Spors: Von 777 Partners zu Newcastle United?

Der US-Investment-Gesellschaft 777 Partners, die weltweit Beteiligungen an sieben Fußballklubs hält und offenbar Liquiditätsprobleme hat, droht womöglich der Abgang von Global Sports Director Johannes Spors. Der gebürtige Heidelberger ist einer der beiden Top-Kandidaten auf den vakanten Sportdirektor-Posten bei Newcastle United.

Heuert Johannes Spors bei Newcastle United an?

Heuert Johannes Spors bei Newcastle United an?

IMAGO/Gruppo LiveMedia

Neben Spors liegt nach britischen Medienberichten der schottische Ex-Nationalspieler Dougie Freedman, seit August 2017 Sportdirektor von Crystal Palace, aussichtsreich im Rennen. Der Premier-League-Sechste Newcastle will zeitnah über die Nachfolge von Dan Ashworth entscheiden, den man im Februar freigestellt hatte.

Ashworth zieht es zu Manchester United, beide Klubs konnten sich bislang aber nicht auf eine Ablöse verständigen. Der europaweit sehr gut vernetzte Spors ist seit Juli 2022 Global Sports Director der 777 Football Group. Er hatte einst bei der TSG Hoffenheim unter Cheftrainer Ralf Rangnick als Videoanalyst begonnen und später bei RB Leipzig und dem Hamburger SV als Chefscout gearbeitet.

Verwerfungen könnten Wechsel wahrscheinlicher machen

Beim niederländischen Erstligisten Vitesse Arnheim amtierte er von April 2020 bis Dezember 2021 als Technischer Direktor, danach folgte der Wechsel zu 777-Klub CFC Genua. In den vergangenen Jahren hatten mehrfach deutsche und englische Klubs bei Spors angeklopft. Die aktuellen Verwerfungen bei 777 Partners könnten einen möglichen Wechsel wahrscheinlicher machen.

777 Partners, seit März 2023 strategischer Partner von Hertha BSC und dort Eigner von 78,8 Prozent der KG-Anteile, sorgt seit Wochen für Negativ-Schlagzeilen. Die Krise kulminierte durch eine vor neun Tagen vor einem Gericht in New York eingereichte Betrugsklage von 777-Hauptkreditgeber Leadenhall Capital Partners, einem in London ansässigen Vermögensverwalter. Leadenhall wirft 777 vor, Darlehen über 350 Millionen US-Dollar mit Vermögenswerten abgesichert zu haben, die 777 angeblich nicht besaß oder angeblich bereits an andere Gläubiger verpfändet hatte.

Hat sich 777-Gründer Wander mit seinem Everton-Plan übernommen?

Auch in der Luftfahrtbranche ist 777 in schwere Turbulenzen geraten. Die australische 777-Airline Bonza meldete Insolvenz an, seit Ende April ruht der Flugbetrieb. Die kanadische Flair Airlines hat sich dem Vernehmen nach vor wenigen Tagen von Investor 777, der 25 Prozent der Anteile hielt, getrennt. Insider glauben, dass sich 777-Gründer Josh Wander mit seinem Plan, Premier-League-Klub FC Everton zu übernehmen, übernommen haben könnte. In den Deal, der mehr denn je auf der Kippe steht, soll 777 bereits etwa 200 Millionen Pfund gepumpt haben.

Am Freitagabend hatte das norwegische Investigativ-Portal Josimarfootball berichtet, dass die Firmen-Gründer Wander und Steven W. Pasko als Chefs der 777-Fußballsparte abgelöst worden seien und von B. Riley Advisory Services mehrere Insolvenz- und Sanierungsexperten hinzugezogen worden seien.

Dransfields Einfluss bei der 777 Football Group steigt

Tatsächlich sollen Wander und Pasko, die im Aufsichtsrat der Hertha-KG sitzen, seit einigen Tagen in Entscheidungen, die vormals ihrer Zustimmung bedurft hätten, nicht mehr eingebunden sein. So steht 777 Partners nach kicker-Informationen aktuell vor der Verpflichtung eines neuen Trainers für Vasco da Gama, wo die US-Amerikaner im Februar 2022 eingestiegen waren, und vor der Vertragsverlängerung mit Alberto Gilardino, dem Trainer von CFC Genua.

Dem Vernehmen nach ist nach der Degradierung von Wander und Pasko der Einfluss von Don Dransfield, dem CEO der 777 Football Group, weiter gestiegen. Dransfield hatte sich einst einen Namen beim weltweiten Aufbau der City Football Group mit dem Zugpferd Manchester City gemacht, ehe ihn 777 Partners im Sommer 2022 abwarb.

Steffen Rohr

Reese: “Hertha und Berlin haben sich wieder lieben gelernt”

Er überragte auch gegen den 1. FC Kaiserslautern (3:1). Jetzt spricht Herthas Fabian Reese über die Saison, seine Zukunft und Elfmeter-Diskussionen mit Teamkollege Haris Tabakovic.

Fabian Reese dreht nach seinem Traumtor gegen Kaiserslautern jubelnd ab.

Fabian Reese dreht nach seinem Traumtor gegen Kaiserslautern jubelnd ab.

IMAGO/Contrast

Vor dem ersten Berliner Tor, das Haris Tabakovic per Strafstoß nach Foul von Jan Elvedi besorgte, brachte Fabian Reese den Ball gleich zweimal von links in die Gefahrenzone. Vor dem zweiten Berliner Treffer schickte Herthas Linksaußen gedankenschnell Torschütze Jeremy Dudziak per Einwurf auf die Reise ins Glück. Und das 3:1, das endgültig alle Zweifel am Ausgang dieses Spiels beseitigte, besorgte Reese kurzerhand selbst. Er fing einen Elvedi-Fehlpass ab, zog nach innen und versenkte das Spielgerät aus etwa 25 Metern im Tor von FCK-Keeper Julian Krahl. Gute fünf Minuten zuvor hatte er den Pfosten getroffen. Es war mal wieder ein Nachmittag, dem der vor einem Jahr ablösefrei aus Kiel nach Berlin gekommene Reese seinen Stempel aufdrückte. Nach dem Kaiserslautern-Spiel sprach Reese über …

… sein Traumtor zum 3:1 gegen den FCK: “Der Kopfball gegen Karlsruhe war auch noch sehr schön, aber das war mein schönstes Tor in dieser Saison.”

