Gladbacher Start mit Wöber, aber ohne Trainer Seoane

Mit dem 1:1 gegen Frankfurt haben sich die Borussen immerhin eine entspannte Trainingswoche gesichert. Die begann allerdings ohne den Cheftrainer.

Zurück auf dem Trainingsplatz: Maximilian Wöber.

Zurück auf dem Trainingsplatz: Maximilian Wöber.

IMAGO/Chai v.d. Laage

Ausnahmsweise übten die Gladbacher Profis am Dienstag sogar im Borussia-Park, weil auf dem Trainingsplatz bereits der Rasen abgetragen und erneuert wird. Bei der ersten Einheit der Woche und dem Start der Vorbereitung auf das letzte Saisonspiel in Stuttgart fehlte Cheftrainer Gerado Seoane. Erkrankt, wie Borussia mitteilte, am Samstag soll der Schweizer beim Saison-Kehraus an der Seitenlinie stehen.

Immerhin kehrte Verteidiger Maximilian Wöber nach seinem Muskelfaserriss im Oberschenkel auf den Trainingsplatz zurück, er wird also für den Saisonausklang in Stuttgart zur Verfügung stehen. Ziemlich sicher wird dies aber auch der letzte Auftritt des österreichischen Nationalspielers für die Fohlen.

Wöber ist wohl nicht zu halten

Der Innenverteidiger, demnächst mit dem österreichischen Nationalteam bei der Europameisterschaft am Ball, ist aktuell noch von Leeds United ausgeliehen, ohne Kaufoption. Ein Transfer ist wohl nicht zu stemmen, auch wenn Borussia natürlich alle Möglichkeiten auslotet, Wöber weiter zu halten.

Mit Ach und Krach hat sich Borussia am Ende einer total unbefriedigenden Saison mit dem 1:1 gegen Eintracht Frankfurt vorzeitig den Klassenerhalt gesichert, drum birgt die letzte Partie in Stuttgart wenig Spannung. Wesentlich interessanter sind die Personalien, die sich rund um die Begegnung und natürlich im Anschluss ergeben.

Auch im letzten Heimspiel erlebte Florian Neuhaus nur einen Mini-Einsatz, und es ist davon auszugehen, dass der Mittelfeldspieler, mit dem sich einst hohe Erwartungen verknüpften, am Samstag sein letztes Spiel im Gladbacher Trikot erlebt. Ganz offensichtlich bevorzugt Seoane andere Spielertypen als Neuhaus, drum scheint eine Trennung unausweichlich.

Gerüchte um Koné

Abschied aus Mönchengladbach: Das gilt wohl auch für Neuhaus’ Nebenmann Manu Koné, über den es praktisch in jeder Transferperiode immer wieder Gerüchte gab. Zuletzt erst hatte sich wieder mal wegen einer Verletzung ein Transfer zerschlagen.

Für den Franzosen, der an guten Tagen mit seiner Dynamik eine tragende Rolle im Zentrum einnahm, immer wieder auch aber auch komplett abtauchte, erwartet Borussia eine Ablösesumme deutlich über 20 Millionen. Interessenten soll es zum Beispiel in England und Frankreich geben.

Sippel bleibt, bei Olschowsky wird eine Leihe angestrebt

Etwas weniger spektakulär gestaltet sich die Zukunft zweier Torhüter. So ist offenbar beschlossen, dass Tobias Sippel, der in der zu Ende gehenden Saison allerdings nicht zum Einsatz kam, noch ein Jahr in Mönchengladbach dranhängen wird. Der Routinier ist zwar bereits 36, soll aber für den Fall der Fälle in der Hinterhand gehalten werden.

Ganz anders ist der Trend bei Jan Olschowsky, der eigentlich schon im Winter ausgeliehen werden sollte. Der 22-Jährige, der bisher vier Bundesligaspiele erlebte und 84 Mal in der Regionalliga West eingesetzt wurde, soll per Leihe bei einem anderen Klub Spielpraxis erhalten.

Oliver Bitter

Neuhaus in der Sackgasse: Wieder nur Randfigur

Auch am Samstag gegen Frankfurt kam Mittelfeld-Mann Florian Neuhaus nur zu einem Mini-Einsatz. Gut möglich, dass er trotz Vertrages bis 2027 sein letztes Heimspiel im Borussia-Park erlebte.

Verlässt er Gladbach im Sommer? Florian Neuhaus hat eine ungewisse Zukunft vor sich.

Verlässt er Gladbach im Sommer? Florian Neuhaus hat eine ungewisse Zukunft vor sich.

