zu stärken unter der Woche. Er war gut drin, war bereit, hat auch Energie versprüht.” Bereits in der Vorwoche gegen Bochum habe er “das Spiel für uns verändert. Deshalb war er auch bereit, wieder zu starten. Er hat ein sehr gutes Spiel gemacht aus meiner Sicht und er war einer von den Top-Männern auf dem Platz.”

Gut möglich, dass Bülter neben Kramaric auch in der kommenden Woche in Darmstadt wieder zum Startpersonal der TSG gehören wird, wenn die nächsten drei Punkte eingefahren werden sollen, um sich vor dem letzten Spieltag gegen den FC Bayern in eine gute Ausgangslage für die europäischen Plätze zu bringen.

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Kramaric: “Top-Spiel”, aber “dürfen das nicht nur zweimal von 34 Spieltagen zeigen”

Andrej Kramaric war mit seinem späten Ausgleichstreffer maßgeblich am Hoffenheimer Remis gegen RB Leipzig beteiligt. Vor dem verbleibenden zwei Wochen machte er auch klar, dass es möglichst nach Europa gehen soll.

Glich kurz vor dem Ende gegen RB Leipzig aus: Andrej Kramaric.

Glich kurz vor dem Ende gegen RB Leipzig aus: Andrej Kramaric.

IMAGO/Nordphoto

“Wir haben eigentlich ein Top-Spiel gemacht, vielleicht sogar das beste der Saison […], weil wir gegen eine der besten Mannschaften in der Bundesliga und in Europa gespielt haben”, lobte Andrej Kramaric seine Teamkollegen nach dem 1:1 im Anschluss an die Partie bei DAZN und richtete gleich den Blick in die kommende Woche. “Ich glaube, dieser eine Punkt ist ganz wichtig für uns und wir wissen genau, was nächste Woche kommt.” Dann müsse die TSG nämlich “Vollgas geben, drei Punkte aus Darmstadt mitnehmen und dann können wir Europa schaffen”, machte er unmissverständlich klar, wo die Reise in den verblebenden zwei Partien hingehen soll.

Bundesliga, 32. Spieltag

Kramarics Versöhnung mit den Fans

Damit das gelingt, müssen die Schwankungen in den Leistungen aber aufhören. “Oft haben wir gut gespielt und dann sieben Tage danach war es umgekehrt”, so Kramaric. “Das war super heute, aber wir dürfen das nicht nur an zwei von 34 Spieltagen zeigen.”

Ähnlich sah es auch sein Trainer Pellegrino Matarazzo, der nach dem 1:1 mit Stuttgart am 1. Spieltag 2022/23 erst zum zweiten Mal aus nun acht Partien mit Zählbaren aus einem Duell mit Leipzig hervorgeht. “Ich bin definitiv zufrieden damit, was die Jungs heute gezeigt haben. […] Die Jungs haben alles abgerufen, was ich auch sehen wollte. Jeder Mann war bereit zu verteidigen, wir haben gute spielerische Akzente gesetzt, besonders in der zweiten Hälfte sah das richtig gut aus.” Zudem habe die TSG “auch einfach wieder Mentalität gezeigt, das ist das, was ich sehen wollte und das ist auch die Richtung für die letzten zwei Wochen”.

Stellvertretend für die Mentalität lässt sich der späte Treffer von Kramaric heranführen. Der Kroate, der laut eigener Aussage “heute drei Tore” hätte machen könne, erzielte zum elften Mal in seiner Karriere ein Bundesligator in der 90. Minute (oder der Nachspielzeit). Damit schließt er in dieser Kategorie auf zu Claudio Pizarro, mit dem er sich Rang zwei teilt. Einzig Robert Lewandowski kommt in der Bundesligageschichte auf noch mehr Treffer ab der 90. Minute (16).

Matarazzos Lob für Bülter

Ein Grund für den späten Erfolg seien auch die Fans gewesen, mit denen er sich in der Vorwoche beim 2:3 in Bochum noch angelegt hatte. “Wir haben das gespürt. Das war heute eine Super-Leistung von den Fans, ein Super-Support. Ich muss ehrlich sagen: Ich hab es in manchen Momenten genossen. Das ist das, was wir Spieler wollen, keinen Streit wie in Bochum.”

Auch bei der Niederlage in Bochum konnte sich Marius Bülter nach seiner Einwechslung zeigen. Dafür wurde er gegen RB in die Startelf beordert. Und dieses Vertrauen zahlte er zurück. Auf der linken Seite sorgte er stets für Unruhe und war vor allem mit seiner Flanke auf den Torschützen Kramaric maßgeblich am Remis beteiligt. “Bülti hat es richtig gut gemacht. Wir haben auch versucht, ihn zu stärken unter der Woche. Er war gut drin, war bereit, hat auch Energie versprüht.” Bereits in der Vorwoche gegen Bochum habe er “das Spiel für uns verändert. Deshalb war er auch bereit, wieder zu starten. Er hat ein sehr gutes Spiel gemacht aus meiner Sicht und er war einer von den Top-Männern auf dem Platz.”

Gut möglich, dass Bülter neben Kramaric auch in der kommenden Woche in Darmstadt wieder zum Startpersonal der TSG gehören wird, wenn die nächsten drei Punkte eingefahren werden sollen, um sich vor dem letzten Spieltag gegen den FC Bayern in eine gute Ausgangslage für die europäischen Plätze zu bringen.

