Zoff zwischen den Teamchefs um die Hamilton-Nachfolge

Ein erneuter Flirt von Mercedes-Teamchef Toto Wolff mit einer Verpflichtung von Max Verstappen sorgt für neue Verstimmung nach dessen China-Triumph. Red Bulls Teamchef Christian Horner kontert.

Die Teamchefs Toto Wolff (Mercedes, li.) und Christian Horner (Red Bull) geraten immer wieder aneinander.

Die Teamchefs Toto Wolff (Mercedes, li.) und Christian Horner (Red Bull) geraten immer wieder aneinander.

IMAGO/Eibner

Die weiter ungelöste Nachfolge von Rekordweltmeister Lewis Hamilton und der neuerliche Flirt von Mercedes-Teamchef Toto Wolff mit einer Verpflichtung von Max Verstappen sorgen für neuerlichen Zoff im Formel-1-Fahrerlager. Der Motorsportchef des deutschen Werksrennstalls machte britischen Medienberichten zufolge nach dem Großen Preis vom China dabei auch Anspielungen auf die angespannte interne Situation bei Red Bull in den vergangenen Wochen und Monaten.

Von einem rationalen Punkt aus betrachtet, könne man sagen: Das schnellste Auto in den Händen des schnellsten Fahrers, so Wolff. “Aber ich denke nicht, dass das der einzige Grund ist, dort zu bleiben, wo man ist”, sagte der 52-Jährige demnach auch noch. Vielleicht hätten manche Leute mehr Tiefe und würden auch andere Faktoren in Betracht ziehen. “Und Max hat mehr Tiefe”, wurde Wolff zitiert. Verstappens Vertrag bei Red Bull ist allerdings noch bis einschließlich 2028 gültig.

Was ist am besten für Verstappen?

Spätestens seit seinem souveränen Sieg am Sonntag in China sind die Zweifel an seinem vierten Titel im Red Bull nacheinander gering. Der aktuelle Mercedes kann indes im Kampf um Siege wieder nicht mithalten. George Russell wurde in Shanghai Sechster, Hamilton, der nach dieser Saison zu Ferrari wechselt, nur Neunter. Es sei die Frage, was sie für sich für die Zukunft als am besten ansehen würden, sagte Wolff über Verstappen und dessen Vater Jos sowie den Manager des 26 Jahre alten Piloten.

“Warum um alles in der Welt sollte man das Team verlassen?”, betonte Horner in Replik auf die Wolff-Aussagen. Mercedes sei im Moment sogar hinter den eigenen Kundenteams McLaren und Aston Martin. Wolff solle seine Zeit besser damit verbringen, sich auf sein Team zu fokussieren statt auf den Fahrermarkt, konterte der 50-Jährige. “Ich kann ihnen versichern, dass es keine Unklarheiten gibt, wo Max Verstappen nächstes Jahr fahren wird.”

Verstappen selbst will vor allem eines

Der derzeit überragende Fahrer hatte zuvor am Donnerstag in China gesagt: “Ich habe einen Langzeitvertrag mit dem Team unterschrieben. Das Einzige, was ich von Beginn an gesagt habe, ist, dass ich eine friedliche Umgebung haben will.” Er sei glücklich mit dem Team und es habe nie einen Grund gegeben, es zu verlassen, hatte Verstappen erklärt.

Bei Red Bull hatte es zuletzt Ärger gegeben, nachdem eine Mitarbeiterin Horner unangemessenes Verhalten vorgeworfen hatte. Jos Verstappen hatte einen Abschied von Horner gefordert, der die Vorwürfe bestreitet.

Pressestimmen zu Verstappens Debüt-Sieg in China: Eine “seltsame Melange”

Max Verstappen den Großen Preis von China zum ersten Mal gewonnen. Der dreimalige Formel-1-Weltmeister räumte in Shanghai am Wochenende ordentlich ab. Das schreibt die internationale Presse.

Das Nonplusultra: Max Verstappen.

Das Nonplusultra: Max Verstappen.

