Seoane fordert mehr Mut: “Problem der vorsichtigen Entscheidungen”

Auf der Jagd nach den erlösenden Punkten für den Klassenerhalt unterliefen den Gladbachern zuletzt immer wieder individuelle Fehler. Gerardo Seoane fordert von seiner Mannschaft ein ganz bestimmtes “Mindset”.

War zuletzt nicht immer zufrieden mit den Entscheidungen seiner Spieler: Gerardo Seoane.

War zuletzt nicht immer zufrieden mit den Entscheidungen seiner Spieler: Gerardo Seoane.

IMAGO/Sven Simon

Nur ein Sieg gelang der Borussia in den jüngsten acht Spielen. Nach vier Remis und drei Niederlagen liegen die Gladbacher drei Spieltage vor dem Ende nur vier Punkte vor dem Relegationsplatz. Umso wichtiger ist das Spiel am Samstag (15.30 Uhr) bei Werder Bremen. Die Grün-Weißen liegen zwar fünf Zähler vor der Fohlen-Elf, haben aber nur eines der vergangenen 14 Duellen gegen die Borussia gewonnen (bei fünf Remis und acht Niederlagen).

Das letzte Gastspiel in Norddeutschland verlief für Gladbach aber gar nicht nach Plan, 1:5 ging ein damals noch von Daniel Farke trainiertes Team unter. Damit es wieder einmal für drei Punkte reicht, forderte der aktuelle Coach Gerardo Seoane von seinem Team mehr Eigeninitiative: “Ich glaube, wir müssen für uns als Einzelspieler den Entscheid treffen, mutiger zu sein, mehr zu agieren, weniger zu reagieren, Fehler beim Gegner zu provozieren und mit diesem Mindset ins Spiel gehen.”

Mehr Mut in den Entscheidungen – Zu viele individuelle Fehler

Zwar habe durchaus beim 0:0 gegen Union die Möglichkeit bestanden, “vertikaler und schneller nach vorne zu spielen”, dass dies schlicht zu selten passierte, war “vielmehr ein Problem der vorsichtigen Entscheidungen”. Dabei nahm er auch seine Leistungsträger in die Pflicht – zumindest indirekt: “Klar wünscht man sich, dass erfahrene Spieler in schwierigen Momenten die konstanteste Leistung abrufen.” Erfahrung sei in diesem Zusammenhang aber “keine Frage des Alters”, betonte der 45-Jährige, sondern: “Schaffe ich es, mich an die Gegebenheiten anzupassen, mit dem Druck und mit der Qualität des Gegners umzugehen?”

Dass im bisherigen Saisonverlauf “der ein oder andere individuelle Fehler zu viel in unserem Spiel war, was uns in gewissen Spielen auch in Probleme gebracht hat”, verhehlte Seoane nicht. Gerade beim wilden 3:4 bei der TSG Hoffenheim vor rund zwei Wochen traten diese vermehrt zu Tage. Diese Fehler sind auch ein Grund für die unstete Saison der Seoane-Elf. Die immer noch recht brenzlige Lage blende man nicht aus, betonte der Coach: “Wir sind uns der Situation und der Lage intern absolut bewusst, was hier für eine Herausforderung und Aufgabe vor uns steht.”

Beginnend mit dem Auswärtsspiel in Bremen sind es insgesamt noch drei Partien, in denen schnell der sichere Klassenerhalt eingetütet werden soll. Allerdings geht es danach noch zu Hause gegen Frankfurt und auswärts in Stuttgart gegen zwei Teams aus dem oberen Tabellendrittel.

Tabellenrechner

Weigl kehrt zurück – Koné eine Option

Personell kann Seoane wieder auf den zuletzt gelb-gesperrten Julian Weigl setzen. Wie das Mittelfeldzentrum besetzt wird, ließ Seoane offen, denn Kouadio Koné gab gegen Union sein Comeback. Der 22-Jährige habe mit seiner Dynamik ein anderes, aber wichtiges Profil wie andere Spieler in der Gladbacher Zentrale. “Wir werden abwägen, wie wir das zentrale Mittelfeld zusammenstellen. Er hat gezeigt, dass er auf einem guten Weg zurück ist”, so Seoane.

Bereits am Mittwoch hatte sich Kapitän und Stammkeeper Jonas Omlin wieder fit gemeldet. Bis auf Shio Fukuda (Kapselriss am Sprunggelenk), Tony Jantschke (Adduktorenzerrung), Christoph Kramer (Trainingsrückstand nach Infekt), Grant-Leon Ranos (Fußwurzelverletzung), Simon Walde (Syndesmoseriss) und Maximilian Wöber (Muskelfaserriss im Oberschenkel) habe der restliche Kader “vor allem auch heute, Teile oder ganz mittrainiert”.