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Nach vielen Auf und Abs: Hoffenheims “Angriffsmodus” im Schneckenrennen

Trotz nur 39 Punkten und einer Tordifferenz von -8 hat die TSG Hoffenheim noch gute Chancen auf einen Platz im internationalen Geschäft. Trainer Pellegrino Matarazzo gibt genau den als Ziel für den Saisonendspurt aus – und warnt vor Leipzigs “Unterschiedsspielern”.

Hofft mit Hoffenheim noch auf einen Europapokal-Platz: Cheftrainer Pellegrino Matarazzo.

Hofft mit Hoffenheim noch auf einen Europapokal-Platz: Cheftrainer Pellegrino Matarazzo.

IMAGO/TSG 1899 Hoffenheim

Viel zu feiern gab es für Pellegrino Matarazzo am vergangenen Wochenende nicht, dafür sorgte allein die 2:3-Niederlage gegen Kellerkind Bochum. Ein paar kleinere Ausnahmen gab es aber doch: “Klar freut man sich, wenn die Konkurrenten die Punkte liegen lassen in dieser Phase der Saison”, meinte der Cheftrainer der Hoffenheimer am Donnerstag im Rückblick auf den letzten Spieltag. Schließlich patzte nicht nur seine TSG, sondern mit Freiburg und Augsburg einen Tag später auch die direkten Konkurrenten im Kampf um Europa.

Dass Platz 7 zur Teilnahme am internationalen Geschäft reicht, ist seit Mittwoch und durch den fixen fünften Champions-League-Platz für die Bundesliga offiziell. Dieser spreche für “die Stärke der Bundesliga”. Sollte Meister Bayer 04 Leverkusen auch den DFB-Pokal gewinnen, stünde sogar der Tabellenachte in Europa. Hoffenheim (39 Punkte, -8), Augsburg (39, -4) und Freiburg (40, -12) streiten sich aktuell um den siebten Platz, von hinten könnten auch noch Heidenheim und Bremen (jeweils 37 Punkte) Druck machen.

“Unsere Situation hat sich nicht geändert”, beteuerte Matarazzo dennoch. “Wir sind einen Punkt entfernt von einem Europapokal-Platz. Da wollen wir im Angriffsmodus bleiben.” Dass die relativ magere Punkteausbeute und eventuell eine negative Tordifferenz für einen Platz in Europa reichen könnte, führt er einerseits auf eine Stärke, andererseits auf eine Schwäche der Liga zurück.

Das Auf und Ab der Hoffenheimer

“Viele Mannschaften sind in der Lage, größere Gegner zu ärgern”, meint der 46-Jährige einerseits. Aber es gebe eben auch eine Gruppe von Mannschaften, “die um ihre Konstanz kämpfen. Wir gehören sicherlich dazu.” Die Hoffenheimer Saison sei ein “Auf und Ab”, nach guten Ergebnissen habe sein Team dann oftmals nicht die nötige Leistung auf den Platz gebracht. “Das ist ein Thema bei vielen Mannschaften in der Liga.”

So passt es auch, dass Matarazzo vor dem Duell mit RB Leipzig am Freitagabend (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker), davon spricht, “nach zwei erfolgreichen Spielen diesen Lauf fortsetzen” zu wollen. Damit meinte er die beiden letzten Heimspiele gegen Augsburg (3:1) und gegen Gladbach (4:3). Dazwischen lagen allerdings zwei bittere Rückschläge gegen Teams aus dem Tabellenkeller in Mainz (1:4) und eben in Bochum.

Warum Hoffenheim gegen die schlechter positionierten Teams Probleme hat, lässt sich nur schwer sagen. Ob die Leipziger Spielweise seinem Team nun besser liegen könnte, wolle Matarazzo aber ebenfalls nicht behaupten. “Einfacher wird es nicht”, meinte der Trainer mit Blick auf die “vielen Unterschiedsspieler” der Leipziger, “die in der Lage sind, aus dem Nichts zu kreieren. Und sie sind im Flow.”

Leipziger Räume und Hoffenheimer Negativrekorde

Gleichzeitig sehe er “Räume und Momente, um Leipzig wehzutun”. Welche genau, da wollte er sich noch nicht in die Karten schauen lassen. Aber: “Die wollen wir nicht nur sehen, sondern auch nutzen. Wir haben eine Chance, wenn wir ans Maximum kommen.”

Dabei kann er gegen RB auf nahezu das gleiche Personal wie in der Vorwoche bauen, nur Umut Tohumcu fehlt gelbgesperrt. Bambasé Conté ist dafür nach Krankheit wieder eine Option für den Kader, Ihlas Bebou dank seiner Schnelligkeit in der Spitze womöglich eine Option für die Startelf. “Er hat mehr Spielzeit verdient.”

Es ist nicht unser Anspruch, 63 Gegentore zu kassieren.

Pellegrino Matarazzo

Die größten Sorgenfalten im Gesicht des Cheftrainers macht aber die Abwehr. Es gehe nicht um die Null, sondern um die drei Punkte, wiederholte Matarazzo ein Mantra aus den Vorwochen, aber: “Fakt ist auch, es ist nicht unser Anspruch, 63 Gegentore zu kassieren. Wir können nicht davon ausgehen, dass wir morgen vier Tore schießen gegen Leipzig, um das Spiel zu gewinnen.” Die Hintergründe der Defensivschwäche, “was da los ist”, seien ihm bewusst.

Gegen die drittbeste Offensive der Liga aus Leipzig (73 Treffer) sollte Hoffenheim am besten schon eine Antwort präsentieren. Die TSG wartet allerdings seit 26 Partien auf ein Spiel ohne Gegentor. Neuer Vereins-Negativrekord, solch eine Serie hat aktuell kein anderes Team vorzuweisen.