IMAGO/PanoramiC

Niederlande

“AD”: Max Verstappen kann auch China auf seiner Stempelkarte abhaken. Fünf Jahre war die Formel 1 nicht dort, doch nach der Rückkehr zeigte der Niederländer erneut, wer in den vergangenen fünf Jahren zum Herrscher der Königsklasse aufgestiegen ist. Ein perfektes Wochenende für Max Verstappen, der mit einem vierten Platz im Sprint-Qualifying etwas schwach startete.”

“De Telegraaf”: “Auch in Shanghai ist ein Max Verstappen in Topform und überlegen. Nach einem sehr starken Samstag mit einem Sieg im Sprintrennen und der Pole Position blieb der niederländische Red-Bull-Pilot am nächsten Tag unangefochten.”

Großbritannien

“Telegraph”: “Verstappen übersteht zwei Safety-Car-Phasen unbeschadet und sichert sich den 38. Sieg in den vergangenen 49 Rennen in der Formel 1, auf dem unaufhaltsamen Weg zum vierten WM-Titel nacheinander.”

“Mirror”: “Lando Norris hat seine Klasse gezeigt und in Shanghai einen weiteren Doppelerfolg von Red Bull verhindert – gegen die Siegesserie von Max Verstappen konnte er aber auch nichts ausrichten. Der Niederländer hatte den Großen Preis von China komplett im Griff und feierte einen komfortablen Sieg.”

“Guardian”: “Verstappens Sieg geriet nie wirklich in Zweifel in Shanghai, wo zum ersten Mal seit 2019 gefahren wurde. Er hat das Rennen trotz zweier Restarts tadellos beherrscht, um seinen Vorsprung in der WM nach fünf Runden auf 25 Punkte vor (Sergio) Perez auszubauen.”

“Daily Mail”: “Es sieht so aus, dass niemand Verstappen und dessen viertem WM-Titel im Weg stehen kann nach einer weiteren ganz präzisen Vorstellung.”

Schweiz

“Blick”: “Ab der ersten Sekunde setzt Max Verstappen zur nächsten Show an.”

“Tagesanzeiger”: “Verstappen siegt – Hamilton sendet völlig verrückten Funkspruch. Der Sieg des Niederländers ist keine Überraschung – für diese sorgen andere Piloten. Und bei Ferrari dürfte man eine Entscheidung allmählich bereuen.”

Österreich

“Salzburger Nachrichten”: “Das erste Sprintwochenende der Saison in der Formel 1 hatte keine großen Überraschungen parat. Weltmeister Max Verstappen zog beim Comeback der Königsklasse des Motorsports in China nach fünf Jahren wieder einsam seine Kreise an der Spitze des Feldes und dominierte sowohl den Sprint am Samstag als auch den Grand Prix tags darauf.”

Frankreich

“Le Parisien”: “Verstappen alleine auf der Welt (…). Man weiß nicht mehr genau, ob Max Verstappen mit seiner Dominanz einen langweilt oder beeindruckt. Der Große Preis von China lieferte am Sonntag ein weiteres Mal diese seltsame Melange mit seinem vierten Saisonsieg, dem 58. seiner Karriere, einen Tag nach seinem Erfolg beim Sprintrennen.”

Spanien

“Mundo Deportivo”: “Verstappen ohne Rivalen (…). Der Niederländer dominierte vom Start bis zum Ende mit einer beleidigenden Autorität gegenüber allen anderen auf der Rennstrecke von Shanghai.”

“Sport”: “Max Verstappen erscheint unschlagbar und obwohl noch 19 Grand Prix anstehen, zweifelt zum jetzigen Zeitpunkt niemand, dass er am Ende des Jahres viermaliger Weltmeister sein wird.”

Italien

“La Gazzetta dello Sport”: “Verstappen ist ein Drache in China: Ferrari vom Podium entfernt und unter den Erwartungen.”

Protest von Aston Martin nach Sainz-Unfall abgewiesen

Carlos Sainz hat im Ferrari beim Qualifying in China einen Unfall. Der Spanier bleibt danach eine Weile mit seinem Wagen stehen, fährt dann weiter. Der Protest von Aston Martin dagegen wird abgelehnt.