IMAGO/fohlenfoto

Die großen Emotionen gehörten am Samstag den Borussia-Urgesteinen Tony Jantschke und Patrick Herrmann, die zum letzten Mal vor eigenem Publikum für Borussia Mönchengladbach aufliefen. Begeisterung hier, Frust da: Florian Neuhaus spielte wieder mal eine untergeordnete Rolle und kam erst in den Schlussminuten aufs Feld.

Dabei gehörte der technisch starke Mittelfeldmann mal zu den großen Hoffnungsträgern der Borussia, und mit großer Erleichterung und Freude wurde im Sommer registriert, dass Neuhaus seinen Vertrag vorzeitig bis 2027 verlängerte.

Doch die aktuelle Saison verläuft äußerst unbefriedigend für den früheren Nationalspieler. Seoane und Neuhaus, das passt offensichtlich überhaupt nicht zusammen, denn immer wieder speist der Schweizer Trainer den Mittelfeldmann mit Kurz-Einsätzen ab oder lässt ihn ganz draußen.

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Geht neben Neuhaus auch Koné?

Spätestens seit jenem Elfmeter beim 2:2 gegen Bremen, als sich der gar nicht als Schütze vorgesehene Neuhaus den Ball geschnappt – und verwandelt – hatte, scheint eine Zukunft von Neuhaus in Mönchengladbach kaum noch vorstellbar. Ganz offensichtlich setzt Seoane auf andere Spielertypen im Zentrum, Neuhaus steckt in der Sackgasse. Ende März beim 0:3 gegen den SC Freiburg gehörte er zum bisher letzten Mal zur Startelf.

Die Zukunft von Neuhaus also scheint nicht in Mönchengladbach zu liegen. In der Zentrale stehen ohnehin große Änderungen an. Es wird erwartet, dass Manu Koné die Borussia nun tatsächlich verlässt, nachdem der Franzose schon des Öfteren als Wechselkandidat gegolten hatte. Weltmeister Christoph Kramer kommt ohnehin kaum noch zum Einsatz, auf der anderen Seite gibt es das aufstrebende Talent Rocco Reitz, einen der großen Gewinner bei der Borussia in einer ansonsten total unbefriedigenden Saison.

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Sander erster Gladbach-Neuzugang für 2024/25

Seit dem Wochenende ist nun auch der erste Wechsel für das Mittelfeld verkündet, auch wenn der Transfer keine Überraschung mehr darstellt: Vom Bundesliga-Aufsteiger Holstein Kiel kommt Kapitän Philipp Sander.

Im Trubel der Aufstiegsfeierlichkeiten am Samstagabend in Kiel bestätigte der 26-Jährige seinen Wechsel nach Mönchengladbach. Borussia macht in diesem Fall von einer Ausstiegsklausel Gebrauch; in der laufenden Saison gehört Sander zu den stärksten Mittelfeldspielern der 2. Liga. Bisher lieferte er neun Scorer-Punkte, erzielte drei Tore und steuerte sechs Assists zum Aufstieg der Störche bei.

Oliver Bitter

Jantschke und Herrmann: Abschied von Müll-Gequatsche und “durchgeknallten Typen”

Es wurde ein hochemotionaler Abschied für Tony Jantschke und Patrick Herrmann. Beide Borussen erhielten beim 1:1 gegen Frankfurt sogar noch einige Einsatzminuten. Anschließend sprachen sie über ihre Gefühlslage nach ihrem letzten Spiel im Borussia-Park.

Die langjährigen Borussen Tony Jantschke und Patrick Herrmann wurden beim 1:1 gegen Frankfurt verabschiedet.

Die langjährigen Borussen Tony Jantschke und Patrick Herrmann wurden beim 1:1 gegen Frankfurt verabschiedet.

IMAGO/Sven Simon

Am Ende passte alles zusammen an diesem Samstag. Als durch den Abpfiff in Köln auch die finale Rettung der Borussia besiegelt war, stand der großen Abschiedsparty für Tony Jantschke und Patrick Herrmann nichts mehr im Weg. Tränen flossen, und das nicht zum ersten Mal an diesem Tag, beim Gang in die Fankurve. Borussia und Tony Jantschke, Borussia und Patrick Herrmann, das gehörte mehr als eineinhalb Jahrzehnte lang einfach zusammen. Mit ihnen gehen zwei Klublegenden, die in ihrer gesamten Profikarriere nur für diesen Klub gespielt haben. Diese eiserne Vereinsstreue hoben die Gladbacher Fans in ihrer Choreo auch besonders heraus.

Zum Abschiedsspiel

Dass Jantschke (34, seit 2006 bei der Borussia) im ausverkauften Borussia-Park sein 302. Pflichtspiel bestreiten durfte und auch Herrmann (33, seit 2008 im Klub) eingewechselt wurde, um sein 419. Pflichtspiel zu absolvieren, war das i-Tüpfelchen und bedeutete dem Duo eine Menge. “Großes Kompliment an den Coach, dass er mir noch ein paar Minuten gegeben hat. Das war nicht selbstverständlich”, sagte Jantschke, der bei der Einwechslung von Jonas Omlin die Kapitänsbinde übergestreift bekam. Auch Herrmann war überwältigt: “Ein Traum, dass ich mich auf dem Platz verabschieden konnte.”