… die Diskussion mit Haris Tabakovic vor der Ausführung des Elfmeters, der zum 1:0 führte: “Nach dem Spiel ist alles super. Wir gönnen Haris alle die Torjäger-Kanone. Er war zwei, drei Tore vor, und wir haben eigentlich die Abmachung, dass wir uns immer abwechseln. Jeder von uns ist ein Wettkampf-Typ und ultra-ehrgeizig. Ich glaube, das ist in neun von zehn Fällen extrem zielführend. In dem Moment wollten wir beide das Tor machen und dem Team helfen. Im letzten Moment hab‘ ich dann gesagt: ‘Okay, wenn’s dein größter und sehnlichster Wunsch entgegen der Abmachung ist, dann schieß’ ihn rein und hol’ dir die Kanone. Und hol’ nächste Woche gegen Osnabrück einen raus, dann passt das.‘ Umso schöner, dass ich noch ein Tor gemacht habe.”

Tabakovic? “Eine Tormaschine”

… Haris Tabakovic: “Er hat ein Tor gemacht und ist in der Torjägerliste jetzt drei Tore vor (vor Robert Glatzel und Christos Tzolis, d. Red.). Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, dass er sich das noch nehmen lässt. Die Kanone hat er sich absolut verdient. Er ist ein herausragender Athlet, ein guter Typ und eine Tormaschine.”

Am Ende des Tages geht’s ganz unromantisch um Tore und Vorlagen.

Fabian Reese

… seine herausragende Saisonausbeute mit jetzt 9 Toren und 18 Assists in der Liga: “Offensivspieler werden daran gemessen, Tore vorzubereiten und zu schießen. Das sind die harten, nackten Fakten. Klar gibt es auch noch weiche Faktoren. Wenn ich nur zwei Tore geschossen und eins vorbereitet hätte, wäre ich nicht so oft in der Mixed-Zone, und die allgemeine Meinung über mich wäre nicht so, wie sie jetzt ist. Am Ende des Tages geht’s ganz unromantisch um Tore und Vorlagen. Von daher freut’s mich natürlich, dass ich dem Team helfen kann.”

… Herthas Saison: “Es war eine Saison mit extrem großen Zerreißproben und Prüfungen für den ganzen Verein. Dieses Jahr war ein Riesenschritt in die richtige Richtung mit allem, was Menschlichkeit und Zusammengehörigkeitsgefühl im Verein, im Team und auch in der Stadt angeht. Das müssen wir mitnehmen. Sportlich müssen wir alle in die Analyse gehen, um zu schauen, dass wir es nächstes Jahr bestmöglich besser machen. Hertha und die Stadt Berlin haben sich wieder lieben gelernt. Das ist doch das, worauf es ankommt.”

Hertha kassierte zu viele Tore

… die Defizite: “Es sind viele Faktoren, viele Momente, die entscheidend sind. Eine gewisse Abgeklärtheit, eine gewisse Erfahrung hat uns gefehlt, Druck-Resilienz in den richtigen Momenten, Spiele zu ziehen und über die Zeit zu bringen, defensiv alle zusammen kompakter zu verteidigen. Dieses Jahr fehlte uns einiges in einigen Bereichen, um wirklich oben konstant mitzuspielen. Die Wahrheit ist am Ende, dass wir nie oben waren. Wir hatten öfter die Chance, oben anzuklopfen, und haben es nicht geschafft. Deshalb stehen wir zu Recht da, wo wir stehen. Wir haben einige spektakuläre Spiele gezeigt, gerade was die Offensive angeht, aber haben auch gezeigt, dass wir in der Defensive anfällig sind und zu viele Tore kassiert haben. Wir haben wunderschöne Tore geschossen, aber zu viele bekommen.”

Der Tenor: Die Zukunft ist offen

… seine Zukunft: “Ich hab’ immer gesagt, wir spielen die Saison zu Ende, dann setzen wir uns zusammen. Ich hab’ bisher mit niemandem gesprochen, weder mit Hertha noch mit einem anderen Verein. Da bin ich ganz offen und transparent unterwegs. Natürlich wäre es gelogen, wenn ich sagen würde, dass – wenn da irgendwas kommt – ich mir das nicht anhöre und grundsätzlich alles kategorisch ausschließe. Dafür bin ich zu sehr Wettkampftyp. Ich weiß aber auch ganz genau, was ich an der Stadt Berlin und dem Verein Hertha BSC habe. Das ist eine große Liebesbeziehung. Wir können alle nicht in die Zukunft schauen, wir genießen das Hier und Jetzt. So ist das im Leben, man kann immer nur den Moment beeinflussen. Der ist gerade wunderschön. Wir haben einen tollen 3:1-Sieg zum Abschluss der Heimsaison geschafft.”

Steffen Rohr

Demme und Hertha: Happy End im zweiten Anlauf?

Im Vorjahr platzte sein Wechsel nach Berlin. Jetzt ist Neapels Diego Demme nach kicker-Informationen erneut ein Kandidat bei Hertha BSC.

Diego Demmes Vertrag bei der SSC Neapel endet am 30. Juni.

Diego Demmes Vertrag bei der SSC Neapel endet am 30. Juni.

IMAGO/Fotoagenzia

Pal Dardai hat bei Hertha BSC in dieser Saison auf kaum einer Position so viel probiert wie auf der Sechs – und richtig zufrieden war er bis zum Schluss nicht. Beim 3:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern am Samstag durften sich Bilal Hussein und Deyovaisio Zeefuik beweisen, nach Marc Oliver Kempfs Einwechslung nach etwas mehr als einer Stunde rückte Marton Dardai für den herausgenommenen Hussein von der Innenverteidigung ins defensive Mittelfeld.