Landete im Kiesbett: Carlos Sainz.

Landete im Kiesbett: Carlos Sainz.

IMAGO/PanoramiC

Mehr als fünf Stunden nach dem Ende der Qualifikation standen die Ergebnisse erst fest – es bleibt alles, wie es war. Der Protest von Aston Martin gegen die Wertung wurde von den zuständigen Rennkommissaren nach einer Anhörung auf dem Shanghai International Circuit abgelehnt. Der britische Rennstall hatte sein Veto eingelegt, nachdem Ferrari-Pilot Carlos Sainz im zweiten Zeitabschnitt am Samstag nach einem Unfall zunächst mit seinem Wagen gestanden hatte, danach aber weiter am Qualifying teilnahm.

Aston Martin berief sich bei seinem Protest auf Artikel 39.6 des Sportlichen Reglements. Darin heißt es, dass jeder Fahrer, dessen Fahrzeug während der Qualifikation oder der Sprint-Qualifikation auf der Strecke stoppt, an dieser Session nicht mehr teilnehmen dürfe. Sowohl Vertreter des britischen Teams als auch von Ferrari wurden in der Sachen angehört.

Grand Prix von China

In einer längeren Begründung erklärten die Rennkommissare die Abweisung. Zu den wichtigsten Punkten zählten vergleichbare Fälle in der Vergangenheit, die straffrei geblieben waren sowie die Tatsache, dass Sainz ohne Hilfe wieder los- und in die Box zur Reparatur gefahren war. Aston Martin hat nun wiederum die Möglichkeit, gegen die Entscheidung in Berufung zu gehen.

Sainz war mit seinem Ferrari in der letzten Kurve ins Kiesbett gekommen und anschließend auf der gegenüberliegenden Seite mit dem Wagen leicht eingeschlagen. Er hatte mit dem etwas demolierten Ferrari zunächst auf dem Rasen gestanden, hatte dann eigenständig den Wagen aber in die Garage von Ferrari gesteuert und war letztlich Siebter geworden.

Aston Martins Fernando Alonso hatte es in der Qualifikation auf Rang 3 geschafft, Teamkollege Lance Stroll war Elfter geworden.

Wegen Sainz: Aston Martin legt nach Qualifikation Protest ein

Carlos Sainz hat im Ferrari beim Qualifying in China einen Unfall. Der Spanier bleibt danach eine Weile mit seinem Wagen stehen. Aston Martin sieht dessen anschließende Weiterfahrt als Regelbruch an.

Landete im Kiesbett: Carlos Sainz.

Landete im Kiesbett: Carlos Sainz.

IMAGO/PanoramiC

Der britische Formel-1-Rennstall Aston Martin hat nach der Qualifikation zum Großen Preis von China Protest eingelegt. Dabei geht es um die Einhaltung von Artikel 39.6 des Sportlichen Reglements. Darin heißt es, dass jeder Fahrer, dessen Fahrzeug während der Qualifikation oder der Sprint-Qualifikation auf der Strecke stehen bleibt, an dieser Session nicht mehr teilnehmen dürfe.

Da auch ein Vertreter von Konkurrent Ferrari zu einer Anhörung zu den Rennkommissaren gebeten wurde, dürfte es sich um den Vorfall mit Carlos Sainz im zweiten Zeitabschnitt, dem sogenannten Q2, handeln.

Grand Prix von China

Der Spanier war mit seinem Ferrari in der letzten Kurve ins Kiesbett gekommen und anschließend auf der gegenüberliegenden Seite mit dem Wagen leicht eingeschlagen. Er hatte mit dem etwas demolierten Ferrari zunächst auf dem Rasen gestanden, war dann aber ohne weitere Hilfe wieder los- und in die Box zur Reparatur gefahren.

Die Qualifikation war wegen des Unfalls und der Aufräumarbeiten für einige Minuten unterbrochen gewesen. Als es weiterging, konnte auch Sainz wieder fahren. Er zog danach in die entscheidende Phase der K.-o.-Ausscheidung ein und belegte den siebten Platz.

