Xavi lobt PSG: “Wir haben es mit einer der besten Mannschaften der Welt zu tun”

“Es ist eine große Chance für uns” 15.04.2024

Xavi lobt PSG: “Wir haben es mit einer der besten Mannschaften der Welt zu tun”

1:15Der FC Barcelona geht mit einer 3:2-Führung ins Rückspiel gegen Paris Saint-Germain. Für Trainer Xavi eine große Chance, auf seiner Abschiedstournee ins Halbfinale der Champions League einzuziehen.

Luis Enriques bitteres Eingeständnis – Mbappés Horror-Zahlen

Paris St. Germain droht das nächste vorzeitige Champions-League-Ausscheiden – auch weil Trainer Luis Enrique eine personelle Fehlentscheidung traf und Kylian Mbappé erschreckend schwache Zahlen auflegte.

Brauchen einen besseren Plan fürs Rückspiel: Kylian Mbappé und Luis Enrique.

Brauchen einen besseren Plan fürs Rückspiel: Kylian Mbappé und Luis Enrique.

picture alliance / NurPhoto

Es winkt mal wieder ein trister Frühling. Die Meisterschaft in der Ligue 1 ist zwar – wie so oft – nur noch Formsache für Paris St. Germain, doch das große Ziel, die Champions League, ist durch die 2:3-Heimniederlage gegen den FC Barcelona am Mittwochabend mal wieder ein Stück weiter weg gerückt. “Das Ergebnis ist sehr enttäuschend für uns”, sagte Trainer Luis Enrique nach dem Aufeinandertreffen mit seinem Ex-Verein, blieb aber optimistisch: “Ich habe keine Zweifel daran, dass wir noch weiterkommen können.”

Dazu aber, das konnte auch er nicht abstreiten, bedarf es einer besseren Leistung als im Parc des Princes. “Wir brauchen Spieler, die Lewandowski und Raphinha verteidigen können”, sagte Luis Enrique – ein bitteres Eingeständnis, dass es die Spieler, die am Mittwoch auf dem Platz gestanden hatten, eben nicht konnten.

Und ein Eingeständnis, das wohl vor allem in Richtung Lucas Beraldo ging. Der 20-jährige Innenverteidiger, erst im Januar vom FC Sao Paulo an die Seine gewechselt, präsentierte sich in seinem dritten Champions-League-Spiel – seinem ersten Spiel überhaupt gegen einen absoluten Top-Klub Europas – schlichtweg überfordert mit dem hohen Niveau des Gegners. Gerade in der Anfangsphase war der Brasilianer ein ständiger Unsicherheitsfaktor, dadurch am 0:1 durch Raphinha nicht unbeteiligt. “Beraldo ist abgesoffen”, urteilte das Fachmagazin L’Equipe hart.

Dabei war er bei weitem nicht der einzige PSG-Profi, der nicht an seine Normalform herankam. Auch Kapitän Kylian Mbappé enttäuschte im bisher größten Spiel des Jahres. Der erschreckende Arbeitsnachweis des Angreifers: 25 Prozent gewonnene Zweikämpfe, nur ein einziges erfolgreiches Dribbling, 13 Ballverluste – und kein einziger eroberter Ball. Zum ersten Mal seit fast drei Jahren gelang Mbappé in einem Champions-League-Heimspiel keine Torbeteiligung. Letztmals war das 2021 im Halbfinal-Hinspiel gegen Manchester City der Fall. Auch da verlor PSG und schied nach einer weiteren Niederlage im Rückspiel aus. Die Vorzeichen für das Duell in Barcelona könnten besser sein.

Podcast

Arsenal gegen Bayern: Hand oder Nicht-Hand? Das ist hier die Frage!

12:51 Minuten

alle Folgen

Luis Enrique wollte über die Leistung seines Kapitäns nicht sprechen, gab aber zu bedenken: “Wir müssen nicht über einen bestimmten Spieler sprechen. Ich bin der Einzige, der alle Trainingseinheiten sieht, deshalb habe ich den Job, die Mannschaft aufzustellen. Ich dachte, dass das die beste Lösung ist, um dieses Spiel zu gewinnen.”

Mit Blick auf das Rückspiel forderte der Spanier: “Wir müssen an unserem hohen Pressing arbeiten und wir müssen in Barcelona mehr Druck in der Offensive ausüben. Das Weiterkommen wird von kleinen Details abhängen.” Es könnte Mbappés letztes Champions-League-Spiel für PSG werden.

