“Wir brauchen jeden Spieler”: Uth hofft auf Nachahmer

Angesichts seiner Transfersperre steht der 1. FC Köln vor einem extrem schwierigen Sommer. Weil der Bundesliga-Absteiger keine neuen Spieler verpflichten kann, hofft Mark Uth nach seinem Bekenntnis auf Nachahmer.

Mark Uth (#13) bleibt beim 1. FC Köln - doch wer noch?

Mark Uth (#13) bleibt beim 1. FC Köln – doch wer noch?

IMAGO/Sportfoto Rudel

Dass Vereine nach einem Abstieg bisweilen vor einem Neustart stehen, ist im Fußball-Geschäft nichts Neues. Manch einer mag sich trotz schwacher Mannschaftsleistung für höhere Aufgaben empfohlen haben, manch anderer nicht die nötigen Leistungen gezeigt haben, um sich für eine Weiterbeschäftigung im Unterhaus zu empfehlen.

Schwäbe: “Wer soll bleiben, wer darf bleiben?”

“Der Verein muss sich glaube ich erstmal im Klaren sein: Wer soll bleiben, wer darf bleiben – wer soll den Weg mitgehen und wer nicht?”, erklärte Kölns Torhüter Marvin Schwäbe nach dem durch das 1:4 in Heidenheim feststehenden Abstieg des 1. FC Köln, als er bei Sky auf seine Zukunft angesprochen wurde.

Nun gestaltet sich die Aufarbeitung des Abstiegs im Fall der Kölner aber deutlich schwieriger als beispielsweise bei Mitabsteiger Darmstadt. Denn während die Lilien auf etwaige Abgänge reagieren können, sind den Rheinländern die Hände gebunden. Aufgrund der Transfersperre kann sich der FC im Sommer lediglich im eigenen Nachwuchs umsehen, ein direkter Wiederaufstieg erscheint ohne den Verbleib so mancher Säule entsprechend nahezu ausgeschlossen.

Der gebürtige Kölner Mark Uth setzte dahingehend am Freitag ein Zeichen. Unabhängig des Ausgangs der Partie in Heidenheim, die letztlich den verdienten Abstieg besiegelte, sicherte der Stürmer dem 1. FC Köln seine Treue zu – ligaunabhängig. Zwar hat das Bekenntnis des 32-Jährigen augenscheinlich nicht für den erhofften, benötigten Schwung gegen den FCH gesorgt, dennoch hofft Uth auf Nachahmer.

Ich habe es natürlich so früh gemacht, um auch dahingehend ein Zeichen zu setzen.

Mark Uth über sein Bekenntnis zum 1. FC Köln.

“Man sieht jedes Wochenende, wie die Fans uns unterstützt haben. Heute sind sie natürlich sehr, sehr sauer und aufgebracht – vollkommen verständlich. Der Verein bedeutet den Menschen in Köln alles, mir persönlich auch. Deswegen habe ich auch verlängert und bleibe auch in der 2. Liga”, erklärte Uth seinen Schritt. “Ich hoffe, dass es mir einige nachtun. Wir brauchen jeden Spieler, weil wir eine Transfersperre haben und nächstes Jahr in der 2. Liga bestehen müssen. Ich habe es natürlich so früh gemacht, um auch dahingehend ein Zeichen zu setzen, dass einige sagen ‘Okay, alles klar, wir packen mit an’ – und das hoffe ich sehr.”

Weitere Bekenntnisse bleiben unmittelbar nach dem Abstieg allerdings vorerst aus.

Schwäbe “will nicht ausfallend werden” – Schultz lenkt ab

Mit großen Worten kündigte der 1. FC Köln ein furioses Finale in Heidenheim an. Den nach einer desaströsen Leistung verdienten Abstieg wusste nicht jeder Beteiligte entsprechend einzuordnen.

Kölns Trainer Timo Schultz zeigte nach dem Abstieg keine Einsicht.

Kölns Trainer Timo Schultz zeigte nach dem Abstieg keine Einsicht.