Aston Martins Fernando Alonso hatte es hingegen auf Rang drei geschafft, Teamkollege Lance Stroll wurde Elfter.

Wegen Sainz: Aston Martin legt nach Qualifikation Protest ein

Carlos Sainz hat im Ferrari beim Qualifying in China einen Unfall. Der Spanier bleibt danach eine Weile mit seinem Wagen stehen. Aston Martin sieht dessen anschließende Weiterfahrt als Regelbruch an.

Landete im Kiesbett: Carlos Sainz.

Landete im Kiesbett: Carlos Sainz.

IMAGO/PanoramiC

Der britische Formel-1-Rennstall Aston Martin hat nach der Qualifikation zum Großen Preis von China Protest eingelegt. Dabei geht es um die Einhaltung von Artikel 39.6 des Sportlichen Reglements. Darin heißt es, dass jeder Fahrer, dessen Fahrzeug während der Qualifikation oder der Sprint-Qualifikation auf der Strecke stehen bleibt, an dieser Session nicht mehr teilnehmen dürfe.

Da auch ein Vertreter von Konkurrent Ferrari zu einer Anhörung zu den Rennkommissaren gebeten wurde, dürfte es sich um den Vorfall mit Carlos Sainz im zweiten Zeitabschnitt, dem sogenannten Q2, handeln.

Grand Prix von China

Der Spanier war mit seinem Ferrari in der letzten Kurve ins Kiesbett gekommen und anschließend auf der gegenüberliegenden Seite mit dem Wagen leicht eingeschlagen. Er hatte mit dem etwas demolierten Ferrari zunächst auf dem Rasen gestanden, war dann aber ohne weitere Hilfe wieder los- und in die Box zur Reparatur gefahren.

Die Qualifikation war wegen des Unfalls und der Aufräumarbeiten für einige Minuten unterbrochen gewesen. Als es weiterging, konnte auch Sainz wieder fahren. Er zog danach in die entscheidende Phase der K.-o.-Ausscheidung ein und belegte den siebten Platz.

Aston Martins Fernando Alonso hatte es hingegen auf Rang drei geschafft, Teamkollege Lance Stroll wurde Elfter.

Duo vor Verstappen – Red Bull muss sich “deutlich verbessern”

Nach fünf Jahren kehrt die Formel 1 zurück nach Shanghai – inklusive des ersten Sprintrennens der Saison. Beim einzigen freien Training musste sich Max Verstappen mit dem dritten Platz begnügen.

Max Verstappen beendete das Freie Training in Shanghai auf dem dritten Platz.

Max Verstappen beendete das Freie Training in Shanghai auf dem dritten Platz.

IMAGO/PanoramiC

Max Verstappen hat beim einzigen Freien Training bei der Formel-1-Rückkehr nach China die Bestzeit verfehlt. Der dreimalige Weltmeister, dem ein Rennsieg auf dem Shanghai International Circuit noch fehlt, belegte am Freitag in einer betriebsamen einstündigen Einheit den dritten Platz in seinem Red Bull. “Wir müssen uns deutlich verbessern, wenn wir da vorne mitfahren wollen”, sagte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko bei Sky.

Schnellster war der Kanadier Lance Stroll im Aston Martin, Zweiter wurde der Australier Oscar Piastri im McLaren. Auf Rang fünf schaffte es Nico Hülkenberg im Haas als einziger deutscher Stammpilot.

Die Aussagekraft der Platzierungen ist aber eher gering, Strolls spanischer Teamkollege Fernando Alonso kam beispielsweise nicht über den vorletzten Rang hinaus. Auch die beiden Ferrari-Piloten, Carlos Sainz aus Spanien und Charles Leclerc aus Monaco, belegten nur die Ränge 14 und 13. Rekordweltmeister Lewis Hamilton, der schon sechsmal in China gewinnen konnte, wurde im Mercedes lediglich 17.