Andreas Bouchalakis und Pascal Klemens blieben auf der Bank. Für die nächste Saison, in die der Hauptstadtklub ohne Pal Dardai und mit dem Ziel Aufstieg gehen wird, hat ein Neuzugang fürs defensive Mittelfeld höchste Priorität.

In der laufenden Saison spielt Demme bei Napoli fast gar keine Rolle

Wunschkandidat vor einem Jahr war Diego Demme (SSC Neapel). Hertha verhandelte wochenlang, konnte den Deal aber finanziell letztlich nicht stemmen. Jetzt ändern sich die Vorzeichen. Demmes Vertrag beim italienischen Vorjahresmeister endet am 30. Juni, der bei Arminia Bielefeld ausgebildete Profi ist dann ablösefrei.

Die SSC Neapel hatte ihn im Januar 2020 für mehr als zehn Millionen Euro Ablöse von RB Leipzig geholt, in viereinhalb Jahren brachte es Demme auf 67 Serie-A-Spiele und gewann neben der Meisterschaft (2023) auch den italienischen Pokal (2020). In der laufenden Saison spielt der 32-Jährige fast gar keine Rolle mehr bei den Gli Azzurri, seine einzigen beiden Liga-Einsätze datieren aus dem Januar.

Dazu kam im Dezember ein 54-Minuten-Auftritt im Achtelfinale der Coppa Italia gegen Frosinone (0:4). Auch bei der 0:2-Niederlage gegen den FC Bologna am Samstag stand er nicht im Spieltagskader des aktuellen Serie-A-Achten.

Demme stieg schon zweimal auf

Nach kicker-Informationen steht Demme, der 2017 für Deutschland ein A-Länderspiel in der WM-Qualifikation gegen San Marino (7:0) bestritt, einem möglichen Wechsel nach Berlin aufgeschlossen gegenüber und wäre zu deutlichen Abstrichen beim Gehalt bereit. Er käme mit der Erfahrung von 105 Bundes- und 126 Zweitligaspielen.

Und wie Aufstieg geht, weiß er auch: Mit dem SC Paderborn gelang Demme 2014 der Sprung in die 2. Liga, mit RB Leipzig 2016 der in die Bundesliga. Für das in Teilen junge Hertha-Team brächte der Deutsch-Italiener neben seinen Qualitäten als Balleroberer und Abräumer auch eine große Portion Erfahrung und Leadership mit.

Steffen Rohr

Demme und Hertha: Happy End im zweiten Anlauf?

Im Vorjahr platzte sein Wechsel nach Berlin. Jetzt ist Neapels Diego Demme nach kicker-Informationen erneut ein Kandidat bei Hertha BSC.

Diego Demmes Vertrag bei der SSC Neapel endet am 30. Juni.

Diego Demmes Vertrag bei der SSC Neapel endet am 30. Juni.

IMAGO/Fotoagenzia

Pal Dardai hat bei Hertha BSC in dieser Saison auf kaum einer Position so viel probiert wie auf der Sechs – und richtig zufrieden war er bis zum Schluss nicht. Beim 3:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern am Samstag durften sich Bilal Hussein und Deyovaisio Zeefuik beweisen, nach Marc Oliver Kempfs Einwechslung nach etwas mehr als einer Stunde rückte Marton Dardai für den herausgenommenen Hussein von der Innenverteidigung ins defensive Mittelfeld.

Andreas Bouchalakis und Pascal Klemens blieben auf der Bank. Für die nächste Saison, in die der Hauptstadtklub ohne Pal Dardai und mit dem Ziel Aufstieg gehen wird, hat ein Neuzugang fürs defensive Mittelfeld höchste Priorität.

In der laufenden Saison spielt Demme bei Napoli fast gar keine Rolle

Wunschkandidat vor einem Jahr war Diego Demme (SSC Neapel). Hertha verhandelte wochenlang, konnte den Deal aber finanziell letztlich nicht stemmen. Jetzt ändern sich die Vorzeichen. Demmes Vertrag beim italienischen Vorjahresmeister endet am 30. Juni, der bei Arminia Bielefeld ausgebildete Profi ist dann ablösefrei.

Die SSC Neapel hatte ihn im Januar 2020 für mehr als zehn Millionen Euro Ablöse von RB Leipzig geholt, in viereinhalb Jahren brachte es Demme auf 67 Serie-A-Spiele und gewann neben der Meisterschaft (2023) auch den italienischen Pokal (2020). In der laufenden Saison spielt der 32-Jährige fast gar keine Rolle mehr bei den Gli Azzurri, seine einzigen beiden Liga-Einsätze datieren aus dem Januar.

Dazu kam im Dezember ein 54-Minuten-Auftritt im Achtelfinale der Coppa Italia gegen Frosinone (0:4). Auch bei der 0:2-Niederlage gegen den FC Bologna am Samstag stand er nicht im Spieltagskader des aktuellen Serie-A-Achten.

Demme stieg schon zweimal auf

Nach kicker-Informationen steht Demme, der 2017 für Deutschland ein A-Länderspiel in der WM-Qualifikation gegen San Marino (7:0) bestritt, einem möglichen Wechsel nach Berlin aufgeschlossen gegenüber und wäre zu deutlichen Abstrichen beim Gehalt bereit. Er käme mit der Erfahrung von 105 Bundes- und 126 Zweitligaspielen.

Und wie Aufstieg geht, weiß er auch: Mit dem SC Paderborn gelang Demme 2014 der Sprung in die 2. Liga, mit RB Leipzig 2016 der in die Bundesliga. Für das in Teilen junge Hertha-Team brächte der Deutsch-Italiener neben seinen Qualitäten als Balleroberer und Abräumer auch eine große Portion Erfahrung und Leadership mit.

Steffen Rohr

Dardai: “Das ist meine 120. Verabschiedung hier”

Die Klub-Bosse bleiben weiter in der Deckung, der Trainer spricht vom Abschied. Hertha BSC hat im letzten Heimspiel vor der bevorstehenden Trennung von Pal Dardai den Pokalfinalisten 1. FC Kaiserslautern beim 3:1-Sieg am Samstag klar beherrscht.