IMAGO/MIS

“Es ist schwer, die richtigen Worte zu finden”, gab Marvin Schwäbe nach dem 1:4 in Heidenheim, das den siebten Abstieg des 1. FC Köln besiegelte, bei Sky zu. “Wir haben uns die ganze Woche etwas vorgenommen, wir haben uns heute morgen noch einmal eingeschworen.” Ein Sieg in der Voith-Arena hätte hergemusst bei einem Sieg des SC Freiburg beim 1. FC Union Berlin, um am 34. Spieltag doch noch die Relegation zu erreichen.

Dass die Breisgauer am Ende nicht mithalfen und in Berlin verloren, war am Ende unerheblich. Weil der 1. FC Köln eine derart desaströse Leistung anbot, die zu keinem Zeitpunkt einen Erfolg in Aussicht gestellt hätte. “Dass wir die erste Halbzeit dann so spielen, wie wir gespielt haben … Ich will nicht ausfallend werden, aber das war nichts”, war Schwäbe bedient.

Es war klar, dass wir nicht herkommen und sie uns den roten Teppich auslegen, um in der Liga zu bleiben.

Marvin Schwäbe

“Ich glaube, dass wir gefühlt jedes fifty-fifty-Duell verloren haben. Wir haben es uns vor allem in der ersten Halbzeit einfach komplett kaputt gemacht. Egal, was wir uns vorgenommen haben, wir sind gar nicht in unser Spiel reingekommen”, führte der Torhüter weiter aus – 41 Prozent gewonnene Zweikämpfe waren es am Ende. “Klar haben es die Heidenheimer gut gemacht, aber es war klar, dass wir nicht herkommen und dass sie uns den roten Teppich auslegen, um in der Liga zu bleiben. Es war klar und es war einfach zu wenig.”

Uth fehlen die Worte

Sprachlos zeigte sich auch Mark Uth, der gehofft hatte, mit seinem Treueschwur am Freitag ein positives Signal vor dem Saisonfinale zu senden. “Wir sind sehr enttäuscht, in der Kabine herrscht Stille. Ich weiß auch nicht wirklich, was ich sagen soll”, sagte der 32-Jährige und bestätigte dies sogleich: “Die erste Hälfte war auch wieder, … also, … keine Ahnung, ich habe da auch keine Worte für. Es ist schwierig zu greifen.”

Kommentar zu Kölns Abstieg

“Wenn man sieht, wie wir in die erste Hälfte reingegangen sind: Wir haben keinen einzigen Zweikampf gewonnen, wir haben keinen einzigen Zweikampf geführt. Und das in einem Spiel, wo du, unabhängig von Union, 2:0, 3:0 gewinnen musst – das geht einfach nicht. Und im Endeffekt stehen wir jetzt hier und sind verdient abgestiegen, das ist einfach wie es ist leider”, war der Stürmer bedient.

So eine Halbzeit hätte ich meiner Mannschaft nicht zugetraut.

Timo Schultz

Eine Ansicht, die Trainer Timo Schultz nicht unbedingt teilte. Der 46-Jährige, der in den vergangenen Wochen stets mit seiner positiven Art auffiel, Kritik für gewohnt abwehrte und noch vor dem Spiel zur Attacke geblasen hatte, ließ verlauten: “So eine erste Halbzeit hätte ich meiner Mannschaft ehrlich gesagt nicht zugetraut.”

Den Fehler in seinem Aufgebot wollte Schultz nicht suchen, der Trainer stellte vielmehr das Engagement seiner Mannschaft in Frage. “Es lag definitiv nicht an der Aufstellung, sondern eher heute ein Stück weit, das muss man ehrlich sagen, auch an der Einstellung der ersten Halbzeit. Ich weiß gar nicht, ob es 30% aller Zweikämpfe waren, die wir in der ersten Halbzeit gewonnen haben – so kannst du kein Fußballspiel bestreiten. Egal ob wir mit Dreier-, Vierer-, Fünfer- oder Achterkette spielen.”

Kumpels in der Krise: Am Geißbockheim muss es wieder Konsequenzen geben

Zum siebten Mal ist der 1. FC Köln aus der Bundesliga abgestiegen. Das liegt auch am blinden Vertrauen der Protagonisten in sich selbst. Ein Kommentar von kicker-Reporter Jim Decker.

Unter Beobachtung: Sport-Geschäftsführer Christian Keller (links) und der Leiter Lizenzspieler Thomas Kessler haben den siebten Abstieg aus der Bundesliga zu verantworten.