Seoane fordert mehr Mut: “Problem der vorsichtigen Entscheidungen”

Auf der Jagd nach den erlösenden Punkten für den Klassenerhalt unterliefen den Gladbachern zuletzt immer wieder individuelle Fehler. Gerardo Seoane fordert von seiner Mannschaft ein ganz bestimmtes “Mindset”.

War zuletzt nicht immer zufrieden mit den Entscheidungen seiner Spieler: Gerardo Seoane.

War zuletzt nicht immer zufrieden mit den Entscheidungen seiner Spieler: Gerardo Seoane.

IMAGO/Sven Simon

Nur ein Sieg gelang der Borussia in den jüngsten acht Spielen. Nach vier Remis und drei Niederlagen liegen die Gladbacher drei Spieltage vor dem Ende nur vier Punkte vor dem Relegationsplatz. Umso wichtiger ist das Spiel am Samstag (15.30 Uhr) bei Werder Bremen. Die Grün-Weißen liegen zwar fünf Zähler vor der Fohlen-Elf, haben aber nur eines der vergangenen 14 Duellen gegen die Borussia gewonnen (bei fünf Remis und acht Niederlagen).

Das letzte Gastspiel in Norddeutschland verlief für Gladbach aber gar nicht nach Plan, 1:5 ging ein damals noch von Daniel Farke trainiertes Team unter. Damit es wieder einmal für drei Punkte reicht, forderte der aktuelle Coach Gerardo Seoane von seinem Team mehr Eigeninitiative: “Ich glaube, wir müssen für uns als Einzelspieler den Entscheid treffen, mutiger zu sein, mehr zu agieren, weniger zu reagieren, Fehler beim Gegner zu provozieren und mit diesem Mindset ins Spiel gehen.”

Mehr Mut in den Entscheidungen – Zu viele individuelle Fehler

Zwar habe durchaus beim 0:0 gegen Union die Möglichkeit bestanden, “vertikaler und schneller nach vorne zu spielen”, dass dies schlicht zu selten passierte, war “vielmehr ein Problem der vorsichtigen Entscheidungen”. Dabei nahm er auch seine Leistungsträger in die Pflicht – zumindest indirekt: “Klar wünscht man sich, dass erfahrene Spieler in schwierigen Momenten die konstanteste Leistung abrufen.” Erfahrung sei in diesem Zusammenhang aber “keine Frage des Alters”, betonte der 45-Jährige, sondern: “Schaffe ich es, mich an die Gegebenheiten anzupassen, mit dem Druck und mit der Qualität des Gegners umzugehen?”

Dass im bisherigen Saisonverlauf “der ein oder andere individuelle Fehler zu viel in unserem Spiel war, was uns in gewissen Spielen auch in Probleme gebracht hat”, verhehlte Seoane nicht. Gerade beim wilden 3:4 bei der TSG Hoffenheim vor rund zwei Wochen traten diese vermehrt zu Tage. Diese Fehler sind auch ein Grund für die unstete Saison der Seoane-Elf. Die immer noch recht brenzlige Lage blende man nicht aus, betonte der Coach: “Wir sind uns der Situation und der Lage intern absolut bewusst, was hier für eine Herausforderung und Aufgabe vor uns steht.”

Beginnend mit dem Auswärtsspiel in Bremen sind es insgesamt noch drei Partien, in denen schnell der sichere Klassenerhalt eingetütet werden soll. Allerdings geht es danach noch zu Hause gegen Frankfurt und auswärts in Stuttgart gegen zwei Teams aus dem oberen Tabellendrittel.

Tabellenrechner

Weigl kehrt zurück – Koné eine Option

Personell kann Seoane wieder auf den zuletzt gelb-gesperrten Julian Weigl setzen. Wie das Mittelfeldzentrum besetzt wird, ließ Seoane offen, denn Kouadio Koné gab gegen Union sein Comeback. Der 22-Jährige habe mit seiner Dynamik ein anderes, aber wichtiges Profil wie andere Spieler in der Gladbacher Zentrale. “Wir werden abwägen, wie wir das zentrale Mittelfeld zusammenstellen. Er hat gezeigt, dass er auf einem guten Weg zurück ist”, so Seoane.

Bereits am Mittwoch hatte sich Kapitän und Stammkeeper Jonas Omlin wieder fit gemeldet. Bis auf Shio Fukuda (Kapselriss am Sprunggelenk), Tony Jantschke (Adduktorenzerrung), Christoph Kramer (Trainingsrückstand nach Infekt), Grant-Leon Ranos (Fußwurzelverletzung), Simon Walde (Syndesmoseriss) und Maximilian Wöber (Muskelfaserriss im Oberschenkel) habe der restliche Kader “vor allem auch heute, Teile oder ganz mittrainiert”.