Herrmann, das zeigte sich schon beim Aufwärmen, war am Samstag deutlich näher am Wasser gebaut als Kollege Jantschke. “Die Gefühle haben bei mir komplett verrückt gespielt. Mal war ich nachdenklich, dann voller Euphorie. Mal traurig, dass es jetzt zu Ende geht, dann einfach nur glücklich und dankbar für diese wundervolle Zeit. Es waren heute wieder so viele Augenblicke dabei, die man erstmal verdauen muss”, gab Borussias Nummer 7 Einblick ins Seelenleben. Jantschke, beim Verlesen der Aufstellung von den Fans wieder lautstark mit dem Zusatz “Fußball-Gott” geadelt, zeigte sich ebenso bewegt. “Es war sensationell nach dem Spiel, etwas sehr Besonderes. Das zeigt, dass man viel richtig gemacht hat.”

Eine zweite Karriere bei den Fohlen

Ein weiteres Pflichtspiel, der Saisonabschluss beim VfB Stuttgart, steht noch auf dem Programm. Dann heißt es für Jantschke und Herrmann zunächst mal regenerieren, ausspannen und Kraft tanken für die zweite Karriere beim fünfmaligen deutschen Meister. Jantschke wird seine Erfahrungen an die künftigen Spielergenerationen weitergeben und sich als Teil des Trainerteams um die Top-Talente im Profikader und im Nachwuchsleistungszentrum kümmern.

Herrmann, dem vermutlich noch eine Knieoperation bevorsteht, übernimmt einen Job in der Sponsoring-Abteilung. “Ich freue mich auf die neue Aufgabe. Aber ich denke jetzt erst einmal an die vielen schönen Momente zurück und an die vielen interessanten Menschen, die ich kennenlernen durfte. An den vielen Müll, den wir über die Jahre in der Kabine so geredet haben, an die vielen Charaktere und auch an die vielen durchgeknallten Typen. Dieses Leben in der Kabine werde ich vermissen”, sagte Jantschke. Herrmann geht’s nicht anders: “Es gibt so unglaublich viele Erinnerungen, die über die Karriere hinaus bleiben werden. Dieser Abschied im Borussia-Park gehört mit Sicherheit dazu.”

Jan Lustig

Seoane: “Froh, es über die Ziellinie geschafft zu haben”

Borussia Mönchengladbach hat den Klassenerhalt unter Dach und Fach gebracht. Großer Jubel brach nach dem 1:1 gegen Eintracht Frankfurt aber nicht aus.

Gerardo Seoane und Borussia Mönchengladbach haben den Klassenerhalt sicher.

Gerardo Seoane und Borussia Mönchengladbach haben den Klassenerhalt sicher.

IMAGO/Nordphoto

Einerseits durch das 1:1 gegen Eintracht Frankfurt, andererseits – ausgerechnet – durch den Sieg des 1. FC Köln gegen Union Berlin (3:2) war am Samstagnachmittag auch rechnerisch besiegelt, dass Borussia Mönchengladbach auch in der kommenden Saison in der Bundesliga spielt. Jubelstimmung kam nach dem Schlusspfiff aber nicht auf, zumindest nicht aufgrund der Leistung der Mannschaft. Vielmehr, weil man im Rahmen des Heimspiels die langjährigen Borussen Tony Jantschke und Patrick Herrmann in den Ruhestand verabschiedete.

Erneut verspielt die Borussia eine Führung

Auf dem Platz war das erneut und wie so oft in dieser Saison keine Glanzleistung der Fohlen, die zwar mit ihrer ersten Chance durch den formstarken Robin Hack in Führung gegangen waren, den Vorsprung aber einmal mehr nicht über die Zeit brachten. Eric Junior Dina Ebimbe glich noch vor der Pause aus. In einer Situation, die die Borussia eigentlich schon geklärt hatte. Entsprechend ernüchternd fiel auch das Fazit von Trainer Gerardo Seoane aus.

Zwar war der Schweizer “froh, es über die Ziellinie geschafft zu haben”, doch am Auftritt seiner Mannschaft störte sich der 45-Jährige. “Ich glaube, dass in der zweiten Halbzeit der mentale Faktor ein wichtiger Punkt in unserem Spiel war und wir das Gefühl hatten, wir könnten das Resultat noch aus der Hand geben. Das hat uns in die Defensive gedrängt.” Dass das Spiel nicht noch verloren ging, lag wohl auch daran, dass die Eintracht ab der 60. Minute selbst einen blassen Auftritt an den Tag legte und nicht mehr der ganz große Druck aufkam.