Unter Beobachtung: Sport-Geschäftsführer Christian Keller (links) und der Leiter Lizenzspieler Thomas Kessler haben den siebten Abstieg aus der Bundesliga zu verantworten.

imago images

Was waren das für große Worte gewesen. Von einem “brutalen Push” hatte Trainer Timo Schultz vor dem Spiel in Heidenheim gesprochen und erwartungsvoll angekündigt: “Das kann einer der kuriosesten Klassenerhalte werden, die es seit langer Zeit gegeben hat.” Was beim 1:4 dann folgte, war eine der kläglichsten Vorstellungen, die der 1. FC Köln seinen Fans in dieser Saison bot. 0:3 zur Pause, von Spannung und einer Aufholjagd keine Spur.

Keine Konsequenzen nach dem Abstieg

Das Saisonende des Absteigers steht sinnbildlich für die komplette Spielzeit des Bundesliga-Gründungsmitglieds. Vielen großen Ankündigungen folgte gelegentlich ein kleines Aufbäumen, meistens aber nichts. Dass der FC nun zum ersten Mal seit 2019 wieder in der 2. Liga auftreten muss ist die logische Folge. Absolut unlogisch ist dagegen die bereits feststehende Konsequenzlosigkeit: Das Präsidium um Werner Wolf und Sport-Geschäftsführer Christian Keller stärkte sich gegenseitig den Rücken, Rücktritte wurden ausgeschlossen. Verlierer unter sich.

In Köln sind alle Protagonisten gut beraten, in Zukunft professionelle Skepsis herrschen zu lassen. Und zwar sich selbst gegenüber und seinen Entscheidungen. Dass Keller den hilflosen Katastrophen-Verwalter Schultz als Trainer einstellte, war ebenso eine Fehlentscheidung wie die Entscheidung gegen weitere Transfers im vergangenen Sommer. Und das wäre auch schon unabhängig von der später auferlegten Transfersperre erkennbar gewesen.

Keine Kritik von den Fans

Wolf und Co. wiederum agieren nicht etwa als kritische Aufseher der sportlichen Leitung, sondern als Kumpels in der Krise. Dass die Klubspitze öffentlich geschlossen auftreten will, ist lobenswert, bislang aber machte es nicht den Eindruck, als würden in Sachen Transfersperre oder sportlicher Krise große Aufarbeitungen stattfinden.

mehr zum 1. FC Köln

Dass vonseiten der Fans keinerlei spürbare Kritik zu vernehmen ist, sollte Sorgen machen. Die Profiabteilung des 1. FC Köln ist kein Selbstzweck, die Stadt hat ein erfolgreiches Erstligateam verdient. Die Mannschaft steht nun aber so angeschlagen und verwundbar da wie vielleicht noch nie: Einige Leistungsträger wie Jeff Chabot oder Marvin Schwäbe haben Ausstiegsklauseln, Schultz’ Mission endet im Misserfolg. Und durch die Transfersperre kann Keller erst im Januar 2025 wieder auf dem Markt tätig werden.

Es droht der Sturz in die Mittelmäßigkeit

Gut möglich, dass dann schon der nächste Schaden entstanden ist. Aus dem Nachwuchs suchten zuletzt einige Talente lieber das Weite, welcher Trainer sich dieses Himmelfahrtskommando antun will, ist offen.

Sich einzumischen und die Entscheidungen der Kluboberen zu hinterfragen, muss nun wieder Teil der Klubkultur werden. Und auch, im Falle des Scheiterns Konsequenzen zu ziehen. Andernfalls droht der jahrelange Sturz in die Mittelmäßigkeit und Bedeutungslosigkeit. Wie real diese Gefahr ist, können die Kölner mit einem einfachen Anruf in Hamburg, Berlin oder Gelsenkirchen erfragen.

Uth bekennt sich zum Effzeh und sendet ein “starkes Signal”

Der 1. FC Köln geht mit der schlechtesten Ausgangsposition mit Blick auf den Klassenerhalt in den letzten Spieltag. Mark Uth hat das aber nicht davon abgehalten, einen neuen Vertrag zu unterzeichnen.

Bleibt dem 1. FC Köln ligaunabhängig erhalten: Mark Uth.

