Ängstliche Borussen – Seoane will die Blockade im Kopf lösen

Ängstliche Borussen – Seoane will die Blockade im Kopf lösen

Die Situation für Borussia Mönchengladbach bleibt nach dem 0:0 gegen Union Berlin brandgefährlich. Der Trainer macht bei seinen Spielern eine große Verunsicherung aus und fordert ein mutigeres Auftreten.

Gerardo Seoane und Borussia Mönchengladbach bleiben im Abstiegskampf stecken.

Gerardo Seoane und Borussia Mönchengladbach bleiben im Abstiegskampf stecken.

IMAGO/Sven Simon

Als die Kölner in der Nachspielzeit das 1:1 in Mainz erzielten, war der alte Abstand wieder hergestellt. Vier Punkte beträgt der Vorsprung der Borussia auf den Relegationsplatz nach dem 31. Spieltag, und das bedeutet, dass theoretisch schon am nächsten Wochenende der Ligaverbleib unter Dach und Fach gebracht werden kann, wenn neben dem eigenen Zutun auch die Konkurrenz mitspielt. Zweifel sind allerdings angebracht, dass es tatsächlich so kommt. Der ängstliche Auftritt der Fohlenelf gegen Union Berlin muss im Borussia-Park vielmehr Anlass zu größter Sorge geben, dass es bis zum Ende eine ganz enge Kiste bleibt. Die Gladbacher bewegen sich nah am Abgrund. Das Zittern vor der Relegation geht weiter.

Bieder, zaghaft, harmlos

Bieder, zaghaft, harmlos trat die Mannschaft gegen Union auf, in einem Spiel, das sich generell auf Zweitliganiveau bewegte. Für Gerardo Seoane spielte der Kopf beim ängstlichen Vortrag seiner Elf eine entscheidende Rolle. “Man hat der Mannschaft angemerkt, dass sie vor einer Woche vier Tore geschluckt und das Spiel in der letzten Minute aus der Hand gegeben hat. Das Resultat der vergangenen Woche und die Gesamtsituation hatten heute Einfluss auf die mentale Performance”, erklärte der Trainer.

Konkret kritisierte der Schweizer, dass die Mannschaft reagiert hätte statt zu agieren, dass bei den Pässen meist die Sicherheitsvariante gewählt wurde und man zu selten die Eins-gegen-eins-Duelle gesucht hätte. “Insgesamt hat der Mut gefehlt”, konstatierte Seoane. Der VfL-Coach ist jetzt als Psychologe gefragt, die Blockade im Kopf seiner Profis will er lösen. “Das gilt es in der Woche zu thematisieren. Damit wir am nächsten Wochenende mit mehr Vertrauen in die eigenen Qualitäten auftreten.”

Würde es mir helfen, wenn ich mehr auf die anderen schaue? Ich glaube nicht.

Gerardo Seoane

Am Samstag in Bremen geht der Abstiegskampf für die Borussia weiter. Dann folgen die Spiele zuhause gegen Frankfurt und am letzten Spieltag in Stuttgart. Das Programm hat es in sich. Seoane bleibt, trotz des Gedränges rund um den Relegationsplatz, weiter ganz auf die eigene Situation fokussiert. “Würde es mir helfen, wenn ich mehr auf die anderen schaue? Ich glaube nicht. Wir müssen schauen, dass wir guten Fußball spielen und Resultate einfahren. Die Lage in dieser Region ist für alle Teams akut, das hat nie jemand verneint”, sagte Seoane. Und Marvin Friedrich, der in der Schlussminute mit einem Kopfball fast noch den Siegtreffer erzielt hätte, sagte: “Wir sind im Abstiegskampf, das ist klar. Jedes Spiel zählt. Jetzt haben wir eine schwierige Aufgabe in Bremen, aber wenn wir alle zusammenstehen, mit den Fans im Rücken, bin ich mir sicher, dass wir es packen.”

Richtige Anhaltspunkte für eine Wende – die Borussia hat in den vergangenen acht Spielen nur einen Sieg geholt – sind zurzeit aber nicht oder nur ganz schwer auszumachen. Die Mannschaft bleibt ein ganz fragiles Gebilde, mal stimmt es hinten nicht, dann wieder vorne. Und Führungsspieler, die das Team durch diese Drucksituation lenken, sind so gut wie gar nicht vorhanden. In der aktuellen Verfassung bleibt auch Gladbach ein heißer Anwärter auf Platz 16.

Jan Lustig