Nach dem Rückschlag in Bochum wurde unter der Woche “intensiv” trainiert. “Die Mannschaft ist wieder in der Spur.” Dies gilt es am Freitag zu beweisen.

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Bei Bebou wäre die Hürde hoch

Derzeit hat Ihlas Bebou lediglich den Status einer Ersatzkraft inne bei der TSG Hoffenheim. Nun soll Atalanta Bergamo an dem Offensivmann interessiert sein, zumindest Erkenntnissen sogenannter Transfergurus zufolge. Die Hürde für einen Wechsel wäre allerdings hoch.

Kam in er laufenden Saison in 29 der 31 Hoffenheimer Bundesliga-Spiele zum Einsatz: Ihlas Bebou (li.).

Kam in er laufenden Saison in 29 der 31 Hoffenheimer Bundesliga-Spiele zum Einsatz: Ihlas Bebou (li.).

IMAGO/DeFodi

Der Frühsommer ist bekanntlich die Zeit für Transfergerüchte und in der selbsternannte Transfergurus erwachen, ganz im Einklang mit der nun ob der ersten, warmen Tage sprießenden Natur, aus dem Winterschlaf. Ein solcher Transferguru raunte nun verschwörerisch in dem einst als Twitter bekannten sozialen Netzwerk X, dass Atalanta Bergamo vorläufige Informationen zur Situation des Ihlas Bebou gesammelt habe. Das klingt ein wenig nach geheimdienstlichem Dossier. Womöglich haben die Norditaliener, in der jüngeren Vergangenheit relativ verlässlich im europäischen Geschäft vertreten, auf diesem Wege der Informationssammlung herausgefunden, dass Bebou in Hoffenheim über einen Vertrag bis 2026 verfügt.

Was an sich kein Hindernis für einen Transfer wäre. Je nach Qualität der vorläufigen Informationen, die der aktuelle Tabellensechste der Serie A gesammelt hat, beinhalten diese womöglich aber auch die Nachricht, dass ebendieser Vertrag des 30-Jährigen mit einer Ausstiegsklausel ausgestattet ist, die oberhalb der 10-Millionen-Euro-Grenze liegt. Das wäre nun wiederum eine relativ hohe Hürde für den Transfer eines Angreifers, der aktuell lediglich eine Jokerrolle beim Bundesliga-Neunten einnimmt, wenngleich Bebou in den vergangenen Saisons (in 20/21 waren es 9 Tore und 8 Assists) gute bis ordentliche Scorerwerte vorzuzeigen hat gemessen an seinen Einsatzzeiten.

Hoffenheims Restprogramm

Hoffenheim ist auf Transferplus angewiesen

Diese fielen in der Runde bislang wesentlich knapper aus, was nicht unbedingt an dem Togolesen mit deutschem Pass lag, sondern vielmehr an der Leistungsexplosion Maximilian Beiers. Der 21-Jährige war eigentlich als Herausforderer für Bebou in die Spielzeit gestartet, traf aber vom Start weg verlässlich und steht für gewöhnlich in der Startelf von Trainer Pellegrino Matarazzo.

Allerdings spricht einiges dafür, dass die TSG ihren Senkrechtstarter im Sommer verkauft. Zum einen wegen des entsprechenden Interesses einiger Top-Klubs und einer entsprechende Ausstiegsklausel, zum anderen, weil Hoffenheim für eine schwarze Null auf ein Transferplus von 15 bis 20 Millionen Euro angewiesen ist und sich neben Beier nicht wirklich Kandidaten finden, die aus dem Stand heraus einen üppigen zweistelligen Millionenbetrag brächten. Es sei denn, Atalanta zöge die Klausel bei Bebou und der Spieler würde das auch wollen. Was aktuell aber eher als unwahrscheinlich gilt.

Benni Hofmann

Matarazzo auf Ursachenforschung

Wieder unterliegt die TSG Hoffenheim bei einem Team aus dem Tabellenkeller. Wieder, weil der Gegner, diesmal der VfL Bochum, in den Grundtugenden des Fußballspiels einfach griffiger ist. Pellegrino Matarazzo muss nun dringend Ursachenforschung betreiben.

Woran liegt es, dass die TSG erneut einknickte? Hoffenheim-Coach Pellegrino Matarazzo muss sich auf Ursachenforschung begeben.

Woran liegt es, dass die TSG erneut einknickte? Hoffenheim-Coach Pellegrino Matarazzo muss sich auf Ursachenforschung begeben.

IMAGO/pepphoto

Denn sowohl in Mainz (1:4) als auch nun beim 2:3 in Bochum knickten die Kraichgauer ein, weil der Gegner sie regelrecht auffraß. Ob des TSG-Restprogramms mit RB Leipzig (H), Darmstadt 98 (A) und dem FC Bayern (H) ist es dringend notwendig, zumindest gegen die “Lilien”, die gewiss hochgradig kämpferisch agieren werden, um sich vor eigenem Publikum anständig aus der Bundesliga zu verabschieden, nicht wieder einzubrechen. Aus den Duellen mit RB und dem FCB wäre jeder Zähler ohnehin ein Bonuspunkt. Nicht die besten Voraussetzungen, um im Schneckenrennen ums internationale Geschäft den SC Freiburg und den FC Augsburg noch hinter sich zu lassen, zumal mittlerweile von hinten der 1.FC Heidenheim drückt.

