Stühlerücken in der Formel 1: Hülkenberg der erste Dominostein?

Mit seiner Entscheidung, sich ab 2025 dem Sauber-Rennstall anzuschließen, könnte Nico Hülkenberg der erste Dominostein im anstehenden Stühlerücken um die Formel-1-Cockpits sein.

Einer ist gesichert, einer pokert, einer hofft: Nico Hülkenberg, Carlos Sainz und Andrea Kimi Antonelli.

Einer ist gesichert, einer pokert, einer hofft: Nico Hülkenberg, Carlos Sainz und Andrea Kimi Antonelli.

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Bevor aus Nico Hülkenberg ab 2026 ein Audi-Werksfahrer wird, steht für den einzigen Deutschen im Fahrerfeld der Formel 1 ein Übergangsjahr beim aktuellen “Stake F1 Team Kick Sauber” an. Am Freitag wurde bekannt, dass der 36-Jährige nach der laufenden Saison seinen jetzigen Rennstall Haas verlässt und damit nochmal ein neues Kapitel im Herbst seiner Karriere aufschlägt. Der Kontrakt bei Audi soll bis 2027 laufen.

Hülkenbergs nahe Zukunft in der Königsklasse des Motorsports ist somit gesichert, damit hat der gebürtige Emmericher aber fast ein Alleinstellungsmerkmal. Nach aktuellem Stand sind noch zwölf Cockpits für die kommende Saison offen, was ein spannendes Stühlerücken voraussetzt.

Sainz zu den Silberpfeilen?

Durch Lewis Hamiltons Wechsel zu Ferrari muss sich Carlos Sainz auf die Suche nach einem neuen Team machen, der Spanier kann sich den Rennstall aber aussuchen. Sainz gilt als Top-Kandidat auf Hamiltons Nachfolge bei den Silberpfeilen, aber auch aus Ingolstadt soll ihm ein lukratives Angebot vorliegen. Somit könnte Sainz Teamkollege von Hülkenberg werden. Das würde jedoch bedeuten, dass beide aktuellen Sauber-Fahrer Valtteri Bottas und Guanyu Zhou das Team verlassen müssen. Beide Verträge laufen aus, Bottas gilt aber weiterhin als der stärkere Fahrer.

Bearman als Hülkenberg-Ersatz?

Auch bei Hülkenbergs Noch-Rennstall Haas sind aktuell zwei Plätze frei. Kevin Magnussen wird wohl bleiben, Ferrari-Junior Oliver Bearman dürfte nach seinem starken Debüt in Saudi-Arabien einen dauerhaften Sitz beim US-Team bekommen.

Aston Martin macht so weiter

Bei Aston Martin wird sich aller Voraussicht nach nichts ändern. Fernando Alonso hat um zwei weitere Jahre verlängert, Lance Stroll darf trotz wechselhafter Leistungen als Sohn des Teamchefs wohl ebenfalls weitermachen. Gleiches gilt für McLaren, Lando Norris und Oscar Piastri besitzen langfristige Verträge.

Früher Wechsel bei Williams?

Einen Wechsel in der noch laufenden Saison könnte es derweil bei Williams geben. Alexander Albon wartet zwar ebenso wie Logan Sargeant noch auf seinen ersten WM-Punkt, der Thailänder ist aber Team-Lader, während der US-Amerikaner mehrfach durch Unfälle auffiel und auch in seiner zweiten Saison offensichtlich zu langsam ist.

Mit Andrea Kimi Antonelli steht ein aufstrebender Mercedes-Junior in den Startlöchern, der Italiener wird neben Sainz sogar auch als Hamilton-Nachfolger gehandelt. Gut möglich, dass die Silberpfeile ihren Jungspund beim Tochterteam parken wollen, um ihn ohne Druck an die F1 heranzuführen – aktuell fährt Antonelli noch in der F2. Durch sein Alter von nur 17 Jahren wäre Antonelli zwar noch zu jung für eine Superlizenz, die FIA dürfte bei einer Entscheidung für den Youngster aber wohl kaum im Wege stehen.

Baustellen bei Alpine

Bei Alpine, dem aktuellen Sorgenkind, laufen ebenfalls die Verträge der beiden Fahrer Esteban Ocon und Pierre Gasly aus. Beide gelten als ambitionierte Piloten, können im unterlegenen Alpine derzeit aber kaum mithalten. Um für 2025 besser aufgestellt zu sein, würde Planungssicherheit helfen. Veränderungen im Cockpit sind daher unwahrscheinlich.

