Harnik: “Neben Klose zu spielen, war besonders”

Martin Harnik hat jüngst die Torjägerkanone® für alle erhalten – seine erste kicker-Kanone. Der ehemalige Bundesliga-Stürmer spricht über legendäre Mitspieler, brutale Gegner und seine Tore gegen Manuel Neuer.

Torgefährlich: Martin Harnik erzielte für den VfB Stuttgart insgesamt 53 Bundesliga-Treffer.

Torgefährlich: Martin Harnik erzielte für den VfB Stuttgart insgesamt 53 Bundesliga-Treffer.

imago sportfotodienst

TORJÄGERKANONE® FÜR ALLE

Seit 1969 verleiht der kicker die Torjägerkanone an den erfolgreichsten Bundesliga-Stürmer der Saison. Seit fünf Jahren gibt es auch eine Trophäe für den Amateurbereich von kicker, Volkswagen und DFB. Den aktuellen Stand bis zur 11. Liga finden Sie unter diesem Link. In unserer Interview-Serie sprechen Torschützenkönige über ihre Karriere. Dieses Mal eine Sonderfolge mit Martin Harnik, Gewinner der “Torjägerkanone für alle” mit der TuS Dassendorf (5. Liga) in der vergangenen Saison.

Bei welchem Verein haben Sie angefangen?

Mein erster Verein heißt heute SC Vierund Marschlande. Als ich mit fünf Jahren angefangen habe, war das allerdings beim TSV Kirchwerder. Der hat dann später mit dem SV Ochsenwerder/ Moorfleet zum SC VM fusioniert. Dort kam dann auch später Max Kruse in der Jugend dazu.

Waren Sie schon immer Torjäger?

Ja, immer. Ich war von Anfang an Stürmer und habe auch wirklich von Anfang an viele Tore geschossen.

Ich gehöre bis heute zu den Top 10 jener Torschützen, die am häufigsten gegen Neuer getroffen haben.

Martin Harnik

Wer war Ihr Vorbild?

Ich hatte kein richtiges Vorbild, weil ich eigentlich als Kind nie der klassische Fußballfan war. Ich habe es vor allem geliebt, selbst zu kicken, und habe mich im Laufe der Zeit dann immer an verschiedenen Stürmertypen orientiert. Erst war es Roy Präger, später Michael Preetz, dann Miroslav Klose. Mit ihm durfte ich dann zu Beginn meiner Profikarriere in Bremen noch selbst auf dem Platz stehen. Das war schon besonders.

Was war Ihr wichtigstes Tor?

Das wichtigste Tor war am 33. Spieltag der Saison 2014/15 im Abstiegskampf, das Siegtor zum 2:1 gegen den HSV. Wir hatten 0:1 zurückgelegen, sind dann zurückgekommen, und der Treffer war brutal wichtig. Im positiven Sinne würde ich mein Tor zum 2:1, ebenfalls für den VfB, im Pokal-Halbfinale gegen Freiburg nennen, weil uns das zum Endspiel nach Berlin gebracht hat.

Wer war Ihr bester Mitspieler?

Diego bei Werder. Ein klassischer Brasilianer. Im Training war er fast nicht zu sehen, aber im Spiel war er einfach da, so befreit, so sorglos und so brillant. Mir hat seine Leichtigkeit im Kopf und in den Beinen imponiert.

Wer war Ihr bester Gegenspieler?

Ich möchte da ein Duo nennen. Dayot Upamecano und Ibrahima Konaté von RB Leipzig. Ich war zum zweiten Mal bei Werder und Stürmer gegen sie – und es war einfach unfair …

Ich laufe mit fast 37 Jahren zwar jetzt in der Oberliga nicht allen davon, es ist aber schon so, dass ich nicht das Gefühl eines riesigen Tempodefizits habe.

Martin Harnik

Wer war der beste Torwart?

Ich habe sowohl in der Bundesliga als auch in den Länderspielen mit Österreich wirklich gegen viele gespielt. In den Anfängen noch gegen Oliver Kahn, jahrelang auch gegen Manuel Neuer. Und es klingt verrückt, aber es gab eigentlich keinen Torwart, bei dem ich das Gefühl hatte, gegen den treffe ich nicht. Im Gegenteil: Ich gehöre bis heute zu den Top 10 jener Torschützen, die am häufigsten gegen Neuer getroffen haben.

Was war Ihre Stärke?

Geschwindigkeit und Spielintelligenz. Das ist bis heute so. Ich laufe mit fast 37 Jahren zwar jetzt in der Oberliga nicht allen davon, es ist aber schon so, dass ich nicht das Gefühl eines riesigen Tempodefizits habe.

Was war Ihre größte Schwäche?

Die Duelle eins gegen eins.

Wer ist der beste Torjäger aller Zeiten?

Auf Bundesliga-Ebene für mich Robert Lewandowski, weltweit Cristiano Ronaldo.

Welchem Amateurverein sind Sie bis heute verbunden?

Ich fühle mich meinem Heimatverein SC Vier- und Marschlande noch sehr verbunden. Da ich selbst noch für TuS Dassendorf spiele, bin ich selten als Zuschauer am Platz, verfolge aber die Ergebnisse und die Entwicklung noch sehr genau.

Für seine 46 Oberliga-Treffer in der Saison 2022/23 wurde Martin Harnik im März von kicker-Reporter Sebastian Wolff mit der “Torjägerkanone für alle” geehrt. Vor dem Sportheim seines Klubs TuS Dassendorf nahe Hamburg fand die nachträgliche Übergabe statt. Der ehemalige Bundesligastürmer hatte an der offiziellen Ehrung im Herbst nicht teilnehmen können.

Am 10. Juni 1987 in Hamburg geboren, begann Harnik das Fußballspielen als Fünfjähriger beim TSV Kirchwerder (später SC Vier- und Marschlande) und wechselte 2006 zu Werder Bremen. Dort debütierte er in der Bundesliga und wechselte 2010 zum VfB Stuttgart, wo er bis 2016 seine erfolgreichste Zeit hatte. Nach den Stationen Hannover 96 (2016 bis 2018) und noch mal Werder Bremen (2018/19) beendete Harnik 2020 seine Profikarriere beim HSV nach insgesamt 240 Bundesliga-Spielen (67 Tore) und 83 Zweitliga-Partien (33 Treffer). Zudem bestritt der Österreicher 68 A-Länderspiele (15 Tore).

Interview: Sebastian Wolff