Haarsträubend schlechte TSG-Werte

Das Problem für Matarazzo: Ein echtes Muster, warum sich sein Team gegen Mannschaften aus dem letzten Drittel so schwer tut, lässt sich zumindest aus den Daten nicht ablesen. In der Hinrunde siegte die TSG sowohl in Köln als auch bei Union trotz jeweils haarsträubend schlechter Zweikampfquoten von 40,95 und 42,99 Prozent. Durch die Bank auffällig schlecht waren eigentlich nur die Werte bei der Rückrundenpleite in Mainz vor kurzem.

Schlechte Laufstatistiken (109,45 Kilometer, nur 185 Sprints) konnte Matarazzo da seinen Schützlingen vor Augen halten, zudem extrem wenige Pässe ins letzte Drittel (57). In Bochum aber sah das beispielsweise mit 119,14 Kilometern und 237 Sprints schon wieder anders aus – wobei da auch der Spielverlauf mit den zwei Kramaric-Toren noch einmal Antrieb gewesen sein dürfte, während man bei den Nullfünfern schlicht chancenlos war trotz Führung.

Auch Matarazzo bekommt keine Konstanz hin

Der Trainer sprach nach Mainz und vor Bochum davon, im Training die Zügel jeweils angezogen zu haben. Das hat der Mannschaft gegen Borussia Mönchengladbach offensichtlich gutgetan, wenngleich auch da nach starkem Beginn der Schlendrian eingekehrt war. Was die Frage nach Mentalität und Professionalität aufwirft. Fußballerisch kann diese Elf an guten Tagen selbst mit hochambitionierten Teams dieser Liga mithalten – kämpferisch ist das so eine Sache.

Dass Matarazzo keine Konstanz hinbekommt, ist dem Trainer eher nicht anzulasten. Schon Sebastian Hoeneß und André Breitenreiter verzweifelten ein Stück weit daran. Und Alfred Schreuder stolperte am Ende darüber, dass seine durchaus harten Entscheidungen bei manchem Profi nicht gut ankamen und entsprechend nicht von allen im Klub mitgetragen wurden.

Benni Hofmann, Timo Schmidt

“99 Prozent verstehen Fußball nicht”: Fan-Ärger bei Kramaric

Die TSG Hoffenheim hat es verpasst, im Kampf um Platz sieben vorzulegen. In Bochum wachten die Kraichgauer zu spät auf. Nach der Partie kam es zu einer unangenehmen Aussprache mit den Fans.

Andrej Kramaric im Dialog mit einem Fan auf dem Zaun.

Andrej Kramaric im Dialog mit einem Fan auf dem Zaun.

IMAGO/DeFodi

Mit Freiburg und Augsburg befindet sich Hoffenheim in der Schlussphase der Saison im Dreikampf um Platz sieben, der wohl für die Teilnahme an der Conference League reichen wird. In Bochum hatte die TSG die Chance, gegenüber der Konkurrenz vorzulegen. Doch die Kraichgauer waren 70 Minuten lang chancenlos, erst in den letzten Minuten wachte Hoffenheim auf.

Andrej Kramaric hatte die eigentlich schon entschiedene Partie mit seinem Doppelpack wieder spannend gemacht, die Aufholjagd kam letztlich aber zu spät. “Schade, dass wir erst in den letzten 20 Minuten Fußball gespielt haben”, ärgerte sich der Kroate, der selbst mit schwachem Abwehrverhalten am zwischenzeitlichen Bochumer 2:0 direkt beteiligt war. “Wir wussten genau, was auf uns zukommt. Wir wussten, wie Bochum zuhause spielt. Am Ende haben sie verdient gewonnen, das muss man klar so sagen”, so Kramaric bei DAZN weiter.

Baumann: “Ich erwarte, dass sie umswitchen”

Hoffenheim sei zwar laut Kramaric “nicht die erste Mannschaft, die hier Probleme hatte”, Bochums erdrückende Dominanz war dennoch ernüchternd für die TSG und ihre Ambitionen. Diese sind mittlerweile auch wieder auf den Anhang übergeschwappt – und dieser zeigte sich nach Schlusspfiff arg frustriert. “Die Fans waren enttäuscht, was auch in Ordnung ist. Ich erwarte aber schon, dass sie irgendwo umswitchen, weil wir letztes Jahr fast abgestiegen sind und dieses Jahr eine deutlich bessere Runde spielen. Es war ein bisschen emotional. Von ihrer Seite und von unserer Seite”, erklärte Oliver Baumann die Szenen nach Schlusspfiff, als unter anderem Kramaric wütend in Richtung Gästeblock gestikulierte. “99 Prozent (der Fans, Anm. d. Red) verstehen Fußball nicht, da braucht man gar nicht zu reden. Natürlich war ich in diesem Moment ein bisschen sauer”, sagte der Doppeltorschütze.

Letztlich folgte die gesamte Mannschaft in die Kurve, weitere Eskalationen gab es nicht. Die Enttäuschung über die Niederlage war derweil auch Trainer Pellegrino Matarazzo anzumerken. Seine Mannschaft habe es nicht geschafft, sich aus dem Bochumer Druck zu befreien. “Sie haben uns extrem gestresst.” Das hatte laut Hoffenheims Coach auch damit zu tun, dass “wir uns vorne nicht behauptet haben und zu selten die Tiefe gesucht haben”. Vor allem das Tempo von Maximilian Beier habe Matarazzos Elf überhaupt nicht ins Spiel gebracht.

So bleibt Hoffenheim an diesem Spieltag nur die Zuschauerrolle und die Hoffnung, dass die Konkurrenz ebenfalls stolpert. Freiburg spielt am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) zuhause gegen Wolfsburg, Augsburg empfängt zeitgleich Werder Bremen.