Ein Sieg zum Heim-Abschied: Hertha BSC um Trainer Pal Dardai feierte am 33. Spieltag einen 3:1-Sieg über den 1. FC Kaiserslautern.

Ein Sieg zum Heim-Abschied: Hertha BSC um Trainer Pal Dardai feierte am 33. Spieltag einen 3:1-Sieg über den 1. FC Kaiserslautern.

picture alliance / contrastphoto

Als der finale Heimauftritt vollbracht war, zog Toni Leistner Bilanz und richtete vom Rasen aus das Wort an die Fans. “Diese Saison war eine Achterbahn der Gefühle”, sagte Herthas Kapitän in Richtung Ostkurve des Olympiastadions. “Wir haben Siege errungen und bittere Niederlagen erfahren. Ihr wart die einzige Konstante dieses Jahr. Was ihr abgeliefert habt, war Gänsehaut pur.” Pal Dardai, der nach Abpfiff mit Sprechchören und Applaus gefeiert worden war, war von der Leistung seines Teams angetan. “Wir hatten einen guten Tag – auch mit den Fans”, sagte der Ungar. “Das 2:1 kam in einem wichtigen Moment. Zur Halbzeit haben wir noch einige Sachen korrigiert im Spielaufbau. Es war ein schöner Heimspielabschluss. Die Leute, die heute da waren, kommen am ersten Spieltag wieder.”

Minutenlang zelebrierten Profis und die Fans nach dem Abpfiff das Heimspiel-Finale, das nochmal gezeigt hatte, welche offensive Power diese Berliner Mannschaft zu bieten hat. “Fabian Reese und Haris Tabakovic“, musste auch FCK-Coach Friedhelm Funkel anerkennen, “sind zwei Unterschiedsspieler in der 2. Liga. Da hatten wir heute schon richtig Schwierigkeiten. Aber auch die ganzen jungen Spieler, die Pal eingebaut hat, das lässt für Herthas Zukunft einiges hoffen.” Bei der Pressekonferenz schaute Ex-Hertha-Coach Funkel, der mit Kaiserslautern noch den Klassenerhalt unter Dach und Fach bringen will und zum Pokalfinale gegen Meister Bayer Leverkusen am 25. Mai nach Berlin zurückkehren wird, mit Blick auf Dardai und sich bereits nach vorn: “Dann werden sich die Mannschaften vielleicht ohne die beiden, die jetzt hier oben sitzen, im nächsten Jahr wiedersehen.”

Hertha will Dardai-Trennung noch nicht bestätigen

Die Trennung von Pal Dardai, dessen Vertrag am 30. Juni endet, steht nach kicker-Informationen fest (Bild hatte zuerst berichtet). Die Klub-Bosse indes wollten die Neuausrichtung auf der Cheftrainer-Position auch nach dem Spiel öffentlich noch nicht bestätigen. “Wir haben diese Woche vertrauliche Gespräche geführt und werden die nächste Woche fortsetzen”, erklärte Geschäftsführer Thomas E. Herrich. “Wenn es etwas zu vermelden gibt, vermelden wir das.” Dardai selbst, der seine dritte Amtszeit im April 2023 begonnen hatte, hatte vor dem Anpfiff bei Sky auf eine entsprechende Nachfrage erklärt: “Ich bin immer ein Mensch, der positiv denkt. Ich bin traurig, wir haben viel aufgebaut. Ein Jahr habe ich mit den Jungs trainiert und weiterentwickelt, aber so ist das Trainerleben.”

Wir haben angefangen im Chaos. Keiner hat gewusst, was los ist. Dann haben wir 31 Spiele etwas bewegt.

Pal Dardai

Eine explizite Bestätigung für die anstehende Trennung gab es von ihm nicht: “Darüber will ich jetzt nicht reden. Das muss die Führung bekannt geben.” Das ist nur noch eine Frage der Zeit. Nach dem 3:1 gegen jenen Gegner, gegen den Hertha Ende Januar im Pokal-Viertelfinale (1:3) sang- und klanglos ausgeschieden war, sagte Dardai: “Ich bin sehr stolz auf den Trainerstab, auch auf meine Arbeit. Es ist schwer mit so vielen jungen Spielern. Wir haben angefangen im Chaos. Keiner hat gewusst, was los ist. Dann haben wir 31 Spiele etwas bewegt. Wir haben offensiven Fußball gezeigt, das Stadion war immer voll.” Auch am Samstag, mit mehr als 67 000 Zuschauern.

Dardais Tagesplan: “Dann trinke ich erstmal ein Bier, dann Wein, später gibt es eine Zigarre”

Besondere Emotionen angesichts der Umstände hatte er nach eigener Aussage nicht. In der Pressekonferenz sagte Herthas Bundesliga-Rekordspieler auf eine entsprechende Nachfrage: “Ich bin seit 30 Jahren da. Das ist meine 120. Verabschiedung hier.” Das sei “ganz normal, er verspüre „nullkommanull” emotionale Ausschläge, “nicht mal Wut, nicht mal Glück”. Den Sonntag wird er seiner Mannschaft freigeben, er selbst hatte für den Rest des Samstags bereits ziemlich konkrete Vorstellungen: “Jetzt gehe ich nach Hause. Da habe ich meine Familie, da hab‘ ich meinen Hund. Dann trinke ich erstmal ein Bier, dann Wein, später gibt es eine Zigarre. Dann genieße ich den ganzen Tag, morgen weiter. Wir haben noch eine schöne Woche vor uns. Ich muss die Jungs wieder motivieren.”

Für das letzte Spiel beim VfL Osnabrück – das letzte Spiel unter seiner Regie. Einen Hinweis gab er denen, die bleiben, und seinem Nachfolger, der noch nicht fest steht, gleich noch mit auf den Weg. “Tut mir leid, dass wir die 1. Liga dieses Jahr nicht geschafft haben”, sagte Dardai. “Es liegt am defensiven Verhalten, das muss korrigiert werden.” Das ist aber ab Juli nicht mehr sein Problem.