Tsunoda drängt sich auf

Ebenso bei Spitzenreiter Red Bull. Max Verstappen wird den Primus aller Voraussicht nach nicht verlassen, auch Team-Kollege Sergio Perez empfiehlt sich aktuell für eine weitere Zusammenarbeit. Sollte man sich dennoch vom Mexikaner trennen, drängt sich in dieser Saison Yuki Tsunoda auf. Beim Tochterteam Racing Bulls fuhr der Japaner bereits sieben WM-Punkte ein, stellt Teamkollege Daniel Ricciardo komplett in den Schatten. Der Australier lässt die gewünschte Pace vermissen, was Liam Lawson bald wohl ein dauerhaftes Cockpit bescheren dürfte.

Die “Silly Season” in der Formel 1 ist bereits jetzt in vollem Gange, überraschende Wendungen sind dabei nicht ausgeschlossen. Hülkenberg dürfte mit seiner Zukunftsplanung aber der erste gefallene Dominostein sein und eine spannende Kettenreaktion folgen lassen.

Perfekt: Hülkenberg startet ab 2026 für Audi

Nico Hülkenberg hat einen mehrjährigen Vertrag bei Sauber unterschrieben und geht damit 2026 für das Audi-Werksteam an den Start.

Nico Hülkenberg fährt künftig für Sauber und anschließend Audi.

Nico Hülkenberg fährt künftig für Sauber und anschließend Audi.

IMAGO/DeFodi

Audi, das kürzlich die vollständige Übernahme der Sauber Gruppe bekanntgegeben hatte, treibt sein Formel-1-Projekt steil voran und hat Nico Hülkenberg, der Haas nach dieser Saison verlässt, für den Einstieg im Jahr 2026 verpflichtet. Bereits im Jahr 2025 wird er für Sauber fahren und die Transformation zum Werksteam begleiten, wie das Schweizer Unternehmen am Freitag bekannt gegeben hat.

Seidl: “Impulse von Nico werden uns voranbringen”

“Die Verpflichtung von Nico ist ein nächster Meilenstein für das Formel-1-Projekt von Audi. Mit seinem Speed, seiner Erfahrung und seinem engagierten Teamwork wird er schon 2025 einen wichtigen Beitrag für den Einstieg von Audi in der Saison 2026 leisten”, wird Andreas Seidl, CEO des künftigen Audi-F1-Werksteams, in einer Pressemitteilung zitiert. “Es gab auf Anhieb großes gegenseitiges Interesse, ein Projekt mit dieser Einmaligkeit gemeinsam anzugehen. Nico ist eine starke Persönlichkeit, seine Impulse auf fachlicher und menschlicher Ebene werden uns sowohl bei der Entwicklung des Fahrzeugs als auch beim Aufbau des Teams voranbringen.”

Hülkenberg: “Eine einmalige Chance”

“Die Perspektive, für Audi an den Start zu gehen, ist etwas ganz Besonderes”, sagt Hülkenberg selbst. “Wenn ein deutscher Hersteller mit einer solchen Entschlossenheit in die Formel 1 einsteigt, dann ist das eine einmalige Chance. Das Werksteam einer solchen Automobilmarke mit einer Power Unit made in Germany zu repräsentieren, ist für mich eine große Ehre.”

Die Verpflichtung von Hülkenberg folgt auf den im März verkündeten Plan zur vollständigen Übernahme von Sauber und die Ernennung von Oliver Hoffmann als Generalbevollmächtigter des Vorstandes von Audi für das Formel-1-Engagement.

In dieser Funktion hat Hoffmann auch den Vorsitz der Verwaltungsräte aller Sauber-Gesellschaften sowie der Gesellschafterversammlung der Audi Formula Racing GmbH inne, die für die Entwicklung des Antriebs (“Power Unit”) am Standort Neuburg zuständig ist.

Hülkenberg fehlt bei Audi wohl nur noch die Unterschrift

Spekuliert wird damit seit einiger Zeit, Nico Hülkenberg kokettierte damit zuletzt selbst. Einem Bericht zufolge steht seinem Engagement beim designierten Audi-Rennstall nicht mehr viel im Weg.

Steigt Nico Hülkenberg ins Audi-Cockpit?