Fast alle Fahrer kamen auf 20 und mehr Runden, sie nutzten die Session besonders, da es bereits wenige Stunden später zur Qualifikation für das Sprintrennen kommt und kein weiteres Training mehr ansteht. Die Renn-Kurzversion über 100 Kilometer steigt zum ersten Mal in diesem Jahr, gefahren wird der Sprint am Samstag. Der erste Große Preis China nach fünf Jahren findet am Sonntag (09.00 Uhr MESZ/Sky) statt.

Brand auf einer Wiese sorgt für Unterbrechung

Für eine kurze Unterbrechung am Freitag sorgte ein kleiner Brand auf einer Wiese neben der Strecke. Einsatzkräfte konnten diesen aber schnell löschen, zurückblieb ein schwarzer Fleck auf dem trockenen Grün.

Die Königsklasse des Motorsports fährt zum ersten Mal seit 2019 wieder auf dem Kurs. Nach der Rennpremiere in China 2004 hatten die Corona-Pandemie und die strengen Auflagen der Null-Covid-Strategie der chinesischen Regierung die Starts in den Jahren 2020, 2021, 2022 und 2023 verhindert.

Der Club der 40er in der Formel 1: Kampf um die Cockpits

Das Formel-1-Transfermarktfenster ist schon länger geöffnet. Eine Frist gibt es nicht, aber viele Interessenten für wenige Cockpits. Der einzige Deutsche will auch weitermachen – bis 40 womöglich.

Guanyu Zhou, Fernando Alonso und Nico Hülkenberg (v.l.) bei der Pressekonferenz.

Guanyu Zhou, Fernando Alonso und Nico Hülkenberg (v.l.) bei der Pressekonferenz.

IMAGO/PanoramiC

Nico Hülkenberg kann sich die Aufnahme in den 40er-Club der Formel 1 auch ziemlich gut vorstellen. “Es ist immer schwer vorherzusagen, wie lange man etwas machen will. Aber noch ein paar Jahre mehr, bis 40 ist es auch nicht so wahnsinnig weit weg”, sagte der gebürtige Rheinländer am Donnerstag bei der offiziellen Pressekonferenz zum Großen Preis von China, die auch ein bisschen zum Treffen der Generationen wurde.

Neben Hülkenberg, der im August 37 Jahre alt wird, hatte es sich Fernando Alonso bequem gemacht. Der Weltmeister von 2005 und 2006 wird seinem neuen Vertrag zufolge 2026 im Juli auch seinen 45. Geburtstag als Formel-1-Pilot erleben. Neben Alonso saß wiederum der 24 Jahre alte Chinese Guanyu Zhou, der sich vor zwei Jahrzehnten als kleiner Bub und Alonso-Fan von der Königsklasse des Motorsports auf dem Shanghai International Circuit so hatte faszinieren lassen, dass er auch einer von ihnen werden wollte.

Hamilton: So ein verrückter Trip

Das Problem nun ist, dass sie alle weitermachen wollen. Alonso hat seine Zukunft bereits gesichert, ebenso Rekordweltmeister Lewis Hamilton, der in der kommenden Saison mit auch schon fortgeschrittenen 40 Jahren für Ferrari antreten wird und selbst ein bisschen über sich staunen muss. “Es ist so ein verrückter Trip”, sagte der Noch-Mercedes-Pilot am Donnerstag: “Ich fühle mich immer noch jung.”

Relativieren dürfte sich das allerdings rein faktisch beim Blick auf den 17 Jahre alten Kimi Antonelli, der in dieser Woche im österreichischen Spielberg den Formel-1-Mercedes aus der Saison 2021 testen durfte. Der italienische Teenager gilt als großes Talent und möglicher Anwärter auf den frei werdenden Platz von Hamilton bei den Silberpfeilen.

Nachfrage übersteigt das Angebot

20 Cockpits stehen insgesamt zur Verfügung. Dem Vernehmen nach ist – Stand jetzt – die Hälfte davon fürs kommende Jahre noch nicht wieder (neu) vergeben. Sprich: die Verträge von zehn Fahrern laufen nach dieser Saison aus und neue haben die betroffenen Piloten noch nicht.

