Aus dem Schatten ins Licht: Entscheidung für Sahin ist spannend und riskant

Aus dem Schatten ins Licht: Entscheidung für Sahin ist spannend und riskant

Nuri Sahin folgt als Trainer von Borussia Dortmund auf Edin Terzic. Eine spannende Lösung ohne den ganz großen Bruch, aber auch ein Risiko. Ein Kommentar von kicker-Reporter Patrick Kleinmann.

Kommt mit seinen 35 Jahren fast noch jugendlich daher: Nuri Sahin, der neue Trainer von Borussia Dortmund.

Kommt mit seinen 35 Jahren fast noch jugendlich daher: Nuri Sahin, der neue Trainer von Borussia Dortmund.

IMAGO/RHR-Foto

Die erste Reaktion im Winter war an fast allen Stellen im Dortmunder Umfeld dieselbe: Da ist er, der Schatten-Trainer.

Als Nuri Sahin seinen Job als Chef-Coach bei Antalyaspor aufgab, um Co-Trainer des im Amt strauchelnden Edin Terzic bei Borussia Dortmund zu werden, lag für viele nahe, dass er nicht nur als Assistent kommt, sondern auch als möglicher Nachfolger – auch wenn die BVB-Verantwortlichen das natürlich nicht bestätigen wollten. Dass es hilft, einen neuen Chef schon unter Vertrag zu haben und nicht wie andere Bundesligisten kurzfristig und spät auf eine möglicherweise mühsame Suche gehen zu müssen, hatte sich aber schon vor nun zwei Jahren als praktisch erwiesen: Damals war es Terzic, der Marco Rose ersetzte.

Sahin kennt den Klub, die Mannschaft

Sahin also. Eine erneute Lösung aus den eigenen Reihen, wieder mit dem in Dortmund vielzitierten Stallgeruch. Die BVB-Bosse um Lars Ricken – seinem ehemaligen Mitspieler – gehen diesen Weg bewusst weiter. Der neue Sport-Geschäftsführer betont, dass der 35-Jährige die Klub-DNA kennt. Sportdirektor Sebastian Kehl – ebenfalls ein ehemaliger Mitspieler – unterstreicht, dass Sahin dank seiner Erfahrung als Spieler und Co-Trainer wisse, wie der BVB funktioniert.

Der neue Coach kennt die Mannschaft, die Mannschaft kennt und schätzt Sahin – der Übergang vom einen Trainer zum nächsten dürfte deutlich sanfter sein als er es bei einer externen Lösung gewesen wäre.

Für den gebürtigen Lüdenscheider ist es der konsequente nächste Schritt.

Nach etwas mehr als zwei Jahren als Teamchef in der Türkei und der Rückkehr zum BVB nun der Aufstieg in die alleinige Verantwortung. Viel Erfahrung hat er angesichts seines für einen Chef noch fast jugendlichen Alters natürlich noch nicht sammeln können, wann auch? Aber der ehemalige Mittelfeld-Stratege ist ein ehrgeiziger Typ, der schon als Profi wie ein Trainer gedacht und sich akribisch auf die neue Rolle vorbereitet hat. Und er hat die denkbar besten Lehrer gehabt, allem voran Jürgen Klopp, José Mourinho und Thomas Tuchel. Die Ansätze in den offensiven Abläufen, die Sahin seit dem Winter-Trainingslager eingebracht hat, sind vielversprechend.

Der große Druck

Dennoch birgt die spannende Lösung auch Risiken.

Bei allem Elan und frischen Ideen, die Sahin mitbringen wird, fehlt ihm eben auch viel Erfahrung als Coach, vor allem auf internationaler Bühne. Der Sprung ins Rampenlicht der Hauptbühne, der große Druck im Umfeld, in der Öffentlichkeit, auch der innerhalb des Klubs wird eine neue Herausforderung werden, an der schon andere Trainer gescheitert sind. Er wird daran wachsen müssen.