Steigt Nico Hülkenberg ins Audi-Cockpit?

IMAGO/BSR Agency

Einem Engagement von Nico Hülkenberg beim designierten zweiten deutschen Werksrennstall in der Formel 1 soll einem Bericht zufolge nicht mehr viel im Weg stehen. Wie das Portal Sport1 am Mittwoch berichtete, fehlt für einen Wechsel des 36 Jahre alten gebürtigen Rheinländers zu Sauber, das ab 2026 als Audi-Team an den Start gehen wird, nur noch die Unterschrift. Audi teilte der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage mit, Gerüchte nicht zu kommentieren. Dasselbe kam von Kick Sauber aus der Schweiz.

Über diesen Wechsel wird allerdings seit einiger Zeit in der Formel 1 spekuliert. Hülkenberg fährt derzeit noch für Haas, sein Vertrag endet nach dieser Saison bei dem US-Rennstall, wo er nach der Saison 2022 seinen Landsmann Mick Schumacher abgelöst hatte. Es hieß auch, Hülkenberg habe Haas schon nach der vergangenen Meisterschaft verlassen wollen, nachdem er seinen Vertrag im August 2023 vorzeitig verlängert hatte.

Mit Hülkenberg bis Ende 2027?

Laut Sport1 soll Audi Hülkenberg einen Vertrag über drei Jahre angeboten haben für die Jahre 2025, 2026 und 2027. Der Autobauer aus Ingolstadt übernimmt das Schweizer Sauber-Team und will 2026 als Werksteam einsteigen, das Chassis kommt dann aus Hinwill, der Antrieb wird in der neuen Fabrik in Neuburg an der Donau gebaut. 2026 wird in der Formel 1 eine große Reform greifen, wonach 50 Prozent der Motorleistung elektrisch generiert wird. Zudem soll unter anderem 100 Prozent nachhaltiger Kraftstoff benutzt werden.

Rosberg spekulierte bereits: Vertrag liegt auf Hülkenbergs Tisch

Hülkenberg, der die Erfahrung von weiter über 200 Grand-Prix-Starts mitbringt, aber noch nie auf dem Podium stand, hatte nach seinem zehnten Platz am vergangenen Sonntag in Shanghai mit Sky-Experte und Ex-Weltmeister Nico Rosberg gescherzt. Rosberg hatte gefragt, wie es aussehe mit dem Audi-Vertrag. “Hast Du doch schon durchverhandelt”, hatte Hülkenberg geantwortet. Der Vertrag liege doch bei ihm auf dem Tisch, hatte Rosberg ergänzt. “Ja? Was Du alles zu wissen glaubst”, hatte daraufhin Hülkenberg gesagt.

Neben Hülkenberg wird auch und vor allem der spanische Noch-Ferrari-Fahrer Carlos Sainz als möglicher Kandidat für Audi gehandelt. Die Spekulationen hatte Red Bulls Motorsportchef Helmut Marko mit Aussagen über ein Angebot, mit dem Red Bull nicht mithalten könne, angeheizt. Sainz muss sein Cockpit bei der Scuderia nach dieser Saison für Rekordweltmeister Lewis Hamilton von Mercedes räumen.

Der Club der 40er in der Formel 1: Kampf um die Cockpits

Das Formel-1-Transfermarktfenster ist schon länger geöffnet. Eine Frist gibt es nicht, aber viele Interessenten für wenige Cockpits. Der einzige Deutsche will auch weitermachen – bis 40 womöglich.

Guanyu Zhou, Fernando Alonso und Nico Hülkenberg (v.l.) bei der Pressekonferenz.

Guanyu Zhou, Fernando Alonso und Nico Hülkenberg (v.l.) bei der Pressekonferenz.

IMAGO/PanoramiC

Nico Hülkenberg kann sich die Aufnahme in den 40er-Club der Formel 1 auch ziemlich gut vorstellen. “Es ist immer schwer vorherzusagen, wie lange man etwas machen will. Aber noch ein paar Jahre mehr, bis 40 ist es auch nicht so wahnsinnig weit weg”, sagte der gebürtige Rheinländer am Donnerstag bei der offiziellen Pressekonferenz zum Großen Preis von China, die auch ein bisschen zum Treffen der Generationen wurde.