Steffen Rohr

Dardais letztes Heimspiel: Trennung nach der Saison

Hertha BSC wird mit einem neuen Cheftrainer in die Saison 2024/25 gehen. Für Pal Dardai endet nach den Spielen gegen den 1. FC Kaiserslautern und beim VfL Osnabrück die dritte Amtszeit.

Nach der Saison ist Schluss: Pal Dardai.

Nach der Saison ist Schluss: Pal Dardai.

IMAGO/Fussball-News Saarland

Eine Meldung der Bild vom Samstagmorgen deckt sich mit kicker-Informationen. Die interne Stoßrichtung, nach dieser Saison auf der Schlüsselposition des Cheftrainers eine Veränderung herbeizuführen, stand bereits seit Wochen fest. Herthas Sportdirektor Benjamin Weber und Andreas “Zecke” Neuendorf, Direktor Akademie und Lizenzspielerbereich, prüfen seit einiger Zeit Optionen und sprechen mit potenziellen Kandidaten. Die finale Entscheidung, wer auf Dardai folgt, steht unterdessen noch aus.

Für Herthas Bundesliga-Rekordspieler endet damit die dritte Amtszeit als Trainer. Zwischen Februar 2015 und Sommer 2019 hatte Dardai, der an diesem Samstag gegen den Pokalfinalisten 1. FC Kaiserslautern (13 Uhr, LIVE! bei kicker) sein letztes Heimspiel als Hertha-Trainer bestreitet, unter anderem mit den Bundesliga-Endplatzierungen 6 und 7 für die sportlich stabilste Phase der vergangenen 15 Jahre gesorgt.

Stabilisierung unter großem Sparzwang

Von Januar bis November 2021 amtierte er erneut, seine dritte Amtszeit trat er im April 2023 als Nachfolger von Sandro Schwarz an. Den Bundesliga-Abstieg konnte Dardai nicht mehr abwenden, in der aktuellen Saison gelang nach dem drohenden Lizenzentzug im Vorjahr und dem XXL-Umbau des Kaders im vergangenen Sommer unter großem Sparzwang die Stabilisierung.

Die Turbulenzen um 777 Partners:

Die Hoffnung, in der Rückrunde noch ins Aufstiegsrennen eingreifen zu können, erfüllte sich allerdings nicht. Aktuell stellen die Berliner mit 30 Gegentoren die schlechteste Rückrunden-Defensive der 2. Liga. Jetzt will Hertha die Mission Aufstieg 2025 mit einem neuen Coach in Angriff nehmen – muss allerdings angesichts der immer größer werdenden Turbulenzen bei Investor 777 Partners dafür sorgen, dass die Rahmenbedingungen passen. Das wird schwer genug.

Steffen Rohr

Krise bei 777 Partners: Wander entmachtet?

Die Turbulenzen bei Hertha-Investor 777 Partners haben offenbar eine neue Dynamik erreicht. Die US-Investment-Gesellschaft soll nach einem Bericht der norwegischen Investigativ-Plattform Josimarfootball Insolvenzexperten eingeschaltet haben.

Josh Wander, Gründer und CEO von 777 Partners, ist wohl nicht mehr im Vorstand der Fußballsparte des Unternehmens.

Josh Wander, Gründer und CEO von 777 Partners, ist wohl nicht mehr im Vorstand der Fußballsparte des Unternehmens.

IMAGO/Nordphoto

Am Freitagabend hatten Ultras von 777-Klub Standard Lüttich die Absage des Spiels gegen KVC Westerlo erzwungen, indem sie die Zufahrt des Teams zum Stade de Sclessin verhindert hatten. Hintergrund ist die finanzielle Schieflage des Traditionsklubs, wo zu Wochenbeginn ausbleibende Gehalts- und Zahlungseingänge publik geworden waren. Zudem sollen der frühere Standard-Eigentümer Bruno Venanzi und die Aktionäre der Stadion-Gesellschaft wegen offener Zahlungen gerichtlich die Beschlagnahmung des 777-Vermögens in Belgien einfordern. Am späten Freitagabend berichtete die norwegische Investigativ-Plattform Josimarfootball, dass die 777-Gründer Josh Wander und Steve Pasko nicht mehr länger im Vorstand der Fußballsparte von 777 Partners sitzen. Zudem, so Josimarfootball, seien in Ian Ratner und Ron Glass von B. Riley Advisory Services Insolvenzexperten hinzugezogen worden, außerdem in Mark Shapiro ein weiterer Riley-Fachmann mit Expertise auf dem Gebiet Restrukturierungs- und Konkursverfahren.

Hütchenspiel oder Schneeballsystem?

Der aktuell wohl größte Brandherd im 777-Imperium ist eine seit gut einer Woche vor einem Bundesgericht in New York anhängige Klage von 777-Hauptkreditgeber Leadenhall Capital Partners, einem in London ansässigen Vermögensverwalter. Dabei geht es um 350 Millionen US-Dollar an Vermögenswerten, mit denen 777 Partners die Kredite abgesichert haben soll, obwohl man diese Gelder angeblich nicht besaß oder sie angeblich bereits an andere Gläubiger verpfändet gewesen seien. Leadenhall, so heißt es, werfe 777 Partners “bestenfalls ein riesiges Hütchenspiel und schlimmstenfalls ein regelrechtes Schneeballsystem vor”.

Im Februar war überraschend 777-CFO Damien Alfalla zurückgetreten – mitten im seit Monaten laufenden Übernahmeprozess von Premier-League-Klub FC Everton, der das entscheidende Puzzlestück im Fußball-Portfolio von 777 werden sollte. Die Übernahme steht inzwischen davor zu scheitern. Aktuell gehören neben Standard Lüttich und Hertha BSC, wo die US-Amerikaner seit März 2023 78,8 Prozent der Anteile der in eine Kommanditgesellschaft ausgegliederten Profi-Abteilung halten, auch CFC Genua, der FC Sevilla, Melbourne Victory, Vaso da Gama und das vor wenigen Tagen in die zweite französische Liga aufgestiegene Red Star Paris zum 777-Portfolio.

Braucht Hertha einen Plan B?