Matarazzos Botschaften: Reibung und Durchziehen

Auf und Ab und Auf und Ab – das ist so ein bisschen das Mantra der TSG Hoffenheim der vergangenen Monate und passt ein Stück weit zu der Mentalität, die man der Mannschaft nachsagt. Nicht zuletzt deshalb zieht Pellegrino Matarazzo nun die Zügel an.

TSG-Coach Pellegrino Matarazzo greift durch.

TSG-Coach Pellegrino Matarazzo greift durch.

IMAGO/Eibner

Ein bisschen mag sich der Trainer an die Partie in Mainz erinnert gefühlt haben, die mit 1:4 verloren ging. Damals zeigte er sich extrem sauer und war das dann auch zu Beginn dieser Woche. Da nämlich ließen es seine Profis, womöglich unter dem Eindruck des emotionalen 4:3-Sieges gegen Borussia Mönchengladbach, offenbar etwas lockerer angehen. “Wir sind nicht gut gestartet in die Trainingswoche nach Gladbach”, verriet Matarazzo. “Da gab es ein wenig Reibung.”

Was auf den ersten Blick verwunderlich klingt, könnte sich vor der Auswärtspartie an diesem Freitagabend beim VfL Bochum (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker) vielleicht als gar nicht schlecht erweisen. Denn nach der Mainz-Pleite krachte es erheblich – und die TSG, bei der neben den Langzeitverletzten Mergim Berisha und Marco John (beide Reha nach Kreuzbandriss) noch Stanley Nsoki (Hüfte), Dennis Geiger (muskuläre Beschwerden) und Bambase Conte (Infekt) fehlen, zeigte nicht die schlechteste Reaktion, wenngleich sie gegen die Elf vom Niederrhein am Ende zittern musste.

Matarazzo, so fühlt es sich an, schafft es gerade, diese fußballerisch zweifelsfrei sehr veranlagte Truppe auch so einzuschwören, dass sie nicht bei Widerständen zusammenbricht, was lange Zeit ihr großes Problem und auch in Mainz der Fall war. Genauso in Frankfurt beispielsweise vor der Länderspielpause.

“Sie sind in der Lage, eine Mannschaft extrem zu stressen”

Diesen anderen Eindruck aus dem Gladbach-Spiel zu bestätigen, darauf wird es im Ruhrpott ankommen. “Diese Mannschaft steht mit dem Rücken zur Wand, sie werden definitiv ihr intensives, unangenehmes Gesicht zeigen. Sie sind in der Lage, eine Mannschaft extrem zu stressen”, erwartet Matarazzo einen wehrhaften Gastgeber. Logische Folge aus seiner Sicht: “Das Entscheidende ist nicht die Taktik, sondern es sind die Entscheidungen, die wir auf dem Platz treffen.”

“Intensität und Härte zeigen und gleichzeitig smart sein”

In Mainz etwa spielte Hoffenheim den Nullfünfern zu häufig in die Karten, indem die TSG im Aufbau mutlos zu oft den Weg zurück über Oliver Baumann suchte, anstatt Pressinglinien zu überspielen. Was blieb? Der lange Schlag und nicht selten der verlorene Kampf um den viel zitierten zweiten Ball. “Intensität und Härte zeigen und gleichzeitig smart zu sein”, fordert der Coach.

Im Schlussspurt um das internationale Geschäft gibt es für Matarazzo laut eigener Aussage “nur noch eines: Zusammen marschieren. Es gibt keine Alternative, wir entscheiden uns für einen Weg und ziehen alle durch.” Seine Elf hat es nun in der Hand zu demonstrieren, dass sie die Botschaften des 46-Jährigen verstanden hat.

Benni Hofmann

Tauziehen um Hopps Vermächtnis

Ruhe herrscht schon lange nicht mehr bei der TSG Hoffenheim. Der zuletzt eher vor sich hinschwelende Konflikt zwischen mehreren Lagern nimmt nun wieder an Fahrt auf. Es geht dabei um nichts weniger als das Vermächtnis von Dietmar Hopp, der den Dorfklub mit seinen Millionen in die Bundesliga geführt hat.

Hinter den Kulissen wird bei der TSG Hoffenheim um das Vermächtnis von Dietmar Hopp gerungen.

Hinter den Kulissen wird bei der TSG Hoffenheim um das Vermächtnis von Dietmar Hopp gerungen.

picture alliance / Promediafoto

Quo vadis, TSG Hoffenheim? Wohin geht’s für den Emporkömmling? Sportlich womöglich nach Europa. Die Mannschaft von Trainer Pellegrino Matarazzo kämpft um den Einzug ins internationale Geschäft, am Freitagabend (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker) ist sie beim VfL Bochum gefordert. Hinter den Kulissen wird auch gerungen, aber um die strategische und personelle Ausrichtung der Spielbetriebs-GmbH. Es geht um nichts weniger als das Vermächtnis von Dietmar Hopp.

Um die Gunst des Milliardärs, ohne dessen Geld die TSG wohl auf Kreis- oder Bezirksniveau herumdümpeln dürfte, ist das große Tauziehen entbrannt. Hopp feiert an diesem Freitag seinen 84. Geburtstag, die künftige Weichenstellung im Kraichgau wird also mit jedem Jahr dringlicher. Einen ersten Schritt machte die TSG durch die Rückübertragung der Stimmrechtsmehrheit vom Geldgeber an den eingetragenen Verein. Formal stellt Hoffenheim damit keine Ausnahme mehr von der 50+1-Regel dar. Klar ist aber auch: Hopps Worte haben nach wie vor größtes Gewicht, Entscheidungen ab gewissen Finanzvolumina oder von bestimmter Strahlkraft werden ohne ihn nicht getroffen.