Bleibt dem 1. FC Köln ligaunabhängig erhalten: Mark Uth.

IMAGO/Treese

Den Rechenschieber in eigener Sache muss der 1. FC Köln am Samstagnachmittag nicht großartig anwerfen. Nur ein Sieg in Heidenheim (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) würde dem Verein überhaupt ermöglichen, noch über den Umweg Relegation in der 1. Liga zu bleiben, sofern die Konkurrenz von Union Berlin nicht gegen Freiburg punktet.

Mark Uth ficht das mit Blick auf seine Zukunft in Köln nicht an, am Freitag hat sich der Offensivspieler klar zum Effzeh bekannt. “Egal was auch passiert: ich bleib”, ließ der 32-Jährige per Videobotschaft wissen. Der Vertrag läuft wie bisher bis 2025, hat aber den feinen Zusatz, dass er nun auch für die 2. Bundesliga Gültigkeit besitzt. Uth hat den neuen Kontrakt noch vor der Abreise nach Heidenheim unterschrieben.

“Aktuell habe ich nur Heidenheim vor Augen”, richtete Uth den Blick aber weg von seinem neuen Kontrakt sofort auf den Samstag. “Wir werden alles raushauen und müssen da unsere Hausaufgaben erledigen. Wir alle, die ganze Stadt, glauben daran, in der Liga zu bleiben – und deshalb bin ich absolut zuversichtlich.”

“Unabhängig davon war es mir wichtig, bei meinem Herzensverein weiterhin Verantwortung zu übernehmen und sportlich voranzugehen, nachdem ich mich in den letzten beiden Jahren nicht so einbringen konnte, wie ich mir das vorgestellt habe. Für mich gibt es nichts anderes mehr – ich möchte meine Karriere hier beim FC beenden”, erklärte Uth, der in der Regionalliga-Mannschaft der Kölner seiner ersten Schritte beim Effzeh gemacht hatte, nach mehreren Stationen 2019/20 für den FC 15 Bundesligaspiele gemacht hat und seit 2021 wieder für die Geißböcke aktiv ist.

“Starkes Signal zum richtigen Zeitpunkt”

Insgesamt 56 Bundesligaspiele für Köln stehen in der Vita von Uth, den FC-Geschäftsführer Christian Keller als einen “Unterschiedsspieler” für den Verein bezeichnet. “Das hat er zuletzt mit seinen ersten Kurzeinsätzen nach langer Leidenszeit wieder unter Beweis gestellt. Dazu prägt Mark unsere Mannschaft mit seiner Persönlichkeit und geht voran. Seine Entscheidung, dem FC unabhängig vom Saisonausgang die Treue zu halten, ist deshalb ein starkes Signal zum richtigen Zeitpunkt.”

Per Klausel: Auch Martel könnte Köln verlassen

Die Mannschaft des 1. FC Köln droht im Sommer auseinanderzubrechen. Nach kicker-Informationen könnte auch Mittelfeldspieler Eric Martel den Klub verlassen.

Zentrale Figur im Mittelfeld: Eric Martel gehörte in dieser Spielzeit zu den wichtigsten Spielern beim 1. FC Köln.

Zentrale Figur im Mittelfeld: Eric Martel gehörte in dieser Spielzeit zu den wichtigsten Spielern beim 1. FC Köln.

picture alliance / BEAUTIFUL SPORTS

Wenn die Profis des 1. FC Köln am Samstagnachmittag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) beim 1. FC Heidenheim um den Einzug in die Relegation kämpfen, ist die Fallhöhe hoch. Es geht um die mögliche letzte Chance auf den Klassenerhalt in der Bundesliga, aber auch um die sportliche und persönliche Zukunft vieler Profis. Denn im Falle eines Abstiegs in die 2. Liga könnte der Kader der Geißböcke auseinanderbrechen.

Eine ganze Reihe von Spielern könnte gehen

Routinier Mark Uth und Stürmer Davie Selke etwa haben keine Verträge für das Unterhaus, Justin Diehl steht vor einem Wechsel nach Stuttgart, die geliehenen Faride Alidou und Luca Waldschmidt dürften eher nicht in Köln bleiben wollen. Das Stamm-Innenverteidiger-Duo Timo Hübers/Jeff Chabot, Torhüter Marvin Schwäbe sowie Mittelfeldspieler Dejan Ljubicic haben Ausstiegsklauseln – und sind damit nicht allein.