In Berlin beobachtet man die Entwicklungen beim Anteilseigner mit großer Spannung. Im März 2023 hatten beide Seiten ein Investitions-Volumen von 100 Millionen Euro vereinbart. 777 Partners hatte die Anteile von Vorgänger-Investor Lars Windhorst (64,7 Prozent) übernommen und auf 78,8 Prozent aufgestockt. 75 Millionen Euro sind mittlerweile geflossen, die bislang letzte Tranche in Höhe von 22 Millionen erhielt der Klub nach eigenen Angaben Anfang April. Die restlichen 25 Millionen sollen, so berichten Insider, nicht wie bisher angenommen fix in weiteren Tranchen im Verlauf der kommenden Saison fließen, sondern als Ausgleich für ein etwaiges negatives Eigenkapital bereitstehen.

Nach kicker-Informationen enthält der zwischen Hertha und 777 Partners abgeschlossene Vertrag einen bis 25 Millionen Euro umfassenden Passus zum Eigenkapitalausgleich. Bisher, so hört man, sollen davon knapp fünf Millionen Euro angezapft worden sein. Welche Auswirkungen die Turbulenzen im 777-Imperium auf Hertha haben, ist aktuell offen. Der Klub, der im aktuellen Lizenzierungsverfahren bis Ende Mai nachbessern und eine Bedingung erfüllen muss, soll – falls 777 Partners oder ein etwaiger Insolvenzverwalter die Hertha-Anteile zum Verkauf stellt – dem Vernehmen nach nicht nur ein Mitsprache-, sondern ein Vorkaufsrecht besitzen. Hertha braucht vermutlich einen Plan B – und den unter Umständen schneller als gedacht.

Steffen Rohr

Krise bei 777 Partners: Wander entmachtet?

Die Turbulenzen bei Hertha-Investor 777 Partners haben offenbar eine neue Dynamik erreicht. Die US-Investment-Gesellschaft soll nach einem Bericht der norwegischen Investigativ-Plattform Josimarfootball Insolvenzexperten eingeschaltet haben.

Josh Wander, Gründer und CEO von 777 Partners, ist wohl nicht mehr im Vorstand der Fußballsparte des Unternehmens.

Josh Wander, Gründer und CEO von 777 Partners, ist wohl nicht mehr im Vorstand der Fußballsparte des Unternehmens.

IMAGO/Nordphoto

Am Freitagabend hatten Ultras von 777-Klub Standard Lüttich die Absage des Spiels gegen KVC Westerlo erzwungen, indem sie die Zufahrt des Teams zum Stade de Sclessin verhindert hatten. Hintergrund ist die finanzielle Schieflage des Traditionsklubs, wo zu Wochenbeginn ausbleibende Gehalts- und Zahlungseingänge publik geworden waren. Zudem sollen der frühere Standard-Eigentümer Bruno Venanzi und die Aktionäre der Stadion-Gesellschaft wegen offener Zahlungen gerichtlich die Beschlagnahmung des 777-Vermögens in Belgien einfordern. Am späten Freitagabend berichtete die norwegische Investigativ-Plattform Josimarfootball, dass die 777-Gründer Josh Wander und Steve Pasko nicht mehr länger im Vorstand der Fußballsparte von 777 Partners sitzen. Zudem, so Josimarfootball, seien in Ian Ratner und Ron Glass von B. Riley Advisory Services Insolvenzexperten hinzugezogen worden, außerdem in Mark Shapiro ein weiterer Riley-Fachmann mit Expertise auf dem Gebiet Restrukturierungs- und Konkursverfahren.

Hütchenspiel oder Schneeballsystem?

Der aktuell wohl größte Brandherd im 777-Imperium ist eine seit gut einer Woche vor einem Bundesgericht in New York anhängige Klage von 777-Hauptkreditgeber Leadenhall Capital Partners, einem in London ansässigen Vermögensverwalter. Dabei geht es um 350 Millionen US-Dollar an Vermögenswerten, mit denen 777 Partners die Kredite abgesichert haben soll, obwohl man diese Gelder angeblich nicht besaß oder sie angeblich bereits an andere Gläubiger verpfändet gewesen seien. Leadenhall, so heißt es, werfe 777 Partners “bestenfalls ein riesiges Hütchenspiel und schlimmstenfalls ein regelrechtes Schneeballsystem vor”.

Im Februar war überraschend 777-CFO Damien Alfalla zurückgetreten – mitten im seit Monaten laufenden Übernahmeprozess von Premier-League-Klub FC Everton, der das entscheidende Puzzlestück im Fußball-Portfolio von 777 werden sollte. Die Übernahme steht inzwischen davor zu scheitern. Aktuell gehören neben Standard Lüttich und Hertha BSC, wo die US-Amerikaner seit März 2023 78,8 Prozent der Anteile der in eine Kommanditgesellschaft ausgegliederten Profi-Abteilung halten, auch CFC Genua, der FC Sevilla, Melbourne Victory, Vaso da Gama und das vor wenigen Tagen in die zweite französische Liga aufgestiegene Red Star Paris zum 777-Portfolio.

Braucht Hertha einen Plan B?

In Berlin beobachtet man die Entwicklungen beim Anteilseigner mit großer Spannung. Im März 2023 hatten beide Seiten ein Investitions-Volumen von 100 Millionen Euro vereinbart. 777 Partners hatte die Anteile von Vorgänger-Investor Lars Windhorst (64,7 Prozent) übernommen und auf 78,8 Prozent aufgestockt. 75 Millionen Euro sind mittlerweile geflossen, die bislang letzte Tranche in Höhe von 22 Millionen erhielt der Klub nach eigenen Angaben Anfang April. Die restlichen 25 Millionen sollen, so berichten Insider, nicht wie bisher angenommen fix in weiteren Tranchen im Verlauf der kommenden Saison fließen, sondern als Ausgleich für ein etwaiges negatives Eigenkapital bereitstehen.