Die Verletzlichkeit des Unverwundbaren

Seit durchgesickert ist, dass Kylian Mbappé (25) PSG im Sommer verlassen wird, zeigt der Superstar nur noch in der Champions League Bestform – in der Liga setzt sein Trainer vermehrt auf andere. Wie abhängig ist Paris Saint-Germain noch von seinem Superstar?

Zeigt nur noch in der CL Bestform: Kylian Mbappé.

Zeigt nur noch in der CL Bestform: Kylian Mbappé.

IMAGO/PanoramiC

Die Themen sind andere, seit Wochen schon. Vertrag statt Vortrag, Vereinswechsel statt Positionswechsel. Und auch die Bilder haben sich verändert. Sah man Kylian Mbappé bis vor etwa zwei Monaten in der Regel jubelnd, spielend, Finten schlagend, begegnen einem nun vermehrt Schnappschüsse des Superstars, wie er enttäuscht auf der Bank sitzt, missgelaunt über den Platz schreitet oder mit ausdrucksloser Miene vor Journalisten spricht.

Kurz vor Mbappés Vertragsverlängerung vor zwei Jahren hatte sogar Frankreichs Präsident Emmanuel Macron den Superstar in mehreren Telefonaten von einem Verbleib in Frankreich überzeugt. Nun hat der Stürmer von Paris Saint-Germain aber an Einfluss eingebüßt, sein sportlicher Stellenwert hat sich verändert – und doch dreht sich nach wie vor alles um ihn.

“Müde bin ich nicht”

Es ist Freitag, der 22. März, ein Tag vor dem Test zwischen Frankreich und Deutschland, Mbappé sitzt hinter einem Pult im Presseraum des Stade Groupama in Lyon, die Augenbrauen sind hochgezogen. Zahlreiche Journalisten sind an diesem Tag vor Ort, selbst einige deutsche sind geblieben, obwohl DFB-Trainer Julian Nagelsmann und sein Verteidiger Jonathan Tah längst wieder vom Podium verschwunden sind. Gerade hat einer der französischen Kollegen gefragt, ob sich Mbappé fitter fühle, nachdem er bei PSG ja zuletzt nicht immer gespielt hatte.

Mbappé, der sich seiner Bedeutung und des Hypes um ihn durchaus bewusst ist, antwortet lapidar: “Müde bin ich nicht.” Dabei lächelt er ein wenig, auch der Rest des Presseraums schmunzelt. Jeder weiß, dass ihm seine Situation im Verein missfällt.

Mbappé weiß an diesem Abend in Lyon ganz genau, dass er mehr zu seiner Klubkarriere als nach der prestigeträchtigen Partie gegen Deutschland gefragt werden wird. Und er weiß auch damit umzugehen. In der Öffentlichkeit äußert er sich selten klar, dafür umso öfter. Immerhin ist er nicht verpflichtet, sich bei einer PK zu äußern. Doch seine Einlassungen ändern nichts an seinem Vortrag im Nationaldress, als Kapitän hat er keinen entscheidenden Einfluss auf die Partie gegen die DFB-Elf, vom kicker erhält er die Note 4,5. Und auch drei Tage später gegen Chile in Marseille bleibt er blass.

Der Unterschied zu seinem Alltag im Verein: Bei der Nationalmannschaft durfte Mbappé immerhin durchspielen. Im Grunde natürlich zu Recht, schließlich gilt der 25-Jähirge trotz seiner Situation als einer der Besten der Welt, vermag mit einer einzigen Aktion eine komplette Abwehr auszuhebeln und ein Spiel zu entscheiden. Aktuell gelingt ihm das seltener als sonst.

Traf zuletzt nicht so häufig wie gewohnt: Kylian Mbappé.

Traf zuletzt nicht so häufig wie gewohnt: Kylian Mbappé.
IMAGO/ZUMA Wire

Luis Enrique verzichtete immer wieder auf Mbappé

Das hat selbstverständlich auch sein Trainer bei PSG, Luis Enrique, bemerkt. Und so verzichtete der Spanier zuletzt immer wieder auf seinen eigentlichen Torgaranten (24 Treffer in der aktuellen Ligue-1-Saison). Begonnen hatte die Austauschbarkeit des Unantastbaren vor sieben Wochen in der Liga gegen den FC Nantes. Kurz zuvor war durchgesickert, dass Mbappé seinen Vertrag nicht verlängern und damit am Ende der Saison ablösefrei wechseln würde.