Hülkenberg ist einer davon. “Es ist eine interessante Situation”, sagte er im Fahrerlager von Shanghai: “Der Fahrermarkt ist sehr dynamisch und die Fahrer ohne Vertrag haben einiges zu tun und müssen viele Gespräche führen, ihre Optionen ausloten – und versuchen, ihre Zukunft festzuzurren. Das gilt auch für mich.”

2010 stieg er in die Formel 1 ein, im Jahr darauf war er nur noch Ersatzfahrer, stieg danach wieder zum Stammpiloten auf, und kehrte nach seinem Aus Ende 2019 nach diversen Aushilfsfahrten als Ersatzmann 2022 ins Cockpit zurück, als er den Platz von Mick Schumacher bei Haas bekam. Für das US-Team fährt er auch in dieser Saison.

Was ist mit Hülkenberg und Audi?

Mit einem Wechsel zu einem der großen Teams in der Rennserie war es nie etwas geworden, obwohl Hülkenberg mit Erfolgen und Titeln wie dem Gewinn der damaligen GP2-Meisterschaft vor seinem Formel-1-Start bereits einen verheißungsvollen Kurs eingeschlagen hatte. Letztlich kam er mit seinen Teams aber bei über 200 Grand-Prix-Starts noch nicht einmal aufs Podest in der Formel 1.

Hülkenbergs Qualitäten sind dennoch anerkannt in der Königsklasse. Spekuliert wird daher auch immer wieder mit einem Engagement beim designierten Audi-Werksteam, das ab 2026 antreten soll. Hülkenberg wird in dem Jahr 39 Jahre alt. Und hier trifft Hülkenberg auch wieder auf Zhou. Der Chinese hat im Moment einen der beiden Plätze bei Kick Sauber, dem Team, das Audi übernimmt. Der andere gehört noch dem 34 Jahre alten Finnen Valtteri Bottas.

Womöglich könnte es schon im kommenden Jahr eine andere Paarung geben. Laut Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko soll Carlos Sainz “ein sehr lukratives Angebot von Audi” haben, “das wir nicht matchen oder überbieten können”, wie der 80-Jährige der “Kleinen Zeitung” (Donnerstag) aus Österreich in einem Interview sagte. An Sainz, der nach dieser Saison seinen Platz bei Ferrari für Hamilton räumen muss, hat auch Red Bull Interesse, zumindest bestätigte Marko Gespräche mit dem 29 Jahre alten Spanier. Reden, fahren, reden. Ob jung, ob ein bisschen älter – so geht es auch weiter in dieser Saison.

“Shanghai Tiger” hat 20 Jahre auf dieses Rennen gewartet

Guanyu Zhou ist der erste chinesische Stammfahrer der Formel 1. Er kommt aus Shanghai. Er saß bei der China-Premiere 2004 auf der Tribüne – und hat in diesen Tagen viel zu tun.

Guanyu Zhou feiert Premiere in seiner Heimatstadt.

Guanyu Zhou feiert Premiere in seiner Heimatstadt.

IMAGO/BSR Agency

20 Jahre hat Guanyu Zhou auf dieses Rennen gewartet. “Diese Reise war nicht besonders leicht”, sagt der 24-Jährige. In einem Land, in dem bei den rund 1,4 Milliarden Menschen Tischtennis, Basketball und Fußball in der Volksgunst höher liegen, hat er es zum ersten chinesischen Stammpiloten in der Formel 1 geschafft.

Seit 2022 fährt er für den Sauber-Rennstall aus der Schweiz, der ab 2026 zum Audi-Werksteam werden soll. In Shanghai, seiner Heimatstadt, in der er am berühmten Bund gern laufen geht, ist er noch kein Formel-1-Rennen gefahren. Durch die Corona-Pandemie und die rigorose Null-Covid-Strategie der chinesischen Führung machte die Motorsport-Königsklasse nach dem Rennen 2019 einen Bogen um das Riesenreich.