Härtetest bestanden: Omlin ist bereit für Werder

Die Nummer 1 bei Borussia Mönchengladbach ist zurück. Nun liegt es an Trainer Gerardo Seoane, wer beim Auswärtsspiel in Bremen das Tor der Fohlen hütet. Bei anderen Profis ist die Nachrichtenlage nicht ganz so positiv.

Könnte am Samstag beim Gastspiel in Bremen wieder zurück zwischen die Pfosten kehren: Gladbachs Nummer 1 Jonas Omlin (li.).

Könnte am Samstag beim Gastspiel in Bremen wieder zurück zwischen die Pfosten kehren: Gladbachs Nummer 1 Jonas Omlin (li.).

IMAGO/Beautiful Sports

Jonas Omlin strahlte mit der Sonne um die Wette, als er am Mittwoch den Trainingsplatz verließ. Der Härtetest war bestanden, die Oberschenkelmuskulatur bereitet dem Torhüter keine Probleme mehr. Omlin gab nach der Einheit denn auch grünes Licht für Bremen: “Alles okay, ich bin fit und bereit.”

Chiarodia erneut eine Option

Gerardo Seoane will jetzt abwarten, wie bei der etatmäßigen Nummer 1 die Muskulatur auf die Belastung reagiert. Dann gilt es für den Trainer zu entscheiden, ob er Omlin auch direkt wieder zwischen die Pfosten stellt oder Moritz Nicolas im Kasten bleibt. Nicolas hinterließ bei den jüngsten zwei Einsätzen gegen Hoffenheim (3:4) und Union Berlin (0:0) während Omlins neuerlicher Verletzungspause einen zuverlässigen Eindruck. Im Gegensatz zu anderen Mannschaftsteilen haben die Borussen auf der Torhüterposition kein Problem.

Weniger positiv fielen am Mittwoch die Nachrichten zu Maximilian Wöber aus. Die Hoffnung, dass der Österreicher vielleicht schon wieder zurückkehren könnte gegen Werder, haben sich zerschlagen. Der leichte Muskelfaserriss im Oberschenkel lässt noch kein Training zu. Gegen Union vertrat der 18-jährige Fabio Chiarodia Wöber in der Dreierkette. Das ist auch für Samstag wieder eine Option.

Zieht Seoane allerdings Ko Itakura zurück in die Abwehrreihe, könnte in der Doppelsechs ein Platz für Rocco Reitz neben Rückkehrer Julian Weigl (nach Gelbsperre) frei werden. Oder für Manu Koné. Der Franzose absolvierte wie die ebenfalls in der vergangenen Woche zurückgekehrten Franck Honorat und Jordan das volle Programm.

Nur individuell konnte Florian Neuhaus arbeiten. Der Mittelfeldspieler leidet unter muskulären Problemen im Adduktorenbereich, die schon am Sonntag gegen Union beim Aufwärmen aufgetreten waren. Verzichten müssen die Fohlen außerdem auf Christoph Kramer (nach Infekt), Tony Jantschke (Adduktorenprobleme), Grant-Leon Ranos (Fußwurzelverletzung), Simon Walde (Syndesmoseriss) und Nachwuchsstürmer Shio Fukuda (Kapselriss am Sprunggelenk).

Jan Lustig

Youngster Chiarodia empfiehlt sich bei Seoane

Wenigstens einen Lichtblick gab es auf Gladbacher Seite beim trostlosen 0:0 der Borussia gegen Union Berlin. Der erst 18 Jahre alte Fabio Chiarodia bestand die Feuertaufe in der Startelf – und könnte am Samstag an alter Wirkungsstätte gleich wieder gefragt sein.

Kommt in seiner Karriere bislang auf neun Bundesliga-Einsätze: Fabio Chiarodia.

Kommt in seiner Karriere bislang auf neun Bundesliga-Einsätze: Fabio Chiarodia.

IMAGO/Uwe Kraft

Die Null steht, wenn Fabio Chiarodia von Beginn an ran darf. Zwar war es am Sonntag erst zum zweiten Mal der Fall, dass der Innenverteidiger in der Gladbacher Startformation auftauchte, aber erneut blieb die sonst so anfällige Fohlenelf mit dem Teenager in der Abwehr ohne Gegentor. Im DFB-Pokal hatte Chiarodia erstmals angefangen, im Dezember gegen den VfL Wolfsburg, als sich die Borussen mit 1:0 nach Verlängerung durchsetzen konnten. Nun feierte er gegen Union in der Liga seine Startelfpremiere für die Borussen – und wusste zu überzeugen.