Denn nach kicker-Informationen könnte nach dem Saisonende auch Mittelfeldspieler Eric Martel den Klub per Klausel verlassen. Der 22-Jährige ist auf der Doppelsechs unumstritten, war sowohl bei Steffen Baumgart als auch dessen Nachfolger Timo Schultz gesetzt. Im Sommer 2022 hatte er einen Vertrag bis 2026 am Rhein unterschrieben, als deutscher U-21-Nationalspieler ist Martel naturgemäß bei vielen Klubs auf dem Radar.

Sport-Geschäftsführer Christian Keller wollte sich auf kicker-Anfrage dazu nicht äußern. In der Vergangenheit hatte er stets betont, die Mannschaft werde im Abstiegsfall nicht auseinanderbrechen. Eine Prognose, die womöglich schwer einzuhalten sein könnte …

Jim Decker

Schultz vor dem Showdown: “Das ist keine normale Situation”

Am letzten Spieltag geht es für den 1. FC Köln noch um alles: Nur ein Sieg in Heidenheim kann das Team in die Relegation bringen. Trainer Timo Schultz muss seine Mannschaft aber wieder umbauen.

Gelingt ihm die Rettung in letzter Sekunde? Timo Schultz will den 1. FC Köln noch auf Platz 16 hieven.

Gelingt ihm die Rettung in letzter Sekunde? Timo Schultz will den 1. FC Köln noch auf Platz 16 hieven.

picture alliance/dpa

Mehr Spannung geht nicht: Im Tabellenkeller der Bundesliga steht am letzten Spieltag noch alles Spitz auf Knopf. Für den 1. FC Köln ist das die große Chance, auf den letzten Drücker doch noch von Platz 17 auf den Relegationsrang 16 vorzurücken.

“Wir glauben daran”, betont FC-Trainer Timo Schultz, ist sich aber der komplizierten Situation bewusst. “Wir wissen, dass wir in vielen Eventualitäten denken müssen”, sagt er mit Blick auf die drei Punkte Rückstand auf Union Berlin, die Köln am Samstagnachmittag beim 1. FC Heidenheim aufholen muss. Dafür muss sein Team zwingend deutlich gewinnen, denn auch die Tordifferenz muss noch gedreht werden, um Union hinter sich zu lassen. “Das ist, was wir beeinflussen können”, weiß Schultz. “Es ist keine normale Situation.”

Die anderen sind Schultz egal

Ex-Profi Schultz habe “schon viele letzte Spieltage mitgemacht” und festgestellt: “Da passieren die wundersamsten Sachen.” Soll heißen: Auch, wenn dafür alles stimmen muss, glaubt der 46-Jährige an den Sprung in die Relegation. Was wohl auch am spektakulären 3:2-Sieg zuletzt gegen die Berliner liegt. “Wir sind sehr zuversichtlich, haben einen brutalen Push bekommen.”

Abstiegskampf in der Bundesliga

Ohne einen Freiburger Sieg im Stadion An der Alten Försterei geht es allerdings nicht. “Freimachen von den anderen Spielständen kann man sich nicht”, gibt Schultz zu. Ob der Spielstand zwischen Union und Freiburg in Heidenheim eingeblendet wird, ist ihm aber “ziemlich egal”.

Diehl bleibt suspendiert

Wichtiger ist ihm, mit einer frühen Führung gleich Druck im Fernduell auszuüben. Allerdings muss er seine Startelf im Vergleich zum vergangenen Wochenende wieder umbauen: Max Finkgräfe (Bänderverletzung) und Luca Waldschmidt (Wadenbeinprellung) seien zwar “auf dem Weg der Besserung”. Beide dürften am Samstag allerdings trotzdem keine Option sein.

Bei Innenverteidiger Jeff Chabot, der das Donnerstagstraining früher beendete, ist die Hoffnung stichhaltiger. “Er ist ein zäher Hund”, findet Schultz. Alle anderen Profis seien dabei. Abgesehen von Offensivspieler Justin Diehl natürlich, den die Kölner am Wochenanfang suspendierten, sowie den Langzeitverletzten Davie Selke (Fußbruch), Luca Kilian (Kreuzbandriss) und den Gelb-gesperrten Denis Huseinbasic und Benno Schmitz. Zumindest die Gesperrten und Verletzten sollen die Reise nach Heidenheim aber mitmachen.