Eine solche Entscheidung von Strahlkraft war es, nach der Trennung von Frank Briel Alexander Rosen zum Sportgeschäftsführer zu machen vor nicht einmal einem Jahr. Das Aus für Briel verwunderte, weil der für die Finanzen zuständige Ex-Geschäftsführer als äußerst loyal galt. Zudem arbeitete er auch gut zusammen mit Rosen, vor der Beförderung noch Direktor Profifußball. Insofern wäre der Schluss, des einen Aus ermöglichte erst die Aufwertung des anderen, ein trügerischer. Womöglich taten sich schon damals die ersten Gräben in der GmbH-Führung auf, die heute immer ersichtlicher werden.

Tischtuch zwischen der sportlichen Leitung und der Rest-Geschäftsführung zerschnitten

Mittlerweile steht auch Rosen zur Debatte, trotz Vertrags bis 2025. Da half auch ein halbgares Dementi aus der Medienabteilung nichts. Vor allem wenn kurze Zeit danach Pirmin Schwegler in der Mixed Zone öffentlich von “Widerständen” spricht, die “teilweise auch von innen” kommen. Der aktuelle Direktor Profifußball ist nach einer langen Karriere als Aktiver ein Medienprofi. So eine Person wählt ihre Worte bedacht. Ohne dabei konkret zu werden sprach Schwegler das aus, was rund um Sinsheim ohnehin jeder weiß. Zwischen der sportlichen Leitung um Rosen, den Technischen Direktor Bastian Huber und dem ihnen loyalen Schwegler und der Rest-Geschäftsführung aus Denni Strich (u.a. Marketing) und Prof. Dr. Jan Mayer (u.a. Unternehmensentwicklung) ist das Tischtuch längst zerschnitten. Nun geht es darum, wer in Hopps Gunst am höchsten steht, um seine jeweiligen Pfründe zu sichern.

Die sportliche Negativserie zwischen Ende Oktober und Februar setzte Rosen unter Druck. Schon damals wurde gemunkelt, dass der 45-Jährige die Saison nicht überleben werde. Eine gewisse Wende trat ein mit den Siegen bei Borussia Dortmund (3:2) Ende Februar und gegen Werder Bremen (2:1) Anfang März. Auch wenn die Matarazzo-Elf seither keine Konstanz an den Tag legen kann, deutet einiges darauf hin, dass sie die Kurve kriegt. Um es im Gesamtkontext einzuordnen: Mit Maximilian Beier, dessen Explosion so nicht absehbar war, Umut Tohumcu und zuletzt Tim Drexler haben Rosen und Matarazzo, dessen Schicksal eng mit dem des Sportchefs verbunden ist, drei Eigengewächse in der Bundesliga etabliert. Ein wichtiger Bewertungsfaktor im Kraichgau.

In Sachen Personaletat rangiert die TSG auf Platz neun – also genau dort, wo sie aktuell in der Tabelle steht. Während sie in den vergangenen drei Spielzeiten zweimal als Elfter (2020/21) und Zwölfter (2022/23) das Minimalziel verfehlte, hat sie derzeit noch realistische Chancen auf Rang sieben oder acht und hätte damit, wie man im Sport gerne sagt, überperformt.

Ob man das von der Vermarktung und der Positionierung des Gesamtunternehmens TSG Hoffenheim in der Region auch behaupten kann? Die Stadionauslastung stagniert bei 80 Prozent, aktuell der schlechteste Wert in der Beletage, was allerdings auch mit den sportlichen Darbietungen verknüpft werden kann. Gerade beherrschen auch Wendungen um den nach der SAP zweitwichtigsten Sponsor des Klubs die Debatten, die Schwarz-Gruppe. Mit dem Multikonzern, der über Pre-Zero als Stadionnamensgeber und mit weiteren Marken (Saskia-Wasser, STACK-IT, XM Cyber) mit den Hoffenheimern verbandelt ist, scheint es nicht allzu gut zu laufen. Derzeit ist nach kicker-Informationen fraglich, ob die Gruppe all ihre laufenden Sponsorings verlängert. Die strategische Partnerschaft endet beispielsweise 2025. Mindestens sieben Millionen Euro pro Saison stehen im Feuer.

Das Thema fällt in das Ressort von Strich, der im Oktober 2022 den ihm aus seiner DFB-Zeit bekannten Carl Monteiro zum Leiter Sponsoring, Vertrieb, Hospitality & Events und Strategie machte. Strich selbst kam ein halbes Jahr nach seinem Aus beim Verband als Direktor zur TSG und wurde wenige Monate später, im Juli 2020, zum Geschäftsführer bestellt. Strich gilt als enger Freund von Mediendirektor Christian Frommert, den die Bild einst sogar als “heimlichen Boss der Hoffenheimer Geschäftsstelle” beschrieb, weil er über beste Drähte zu Hopp verfügen soll.

Hopp und Wittmann nicht nur Freunde, sondern auch geschäftlich verbandelt

Über einen direkten Zugang zu Hopp verfügt auch Roger Wittmann. Den Spielerberater bezeichnete der bald 84-Jährige selbst als Freund, beide sind zudem geschäftlich verbandelt. Hopp übernahm mit seiner Gesellschaft Hobra nicht nur den Fußballklub Barra Futebol Clube in Brasilien, der von Personen und Firmen aus dem Umfeld von Wittmanns Agentur Rogon aus der Taufe gehoben wurde. Nein, er investierte auch in Wittmanns Cuju-App, mit der der 64-Jährige Talentförderung und Scouting zu revolutionieren versucht .

