Milans “neuer” Ibrahimovic: Was für Fonseca sprach – und Zirkzee spricht

Im Rahmen der Verkündung des neuen Milan-Trainers hat Zlatan Ibrahimovic am Donnerstag erstmals in seiner neuen Rolle bei den Rossoneri gesprochen. Die Fragen der Journalisten beantwortete der Schwede gewohnt direkt.

Prägt er nun eine Milan-Ära in anderer Funktion? Zlatan Ibrahimovic.

Prägt er nun eine Milan-Ära in anderer Funktion? Zlatan Ibrahimovic.

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Zlatan Ibrahimovic ist ein Mann großer Worte. Das war er als Spieler – und das ist er wenig überraschend in seiner neuen Funktion als Senior Advisor. Am Donnerstagmittag sprach der 42-Jährige erstmals mit der italienischen Presse und beantwortete an ihn gerichtete Fragen gewohnt unmissverständlich.

Ibrahimovic ist bei Milan neuerdings als leitender Berater tätig, arbeitet eng mit US-Investor Gerry Cardinale zusammen. Über den neuen Eigentümer sagt der einstige Weltklasse-Stürmer: “Er ist ein Gewinner, er ist ehrgeizig wie ich. Er will ein Projekt schaffen, das jetzt und auf lange Sicht funktionieren kann. Ich habe ihm gesagt: ‘Ich bin der richtige Mann für dich.'”

Klare Idee hinter Fonsecas Verpflichtung

Anders als zuweilen als Spieler will Ibrahimovic von einer “One-Man-Show” nichts wissen. Es gehe “nur gemeinsam” mit allen sportlichen Verantwortlichen. Eine erste Entscheidung, auf die das zutrifft, ist die Installation von Trainer Paulo Fonseca als Nachfolger von Stefano Pioli.

“Es war eine wohlüberlegte und durchdachte Entscheidung”, sagt Ibrahimovic voller Überzeugung: “Wir wollen, dass Milan dominanten Fußball spielt. Wir haben studiert, wie er trainiert, wie er die Spiele vorbereitet. Nach fünf Jahren brauchten wir etwas Neues. Fonseca ist der richtige Mann, wir glauben an ihn.”

Schon in den vergangenen Tagen habe es einen “täglichen” Austausch zwischen “Ibra” und Fonseca gegeben. “Wir tauschen uns über die Strategie aus, auch über die U 23, die mit der ersten Mannschaft verbunden sein muss. Er hat seine Wünsche, er will die Mannschaft verbessern.”

Eine neue Nummer 9 steht ganz oben auf der Wunschliste

Ibrahimovic will dem neuen Milan-Coach “die besten Bedingungen” bieten. Angefangen beim Kader: “Der nächste Schritt ist es, die Mannschaft zu verstärken, um wettbewerbsfähiger zu werden. Wir wollen Trophäen gewinnen, in Italien und in Europa. Milan gewinnt nicht, Milan schreibt Geschichte. Wir sind mit der letzten Saison nicht zufrieden, da sind wir uns mit den Fans einig. Wir wollen mehr. Wir dürfen uns keine Grenzen setzen.”

19 Punkte Rückstand auf Stadtrivale und Meister Inter, die dennoch leicht zur Vizemeisterschaft reichten, waren nicht nur Ibrahimovic zu viel. Eines der wichtigsten Transfer-Ziele: “Nach dem Abgang von Giroud brauchen wir eine neue Nummer 9. Es gibt zwar Jovic, aber wir suchen einen neuen Stürmer.”

Dass die Rossoneri mit Joshua Zirkzee einen vielversprechenden Kandidaten auf dem Zettel haben, wollte Ibrahimovic erst gar nicht verneinen. “Zirkzee ist ein starker Spieler, er hat eine tolle Saison hinter sich. Er kommt aus der niederländischen Schule.” Ob er als Stürmertyp der legitime Nachfolger Ibrahimovics ist? “Ich will keine Vergleiche anstellen. Es gibt einen großen Unterschied zwischen der Realität und dem, was gesagt und geschrieben wird”, stellte der neue Senior Advisor klar.

“Maignan, Theo und Rafael Leao bleiben”

Leistungsträger will Milan indes keinesfalls abgeben. Bei drei absoluten Säulen des Teams machte Ibrahimovic gleich mal eine Ansage: “Maignan, Theo und Rafael Leao bleiben. Sie haben Vertrag bei uns und sind glücklich. Wir müssen niemanden verkaufen. Wir haben stattdessen die Möglichkeit, starke Spieler zu holen.”

Höchste Priorität genießt die Suche nach einem Vollstrecker, das wiederholte Ibrahimovic mehrmals. Und machte auch deutlich: “Für uns ist das Profil des Spielers wichtig. Ein Spieler kann der stärkste der Welt sein, aber wenn er nicht unser Profil hat, ist er nicht gut für uns.”

Frischer Serie-A-Wind: Fonseca trainiert Milan

Nach einer insgesamt erfolgreichen Zeit hatte sich die Milan-Führungsriege letztlich von Trainer Stefano Pioli getrennt – und nun wie erwartet Paulo Fonseca installiert. Der Portugiese kommt aus Frankreich, kennt die italienische Liga, hat aber den ganz großen Erfolg noch nicht vorzuweisen.

Nach Rom und über Lille zurück in Italien: der neue Milan-Coach Paulo Alexandre Rodrigues Fonseca.

Nach Rom und über Lille zurück in Italien: der neue Milan-Coach Paulo Alexandre Rodrigues Fonseca.