Seoane kündigt Analyse an

Seoane unterstrich noch einmal, dass die Borussia in dieser Saison angesichts ihrer Möglichkeiten deutlich besser hätte abschneiden können: “Das wäre möglich gewesen mit den vielen Führungen, die wir hatten.” Insgesamt 13-mal gaben die Fohlen Punkte nach Führungen aus der Hand, eine weitgreifende Analyse sei deshalb nach Saisonende notwendig. “Wir werden sicherlich am Ende der Saison nochmal alles zusammentragen und analysieren”, sagte Seoane. “Wir brauchen Lösungen im Rahmen unserer Möglichkeiten.”

Dennoch sind die Beteiligten bei der Borussia zunächst einmal “glücklich über den gelungenen Schluss”. Und ein Spiel steht aus Sicht der Fohlen noch aus. “Jetzt fahren wir nach Stuttgart, hoffentlich mit einem anderen Mindset als heute”, fordert Sportdirektor Roland Virkus.

Jantschke und Herrmann: Legendenabschied im Borussia-Park

Emotionen sind garantiert, wenn Tony Jantschke und Patrick Herrmann am Samstag vor dem Spiel gegen Eintracht Frankfurt offiziell verabschiedet werden. Trainer Gerardo Seoane stellt sogar einen Einsatz in Aussicht. Dem Klub bleiben die Vereinslegenden in anderer Funktion erhalten.

Patrick Herrmann und Tony Jantschke

Patrick Herrmann und Tony Jantschke

IMAGO/fohlenfoto

Sie sind die verbliebenen Borussen aus der “Generation Relegation” von 2011 und haben eine entscheidende Rolle bei Gladbachs anschließendem Aufstieg zu einem Champions-League-Teilnehmer gespielt. Nun heißt es für Tony “Fußball-Gott” Jantschke (34) und Patrick Herrmann (33) Abschied nehmen. Am Samstag steht für die beiden Ur-Borussen, die in ihrer gesamten Profikarriere nur das Trikot der Fohlenelf getragen haben, das letzte Heimspiel an, bevor sie im Sommer ihre aktive Laufbahn beenden. Jantschke absolvierte bisher 301 Pflichtspiele (5 Tore) für die Borussia. Herrmann kam sogar in 418 Pflichtspielen (56 Tore) zum Einsatz.

“Es sind zwei Ausnahmekarrieren, die zu Ende gehen. Tony und Patrick sind zwei Spieler, die gegenüber dem Verein eine extrem große Treue gezeigt haben. Sie waren über einen langen Zeitraum hinweg prägende Figuren auf dem Platz und haben uns in dieser Saison mitgeholfen, den Umbruch zu moderieren. Sie waren in der Kabine immer zur Stelle. Wir sind es ihnen schuldig, für den bestmöglichen Abschluss zu sorgen”, sagte Gerardo Seoane am Freitag. Und: Borussias Cheftrainer stellte dem Duo auch einen letzten Einsatz im vollbesetzten Borussia-Park in Aussicht! “Sie stehen im Kader, sie stehen zur Verfügung. Wenn Bedarf herrscht, sind beide auch einsatzfähig”, erklärte Seoane. “Das Spiel wird zeigen, ob und wie es möglich ist, dass sie ihre Karriere auch auf dem Platz beenden können.”

An erster Stelle stehe natürlich “der Ausgang des Spiels”, machte Seoane deutlich, schließlich geht es für die Fohlen noch um den Klassenerhalt. Ein Sieg gegen die Eintracht würde die Rettung bedeuten. Von der Schützenhilfe auf den anderen Plätzen will man sich nicht abhängig machen. “Es gilt, sich ganz auf uns und unsere Aufgaben zu konzentrieren”, sagte Seoane. “Wir wollen nicht ständig schauen, was auf den anderen Plätzen passiert.”

Beide bleiben dem Verein erhalten

Die Borussen haben es selbst in der Hand, dass der perfekte Abschied für die zwei Publikumslieblinge gelingt. “Für beide wird es sicher ein sehr emotionales Spiel. Ich hoffe, dass wir ihnen am Samstag mit einer guten Leistung einen würdigen Rahmen für ihren Abschied schaffen werden”, sagte Marvin Friedrich. “Sie haben Borussia über viele Jahre geprägt. Es sind zwei Vereinslegenden.” Und zwei Identifikationsfiguren, die auch die Zukunft beim fünfmaligen deutschen Meister mitgestalten werden. Jantschke wird sich als Teil des Trainerteams um die Top-Talente im Profikader und im Nachwuchsleistungszentrum kümmern, seine Erfahrungen an die künftigen Spielergenerationen weitergeben. Herrmann übernimmt eine Aufgabe in der Sponsoring-Abteilung.