Zhou als Fünfjähriger fasziniert vom Formel-1-Sound in Shanghai

Nun ist es soweit. “Ich will versuchen, es wie ein normales Rennwochenende zu behandeln”, sagte Zhou am Donnerstag bei der Pressekonferenz zum Großen Preis von China: “Aber es wird ein Wochenende gemischter Gefühle.”

Vor allem hofft Zhou, dass sein Auftritt daheim kein Einzelfall bleibt – einen neuen Vertrag hat er wie eine Vielzahl anderer Kollegen noch nicht fürs nächste Jahr. “Ich würde es lieben, noch viele Jahre mehr in der Formel 1 zu fahren”, bekräftigte Zhou, der sich auch noch sehr gut daran erinnert, wie alles begann.

Es war 2004 und das erste Rennen der Formel 1 auf dem Shanghai International Circuit. “Ich war fünf Jahre alt und sah zum ersten Mal live ein Formel-1-Auto”, erzählte Zhou. Bereits in zehn Kilometern Entfernung von der Strecke habe er die damaligen Zehnzylinder-Motoren hören können, beim Rennen habe er Ohrstöpsel getragen. “Der Sound hat mich so fasziniert. Ich wusste, ich wollte eines Tages auf der anderen Seite sein.”

Zweifache Chance für die ersten China-Punkte in dieser Saison

Dazu musste Zhou schon im jungen Alter nach Europa, mit zwölf Jahren ging es nach London. Er wurde danach Teil der Nachwuchsschmiede von Ferrari, ehe er zum Nachwuchsprogramm von Renault wechselte und schließlich bei Sauber landete.

Schon zu Jahresbeginn hatte die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua mit Blick auf den einzigen Chinesen im Fahrerfeld der Formel 1 frohlockt: “Chinas F1-Fahrer Zhou freut sich auf einen Durchbruch in der neuen Saison.” Allerdings fährt der “Shanghai Tiger”, wie Zhous Spitzname ist, eher hinterher. Für die ersten Punkte in dieser Saison hat er aber gleich zwei Heim-Gelegenheiten: Am Samstag kommt es zum ersten Sprintrennen der Saison, am Sonntag steht der Große Preis an.

Wolff: Formel-1-Rückkehr auf größten Automarkt “wichtiger Moment”

Corona und die Null-Covid-Strategie machten Formel-1-Gastspiele in China zuletzt unmöglich. 2019 wurde zum bisher letzten Mal in Shanghai gefahren. Dabei ist das Land der Automarkt schlechthin.

Die Formel 1 ist zurück in Shanghai.

Die Formel 1 ist zurück in Shanghai.

imago images / HochZwei

Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff (52) hat die Rückkehr der Formel 1 nach China als “wichtigen Moment” bezeichnet. “Als größter Automobilmarkt der Welt und zweitgrößte Volkswirtschaft ist China für die globale Präsenz des Sports von entscheidender Bedeutung”, sagte der Teamchef der Silberpfeile vor dem ersten Großen Preis von China seit 2019. In den Folgejahren hatte die Corona-Pandemie mit den strengen Auflagen der chinesischen Null-Covid-Politik einen Start der Motorsport-Königsklasse im Land mit rund 1,4 Milliarden Menschen verhindert.

Hamilton gewann den 1000. GP

2019 startete Sebastian Vettel noch für Ferrari, Mercedes selbst war die sportliche Übermacht und Lewis Hamilton in dem Jahr auf dem Weg zu seinem sechsten von insgesamt sieben WM-Titeln. Vor fünf Jahren hatte er das Rennen – es war das 1000. in der Geschichte der Formel 1 seit 1950 – auf dem Shanghai International Circuit gewonnen.

Das erste Mal seit fünf Jahren wieder in China zu fahren, gebe auch zusätzliche Motivation, sagte Wolff der Deutschen Presse-Agentur auf die Frage, wie wichtig es denn gerade im Land des größten Automarkts der Welt sei, erfolgreich zu sein. 2012 hatte das deutsche Werksteam in Shanghai den ersten Sieg seit der Rückkehr in die Formel 1 geschafft. Damals hatte Nico Rosberg gewonnen, Teamkollege Michael Schumacher war nicht ins Ziel gekommen.