IMAGO/Shutterstock

Am Ende hatte die Vizemeisterschaft hinter dem uneinholbaren und einfach zu starken, zu konstanten Stadtrivalen Inter Mailand nicht genügt – auch weil es gerade hinten heraus mitsamt Europa-League-Aus im Viertelfinale gegen Ligakonkurrenz AS Rom teils bieder gewesen war. Stefano Pioli, Meistertrainer von 2021/22, musste seinen Platz bei Milan also nach fünf Spielzeiten räumen.

Piolis 239 Spiele an der AC-Seitenlinie mitsamt seines guten Schnitts von 1,89 Punkten sind also Geschichte. Eine Geschichte, die der vor einigen Jahren noch ins Mittelmaß abgerutschte, einst glorreiche und von Pioli wieder in die Serie-A-Spitzengruppe gehobene Traditionsklub nun mit einem neuen Mann erfolgreich fortschreiben will. Sein Name: Paulo Fonseca.

Dreijahresvertrag bei den Rossoneri

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Wie bereits seit geraumer Zeit erwartet worden war, unterzeichnete der 51-jährige Portugiese nun einen Dreijahresvertrag bei den Rossoneri. Die Serie A ist für den in den letzten beiden Jahren beim OSC Lille beschäftigten Fonseca dabei kein neues Pflaster – schon zwischen 2019 und 2021 hatte der frühere Innenverteidiger in der Liga gearbeitet. Bei der AS Roma. Durchschlagender Erfolg war in der Hauptstadt aber ausgeblieben. Die Trennung folgte zum Saisonende 2020/21, wo die Giallorossi nur als Siebter eingelaufen waren.

Inter im Visier

Nun also sein zweiter Versuch auf dem Stiefel, wo die Erwartungshaltung allerdings noch höher als in Rom liegen wird. Nichts Geringeres als ein Angriff auf Erzrivale Inter dürfte von den Milan-Bossen und -Fans erwartet werden.

Sollte Fonseca letztlich Erfolg haben und sogar Titel erringen, wäre das für ihn auch schnell die erfolgreichste Station seiner bisherigen Laufbahn. Denn abgesehen vom portugiesischen Pokal mit Sporting Braga 2016 hat er bis dato nur in der Ukraine mit Schachtar Donezk größere Erfolge gefeiert – genauer dreimal das Double in Folge zwischen 2017 und 2019. In Lille erreichte er jüngst die Champions-League-Qualifkation (Platz vier hinter Brest, Monaco und Meister Paris).

Ein Scudetto für die Ewigkeit: Milan trennt sich von Trainer Pioli

Den Scudetto-Gewinn mit der AC Mailand aus der Saison 2021/22 trägt Stefano Pioli als Erinnerung auf der Haut, zwei Jahre später endet die Zusammenarbeit. Auch die Rossoneri müssen sich fortan auf Trainersuche begeben.

Zur neuen Saison nicht mehr Cheftrainer der AC Mailand: Stefano Pioli.

Zur neuen Saison nicht mehr Cheftrainer der AC Mailand: Stefano Pioli.

IMAGO/Gribaudi/ImagePhoto

Nach der Meisterfeier im Mai 2022 hatte sich Stefano Pioli die Nummer 19 – symbolisch für den 19. Scudetto der AC Mailand – auf den linken Unterarm tätowieren lassen. Was zwei Jahre lang als Andenken an den lang ersehnten Titelgewinn diente, wird den 58-Jährigen ab Sommer an seine gesamte Amtszeit bei den Rossoneri erinnern.

Nur ein Titel in fünf Saisons

Nachdem der Cheftrainer vor rund zwei Wochen bei Sky Sport Italia noch erklärt hatte, dass bis dahin keine Gespräche bezüglich seines auslaufenden Vertrages stattgefunden hätten, verkündete der Klub am Freitag die Trennung von Pioli. “Die AC Mailand bedankt sich herzlich bei Stefano Pioli und seinem gesamten Team für das Betreuen der ersten Mannschaft in den vergangenen fünf Jahren, die einen unvergesslichen Meistertitel und die ständige Präsenz der AC Mailand in den europäischen Spitzenwettbewerben gesichert hat”, schreiben die Mailänder auf ihrer Website.

Die letzten fünf Spiele der AC Mailand

Nach eineinhalb Jahren bei der AC Florenz hatte sich Pioli den Rossoneri im Oktober 2019 angeschlossen, neben dem Serie-A-Triumph in seiner dritten Spielzeit aber keine weiteren Titel erreichen können. In bislang 239 Spielen an der Milan-Seitenlinie fuhr der in Parma geborene Fußballehrer durchschnittlich rund 1,89 Punkte ein.

In Kombination mit Platz 2 in der laufenden Saison – vor dem letzten Spieltag mit 19 Punkten Rückstand auf Meister und Stadtrivale Inter – reichte jedoch auch dieser vergleichsweise gute Punkteschnitt nicht aus, die Verantwortlichen von einer Fortführung der Zusammenarbeit zu überzeugen. Auch ein Sieg aus den letzten acht Partien trug entsprechend nicht zur Umstimmung der Klub-Bosse bei.

Folgt ein ehemaliger Römer auf Pioli?

Während sich Pioli am kommenden Samstag im Heimspiel gegen US Salernitana (20.45 Uhr) von den Fans der Rossoneri verabschieden wird, laufen die Spekulationen um seinen Nachverfolger bereits auf Hochtouren.

Die besten Aussichten auf den Trainerposten in der lombardischen Hauptstadt darf sich demnach wohl Lilles Paulo Fonseca machen. Der 51-Jährige sammelte zwischen 2019 und 2021 als Chefcoach der AS Rom bereits Erfahrung in der Serie A und wäre im Sommer ablösefrei zu haben. Auch bei Olympique Marseille soll der Portugiese auf dem Zettel stehen.