Nach kicker-Informationen enthält der zwischen Hertha und 777 Partners abgeschlossene Vertrag einen bis 25 Millionen Euro umfassenden Passus zum Eigenkapitalausgleich. Bisher, so hört man, sollen davon knapp fünf Millionen Euro angezapft worden sein. Welche Auswirkungen die Turbulenzen im 777-Imperium auf Hertha haben, ist aktuell offen. Der Klub, der im aktuellen Lizenzierungsverfahren bis Ende Mai nachbessern und eine Bedingung erfüllen muss, soll – falls 777 Partners oder ein etwaiger Insolvenzverwalter die Hertha-Anteile zum Verkauf stellt – dem Vernehmen nach nicht nur ein Mitsprache-, sondern ein Vorkaufsrecht besitzen. Hertha braucht vermutlich einen Plan B – und den unter Umständen schneller als gedacht.

Steffen Rohr

Proteste gegen 777 Partners: Ultras erzwingen Spielabsage in Lüttich

Mehrere hundert Ultras von Standard Lüttich haben am Freitagabend für die Absage des Spiels gegen KVC Westerlo gesorgt. Damit hat die Krise rund um US-Investor 777 Partners, an dessen Tropf auch Hertha BSC hängt, eine neue Eskalationsstufe erreicht.

Ein Protestbanner gegen 777 vor dem Lütticher Stadion.

Ein Protestbanner gegen 777 vor dem Lütticher Stadion.

IMAGO/Photo News

Bereits am Freitagnachmitag war klar, dass der Abend nicht reibungslos verlaufen würde. Da hatten Standard Lüttichs Ultra-Gruppierungen Ultras Inferno und PHK (Publik Hysterik Kaos) massive Protestaktionen angekündigt, die sie am Abend in die Tat umsetzten. Mehrere hundert Fans blockierten die Zufahrt der Mannschaft von Standard Lüttich vom Quartier ins Stade de Sclessin, am Stadion wurden mehrere Protest-Banner gegen Klub-Investor 777 Partners (“777 Go Home”) aufgehängt. Vor der Akademie des Traditionsvereins versammelten sich zahlreiche Fans, nach Angaben der belgischen Tageszeitung Het Laatste Nieuws detonierten dort mehrere Knallkörper. Standard-CEO Pierre Locht scheiterte mit seinem Versuch, die Lage zu beruhigen und die Fans zu besänftigen.

Im Stadion wärmten sich lediglich die Spieler von Gegner KVC Westerlo auf, während der Standard-Bus den Zielort nicht erreichte. Nach der von den Statuten vorgesehenen Wartezeit von 30 Minuten wurde die Conference-League-Play-off-Partie der Jupiler Pro League offiziell abgesagt. “Das sind besondere Umstände”, hatte Westerlo-Coach und Ex-Hertha-Profi Bart Goor bereits vor der Absage erklärt. “Eine Situation wie diese macht nie Spaß. Nicht den Fans, aber auch nicht dem Fußball.” Neben der Spielwertung – im Raum steht ein mögliches 0:5 – droht Standard wegen des Nichtantritts auch ein Strafgeld.

Unmut etlicher Standard-Fans gegen 777 Partners erreicht Höhepunkt

Vor etwas mehr als zwei Jahren war die in Miami ansässige US-Investmentgesellschaft 777 Partners als Mehrheitseigner beim Europacup-Finalisten von 1982 eingestiegen, hatte in der Folge aber weder sportlich noch wirtschaftlich den Turnaround geschafft. Der Unmut etlicher Standard-Fans gegen 777 Partners hatte in dieser Woche einen vorläufigen Höhepunkt erreicht, nachdem die Tageszeitung Le Soir über ausgebliebene April-Gehälter berichtet hatte und der Investor allem Anschein nach nicht nur in Lüttich mit immer neuen Brandherden zu kämpfen hat.

So war in den vergangenen Tagen durch eine Veröffentlichung der New York Times publik geworden, dass Leadenhall Capital Partners, ein in London ansässiger Vermögensverwalter, der 777 Partners über 600 Millionen US-Dollar geliehen haben soll, vor einem Bundesgericht in New York Klage gegen 777 Partners eingereicht hat. Dabei geht es um 350 Millionen US-Dollar an Vermögenswerten, mit denen 777 Partners die Kredite abgesichert haben soll, obwohl man diese Gelder angeblich nicht besaß oder sie angeblich bereits an andere Gläubiger verpfändet gewesen seien. Leadenhall, so heißt es, werfe 777 Partners “bestenfalls ein riesiges Hütchenspiel und schlimmstenfalls ein regelrechtes Schneeballsystem vor”.

Übernahme von Everton droht zu scheitern

Unabhängig davon soll im November vergangenen Jahres das US-Justizministerium, so berichtete zuerst die News-Website Semafor, eine Untersuchung wegen möglicher 777-Verstöße gegen die US-Geldwäschegesetze eingeleitet haben. Im Februar war überraschend 777-CFO Damien Alfalla zurückgetreten. Die seit Monaten vorbereitete Übernahme des Premier-League-Klubs FC Everton, wo 777 die Anteile von Owner Farhad Moshiri (94,1 Prozent) erwerben will, droht unterdessen zu scheitern.

Everton sollte im Sport-Portfolio der Investment-Gesellschaft, die seit Wochen auch bei ihren Airline-Beteiligungen unter Druck steht, das entscheidende Puzzlestück werden. Aktuell gehören neben Standard Lüttich und dem deutschen Zweitligisten Hertha BSC, wo die US-Amerikaner seit März 2023 78,8 Prozent der Anteile der in eine Kommanditgesellschaft ausgegliederten Profi-Abteilung halten, auch CFC Genua, der FC Sevilla, Melbourne Victory, Vaso da Gama und das vor wenigen Tagen in die zweite französische Liga aufgestiegene Red Star Paris zum Portfolio.

Rund um Standard Lüttich halten sich bereits seit Wochen Verkaufsgerüchte, die durch die Vorkommnisse dieser Woche neue Nahrung erhalten haben. Der belgische Journalist Sacha Tavolieri berichtete am Freitag, Standard stehe zum Verkauf. In Berlin, wo von dem im Vorjahr mit 777 Partners vereinbarten Investitionsvolumen von 100 Millionen Euro inzwischen drei Viertel an den Klub geflossen sind, soll 777 Partners die ausstehenden 25 Millionen Euro laut Vertrag im Verlauf der Saison 2024/25 zahlen. Der finanziell stark angeschlagene Bundesliga-Absteiger hatte die Zweitliga-Lizenz vor einem Jahr mutmaßlich nur dank des 777-Einstiegs erhalten.