Uth soll ein wichtiger Faktor werden

“Alle wollen, haben eine mega Energie”, schwärmt Schultz, der auch eine offensivere Spielvariante mit einer Dreierkette nicht ausschließt. Die spielten die Kölner zwar nur selten, zuletzt gegen Union aber brachte sie die Wende.

Dasselbe könnte man auch über Mark Uth sagen, der am Ausgleichstreffer beteiligt war und dem zuvor mauen Angriffsspiel spürbar guttat. Der Routinier hat bislang voll mittrainiert und plagt sich zwar mit “dem einen oder anderen Wehwehchen” herum, soll aber ein wichtiger Faktor im alles entscheidenden Spiel werden. Vielleicht sogar in der Startelf? Schultz bleibt bedeckt: “Das werden wir spontan entscheiden.”

Jim Decker

Tigges glaubt noch an die Rettung: “Froh, dass wir die Chance überhaupt noch haben”

“Effzeh”-Stürmer zuletzt mit wichtigen Treffern 15.05.2024

Tigges glaubt noch an die Rettung: “Froh, dass wir die Chance überhaupt noch haben”

2:27Nur mit einem Sieg am 34. Spieltag und einer gleichzeitigen Niederlage von Union kann sich der 1. FC Köln noch in die Relegation retten. Stürmer Steffen Tigges will seinen Teil dazu beitragen, um die eigenen Hausaufgaben in Heidenheim zu erledigen.

Tigges: Zur Not mit Hängen und Würgen

Im letzten Saisonspiel gegen Heidenheim will der 1. FC Köln die letzte Chance für den Sprung auf den Relegationsplatz nutzen. Dabei wird es auch auf Stürmer Steffen Tigges ankommen.

Unter Druck: Steffen Tigges soll den 1. FC Köln in die Relegation schießen.

Unter Druck: Steffen Tigges soll den 1. FC Köln in die Relegation schießen.

picture alliance / Chai von der Laage

In brenzligen Situationen ist der Ausweg meist klar. So auch beim 1. FC Köln. Wenn die Geißböcke auf den letzten Drücker noch auf Platz 16 vorrücken und die Relegation erreichen wollen, muss Köln am Samstag gegen den 1. FC Heidenheim (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) gewinnen. Und zwar so deutlich, dass die drei Treffer Rückstand in der Tordifferenz bei einer parallelen Niederlage von Union Berlin auch aufgeholt werden.

“Wir haben nur eine Richtung: nach vorne”, betont daher Stürmer Steffen Tigges. Der 25-Jährige wird im Mittelpunkt des FC-Sturmlaufs stehen, denn Davie Selke (Fußbruch) und Luca Waldschmidt (Wadenbeinprellung) fehlen Trainer Timo Schultz verletzt. Sargis Adamyan enttäuschte zuletzt wiederholt und Faride Alidou wird wohl rechts außen gebraucht.

Drei Tore Unterschied müssen es sein

Also kommt es auf Tigges an, der gleich klarmacht: “Wir laufen früh an, wollen früh draufgehen und das Spiel schnell in unsere Richtung bringen.” Heißt: Köln will schnell auf die Siegesstraße einbiegen, um die gegen Freiburg antretenden Unioner im Fernduell unter Druck zu setzen. “Wir tun gut daran, auf uns zu schauen”, sagt Tigges. Der letzte Führungstreffer des Teams in der ersten Viertelstunde ist allerdings lange her. Anfang März war das, beim 3:3 gegen Borussia Mönchengladbach.

Und nun will ausgerechnet die mit 27 Treffern nach 33 Spieltagen schlechteste Offensive der Liga früh und zuverlässig liefern. Denn weil Union den direkten Vergleich (0:2, 3:2) gewonnen hat, muss Köln zwingend in der Tordifferenz vorbeiziehen. Ergo: Mit drei Toren Unterschied in Heidenheim gewinnen. “Das ist die ganze Saison das, was uns schwerfällt”, sagt Tigges, der allerdings meist auch nur Reservist war, über die Torarmut.