“Fabio hat ein gutes Spiel gemacht. Natürlich hätte er auch mal offensiver andribbeln oder die Linien überspielen können. Aber es ist für so einen Jungen schwierig in der aktuellen Drucksituation”, sagte Sportdirektor Nils Schmadtke und lobte: “Er hat am Mann sehr gut verteidigt und offensiv raus verteidigt. Er hat die Gegenspieler verfolgt und sich nicht drehen lassen.”

Gladbachs restprogramm

Trainer Gerardo Seoane bescheinigte Chiarodia eine “ziemlich solide Leistung” und zeigte “volles Verständnis”, dass der Innenverteidiger bei seinen Pässen die Sicherheitsvariante wählte, “obwohl er die vertikalen Bälle eigentlich sehr gut spielen kann”. Allerdings verging auch einiges an Zeit zwischen dem fünften und sechsten Saisoneinsatz am Sonntag: In diesem Jahr war Chiarodia bisher nur in der U 23 zum Zug gekommen und hatte in der Regionalliga West Spielpraxis gesammelt. Mit der plötzlichen Berufung ging es gleich von 0 auf 100. “Wenn hinten die Null steht, ist das für einen Verteidiger schon mal ein gutes Zeichen. Klar war da noch Luft nach oben. Egal, wie die Leistung ist – es geht immer noch besser. Für mein Startelf-Debüt für Borussia war es aber ordentlich”, sagte Chiarodia.

Befreit sich Gladbach aus dem Abstiegskampf? Jetzt die restliche Saison mit dem Tabellenrechner durchspielen.

Chiarodia ist die mutige Wahl

Für den Deutsch-Italiener öffnete sich die Tür, weil Maximilian Wöber wegen eines Muskelfaserrisses im Oberschenkel nicht zur Verfügung stand. Statt etwa Ko Itakura wieder zurück in die Abwehrreihe zu ziehen oder Joe Scally in der Dreierkette einzubauen, entschied sich Seoane für die Lösung mit Chiarodia. Sicher eine mutige Wahl in der aktuellen Situation, in der sich die Mannschaft befindet. Aber Chiarodia hielt dem Druck stand.

Möglich daher, dass er am Samstag in Bremen (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) bei der Rückkehr an die alte Wirkungsstätte – insgesamt trug der Verteidiger neun Jahre lang das Werder-Trikot, ehe es ihn im Sommer nach Gladbach zog – wieder beginnen darf. “Ich werde in der Trainingswoche jedenfalls alles dafür geben”, kündigte Chiarodia schon an.

Jan Lustig

Ängstliche Borussen – Seoane will die Blockade im Kopf lösen

Die Situation für Borussia Mönchengladbach bleibt nach dem 0:0 gegen Union Berlin brandgefährlich. Der Trainer macht bei seinen Spielern eine große Verunsicherung aus und fordert ein mutigeres Auftreten.

Gerardo Seoane und Borussia Mönchengladbach bleiben im Abstiegskampf stecken.

Gerardo Seoane und Borussia Mönchengladbach bleiben im Abstiegskampf stecken.

IMAGO/Sven Simon

Als die Kölner in der Nachspielzeit das 1:1 in Mainz erzielten, war der alte Abstand wieder hergestellt. Vier Punkte beträgt der Vorsprung der Borussia auf den Relegationsplatz nach dem 31. Spieltag, und das bedeutet, dass theoretisch schon am nächsten Wochenende der Ligaverbleib unter Dach und Fach gebracht werden kann, wenn neben dem eigenen Zutun auch die Konkurrenz mitspielt. Zweifel sind allerdings angebracht, dass es tatsächlich so kommt. Der ängstliche Auftritt der Fohlenelf gegen Union Berlin muss im Borussia-Park vielmehr Anlass zu größter Sorge geben, dass es bis zum Ende eine ganz enge Kiste bleibt. Die Gladbacher bewegen sich nah am Abgrund. Das Zittern vor der Relegation geht weiter.

Bieder, zaghaft, harmlos

Bieder, zaghaft, harmlos trat die Mannschaft gegen Union auf, in einem Spiel, das sich generell auf Zweitliganiveau bewegte. Für Gerardo Seoane spielte der Kopf beim ängstlichen Vortrag seiner Elf eine entscheidende Rolle. “Man hat der Mannschaft angemerkt, dass sie vor einer Woche vier Tore geschluckt und das Spiel in der letzten Minute aus der Hand gegeben hat. Das Resultat der vergangenen Woche und die Gesamtsituation hatten heute Einfluss auf die mentale Performance”, erklärte der Trainer.

