Trotz langer Unterzahl: Hamburg erkämpft sich einen Punkt in Magdeburg

Der Hamburger SV hat in Unterzahl noch spät einen Punkt in Magdeburg gerettet, der Rückstand auf den Relegationsplatz hat sich dennoch auf drei Zähler vergrößert.

Moral bewiesen: Die Hamburger Spieler ernteten nach der Partie Beifall von den mitgereisten Fans.

Moral bewiesen: Die Hamburger Spieler ernteten nach der Partie Beifall von den mitgereisten Fans.

picture alliance/dpa

Magdeburgs Trainer Christian Titz wechselte nach dem 0:0 in Elversberg viermal: Hoti, Condé, El Hankouri und Teixeira rückten für Müller (Gelbsperre), Hugonet (Schulterverletzung), Nollenberger (Bank) und Elfadli (nicht im Kader) in die erste Elf.

Im Vergleich zum 2:1 gegen Lautern ergaben sich beim Hamburger SV ebenfalls vier Veränderungen: In der Defensive starteten Muheim und Ramos anstelle von Hadzikadunic (Erkältung) und Katterbach (Bank). Außerdem wurden Poreba und Suhonen, die die Trainingswoche ebenfalls wegen einer Erkältung verpasst hatten, von Pherai und Jatta ersetzt.

Die Rothosen kamen vor toller Kulisse in der MDCC-Arena gut in die Partie und rissen gleich zu Beginn die Spielkontrolle an sich. Gegen die eigentlich so ballbesitzstarken Magdeburger ließ der HSV die Kugel laufen und suchte den Weg nach vorne. Immer wieder näherte sich die Baumgart-Elf offensiv an, allerdings ohne wirklich gefährlich zu werden.

Ramos sieht glatt Rot – El Hankouri trifft vom Punkt

Das änderte sich dann auf der anderen Seite: Ein langer Ball auf Schuler reichte, um die HSV-Defensive auszuhebeln. An der Strafraumkante brachte Ramos den Torjäger zu Fall. Es gab Elfmeter und glatt Rot für den Innenverteidiger, weil dieser nach Ermessen von Schiedsrichter Robert Kampka keine Chance auf den Ball hatte (23.). El Hankouri übernahm vom Punkt die Verantwortung und schoss den bis dato harmlosen FCM in Führung (26.).

In Unterzahl gaben sich die Hanseaten nicht auf. Abgesehen von Schulers dicker Chance, im Eins-gegen-eins scheiterte er an Raab (41.), ließ die Baumgart-Elf nichts Gravierendes zu – und hatte selbst zwei gute Möglichkeiten zum Ausgleich: Jedoch kratzte FCM-Keeper Reimann die Kugel im letzten Moment von der Linie (43.), der für Pherai eingewechselte Ambrosius köpfte knapp rechts vorbei (45.+3).

Zweiter Strafstoß, zweites Tor

2. Bundesliga – 29. Spieltag

Kurz vor dem Pausenpfiff wurde es dann noch bitterer für die Hamburger: Weil Raab den heraneilenden Bell Bell ungestüm im Sechzehner abräumte, gab es erneut Elfmeter für die Hausherren, die diesen in Person von El Hankouri eiskalt zur 2:0-Pausenführung ummünzten (45.+7).

Trotz 0:2-Rückstand und einem Mann weniger gab sich der HSV im zweiten Durchgang nicht auf und probierte alles. Bis zur 60-Minuten-Marke näherten sich beide Mannschaften in einem ausgeglichenen Schlagabtausch immer wieder an. Ein Hamburger Doppelwechsel – Dompé und Glatzel kamen ins Spiel (61.) – sorgte dann für weiteren Schwung bei den Rothosen, denen die Unterzahl nun überhaupt nicht mehr anzumerken war.

Hamburg in Unterzahl am Drücker

Die Baumgart-Elf schnürte die Hausherren immer wieder ein und verdiente sich den Anschluss: Schonlau wurde im Strafraum von Meffert in Szene gesetzt und traf wunderbar in den rechten Winkel (67.).