“Wir finden die Stärke im Zusammenhalt”

Aufgeben ist aber nicht die Sache der Mannschaft, die gegen alle Widrigkeiten stets an sich glaubt. “Wir finden die Stärke im Zusammenhalt”, verrät der Stürmer. Das dürfte auch für ihn persönlich gelten: Schultz setzte ihn meist nur auf die Bank, Tigges traf aber bereits zweimal in entscheidenden Situationen als Joker. Schultz verteidigte ihn zuletzt öffentlich, gegen Heidenheim nun erübrigen sich die Alternativen.

“Wir hatten am Anfang einen schweren Start, mussten uns ein wenig aneinander gewöhnen”, gibt der Profi Einblicke in die Beziehung zu seinem Coach, betont aber wenig nachtragend: “Es war ein faires und kollegiales Verhältnis und es freut mich, dass ich das in mich gesteckte Vertrauen zurückzahlen konnte.” Jetzt sehe man, dass alles gut funktioniere zwischen den beiden. “Da bin ich froh, dass ich im Endverlauf der Saison zwei Tore geschossen habe, die uns weiterbringen.”

Etwa auch in Heidenheim? Tigges alleine wird es nicht richten können. Wegen der oftmals raren Torchancen habe man es oft “mit Hängen und Würgen erzwingen” müssen. Das soll anders werden, aber in der Abrechnung  zählt ohnehin nur der Einzug in die Relegation. Tigges ist da pragmatisch: “Wenn es am Ende nochmal so kommt, ist es für mich okay.”

Jim Decker

Disziplinarische Gründe: Köln suspendiert Talent Diehl

Am Dienstagnachmittag startete der 1. FC Köln in die Trainingswoche vor dem Saisonfinale, das über den Klassenerhalt entscheidet. Talent Justin Diehl durfte dabei nicht mitwirken.

Wird weiter zuschauen müssen: Kölns Offensiv-Talent Justin Diehl.

Wird weiter zuschauen müssen: Kölns Offensiv-Talent Justin Diehl.

picture alliance / BEAUTIFUL SPORTS

Der 19 Jahre alte Offensivspieler hatte beim emotionalen 3:2-Sieg der Geißböcke gegen Union Berlin zuletzt nicht im Kader gestanden – und dürfte das für den 1. FC Köln in dieser Saison auch nicht mehr tun. In der Einheit am Dienstag machte Diehl die Übungen von Trainer Timo Schultz nicht mit. Der Geißblog zitiert Sport-Geschäftsführer Christian Keller: “Justin trainiert diese Woche aus disziplinarischen Gründen individuell.”

Der mögliche Grund: Diehl war gegen die Berliner – anders als andere verletzte oder nicht nominierte Mitspieler – nicht im Stadion gewesen. Schultz hatte anschließend sportliche Gründe für die Nicht-Berücksichtigung angedeutet. In der Woche zuvor war der Dribbler noch beim 0:0 gegen den SC Freiburg eingewechselt worden, was Hoffnungen auf mögliche weitere Einsätze im Saisonfinale genährt hatte. Zuvor hatte ihn eine Muskelverletzung im Oberschenkel wochenlang gestoppt.

Endspiel ohne das Talent

Es könnte sein vorerst letzter Einsatz im FC-Trikot gewesen sein. Diehl, der in Köln geboren wurde und seit seinem neunten Lebensjahr für den Effzeh spielt, will den Verein im Sommer ablösefrei verlassen – vermutlich in Richtung VfB Stuttgart.

Für seine Kollegen steht am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) das existenzielle Duell mit dem 1. FC Heidenheim an. Nur ein Sieg kann dann zumindest noch den rettenden Sprung auf den Relegationsplatz bedeuten. Ein Unterfangen, für das Diehl nun keine Rolle mehr spielt.

Tigges erfüllt die Prophezeiung: “Sind froh, dass wir ihn haben”

Beim 1. FC Köln erlebt Steffen Tigges eine verrückte Saison: Eine Zeit lang war der Stürmer außen vor, zuletzt aber hielt er mit zwei Toren die Hoffnungen auf den Klassenerhalt am Leben.

Steffen Tigges jubelt über das 3:2 von Damion Downs gegen Union Berlin. Zuvor hatte er selbst den Ausgleich erzielt.