Jan Lustig

Seoane über Hack: “Hoffe, dass er sein heißes Füßchen warmhält”

Kein Borusse trifft häufiger als Robin Hack. Auf dem Offensivspieler ruhen bei den Gladbachern auch vor dem Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt wieder die Hoffnungen. Trainer Gerardo Seoane hat einen besonderen Wunsch.

“Hat sich das hart erarbeitet”: Gladbach-Trainer Gerardo Seoane (li.) freut sich über den aktuellen Lauf von Robin Hack.

IMAGO/Jan Huebner

Neun Tore hat Robin Hack im Kalenderjahr 2024 erzielt. Damit ist er im neuen Jahr nicht nur treffsicherster Borusse, sondern auch einer der Top-Torjäger der Liga. Hinter Harry Kane vom FC Bayern (15 Treffer in 2024) und Leipzigs Lois Openda (13) liegt der Gladbacher auf Platz 3 gleichauf mit Deniz Undav (Stuttgart) und Benjamin Sesko (Leipzig). Im Schnitt nur 103,1 Minuten benötigt Hack für ein Tor. Das ist nah bei den Werten von Kane (101,4) und Openda (97,1).

Klar, dass vor dem Heimspiel gegen die Eintracht am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) auf Hack, der auch beim 2:2 in Bremen getroffen hatte, die Hoffnungen ruhen. “Robin macht das richtig gut im Moment. Ich hoffe, dass er sein heißes Füßchen für Samstag warmhält. Er ist im Moment der Spieler, der aus jeder Situation etwas kreieren kann”, sagte Gerardo Seoane am Freitag.

Hack gehe im Vergleich zu seiner Anfangszeit “viel mehr in den Abschluss”, erklärte der VfL-Trainer. “Er übernimmt Verantwortung, er möchte in diese Situationen reingehen. Da brauchte es den Lauf in die Tiefe und den Mut, ins Eins-gegen-eins zu gehen. Wir freuen uns für ihn, weil er sich das hart erarbeitet hat.”

Mit jedem Tor mehr Selbstvertrauen

Schließlich benötigte Hack schon etwas Zeit, um sich zu akklimatisieren. Im Sommer war er für eine Ablösesumme in Höhe von 1,1 Millionen Euro von Zweitligaabsteiger Arminia Bielefeld an den linken Niederrhein gewechselt. Über Teileinsätze kämpfte sich der 25-Jährige heran und spielte sich in die Mannschaft.

Robin ist ein sehr gutes Beispiel für alle Spieler im Kader, wie man sich entwickeln kann.

Gerardo Seoane

“Natürlich hätte ich gerne von Beginn an regelmäßig gespielt. Aber ich wusste, dass ich mich als neuer Spieler erst einmal einfinden muss. Ich habe im Training sowie bei meinen Teileinsätzen immer Vollgas gegeben. Dafür bin ich belohnt worden”, erklärte Hack vor kurzem. “Irgendwann habe ich häufiger gespielt und meine Leistungen bestätigt. Und mit jedem Tor mehr ist auch das Selbstvertrauen gestiegen.”

Seoane lobte auf der Pressekonferenz, wie Hack die zunächst nicht ganz so einfache Situation angenommen habe. “Er ist ein gutes Beispiel für einen Spieler, der am Anfang vielleicht nicht die gewünschte Spielzeit hatte, aber sehr professionell weiter an sich gearbeitet, auf seine Chance gewartet und diese Chance dann auch genutzt hat”, sagte der Coach. “Robin ist ein sehr gutes Beispiel für alle Spieler im Kader, wie man sich entwickeln kann.” Und vielleicht ist Hack am Samstag ja auch derjenige, der die Borussen zum Klassenerhalt schießt.

Jan Lustig

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Seoane über Neuhaus: “Solche Dinge kommen im Fußball vor”

Welche Nachwirkungen zeigt bei Borussia Mönchengladbach der Elfer-Zoff um Florian Neuhaus aus dem Bremen-Spiel? Was Gerardo Seoane über die Aufarbeitung des Themas sagt – und um welchen Stammspieler der Trainer zittern muss.

Freunde werden sie wohl nicht mehr: Florian Neuhaus (li.) und Gerardo Seoane.

Freunde werden sie wohl nicht mehr: Florian Neuhaus (li.) und Gerardo Seoane.