HSV im doppelten Latten-Pech, dann trifft Meffert

Der Treffer brachte den Gästen noch mehr Selbstvertrauen. Gegen fahrige Magdeburger war der HSV nun die klar bessere Mannschaft und drückte auf den Ausgleich: Benes (71.) und Reis (88.) trafen beide nur die Latte, außerdem scheiterten Meffert (76.) und Glatzel (83.) an Reimann. In der fünften Minuten der Nachspielzeit kam Hamburg dann doch noch zum ersehnten Ausgleich: Meffert köpfte aus kurzer Distanz ein und belohnte die Hanseaten damit für eine starke zweite Hälfte (90.+4).

Der HSV sicherte sich somit einen wichtigen Punkt im Kampf um den Aufstieg, musste die am Samstag siegreichen Düsseldorfer jedoch trotzdem bis auf drei Punkte ziehen lassen. Magdeburg reist am Sonntag (13.30 Uhr) nach Rostock, der HSV empfängt am Samstagabend (20.30 Uhr) Kiel zum Topspiel.

Nach 0:11 Toren: Titz beklagt auch die fehlende Gier

Magdeburgs Misere fand auch gegen Hannover seine Fortsetzung, die Lage für den FCM wird immer bedrohlicher.

Die Gestik spiegelt die Enttäuschung wieder: Christian Titz und Magdeburg finden nicht in die Spur.

Die Gestik spiegelt die Enttäuschung wieder: Christian Titz und Magdeburg finden nicht in die Spur.

IMAGO/Christian Schroedter

Aktuell hakt es beim FCM vorne wie hinten, 0:11 Tore (und nur ein Punkt) aus den letzten vier Spielen sprechen eine deutliche Sprache. Die Folge: Der Vorsprung auf den Relegationsplatz, den aktuell Kaiserslautern (29 Punkte) innehat, beträgt nurmehr zwei Zähler.

Vor allem in der Anfangsphase habe sich sein Team schwer getan, resümierte Christian Titz nach dem 0:3 gegen die 96er. Kein Mittel fanden seine Schützlinge gegen das Konzept der Gäste, die Magdeburger hoch zu überspielen und sich die zweiten Bälle zu holen.

Aluminiumpech kommt dazu

Erst in der zweiten Hälfte verbesserten sich die Hausherren zumindest zu Beginn und hatten Pech, dass sowohl Silas Gnaka (51.) als auch Mohammed El Hankouri (52.) nur Aluminium trafen. Mit der offensiven Herrlichkeit des FCM war es dann aber auch schnell wieder vorbei.

Man müsse wieder “konsequenter verteidigen und schneller ins Umschaltspiel kommen”, forderte der 53-Jährige einmal mehr. “Wir müssen wieder Gier und Bereitschaft entwickeln, die Null zu halten, denn dann hast du in dieser Liga die Chance, Spiele für dich zu entscheiden.”

Unsere Idee ist, dass wir Kontrolle haben möchten.

Christian Titz

Saison 2023/24

An der Spielidee liegt es nach Ansicht des Trainers nicht, Titz reagierte relativ harsch auf eine Nachfrage, ob es denn nicht besser sei, den Ball einfach mal wegzuschlagen. “Unsere Idee ist, dass wir Kontrolle haben möchten und wenn wir angelaufen werden, dass wir überspielen möchten. Bis vor drei Spieltagen haben wir das konsequent gemacht, jetzt nicht mehr, wir sind dafür mehrfach bestraft worden.”

In der kommenden Trainingswoche gilt es, die Köpfe wieder frei zu bekommen. “Wir haben schon oft gezeigt, dass es anders geht”, versprüht Titz Optimismus für die notwendige Trendwende in Elversberg (35 Punkte). An das Hinspiel hat Magdeburg keine guten Erinnerungen, der Aufsteiger siegte 2:1 und ist nach zwei Niederlagen in Folge auch nicht mehr in der Komfortzone.