Damals brachte Luis Enrique seinen Superstar erst nach knapp einer Stunde. Ein Affront aus Mbappés Sicht, eine nachvollziehbare und kaum überraschende Entscheidung des spanischen Trainers. Denn der hatte schon beim FC Barcelona und der Seleccion häufig unpopuläre Maßnahmen getroffen.

Auch nun, in Paris, gefallen sie nicht jedem, nachvollziehbar sind sie – zumindest aktuell – aber allemal. Das zeigen allein die Zahlen: Nur vier Ligatore seit Mitte Februar, drei davon beim 6:2 gegen Montpellier. In den jüngsten sieben Ligapartien spielte Mbappé nur gegen den Abstiegskandidaten durch, obwohl er immer im Aufgebot gestanden hatte. Seit dem 3:1 gegen Lille hat der Franzose also weniger als die Hälfte der möglichen Einsatzzeit auf dem Platz gestanden (310 Min von 630 möglichen Minuten bis zum Spiel gegen Clermont, das entspricht 49,2 Prozent).

Das Team emanzipiert sich

Auch innerhalb der Mannschaft wird diese Entwicklung genau registriert. Spieler wie Randal Kolo Muani und Goncalo Ramos bekommen mehr Spielzeit und Vertrauen, dass die Superstars wie einst Neymar oder Lionel Messi bedingungslos spielen, ist längst keine Sicherheit mehr. Anders ausgedrückt: Das Team emanzipiert sich. So erscheint es auch, als sei Mbappé nicht mehr die erste Anspieloption im Sturm, wenn Vitinha mal wieder den Ball nach vorne treibt. Das gesamte Defensivspiel funktioniert bisweilen besser, wenn der von allen Defensivpflichten praktisch befreite Mbappé nicht auf dem Platz steht. Es ist die Verletzbarkeit des Unverwundbaren.

Sicher, im Pokal gegen Rennes erzielte Mbappé das Siegtor, aber auch das “nur” glücklich abgefälscht, kurz nachdem Steve Mandanda seinen Elfmeter gehalten hatte. Wahrscheinlich wird er auch wieder französischer Torschützenkönig. Aber: Sein Einfluss wird kleiner, sowohl auf als auch neben dem Platz. Mbappé macht das zu schaffen, sein Wechsel naht. Und diesmal hat kein Politiker versucht, ihn davon abzuhalten.

Michael Postl

Plötzlich austauschbar: Wie Mbappés Einfluss bei PSG schwindet

Seit durchgesickert ist, dass Kylian Mbappé (25) PSG im Sommer verlassen wird, zeigt der Superstar nur noch in der Champions League Bestform – in der Liga setzt sein Trainer vermehrt auf andere. Wie abhängig ist Paris Saint-Germain noch von seinem Superstar?

Zeigt nur noch in der Champions League Bestform: Kylian Mbappé.

Zeigt nur noch in der Champions League Bestform: Kylian Mbappé.

IMAGO/PanoramiC

Die Themen sind andere, seit Wochen schon. Vertrag statt Vortrag, Vereinswechsel statt Positionswechsel. Und auch die Bilder haben sich verändert. Sah man Kylian Mbappé bis vor etwa zwei Monaten in der Regel jubelnd, spielend, Finten schlagend, begegnen einem nun vermehrt Schnappschüsse des Superstars, wie er enttäuscht auf der Bank sitzt, missgelaunt über den Platz schreitet oder mit ausdrucksloser Miene vor Journalisten spricht.

Kurz vor Mbappés Vertragsverlängerung vor zwei Jahren hatte sogar Frankreichs Präsident Emmanuel Macron den Superstar in mehreren Telefonaten von einem Verbleib in Frankreich überzeugt. Nun hat der Stürmer von Paris Saint-Germain aber an Einfluss eingebüßt, sein sportlicher Stellenwert hat sich verändert – und doch dreht sich nach wie vor alles um ihn.

“Müde bin ich nicht”

Es ist Freitag, der 22. März, ein Tag vor dem Test zwischen Frankreich und Deutschland, Mbappé sitzt hinter einem Pult im Presseraum des Stade Groupama in Lyon, die Augenbrauen sind hochgezogen. Zahlreiche Journalisten sind an diesem Tag vor Ort, selbst einige deutsche sind geblieben, obwohl DFB-Trainer Julian Nagelsmann und sein Verteidiger Jonathan Tah längst wieder vom Podium verschwunden sind. Gerade hat einer der französischen Kollegen gefragt, ob sich Mbappé fitter fühle, nachdem er bei PSG ja zuletzt nicht immer gespielt hatte.