Steffen Rohr

Proteste gegen 777 Partners: Ultras erzwingen Spielabsage in Lüttich

Mehrere hundert Ultras von Standard Lüttich haben am Freitagabend für die Absage des Spiels gegen KVC Westerlo gesorgt. Damit hat die Krise rund um US-Investor 777 Partners, an dessen Tropf auch Hertha BSC hängt, eine neue Eskalationsstufe erreicht.

Ein Protestbanner gegen 777 vor dem Lütticher Stadion.

Ein Protestbanner gegen 777 vor dem Lütticher Stadion.

IMAGO/Photo News

Bereits am Freitagnachmitag war klar, dass der Abend nicht reibungslos verlaufen würde. Da hatten Standard Lüttichs Ultra-Gruppierungen Ultras Inferno und PHK (Publik Hysterik Kaos) massive Protestaktionen angekündigt, die sie am Abend in die Tat umsetzten. Mehrere hundert Fans blockierten die Zufahrt der Mannschaft von Standard Lüttich vom Quartier ins Stade de Sclessin, am Stadion wurden mehrere Protest-Banner gegen Klub-Investor 777 Partners (“777 Go Home”) aufgehängt. Vor der Akademie des Traditionsvereins versammelten sich zahlreiche Fans, nach Angaben der belgischen Tageszeitung Het Laatste Nieuws detonierten dort mehrere Knallkörper. Standard-CEO Pierre Locht scheiterte mit seinem Versuch, die Lage zu beruhigen und die Fans zu besänftigen.

Im Stadion wärmten sich lediglich die Spieler von Gegner KVC Westerlo auf, während der Standard-Bus den Zielort nicht erreichte. Nach der von den Statuten vorgesehenen Wartezeit von 30 Minuten wurde die Conference-League-Play-off-Partie der Jupiler Pro League offiziell abgesagt. “Das sind besondere Umstände”, hatte Westerlo-Coach und Ex-Hertha-Profi Bart Goor bereits vor der Absage erklärt. “Eine Situation wie diese macht nie Spaß. Nicht den Fans, aber auch nicht dem Fußball.” Neben der Spielwertung – im Raum steht ein mögliches 0:5 – droht Standard wegen des Nichtantritts auch ein Strafgeld.

Unmut etlicher Standard-Fans gegen 777 Partners erreicht Höhepunkt

Vor etwas mehr als zwei Jahren war die in Miami ansässige US-Investmentgesellschaft 777 Partners als Mehrheitseigner beim Europacup-Finalisten von 1982 eingestiegen, hatte in der Folge aber weder sportlich noch wirtschaftlich den Turnaround geschafft. Der Unmut etlicher Standard-Fans gegen 777 Partners hatte in dieser Woche einen vorläufigen Höhepunkt erreicht, nachdem die Tageszeitung Le Soir über ausgebliebene April-Gehälter berichtet hatte und der Investor allem Anschein nach nicht nur in Lüttich mit immer neuen Brandherden zu kämpfen hat.

So war in den vergangenen Tagen durch eine Veröffentlichung der New York Times publik geworden, dass Leadenhall Capital Partners, ein in London ansässiger Vermögensverwalter, der 777 Partners über 600 Millionen US-Dollar geliehen haben soll, vor einem Bundesgericht in New York Klage gegen 777 Partners eingereicht hat. Dabei geht es um 350 Millionen US-Dollar an Vermögenswerten, mit denen 777 Partners die Kredite abgesichert haben soll, obwohl man diese Gelder angeblich nicht besaß oder sie angeblich bereits an andere Gläubiger verpfändet gewesen seien. Leadenhall, so heißt es, werfe 777 Partners “bestenfalls ein riesiges Hütchenspiel und schlimmstenfalls ein regelrechtes Schneeballsystem vor”.

Übernahme von Everton droht zu scheitern

Unabhängig davon soll im November vergangenen Jahres das US-Justizministerium, so berichtete zuerst die News-Website Semafor, eine Untersuchung wegen möglicher 777-Verstöße gegen die US-Geldwäschegesetze eingeleitet haben. Im Februar war überraschend 777-CFO Damien Alfalla zurückgetreten. Die seit Monaten vorbereitete Übernahme des Premier-League-Klubs FC Everton, wo 777 die Anteile von Owner Farhad Moshiri (94,1 Prozent) erwerben will, droht unterdessen zu scheitern.

Everton sollte im Sport-Portfolio der Investment-Gesellschaft, die seit Wochen auch bei ihren Airline-Beteiligungen unter Druck steht, das entscheidende Puzzlestück werden. Aktuell gehören neben Standard Lüttich und dem deutschen Zweitligisten Hertha BSC, wo die US-Amerikaner seit März 2023 78,8 Prozent der Anteile der in eine Kommanditgesellschaft ausgegliederten Profi-Abteilung halten, auch CFC Genua, der FC Sevilla, Melbourne Victory, Vaso da Gama und das vor wenigen Tagen in die zweite französische Liga aufgestiegene Red Star Paris zum Portfolio.

Rund um Standard Lüttich halten sich bereits seit Wochen Verkaufsgerüchte, die durch die Vorkommnisse dieser Woche neue Nahrung erhalten haben. Der belgische Journalist Sacha Tavolieri berichtete am Freitag, Standard stehe zum Verkauf. In Berlin, wo von dem im Vorjahr mit 777 Partners vereinbarten Investitionsvolumen von 100 Millionen Euro inzwischen drei Viertel an den Klub geflossen sind, soll 777 Partners die ausstehenden 25 Millionen Euro laut Vertrag im Verlauf der Saison 2024/25 zahlen. Der finanziell stark angeschlagene Bundesliga-Absteiger hatte die Zweitliga-Lizenz vor einem Jahr mutmaßlich nur dank des 777-Einstiegs erhalten.

Steffen Rohr