Konkret kritisierte der Schweizer, dass die Mannschaft reagiert hätte statt zu agieren, dass bei den Pässen meist die Sicherheitsvariante gewählt wurde und man zu selten die Eins-gegen-eins-Duelle gesucht hätte. “Insgesamt hat der Mut gefehlt”, konstatierte Seoane. Der VfL-Coach ist jetzt als Psychologe gefragt, die Blockade im Kopf seiner Profis will er lösen. “Das gilt es in der Woche zu thematisieren. Damit wir am nächsten Wochenende mit mehr Vertrauen in die eigenen Qualitäten auftreten.”

Würde es mir helfen, wenn ich mehr auf die anderen schaue? Ich glaube nicht.

Gerardo Seoane

Am Samstag in Bremen geht der Abstiegskampf für die Borussia weiter. Dann folgen die Spiele zuhause gegen Frankfurt und am letzten Spieltag in Stuttgart. Das Programm hat es in sich. Seoane bleibt, trotz des Gedränges rund um den Relegationsplatz, weiter ganz auf die eigene Situation fokussiert. “Würde es mir helfen, wenn ich mehr auf die anderen schaue? Ich glaube nicht. Wir müssen schauen, dass wir guten Fußball spielen und Resultate einfahren. Die Lage in dieser Region ist für alle Teams akut, das hat nie jemand verneint”, sagte Seoane. Und Marvin Friedrich, der in der Schlussminute mit einem Kopfball fast noch den Siegtreffer erzielt hätte, sagte: “Wir sind im Abstiegskampf, das ist klar. Jedes Spiel zählt. Jetzt haben wir eine schwierige Aufgabe in Bremen, aber wenn wir alle zusammenstehen, mit den Fans im Rücken, bin ich mir sicher, dass wir es packen.”

Richtige Anhaltspunkte für eine Wende – die Borussia hat in den vergangenen acht Spielen nur einen Sieg geholt – sind zurzeit aber nicht oder nur ganz schwer auszumachen. Die Mannschaft bleibt ein ganz fragiles Gebilde, mal stimmt es hinten nicht, dann wieder vorne. Und Führungsspieler, die das Team durch diese Drucksituation lenken, sind so gut wie gar nicht vorhanden. In der aktuellen Verfassung bleibt auch Gladbach ein heißer Anwärter auf Platz 16.

Jan Lustig

Wie groß sind die Sorgen in Gladbach? Seoane: “Lage ist akut”

Enttäuscht nach 0:0 gegen Union 28.04.2024

Wie groß sind die Sorgen in Gladbach? Seoane: “Lage ist akut”

2:09Gegen Union hätte Gladbach den großen Befreiungsschlag im Tabellenkeller landen können, doch am Ende blieb es beim leistungsgerechten 0:0. Nun stehen Gerardo Seoane und seinem Team heiße letzte drei Spieltage bevor, an denen die Fohlen aufpassen müssen, nicht noch auf den Relegationsrang abzurutschen.

Historisch weit auseinander: Wo Gladbach ein Vorbild für Frankfurt ist

In der Bundesliga-Tabelle liegt Eintracht Frankfurt sechs Plätze und 14 Punkte vor Borussia Mönchengladbach. Doch in einer Hinsicht liegen die Fohlen klar vor den Hessen. Beide stoßen sogar in historische Dimensionen vor.

Frankfurt um Omar Marmoush (li.) trifft nur aus dem Spiel heraus, Gladbach um Robin Hack (re.) gerne nach Ecken.

Frankfurt um Omar Marmoush (li.) trifft nur aus dem Spiel heraus, Gladbach um Robin Hack (re.) gerne nach Ecken.

imago images (2)

Auf den ersten Blick wirkt die Statistik recht freundlich: Die letzten 29 Treffer von Eintracht Frankfurt fielen allesamt aus dem Spiel heraus. Seit Erfassung der Standardsituationen zur Saison 2004/2005 gab es in der Bundesliga noch nie eine derart lange Serie.

Das sollte einerseits für eine gewisse Spielstärke sprechen und für die Tatsache, dass das Team von Trainer Dino Toppmöller nicht von Standardsituationen abhängig ist. Es heißt aber auch: Die letzten 29 Tore fielen eben nicht nach einem ruhenden Ball. Und das gab es in den letzten knapp 20 Jahren logischerweise auch noch nie.

