Saison an die Wand gefahren? Napoli-Fans schimpfen – und bestellen die U 19

Francesco Calzona, dem bereits dritten Napoli-Trainer in dieser völlig verkorksten Saison, blieb nach dem blamablen 0:1 in Empoli nur eines übrig – der Gang nach Canossa. Er bat die wütenden Fans, die schon die U 19 bestellten, um Entschuldigung.

Er sah im Grunde nichts außer eine einmal mehr schlechte Leistung seiner Schützlinge: Napoli-Coach Francesco Calzona.

Er sah im Grunde nichts außer eine einmal mehr schlechte Leistung seiner Schützlinge: Napoli-Coach Francesco Calzona.

IMAGO/NurPhoto

Das, was Rudi Garcia und Walter Mazzarri ihm hinterlassen hatten, war schon schlecht gewesen. Doch auch unter Francesco Calzona, dem inzwischen dritten neapolitanischen Trainer in dieser Serie-A-Spielzeit, kann der Graus nicht abgewaschen werden.

Das gerade offensiv unglaublich miserable 0:1 beim FC Empoli an diesem Samstag schrieb vielmehr eine Horrorserie nahtlos fort. Die nackten und katastrophalen Zahlen: Als amtierender Scudetto-Träger, in der bärenstarken Vorsaison unter dem inzwischen als Nationaltrainer tätigen Luciano Spalletti noch der mit 77 Treffern erfolgreichste Sturm Italiens, blieben die Süditaliener bei 50 Treffern stehen. Und hatten sich direkt zu Spielbeginn das letztlich entscheidende Gegentor zur Niederlage eingefangen (4. Spielminute). Das führte dazu, dass die SSC mit enttäuschenden 49 Zählern auf Rang acht verharrt. Es droht der GAU mit einer Saison ohne internationales Ticket.

“Wir hatten nicht die richtige Einstellung, Empoli schon”

Doch nicht nur das: Gerade Stars wie Stürmer Victor Osimhen (13 Treffer in 21 Ligaspielen) und Dribbelkünstler Khvicha Kvaratskhelia (zehn Tore in 30 Serie-A-Partien) hatten die Wende gegen das bereits im Hinspiel mit 1:0 siegreiche Empoli nicht einleiten können – und drohen nun im Sommer dem Klub den Rücken zuzukehren. Denn es erscheint nahezu unmöglich, dass Napoli nicht mal mit dem Argument einer Conference-League-Teilnehme solch große Namen zum Bleiben nahe des Vesuvs überreden wird können.

Und Coach Calzona? Der kroch zu Kreuze vor den eigenen enttäuschten Fans, die den Auswärtsblock bereits in den ersten 15 Minuten nicht betreten und die nach Spielschluss bestellte Mannschaft gnadenlos ausgepfiffen und sogar lauthals beschimpft hatten.

Gegenüber DAZN zählte der 55-jährige Coach unmissverständlich seine eigene Mannschaft an – zumal es gegen einen Gegner gegangen war, der mitten im Abstiegskampf steckt und zuletzt selbst fünf aus sechs Ligaspielen ohne eigenes Tor verloren hatte: “Es war eine verschenkte Chance. Und es ist wahr, dass wir zu behäbig und faul agieren – mit und ohne Ball.”

Dabei nahm Calzona auch sich und seine Vorgänger nicht heraus: “Dieser Mangel an Entschlossenheit, den Ball zu erobern, ist etwas, das ich schon bei meiner Ankunft festgestellt habe. Und dadurch ist es auch mein Fehler, das nicht abgestellt zu haben.”

Der Fehler liegt nur bei mir und den Spielern.

Francesco Calzona

Calzona weiter: “Wir hatten nicht die richtige Einstellung, Empoli schon – also haben sie auch verdient gewonnen. Und wenn wir es (nach schwachem Start; Anm. d. Red.) trotz reichlich Ballbesitz in der zweiten Hälfte nicht schaffen, einen Schuss aufs Tor zu bringen, dann bedeutet das, dass wir berechenbar sind. Was angesichts der Qualität in diesem Team unglaublich ist. Dafür trage ich die Verantwortung. Und dafür kann ich mich nur bei den Fans entschuldigen – dieses Team muss so viel mehr leisten. Das schulden wir der Stadt und dem Klub, der unsere Gehälter bezahlt. Der Fehler liegt nur bei mir und den Spielern, weil der Klub uns immer unterstützt und uns die Fans überallhin zahlreich folgen. Und eigentlich haben wir doch alles, was es braucht – doch wir kriegen es nicht gebacken. Das ist extrem enttäuschend.”