Steffen Tigges jubelt über das 3:2 von Damion Downs gegen Union Berlin. Zuvor hatte er selbst den Ausgleich erzielt.

picture alliance / BEAUTIFUL SPORTS

Es musste wohl mal raus am Samstagnachmittag. Steffen Tigges schrie seine Gefühle in Richtung Tribüne, ließ alles raus – zu verstehen war im ohrenbetäubenden Jubel der 50.000 Fans im Rhein-Energie-Stadion ohnehin nichts. Damion Downs hatte gerade das 3:2 für den 1. FC Köln gegen Union Berlin geschossen und den Klub damit im Rennen um den Klassenverbleib gehalten. Eine Hoffnung, die unter anderem auch durch zwei Tore von Tigges am Leben gehalten wird.

Der 25-Jährige hatte drei Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit seinen Kopf in einen Schuss von Mark Uth gehalten und den Ball so ins Berliner Tor gelenkt. Es war der Startschuss für den irren Endspurt seines Teams – wie bereits beim 2:1 gegen Bochum, als Tigges den Ausgleich erzielte, der später sogar in einen Sieg gedreht wurde. Ohne diese Treffer wäre der Abstieg in Köln längst fix.

Tigges, der Retter

Tigges, der Retter: In dieser Rolle war der 1,93 Meter lange Angreifer lange nicht zu vermuten gewesen. Er kämpfte mit einem Formtief, sowohl Steffen Baumgart als auch dessen Nachfolger Timo Schultz zogen ihm meist Kollegen im Sturmzentrum vor: Stets Davie Selke, wenn der fit war, dann Sargis Adamyan, eine Zeit lang Jan Thielmann, schließlich auch Luca Waldschmidt und sogar den Flügelspieler Faride Alidou.

Keine einfache Situation, die Tigges aber annahm. “Ihn brauchst du nicht anspornen”, betont Schultz und beschreibt: “Er kommt jeden Tag, hat Bock und Laune und will sich für die Mannschaft opfern.” Das änderte aber nichts daran, dass er Tigges nur einmal, beim 1:1 gegen Mainz 05, in die Startelf stellte.

Steffen ist eine wichtige Alternative

Kölns Trainer Timo Schultz über Stürmer Steffen Tigges

Und trotzdem behielt Schultz mit seiner Stürmer-Prophezeiung recht. Im Trainingslager in Spanien im März hatte der Coach orakelt, Tigges werde “noch extrem wichtig werden. Und wenn es nur eine entscheidende Situation ist”. Inzwischen hatte der viel (und oft zurecht) gescholtene Tigges (kicker-Notenschnitt 4,71) schon zwei davon. Und drängt sich so immer mehr für einen weiteren Einsatz von Beginn an auf.

Denn das Kölner Spiel verändert sich mit Tigges spürbar. Abgesehen von Alidou sind alle anderen Stürmer-Konkurrenten eher klein und schmächtig. Tigges bringt Mentalität, Präsenz und Körperlichkeit ins Spiel ein, außerdem Kopfballstärke hinten wie vorne. Und auch, wenn ihm vieles nicht gelingt, steht er oft da, wo die Zuspiele der Kollegen hinfliegen.

Gegen Heidenheim ist ein Sieg Pflicht

“Steffen hat seine Qualitäten darin, dass er die Bälle hält, ablegt und hin und wieder einen Ball vorne reinhaut”, sagt Schultz, der sich aber nicht in die Karten schauen lassen will, ob er im Saison-Showdown beim 1. FC Heidenheim (Samstag, 15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) auf Tigges bauen wird. Dann ist ein Sieg erneut Pflicht, und dafür wird es Tore brauchen. Höchstwahrscheinlich mehr als eines. Waldschmidt allerdings fehlt verletzt, Adamyan (kicker-Note 5,5 gegen Union) ist zurück im Formtief. Und Alidou rechts womöglich besser aufgehoben.

“Er ist eine wichtige Alternative, mal von Anfang an, mal von der Bank”, sagt Schultz über den scheinbar unverwüstlichen Tigges und betont: “Wir sind alle froh, dass wir ihn haben: Als Typen, aber auch als Spieler.” Vor allem aber: Als Torschützen.

Jim Decker