Neben Hülkenberg, der im August 37 Jahre alt wird, hatte es sich Fernando Alonso bequem gemacht. Der Weltmeister von 2005 und 2006 wird seinem neuen Vertrag zufolge 2026 im Juli auch seinen 45. Geburtstag als Formel-1-Pilot erleben. Neben Alonso saß wiederum der 24 Jahre alte Chinese Guanyu Zhou, der sich vor zwei Jahrzehnten als kleiner Bub und Alonso-Fan von der Königsklasse des Motorsports auf dem Shanghai International Circuit so hatte faszinieren lassen, dass er auch einer von ihnen werden wollte.

Hamilton: So ein verrückter Trip

Das Problem nun ist, dass sie alle weitermachen wollen. Alonso hat seine Zukunft bereits gesichert, ebenso Rekordweltmeister Lewis Hamilton, der in der kommenden Saison mit auch schon fortgeschrittenen 40 Jahren für Ferrari antreten wird und selbst ein bisschen über sich staunen muss. “Es ist so ein verrückter Trip”, sagte der Noch-Mercedes-Pilot am Donnerstag: “Ich fühle mich immer noch jung.”

Relativieren dürfte sich das allerdings rein faktisch beim Blick auf den 17 Jahre alten Kimi Antonelli, der in dieser Woche im österreichischen Spielberg den Formel-1-Mercedes aus der Saison 2021 testen durfte. Der italienische Teenager gilt als großes Talent und möglicher Anwärter auf den frei werdenden Platz von Hamilton bei den Silberpfeilen.

Nachfrage übersteigt das Angebot

20 Cockpits stehen insgesamt zur Verfügung. Dem Vernehmen nach ist – Stand jetzt – die Hälfte davon fürs kommende Jahre noch nicht wieder (neu) vergeben. Sprich: die Verträge von zehn Fahrern laufen nach dieser Saison aus und neue haben die betroffenen Piloten noch nicht.

Hülkenberg ist einer davon. “Es ist eine interessante Situation”, sagte er im Fahrerlager von Shanghai: “Der Fahrermarkt ist sehr dynamisch und die Fahrer ohne Vertrag haben einiges zu tun und müssen viele Gespräche führen, ihre Optionen ausloten – und versuchen, ihre Zukunft festzuzurren. Das gilt auch für mich.”

2010 stieg er in die Formel 1 ein, im Jahr darauf war er nur noch Ersatzfahrer, stieg danach wieder zum Stammpiloten auf, und kehrte nach seinem Aus Ende 2019 nach diversen Aushilfsfahrten als Ersatzmann 2022 ins Cockpit zurück, als er den Platz von Mick Schumacher bei Haas bekam. Für das US-Team fährt er auch in dieser Saison.

Was ist mit Hülkenberg und Audi?

Mit einem Wechsel zu einem der großen Teams in der Rennserie war es nie etwas geworden, obwohl Hülkenberg mit Erfolgen und Titeln wie dem Gewinn der damaligen GP2-Meisterschaft vor seinem Formel-1-Start bereits einen verheißungsvollen Kurs eingeschlagen hatte. Letztlich kam er mit seinen Teams aber bei über 200 Grand-Prix-Starts noch nicht einmal aufs Podest in der Formel 1.

Hülkenbergs Qualitäten sind dennoch anerkannt in der Königsklasse. Spekuliert wird daher auch immer wieder mit einem Engagement beim designierten Audi-Werksteam, das ab 2026 antreten soll. Hülkenberg wird in dem Jahr 39 Jahre alt. Und hier trifft Hülkenberg auch wieder auf Zhou. Der Chinese hat im Moment einen der beiden Plätze bei Kick Sauber, dem Team, das Audi übernimmt. Der andere gehört noch dem 34 Jahre alten Finnen Valtteri Bottas.

Womöglich könnte es schon im kommenden Jahr eine andere Paarung geben. Laut Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko soll Carlos Sainz “ein sehr lukratives Angebot von Audi” haben, “das wir nicht matchen oder überbieten können”, wie der 80-Jährige der “Kleinen Zeitung” (Donnerstag) aus Österreich in einem Interview sagte. An Sainz, der nach dieser Saison seinen Platz bei Ferrari für Hamilton räumen muss, hat auch Red Bull Interesse, zumindest bestätigte Marko Gespräche mit dem 29 Jahre alten Spanier. Reden, fahren, reden. Ob jung, ob ein bisschen älter – so geht es auch weiter in dieser Saison.