Mbappé, der sich seiner Bedeutung und des Hypes um ihn durchaus bewusst ist, antwortet lapidar: “Müde bin ich nicht.” Dabei lächelt er ein wenig, auch der Rest des Presseraums schmunzelt. Jeder weiß, dass ihm seine Situation im Verein missfällt.

Mbappé weiß an diesem Abend in Lyon ganz genau, dass er mehr zu seiner Klubkarriere als nach der prestigeträchtigen Partie gegen Deutschland gefragt werden wird. Und er weiß auch damit umzugehen. In der Öffentlichkeit äußert er sich selten klar, dafür umso öfter. Immerhin ist er nicht verpflichtet, sich bei einer PK zu äußern. Doch seine Einlassungen ändern nichts an seinem Vortrag im Nationaldress, als Kapitän hat er keinen entscheidenden Einfluss auf die Partie gegen die DFB-Elf, vom kicker erhält er die Note 4,5. Und auch drei Tage später gegen Chile in Marseille bleibt er blass.

Der Unterschied zu seinem Alltag im Verein: Bei der Nationalmannschaft durfte Mbappé immerhin durchspielen. Im Grunde natürlich zu Recht, schließlich gilt der 25-Jähirge trotz seiner Situation als einer der Besten der Welt, vermag mit einer einzigen Aktion eine komplette Abwehr auszuhebeln und ein Spiel zu entscheiden. Aktuell gelingt ihm das seltener als sonst.

Traf zuletzt nicht so häufig wie gewohnt: Kylian Mbappé.

Traf zuletzt nicht so häufig wie gewohnt: Kylian Mbappé.
IMAGO/ZUMA Wire

Luis Enrique verzichtete immer wieder auf Mbappé

Das hat selbstverständlich auch sein Trainer bei PSG, Luis Enrique, bemerkt. Und so verzichtete der Spanier zuletzt immer wieder auf seinen eigentlichen Torgaranten (24 Treffer in der aktuellen Ligue-1-Saison). Begonnen hatte die Austauschbarkeit des Unantastbaren vor sieben Wochen in der Liga gegen den FC Nantes. Kurz zuvor war durchgesickert, dass Mbappé seinen Vertrag nicht verlängern und damit am Ende der Saison ablösefrei wechseln würde.

Damals brachte Luis Enrique seinen Superstar erst nach knapp einer Stunde. Ein Affront aus Mbappés Sicht, eine nachvollziehbare und kaum überraschende Entscheidung des spanischen Trainers. Denn der hatte schon beim FC Barcelona und der Seleccion häufig unpopuläre Maßnahmen getroffen.

Auch nun, in Paris, gefallen sie nicht jedem, nachvollziehbar sind sie – zumindest aktuell – aber allemal. Das zeigen allein die Zahlen: Nur vier Ligatore seit Mitte Februar, drei davon beim 6:2 gegen Montpellier. In den jüngsten sieben Ligapartien spielte Mbappé nur gegen den Abstiegskandidaten durch, obwohl er immer im Aufgebot gestanden hatte. Seit dem 3:1 gegen Lille hat der Franzose also weniger als die Hälfte der möglichen Einsatzzeit auf dem Platz gestanden (310 Min von 630 möglichen Minuten bis zum Spiel gegen Clermont, das entspricht 49,2 Prozent).

Das Team emanzipiert sich

Auch innerhalb der Mannschaft wird diese Entwicklung genau registriert. Spieler wie Randal Kolo Muani und Goncalo Ramos bekommen mehr Spielzeit und Vertrauen, dass die Superstars wie einst Neymar oder Lionel Messi bedingungslos spielen, ist längst keine Sicherheit mehr. Anders ausgedrückt: Das Team emanzipiert sich. So erscheint es auch, als sei Mbappé nicht mehr die erste Anspieloption im Sturm, wenn Vitinha mal wieder den Ball nach vorne treibt. Das gesamte Defensivspiel funktioniert bisweilen besser, wenn der von allen Defensivpflichten praktisch befreite Mbappé nicht auf dem Platz steht. Es ist die Verletzbarkeit des Unverwundbaren.

Sicher, im Pokal gegen Rennes erzielte Mbappé das Siegtor, aber auch das “nur” glücklich abgefälscht, kurz nachdem Steve Mandanda seinen Elfmeter gehalten hatte. Wahrscheinlich wird er auch wieder französischer Torschützenkönig. Aber: Sein Einfluss wird kleiner, sowohl auf als auch neben dem Platz. Mbappé macht das zu schaffen, sein Wechsel naht. Und diesmal hat kein Politiker versucht, ihn davon abzuhalten.

Michael Postl