Besonders eklatant ist die Standard-Schwäche der SGE bei Eckbällen. Das letzte eigene Tor erzielte Frankfurt vor rund eineinhalb Jahren: Am 6. November 2022 traf Ansgar Knauff nach einer verlängerten Ecke von Mario Götze zum 2:1-Siegtreffer in Augsburg. Bis heute folgten 254 Ecken ohne Ergebnis. Auch die sechs Ecken am vergangenen Wochenende brachten keinen Erfolg – obwohl es mal wieder zu Hause gegen Augsburg ging, das noch dazu vor der Partie eines der Teams mit den meisten Eckball-Gegentoren der Liga war.

Bereits zuvor hatte Frankfurt den Rekord seit Beginn der Datenerfassung gebrochen. Den hielt zuvor Arminia Bielefeld mit zwischenzeitlich 245 Ecken ohne Tor. “Natürlich haben wir dieses Thema auf dem Schirm und arbeiten im Training daran”, sagt Innenverteidiger Robin Koch, mit 1,91 Meter Körpergröße ein potenzieller Abnehmer bei Standards, dem kicker. “Wir brauchen einfach mal das Quäntchen Glück, dass ein Ball reingeht. Ich glaube, dass dann der Bann gebrochen ist.”

Vielleicht würde aber auch ein Crash-Kurs oder Trainings-Spionage bei Borussia Mönchengladbach helfen. Denn obwohl die Fohlen in der Tabelle sechs Plätze und 14 Punkte hinter Frankfurt liegen, sind sie in dieser Beziehung das strahlende Vorbild für die Eintracht: Das zwischenzeitliche 3:3 durch Robin Hack beim turbulenten 3:4 in Hoffenheim am vergangenen Samstag war bereits das 14. Saisontor der Borussia im Anschluss an eine Ecke – vereinsübergreifend neuer Bundesligarekord seit Beginn der detaillierten Standard-Erfassung 2004/05.

Mönchengladbach überholte durch Hacks Tor bereits frühzeitig zwei Teams, die sich den Bestwert bislang mit jeweils 13 Toren geteilt hatten: Einerseits Werder Bremen 2004/2005 und andererseits – ja, tatsächlich – Eintracht Frankfurt. In der Saison 2019/2020 erzielten die Hessen unter Adi Hütter ebenfalls 13 Tore nach Ecken. Aus dem heutigen Kader damals bereits dabei: Kevin Trapp, Makoto Hasebe, Timothy Chandler und Sebastian Rode – alle nicht gerade Experten fürs Toreschießen.

Vielleicht ja aber auch gar nicht so schlimm. Denn Hütters Eintracht wurde am Saisonende trotz all der Ecken-Tore “nur” Neunter, in dieser Saison dürfte Frankfurt wohl besser abschneiden. Und in Mönchengladbach dürfte der neue Rekord wohl auch nur in die Kategorie “schwacher Trost” fallen.

Seoane adelt Herrmann: “Ein Gesicht der Borussia”

Vier Spiele noch, dann ist Schluss für Gladbachs Patrick Herrmann. Am Freitag würdigte Trainer Gerardo Seoane den Offensivspieler, der am Saisonende seine Profilaufbahn beenden wird.

Patrick Herrmann darf in der Bundesliga noch zweimal im Borussia-Park winken.

Patrick Herrmann darf in der Bundesliga noch zweimal im Borussia-Park winken.

IMAGO/fohlenfoto

Patrick Herrmann hat eine außergewöhnliche Karriere hingelegt. 16 Jahre als Profi auf diesem Niveau, das ist bemerkenswert. Ich bin dankbar, so einen Spieler im Kader zu haben”, sagte Seoane auf der Pressekonferenz. “Einen Spieler mit so viel Erfahrung, der mithilft, die jungen Spieler nicht nur auf dem Platz, sondern auch daneben in die richtige Richtung zu pushen. Wir sind deshalb auch glücklich, dass er dem Klub weiter erhalten bleibt: Er ist ein Gesicht der Borussia. Er verkörpert den Klub zu einhundert Prozent.”

Am Donnerstag hatte Herrmann sein Karriereende nach Ablauf der Saison verkündet. Der Liebling des Gladbacher Publikums war 2008 vom 1. FC Saarbrücken in die Jugend der Fohlen gewechselt und hatte im Januar 2010 gegen den VfL Bochum sein Debüt bei den Profis gefeiert. In der Bundesliga absolvierte der 33-Jährige insgesamt 349 Partien (47 Tore, 56 Assists) und liegt damit auf Platz vier unter Borussias Rekordspielern. Dem Klub wird Herrmann erhalten bleiben: Der gebürtige Saarländer übernimmt eine Funktion in der Sponsoring-Abteilung.