Wittmanns Agentur verschaffte der TSG Millionendeals wie Roberto Firmino, Joelinton oder Georginio Rutter, aber auch immer wieder Profis wie In-Hyeok Park, Christoph Martschinko, Felipe Pires, Guilherme Biteco, Lucas Ribeiro, oder Bruno Nazario, die nie den Durchbruch schafften und ständig verliehen werden mussten. In den Sommertransferperioden 2022 und 2023 kamen via Rogon mit Stanley Nsoki (geschätzt rund 12 Mio. Euro Ablöse) und Attila Szalai (12,3 Mio. Euro Ablöse) zwei extrem teure Innenverteidiger für die halblinke Position in der Dreierkette, die beide floppten.

Zudem nahm die TSG für einen weiteren Wittmann-Klienten, Mergim Berisha, im Sommer 2023 geschätzt einen zweistelligen Millionenbetrag in die Hand. Dass sich der 25-Jährige im Herbst einen Kreuzbandriss zuzog, ist bitter. Erstaunlich war die Investition dennoch, denn gerade im Sturm schien der Kader gut und breit aufgestellt, wie die aktuelle Anzahl von 53 erzielten Toren nahelegt. Die sportliche Leitung muss sich zumindest fragen lassen, inwiefern sie sich ein Stück weit auf dieses Zusammenspiel eingelassen hat – oder sich einlassen muss.

Vor allem eine Personalie ließ in diesem Zusammenhang aufhorchen: Die Freistellung von Akademieleiter Jens Rasiejewski im Dezember 2023. Als Grund für die Trennung von dem 49-Jährigen gab der Klub den Evergreen der “unterschiedlichen Auffassungen” an. Zumindest ob der sportlichen Darbietung der wichtigsten Nachwuchsteams ein auf den ersten Blick erstaunlicher Schritt: Der U 19 ist der Meistertitel in der Süd-Südwest-Staffel nur noch theoretisch zu nehmen und die U 23 hat noch alle Chancen auf den Drittliga-Aufstieg unter dem Trainer Vincent Wagner, den Rasiejewski geholt hatte.

Rasiejewski soll schonungslose Ehrlichkeit gegenüber Rogon-Klienten auf die Füße gefallen sein

Dem ehemaligen Nachwuchschef soll schonungslose Ehrlichkeit gegenüber Rogon-Klienten im Nachwuchsbereich auf die Füße gefallen sein. Vor allem junge Franzosen hatte Wittmanns Firma in den letzten Jahren zur TSG gebracht. Ein Blick in die U 23 offenbart: Weder Aleksei Carnier (20) noch Mathieu Kambala (20) oder Adam Mulele (19) sind nah am Status der Stammkraft, bei Simon Kalambayi (19) stimmt zumindest die Quote halbwegs (6 Scorerpunkte in 17 Spielen). Hubert Mbuyi-Muamba ob seines bitteren Schicksals, einer Erkrankung an Leukämie, hier zu bewerten, wäre nicht statthaft. Überrascht hat das Rasiejewski-Aus nach einem monatelangen Eiertanz darum, wer nun die Kündigung aussprechen solle, jedenfalls niemanden mehr. Dass er anders als branchenüblich in der offiziellen Mitteilung über die Trennung nicht zu Wort kam, lässt tief blicken. Derzeit verhandeln beide Seiten außergerichtlich über eine gütliche Einigung.

In dieser Gemengelage erwecken die jüngsten Entwicklungen den Eindruck, dass sich die Lager Wittmann und Strich/Mayer zusammengetan haben könnten. Dass mit dem durchaus umworbenen Sportchef von Sturm Graz, Andreas Schicker, bereits ein potenzieller Rosen-Nachfolger im Gespräch ist, der einst mit Rogon-Österreich-Vertreter Daniel Kastner in Ried zusammenspielte, unterstreicht diesen Eindruck. Entscheidend wird nun die Frage sein, welches Lager die besseren Argumente gegenüber Hopp bereithält – oder über den besseren Zugang verfügt.

Wo sortieren sich die e.V.-Vertreter Baumgärtner und Engelhardt ein?

Und wo sich die e.V.-Vertreter Kristian Baumgärtner und Simone Engelhardt einsortieren. Schließlich halten diese nach der Rückgabe des 50+1-Ausnahmestatus formal die Stimmrechtsmehrheit. SAP-Aufsichtsrat Gerhard Oswald, einflussreiches Beiratsmitglied der Spielbetriebs-GmbH, und Hopps Sohn Daniel jedenfalls sollen das Wirken Rogons mindestens kritisch betrachten.

Benni Hofmann

Wie Matarazzo die Emotionen weckte

Dem 1:4 in Mainz folgte mit dem 4:3 gegen Borussia Mönchengladbach die richtige Reaktion bei der TSG Hoffenheim. Diese hatte offenbar auch mit Änderungen im Training zu tun.

Pellegrino Matarazzo sah gegen Gladbach eine andere TSG als zuletzt in Mainz.

Pellegrino Matarazzo sah gegen Gladbach eine andere TSG als zuletzt in Mainz.

IMAGO/HMB-Media

Grischa Prömel, der mit einem sehenswerten Fernschuss das zwischenzeitliche 2:1 erzielt hatte, wusste zu berichten: “Diese Woche war intensiver, es hat ein paarmal gekracht.” Offenkundig ließ Pellegrino Matarazzo seinen Ankündigungen von Mainz Taten folgen. Mächtig angefressen wirkte der Trainer nach dem desolaten Auftritt bei den Rheinhessen. Entsprechend zog Matarazzo die Zügel an, ließ gerade auch ruppigere Duelle in den Einheiten mal laufen – frei nach dem Motto: Aufstehen, weitermachen.