IMAGO/Sven Simon

Florian Neuhaus fehlte weder verletzt noch aus anderen Grünen, als die Fohlen am Dienstagvormittag die Vorbereitung auf das Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt aufnahmen, sondern er war mittendrin bei der ersten Trainingseinheit der Woche. Der Mittelfeldspieler stand auch von der ersten bis zur letzten Minute auf dem Platz und absolvierte das volle Programm – alles vermittelte irgendwie den Eindruck von Normalität nach dem Streitfall in Bremen, als sich Neuhaus selbst zum Elfmeterschützen ernannt und in der Nachspielzeit das Tor zum 2:2-Ausgleich erzielt hatte.

“Jeder, der nicht beginnt, ist unzufrieden”

“Es gab von unserer Seite wegen des Elfmeters keine großen Diskussionen in den vergangenen Tagen. Flo hat sich nicht an eine Anweisung gehalten, solche Dinge kommen im Fußball vor, wir haben das intern aufgearbeitet”, bezog Seoane am Dienstag in einer Medienrunde Stellung.

Sein Blick ging bereits wieder nach vorne, auf das eminent wichtige Heimspiel gegen die Hessen. Und da muss abgewartet werden, wie der Coach mit dem Mittelfeldmann plant. “Florian ist mit anderen Spielern im Konkurrenzkampf. Wir im Trainerteam entscheiden nach Trainings-, Spielleistungen und System, welche Attribute wir auf dem Platz brauchen. Jeder Spieler, der nicht beginnt, ist unzufrieden”, sagte Seoane.

Plea wackelt, Wöber wohl noch keine Option – Was passiert zwischen den Pfosten?

Sorgen dürfte dem VfL-Coach mit Blick auf Frankfurt vor allem Alassane Plea bereiten. Der Franzose musste aufgrund von Problemen am Fußgelenk, die schon beim Spiel in Bremen auftraten, pausieren. Offen ist, wann der Offensivspieler ins Mannschaftstraining zurückkehren kann. Es wird von Tag zu Tag geschaut. Wahrscheinlich noch keine Option für Samstag dürfte Maximilian Wöber sein. Der Innenverteidiger, der an einem leichten Muskelfaserriss im Oberschenkel laboriert, absolvierte eine individuelle Einheit. Mit dabei im Training waren zwar wieder Christoph Kramer (nach schwerem Infekt) und Tony Jantschke (Adduktorenverletzung), allerdings könnte Frankfurt für beide nach der wochenlangen Pause zu früh kommen.

Unbeantwortet ist nach wie vor die Frage, welcher Keeper am Samstag zwischen den Pfosten stehen wird. Jonas Omlin trainierte wieder voll mit und macht von der Fitness her weitere Fortschritte, nachdem er nach überstandenen Oberschenkelproblemen in Bremen auf der Bank gesessen hatte. Erst am Donnerstag oder Freitag wird Seoanes Entscheidung fallen, ob die etatmäßige Nummer 1 in den Gladbacher Kasten zurückkehrt oder erneut Moritz Nicolas, der an der Weser überzeugte, den Vorzug erhält.

Jan Lustig

Koné: Nach dem Comeback schon das Abschiedsspiel?

Gladbachs Trainer Gerardo Seoane setzte beim 2:2 in Bremen auf eine neue Ordnung im Mittelfeld. Dabei feierte Manu Koné seine Rückkehr in die Startelf. Möglich, dass nicht mehr viele Einsätze für die Fohlen dazukommen.

Manu Koné steckt mit Mönchengladbach im Abstiegskampf der Bundesliga

Manu Koné steckt mit Mönchengladbach im Abstiegskampf der Bundesliga

DeFodi Images via Getty Images

Um wieder mehr Energie und Offensivdrang im Zentrum zu erzeugen, stellte Seoane nach der Nullnummer gegen Union Berlin um. Ko Itakura wechselte zurück in die Dreierkette und damit einher ging ebenso die Auflösung der Doppelsechs zugunsten eines Systems mit Sechser (Julian Weigl) und zwei Achtern, die am Samstag Rocco Reitz und Manu Koné hießen. Für Koné bedeutete es das Comeback in der Anfangsformation nach einer mehrwöchigen Pause wegen eines Muskelfaserrisses; am Sonntag zuvor gegen Union hatte es nur zu einem Teileinsatz gereicht, er war er für die letzten zehn Minuten eingewechselt worden.

“Ich fühle mich gut. Es war eine schwierige Zeit, nachdem ich mich bei der Nationalmannschaft verletzt hatte”, sagte Koné, der sich die Blessur Ende März in einem Freundschaftsspiel von Frankreichs U23 gegen die USA zugezogen hatte.

Spielbericht

Auch das Spiel in Bremen beendete der Mittelfeldmann angeschlagen. Ob er am Dienstagvormittag, wenn die Borussen die Vorbereitung auf das Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt aufnehmen, dabei sein kann, muss abgewartet werden. In Seoanes Planungen für Frankfurt spielt der 22-Jährige jedenfalls eine wichtige Rolle. Weil er Bälle erobern und für Druck nach vorne sorgen kann.