Calzona kann sich “nur nochmals bei den Fans entschuldigen”

Der Lösungsansatz der eigenen Anhängerschaft? Diese hatten Coach Calzona dazu aufgefordert, für den Rest der Saison den eigenen Nachwuchs (die Primavera genannte U 19) aufzustellen.

Sein eigener Lösungsansatz? “Ich kann mich persönlich nur nochmals bei den Fans entschuldigen – besonders bei denen, die so viel opfern, indem sie uns überallhin folgen. Die Proteste sind absolut nachvollziehbar. Wir müssen uns nun selbst am Stolz packen. Wir arbeiten so viel an Taktik, doch wir müssen darüber hinaus gehen und verstehen, dass es mehr braucht – wie unbändigen Siegeswillen, Hingabe in Sachen Laufarbeit. Darauf kommt es an.”

Gegentornimbus passé: Napoli erwischt Inter erstmals spät

Dass Inter Mailand neuer Serie-A-Meister wird, das dürfte längst nur noch Formsache sein. Eine Statistik konnten die Nerazzurri an diesem 29. Spieltag allerdings nicht mehr aufrechterhalten – und da war ausgerechnet der amtierende Scudetto-Träger sowie ein Ex-Spieler schuld.

In diesem Moment passiert's: Der frühere Inter-Spieler Juan Jesus schenkt Inter das erste späte Gegentor ein.

In diesem Moment passiert’s: Der frühere Inter-Spieler Juan Jesus schenkt Inter das erste späte Gegentor ein.

IMAGO/Gribaudi/ImagePhoto

Bis zum 29. Serie-A-Spieltag hatte es also gedauert, bis der designierte Meister Inter Mailand – 14 Punkte Vorsprung auf Verfolger und Stadtrivale Milan – sein erstes Saisongegentor in der Schlussviertelstunde kassierte.

Beim Heimspiel gegen den amtierenden Meister aus Neapel, der wie der FC Internazionale auch (2:3 im Elfmeterschießen bei Atletico Madrid) unter der Woche knapp im Achtelfinale der Champions League gescheitert war (1:3 im Rückspiel beim FC Barcelona), lief dabei die 81. Spielminute im heimischen Giuseppe-Meazza-Stadion. Dann passierte Folgendes: SSC-Profi Politano flankte seine Eckballhereingabe scharf nach innen, wo Bastoni unglücklich vor den eigenen Kasten verlängerte. Dort fand sich der lauernde Juan Jesus, der aus nächster Nähe nur noch zu vollenden brauchte.

Damit beendete ausgerechnet ein ehemaliger Inter-Spieler (zwischen 2012 und 2016 im Team) diese famose Serie.

Darmian trifft, der Rest vergibt

Und auch wenn die bis dato im Jahr 2024 stets siegreichen Mailänder nun zweimal in Folge (Königsklasse und Serie A) nicht mehr gewinnen konnten, muss es ihnen nicht angst und bange werden. Auch leistungstechnisch nicht. Denn bis zum späten Gegentreffer waren die Nerazzurri insgesamt das deutlich gefährlichere Team gewesen: Lautaro Martinez (11. Minute), Darmian und nochmals Lautaro (jeweils 13.) hatten hier anfangs noch das 1:0 ausgelassen, das schließlich in Minute 43 fiel. Nach tollem Aufbau und starkem Bastoni-Querpass leicht in den Rückraum zum sich dorthin fallengelassenen Darmian, der mit links einschoss, wurde die Führung allerdings hergestellt.

Serie A, 29. Spieltag

Und im zweiten Durchlauf waren es Lautaro (47.) und Dimarco, der aus der Distanz an Meret verzweifelte (53.), die das mögliche 2:0 verpassten.

Was beim Gast um Trainer Francesco Calzona, nach Rudi Garcia und Walter Mazzarri schon der dritte SSC-Coach in dieser unliebsamen Spielzeit des Meisters, auffiel? Ohne den muskulär angeschlagenen Osimhen, der auch nicht als Joker kam, fehlte es trotz vielversprechender Anlagen zuhauf an der finalen Idee, am sauberen Abschluss. Immerhin reichte es doch noch für den beachtlichen Punktgewinn in San Siro, der allerdings beim Kampf ums internationale Geschäft mit den besser postierten Klubs Atalanta Bergamo (Spiel gegen Florenz nach gesundheitlichem Vorfall abgesagt) und AS Rom (1:0-Arbeitssieg gegen Abstiegskandidat Sassuolo Calcio) nicht sehr half.