2020, 2021, 2022 und 2023 wurde nicht in Shanghai gefahren. In den USA erlebte die Formel 1 in der Zeit einen Boom durch die Netflix-Serie “Drive to survive” – der Streamingdienst ist in China nicht empfangbar.

Die Rückkehr der Formel 1 löste dennoch Begeisterung aus. Offiziellen Angaben zufolge waren die Eintrittskarten bereits nach einer Stunde vergriffen, als am 9. Januar der Vorverkauf startete – trotz Preisen von umgerechnet bis zu knapp 500 Euro.

“Die Formel 1 bietet den Fans eine Gelegenheit, sich auf einer eher menschlichen Ebene mit der Marke auseinanderzusetzen und die Werte zu verstehen sowie zu begreifen, wofür wir stehen”, sagte Wolff vor dem Grand-Prix-Wochenende mit Blick auf den Werbewert der Formel 1 für den Absatz vor allem auch von E-Autos in China. “Das kann bei der Kaufentscheidung oft genauso wichtig sein wie das Produkt selbst.”

Frühzeitige Entscheidung: Alonso bleibt Aston Martin erhalten

Der Zeitpunkt kommt doch ein bisschen überraschend. Der zweimalige Formel-1-Weltmeister Fernando Alonso hat sich früh entschieden, auch im kommenden Jahr für Aston Martin ins Cockpit zu steigen.

Hat den Gerüchten rund um einen möglichen Team-Wechsel ein schnelles Ende gesetzt: Aston-Martin-Pilot Fernando Alonso

Hat den Gerüchten rund um einen möglichen Team-Wechsel ein schnelles Ende gesetzt: Aston-Martin-Pilot Fernando Alonso

IMAGO/ZUMA Wire

Eine der größten Personalfragen fürs kommende Jahr in der Formel 1 ist geklärt: Alonso wird weder zu Mercedes, noch zu Red Bull wechseln. Der 42 Jahre alte Spanier hat seinen Vertrag beim britischen Rennstall Aston Martin am Dienstag verlängert. “Hier, um zu bleiben”, hieß es in einer ungewöhnlichen Mitteilung nur von Aston Martin ohne jegliche weitere Angaben.

Per Instagram folgte ein Kurzvideo, in dem sich Alonso auf einen Lederstuhl setzt und sagt : “Ich bin Fernando Alonso, und ich bin hier, um zu bleiben.” Darunter schreibt Aston Martin: “Die Geschichte geht weiter.”

Alonso geht 2025 in seine dritte Saison

Die Formel 1 klärte kurz danach auf ihrer Homepage auf, dass der zweimalige Weltmeister einen Vertrag unterschrieben habe, demzufolge er auch 2026 noch für den Rennstall des kanadischen Milliardärs Lawrence Stroll fahren wird.

Für das Team, das eine neue hochmoderne Fabrik direkt an der Rennstrecke in Silverstone hat, fährt Alonso seit Anfang 2023. Er hatte damals das Cockpit von Sebastian Vettel übernommen, der seine Karriere beendete. Sein erstes Rennen fuhr Alonso bereits 2001, seine größten Erfolge feierte der Pilot aus Oviedo mit den WM-Titeln 2005 und 2006. Im Renault beendete Alonso damals die Titelserie von Michael Schumacher im Ferrari.

Bei seinen Stationen bei McLaren, Ferrari und Alpine (früheres Renault-Team) konnte Alonso keinen weiteren WM-Titel gewinnen. 2019 und 2020 nahm sich Alonso eine Auszeit von Königsklasse des Motorsports.

Er genießt im Fahrerlager ob seiner Fähigkeiten höchstes Ansehen und wurde auch als Kandidat bei Mercedes gehandelt. Dort wird das Cockpit von Lewis Hamilton nach dieser Saison frei, der siebenmalige Champion fährt 2025 für Ferrari. Auch mit Red Bull wurde Alonso schon in Verbindung gebracht. Beim Branchenführer läuft der Vertrag des Mexikaners Sergio Pérez nach dieser Saison aus.