Dankbarer Seoane dankt “sehr professionellen” Herrmann

In der laufenden Saison kam Herrmann nur noch sporadisch zum Zug. Bisher stehen erst sechs Einsätze auf dem Konto. “Von Anfang an war seine Rolle ziemlich klar. Dass nach 15 Jahren als Profi gewisse körperliche Abnutzungserscheinungen da sind, ist normal. Das hat er in dieser Saison vermehrt gespürt, gerade mit seiner Knieproblematik. Er musste einige Male ein bisschen rausgehen aus dem Training. Wir haben mit ihm zusammen aber einen Weg gefunden, es über dosiertes Training so zu steuern, dass er uns immer zur Verfügung steht, sowohl in den Trainingswochen als auch in den Spielen”, erklärte Seoane.

Ihm sei bewusst, dass Herrmann “nicht mehr die Einsatzzeiten hatte, die er sich selbst auch gewünscht hätte”, sagte Seoane und führte aus: “Aber es ist eine neue Zeit. Mit einem Umbruch, mit neuen und jüngeren Spielern. Und Patrick war da sehr professionell und hat uns extrem unterstützt. Dafür sind wir dankbar.”

Gerade als Charakter wird Herrmann fehlen

Herrmann sei “ein Vorbild an Professionalität”, betonte Seoane, “da können sich viele jungen Spieler einiges von ihm abschauen.” Gerade auch als Charakter werde das Urgestein dem Team fehlen. “Patrick wird mit seiner ehrlichen Art in der Kabine sehr geschätzt. Es wird von seiner Persönlichkeit her ein Vakuum entstehen, das es auszufüllen gilt”, sagte der Schweizer.

Jan Lustig

Seoane darf noch auf Honorat, Koné und Jordan hoffen

Auf Borussia Mönchengladbach wartet am Sonntag gegen Union Berlin ein wegweisendes Heimspiel. Hinter einem wichtigen Trio steht noch ein Fragzeichen.

Frank Honorat (li.) im Austausch mit Gerardo Seoane.

Frank Honorat (li.) im Austausch mit Gerardo Seoane.

picture alliance / U. Hufnagel

Zwei personelle Fragen haben sich bereits geklärt, allerdings nicht mit dem von den Borussen gewünschten Ergebnis. Kapitän Jonas Omlin und Max Wöber stehen gegen Union Berlin nicht zur Verfügung.

Omlin muss wegen der anhaltenden Oberschenkelprobleme pausieren, nachdem er schon das Auswärtsspiel bei der TSG Hoffenheim am vergangenen Samstag verpasst hatte. Bei Wöber lässt der leichte Muskelfaserriss im Oberschenkel, zugezogen bei der 3:4-Niederlage in Sinsheim, noch keine Rückkehr zu.

“Beide werden ausfallen”, bestätigte Trainer Gerardo Seoane auf der Pressekonferenz am Freitag. Verzichten muss der VfL-Coach zudem auf eine Reihe weiterer Profis: Julian Weigl fehlt wegen einer Gelbsperre (10. Gelbe Karte), Christoph Kramer ist nach einer längeren Erkrankung noch nicht so weit, zudem können Tony Jantschke (Adduktorenverletzung), Grant-Leon Ranos (Fußwurzelverletzung) und Simon Walde (Syndesmoseriss) nicht eingesetzt werden.

Es gibt aber auch Personalien, die Seoane hoffen lassen: Bei Franck Honorat (Außenbanddehnung im Knie), Manu Koné (nach Muskelfaserriss) und Jordan (Muskelfaszienriss im Oberschenkel) ist das letzte Wort nach Aussage des Trainers noch nicht gesprochen. “Sie haben heute leichte Teile des Mannschaftstrainings mitgemacht. Hinter ihnen steht ein Fragezeichen, ob sie es am Sonntag in den Kader schaffen. Wir haben morgen noch die Möglichkeit, die Belastung zu steigern, um dann abzuschätzen, wie hoch das Risiko für sie ist und ob sie dabei sein können”, sagte Seoane.

Die Bedeutung des Union-Spiels liegt auf der Hand: Mit einem Sieg können die Borussen einen riesengroßen Schritt Richtung Klassenerhalt machen und wieder in etwas ruhigeres Fahrwasser steuern. Im Falle einer Niederlage geht’s weiter Richtung Tabellenkeller und noch tiefer in den Abstiegskampf.

“Union ist ein direkter Konkurrent, der sich in der gleichen Situation wie wir befindet. Deshalb wird es ein Spiel von enormer Wichtigkeit”, betonte der Trainer. “Klar, dass am Sonntag von der Spannung her ein erhöhter Level herrschen wird.”