Ein Stilmittel, das gegen die Borussia Wirkung zeigte. Vor einigen Wochen wäre diese Elf, der man viel fußballerische Qualität, aber wenig Resilienz nachsagt, nach einem derartigen Spielverlauf wohl in sich zusammengefallen. Am Samstag schüttelte sie sich kurz und ließ dem späten Ausgleich den umjubelten Siegtreffer folgen. Emotionen am Wochenende durch Emotionen unter der Woche? Ob diese Gleichung auf Dauer aufgeht, wird sich schon am Freitagabend zeigen.

Dann nämlich gastiert die TSG beim VfL Bochum (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker.de). Wieder ein Kontrahent aus dem Abstiegskampf, der sich vor allem über die Arbeit gegen den Ball definiert. “In Bochum wird man sehen, ob wir aus Mainz gelernt haben”, denkt Prömel. “Wir haben in der Vergangenheit eher Probleme gehabt mit Mannschaften wie Mainz, Bochum, Augsburg.” Dass gegen den FCA, der bekanntlich mittlerweile ein Wettbewerber um die internationalen Ränge ist, kürzlich noch ein weitgehend souveränes 3:1 gelang, mag der ein oder andere in Hoffenheim überbewertet haben. Denn an jenem Tag waren die bayerischen Schwaben 30 Minuten lang nicht wettbewerbsfähig, hatten das Gift, das sie normalerweise in die Zweikämpfe legen, augenscheinlich im Teamhotel vergessen.

Was dazu führte, dass Andrej Kramaric und Co. den FCA einschnürten und geradezu dominierten, wie sie es auch zwei Wochen später mit einer enorm tief stehenden Borussia taten. Auch der Kroate, gegen die Elf vom Niederrhein der gewohnt kreative Kopf der TSG-Offensive, erwartet wie Prömel einen echten Abnutzungskampf im Ruhrpott: “In Bochum wird es wie in Mainz. Wir haben fast alles da probiert, aber dort noch nie gefeiert.” Sowohl für Kramaric als auch für Prömel lautet das Ziel: “Wir wollen international spielen.” Legt die TSG die Emotionen wie zuletzt auch in Bochum auf den Platz, steigert sie die Wahrscheinlichkeit auf die dafür nötigen Zähler deutlich.

Benni Hofmann

Schweglers spannende Worte nach dem 4:3

Nach außen herrscht eitel Sonnenschein bei der TSG Hoffenheim nach dem mitreißenden 4:3-Sieg über Borussia Mönchengladbach, dass es intern rumort, gilt als offenes Geheimnis. Das offenbarte sich auch nach dem so wichtigen Dreier am Samstag.

Hoffenheims Direktor Profifußball Pirmin Schwegler wählt spannende Worte.

Hoffenheims Direktor Profifußball Pirmin Schwegler wählt spannende Worte.

IMAGO/foto2press

Denn unter dem Eindruck des wilden wie emotionalen 4:3 nach 3:1-Führung und zwischenzeitlichem Ausgleich der Gäste sagte Pirmin Schwegler folgende, denkwürdige Sätze: “Trotz vieler Widerstände innerhalb eines Spiels, aber auch Widerständen, die immer wiederkommen, teilweise auch von innen, ist das ein großes Zeichen nach innen aber auch nach außen. Darauf kann die Mannschaft total stolz sein.” Widerstände von innen? Näher substantiiert hatte der Direktor Profifußball diesen Begriff nicht.

Dass das Verhältnis zwischen der sportlichen Leitung um Sport-Geschäftsführer Alexander Rosen, der Ex-TSG-Profi Schwegler zurück nach Hoffenheim holte, und dem Technischen Direktor Bastian Huber auf der einen sowie den Geschäftsführern Jan Mayer (u.a. Innovation) und Denni Strich (Marketing und Kommunikation), der ob eines anderen Sachverhalts unter Druck steht, auf der anderen Seite nicht das Beste ist, gilt als offenes Geheimnis. Rosens Zukunft ist offen, da hilft auch das halbgare Dementi eines kicker-Artikels nichts. Der Verbleib des 45-Jährigen hänge nicht vom Abschneiden in dieser Bundesliga-Saison und dem Erreichen des Europapokals ab, hatte ein Klub-Sprecher gegenüber der Nachrichtenagentur dpa erklärt. Es gebe demnach weder ein Ultimatum noch einen direkten Zusammenhang der Endplatzierung mit der weiteren Zusammenarbeit mit dem bis Sommer 2025 vertraglich gebundenen Rosen. Was in dieser Deutlichkeit nie geschrieben wurde, sondern lediglich, dass Rosens Zukunft auch davon abhängen wird, ob den Kraichgauern im Saisonendspurt die Qualifikation für das internationale Geschäft gelingt.

In der Pressekonferenz von einem Reporter auf Schweglers Aussage angesprochen, erklärte Pellegrino Matarazzo: “Wenn er das gesagt hat, hat er das gesagt. Ich bin Trainer und verantwortlich für die Mannschaft und dass wir am Wochenende performen. Wenn es irgendwelche Unstimmigkeiten im Verein gibt, dann ist es meine Aufgabe, das abzuschirmen, zu filtern, damit es nicht an die Mannschaft kommt.” Der Trainer legte wert auf die Feststellung, dass dies allgemein gesprochen sei. Allerdings führte Matarazzo auch aus: “Umso ruhiger ein Verein ist, desto größer ist die Chance auf mittelfristigen Erfolg.”

Benni Hofmann