“Er hat vor allem in der ersten Hälfte über links für Dynamik gesorgt. Manu kann etwas auflösen. Er hat uns mit seiner physischen Präsenz geholfen, das gute Mittelfeld der Bremer mit den sehr agilen und beweglichen Spielern ein bisschen in Schach zu halten”, befand der VfL-Coach.

In diesem Sommer ein heißer Verkaufskandidat

Für Koné könnte es am Samstag schon seine Abschiedsvorstellung im Borussia-Park werden. Im Sommer 2021 wechselte der Franzose für neun Millionen Euro vom FC Toulouse an den linken Niederrhein und absolvierte seitdem 83 Pflichtspiele (sechs Tore) für die Fohlen. In diesem Sommer ist er ein heißer Verkaufskandidat. Zerschlugen sich vor einem Jahr die Wechselpläne unter anderem auch deshalb, weil sich Koné am Knie verletzt hatte, können sich beide Seiten einen Transfer auch dieses Mal wieder sehr gut vorstellen, wenn die Voraussetzungen stimmen. Aus Sicht von Koné hieße das: Wenn ein Klub mit Rang und Namen lockt. Aus Sicht der Borussia wäre das: Wenn der Preis stimmt. Schließlich würde das Geld aus einem Koné-Verkauf in den weiteren Kaderumbau fließen. Borussias Vorteil: In dem bis 2026 laufenden Vertrag ist keine Ausstiegsklausel verankert.

Dass es am Samstag sogar schon Konés letztes Spiel für Gladbach überhaupt werden könnte, liegt daran, dass der Mittelfeldmann mit vier Gelben Karten auf dem Konto nur noch eine Verwarnung von einer Gelbsperre entfernt ist. Daran wird er aber nicht denken, wenn er den Rasen betritt, sondern an das Ziel, den Klassenerhalt vor heimischem Publikum unter Dach und Fach zu bringen. Und Koné strahlt vor dem Matchball Zuversicht aus: “Wir haben Vertrauen in unsere Mannschaft und werden es schaffen.” Jan Lustig

Jan Lustig

Darum entschied sich Seoane für Nicolas im Tor

In dem Elfer-Zoff um Florian Neuhaus beim 2:2 in Bremen ging auf Gladbacher Seite eine andere Personalie fast unter: Jonas Omlin kehrte nach seiner Verletzung zurück. Die etatmäßige Nummer 1 saß aber nur auf der Bank.

Muss vielleicht bald wieder mit dem Platz auf der Bank vorliebnehmen: Moritz Nicolas.

Muss vielleicht bald wieder mit dem Platz auf der Bank vorliebnehmen: Moritz Nicolas.

IMAGO/Eibner

Es wurden am Samstag plötzlich die Erinnerungen wach an das Gladbacher 3:4 bei der TSG Hoffenheim, als Bremens Dawid Kownacki Sekunden vor dem Schlusspfiff zum Abschluss kam. Doch dieses Mal fiel – quasi mit der letzten Gelegenheit – eben nicht das Siegtor für die Gastgeber. Moritz Nicolas war gegen den eingewechselten Werder-Joker zur Stelle und rettete den Fohlen den wichtigen Auswärtspunkt.

Dass es Nicolas war, der an der Weser zwischen den Pfosten stand, kam durchaus überraschend. Jonas Omlin, Borussias etatmäßige Nummer 1, hatte sich zur Wochenmitte nach den überstandenen Oberschenkelproblemen spielfähig zurückgemeldet. Trotzdem entschied sich Trainer Gerardo Seoane am Ende für Nicolas und setzte den Gladbacher Kapitän auf die Bank.

“Ich habe mich für das Spiel so entschieden, weil Jonas am Mittwoch erstmals mit der Mannschaft trainiert hat. In meinen Augen genügt ein gutes Training nicht, um von Anfang an zu spielen, denn in den Einheiten am Donnerstag und Freitag war die Belastung wieder ganz anders”, erklärte der VfL-Coach.

Keine Entscheidung über die Zukunft

Seoane hält sich damit die Möglichkeit offen, am Samstag gegen Eintracht Frankfurt (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) oder zum Abschluss im Auswärtsspiel beim VfB Stuttgart noch einmal zu wechseln zwischen den Pfosten. Für ein Festhalten an Nicolas spricht, dass der Keeper (27 Saisoneinsätze) im Rhythmus ist und es an der Leistung in Bremen nichts zu beanstanden gab.