Die Köpenicker, die am Samstag eine 1:5-Niederlage gegen den FC Bayern kassierten, liegen mit 29 Punkten zwei Zähler hinter der Borussia. Unter dem Strich habe Union in den vergangenen Spielen aber zu wenig Ertrag für die gezeigten Leistungen eingefahren. “Es erwartet uns ein sehr unangenehmer Gegner. Es ist eine sehr physische Mannschaft, die zielgerichtet spielt, zweite Bälle drin hat, die mit hoher Aggressivität auftritt”, erklärte Seoane und forderte: “Wir müssen die Zweikämpfe annehmen und aggressiv dagegenhalten.” Umso wichtiger wäre es, wenn Seoane in dem wegweisenden Spiel auf Top-Scorer Honorat (drei Tore, elf Assists) sowie auf die körperlich robusten Koné und Jordan zurückgreifen könnte. Jan Lustig

Jan Lustig

Hack: Top-Torjäger mit zwei ungewöhnlichen Werten

Robin Hack ist bester Torschütze bei Borussia Mönchengladbach, obwohl zwei Zahlen dazu eigentlich gar nicht passen. In einem Interview erklärt er, wie er seine Rolle bei den Fohlen sieht.

Top-Leistung bei Ex-Klub Hoffenheim - nur keine Punkte: Robin Hack.

Top-Leistung bei Ex-Klub Hoffenheim – nur keine Punkte: Robin Hack.

IMAGO/Eibner

Eigentlich schießt Robin Hack mit rechts, vielleicht hatte das auch Oliver Baumann im Kopf. Der Torhüter der TSG Hoffenheim spekulierte am vergangenen Samstag auf eine Flanke, als Hack nach einer zunächst abgewehrten Ecke noch einmal an den Ball kam, diesmal mit links. Doch stattdessen feuerte der Flügelstürmer von Borussia Mönchengladbach den Ball aus untypischem Winkel ins kurze Eck.

“Ich war mir sicher, dass er nicht damit rechnet, dass ich als Rechtsfuß mit Schnitt aufs Tor schieße. Damit habe ich ihn überrascht”, freut sich Hack auch fünf Tage später noch in einem Interview auf der Klubwebsite über seinen kleinen Coup, der ihm den ersten Dreierpack seiner Karriere bescherte, seiner Mannschaft aber keine Punkte: Gladbach unterlag 3:4.

Hack spielt seine mit Abstand erfolgreichste Bundesliga-Saison – nach Anlaufschwierigkeiten

“Nachdem wir uns nach dem 1:3-Rückstand zurückgekämpft hatten, hätten wir einfach einen Punkt mitnehmen müssen. Dass das nicht geklappt hat, ärgert mich immer noch”, sagt der 25-Jährige. Gladbach muss deshalb “nach unten schauen”, wie Hack schon nach dem Spiel erklärt hatte. “Es ist extrem wichtig, dass wir positiv bleiben und Bock darauf haben, gemeinsam aus unserer aktuellen sportlichen Situation herauszukommen.”

An Hack ist die Situation kaum festzumachen. Mit nun acht Saisontreffern spielt er die mit Abstand erfolgreichste seiner bislang drei Spielzeiten und ist sogar Top-Torjäger der Borussen. Das Kuriose: In der gesamten Hinrunde war er torlos geblieben, außerdem machte er nicht mal die Hälfte seiner Einsätze von Beginn an (26 Spiele, 15 Einwechslungen).

Während die Fohlen straucheln, erlebt Hack, der zudem zwei Assists sammelte und in vier DFB-Pokal-Spielen dreimal traf, also einen Aufschwung. “Ich wusste, dass ich mich als neuer Spieler erst einmal einfinden muss”, erklärt der gebürtige Pforzheimer, der im Sommer mit Vertrag bis 2027 von Absteiger Arminia Bielefeld gekommen war. “Ich habe im Training sowie bei meinen Teileinsätzen immer Vollgas gegeben. Dafür bin ich belohnt worden. Irgendwann habe ich häufiger gespielt und meine Leistungen bestätigt. Mit jedem Tor mehr ist natürlich auch das Selbstvertrauen gestiegen.”

“Ich werde nie ein Lautsprecher sein”

Er könne sich über seine Situation “nicht beschweren”, bilanziert Hack, sagt aber auch: “Ich bin noch längst nicht am Ende.” Er sehe sich als “Zwischenpol zwischen Alt und Jung” im Kader und wolle mehr Verantwortung sowie Führung übernehmen” – auf seine Weise: “Ich werden nie ein Lautsprecher sein, der viel auf dem Platz herumbrüllt. Ich versuche diese Rolle eher mit Leistung und Leidenschaft auszufüllen.”