Auf der anderen Seite ist Omlin eben Kapitän der Mannschaft und einer der wenigen Führungsspieler. Nur fehlt dem Schweizer (fünf Ligaeinsätze in dieser Saison) nach der langwierigen Schulterverletzung und neuerlichen Pause für die Spiele gegen Hoffenheim und Union Berlin (0:0) aufgrund der Oberschenkelprobleme die Spielpraxis.

An Nicolas war es nicht festzumachen, dass die Borussen in Bremen schon wieder zwei Gegentore kassierten. Es bleibt ein enges Rennen zwischen dem Bundesliganeuling und Routinier Omlin. Ein Problem haben die Gladbacher auf dieser Position jedenfalls nicht.

Jan Lustig

Seoane über den Neuhaus-Elfer: “…sonst wäre es ungemütlich für ihn geworden.”

Borussia Mönchengladbach rettet ganz spät wenigstens ein 2:2 in Bremen. Alles in Butter bei den Fohlen nach dem wichtigen Punktgewinn? Überhaupt nicht!

Unterstellte Florian Neuhaus, sich nicht an den Vorgaben gehalten zu haben: Gladbach-Trainer Gerardo Seoane.

Unterstellte Florian Neuhaus, sich nicht an den Vorgaben gehalten zu haben: Gladbach-Trainer Gerardo Seoane.

IMAGO/Nordphoto

Ausgerechnet der Strafstoß zum 2:2-Endstand sorgt für Ärger innerhalb des Borussen-Lagers. Denn: Florian Neuhaus, der in der Nachspielzeit sicher verwandelte, war eigentlich nicht als Elfmeterschütze vorgesehen, das wäre zum Beispiel ein Fall für Julian Weigl, Borussias Kapitän am Samstag, gewesen. Doch der eingewechselte Neuhaus schnappte sich den Ball – sehr zum Unwillen des an der Seitenlinie gestikulierenden Trainers Gerardo Seoane.

Seoane: “Positiv für Flo, dass er ihn reingemacht hat”

“Ich habe gesagt: Ich fühle mich gut, ich schieße”, berichtete Neuhaus über sein kurzes Gespräch mit Weigl und Co. vor der Ausführung. Dagegen machte Seoane deutlich, dass er von der Aktion mal so gar nichts hielt und es auch nicht als das Übernehmen von Verantwortung interpretierte. “Er hat sich nicht an die Vorgaben gehalten. Da haben sich die Verantwortlichen clever verhalten, um nicht einen Disput auf dem Platz anzufangen. Positiv für Flo, dass er ihn reingemacht hat – andererseits wäre es ein bisschen ungemütlich für ihn geworden.”

Heile Welt herrscht ganz sicher nicht im Verhältnis zwischen Spieler und Trainer. Das zeigte sich am Samstag nach dem Abpfiff nicht nur in der Beurteilung der Elfmeter-Situation. Neuhaus war vor Bremen dreimal in Folge nicht zum Einsatz gekommen. In den vergangenen Wochen habe der Mittelfeldspieler unter Beschwerden an der Achillessehne gelitten, dann mit Beschwerden im Adduktorenbereich gekämpft, hieß es zuletzt, deshalb habe Neuhaus zuletzt auch nicht immer voll trainieren können. Seoane sagte in Bremen: “Dass Florian Neuhaus bei uns Spielzeit bekommt, hängt vor allem davon ab, wie seine Trainingsleistung ist – und die kann ich nur bewerten, wenn er trainiert. Er hat seit Wochen Probleme, heute nach dem Spiel hat er wegen des Schmerzes auch nicht mehr die Kompensationsläufe machen können.” Neuhaus wiederum meinte trocken: “Ich fühle mich gut, ich bin fit und bin auch nicht verletzt.”

Virkus relativiert die Szene

Der Tag in Bremen wird ein Nachspiel haben, davon ist auszugehen, wenngleich Roland Virkus die Neuhaus-Szene nicht zu hoch hängen wollte. “Dass ein Spieler, der nicht spielt, sauer ist, das ist doch völlig normal. Er hat sich den Ball genommen, er hat ihn reingemacht und gut ist. Das erwartet man von einem Spieler wie Florian Neuhaus – dass er den Ball dann reinmacht”, erklärte Borussias Sport-Geschäftsführer. Einigkeit herrschte im Gladbacher Lager aber auch – zum Beispiel bei der Beurteilung der Lage im Abstiegskampf nach dem Punkt in Bremen.

“Der Punkt ist wichtig. Jetzt müssen wir gegen Frankfurt nachlegen und können mit einem Heimsieg alles klären”, forderte Virkus. Neuhaus sagte mit Blick auf den Punktestand: “Es kann sein, dass es am Ende nicht reicht, deshalb müssen wir weiter punkten. Die Marschroute lautet: Weiter Gas geben, weiter nach vorn und über die Ziellinie kommen.”

Jan Lustig