Mit “Emotionen, Euphorie und Energie” nach Paris

Mit “Emotionen, Euphorie und Energie” nach Paris

Der dritte Einzug ins Endspiel der Champions League geht für Borussia Dortmund über Paris. Bei PSG geht es um Selbstbewusstsein, Leidensfähigkeit und Entlastung, glauben Nico Schlotterbeck und Niclas Füllkrug.

Die Dortmunder feiern nach dem Sieg gegen Augsburg vor der gelben Wand.

Die Dortmunder feiern nach dem Sieg gegen Augsburg vor der gelben Wand.

IMAGO/osnapix

Was als Sandwich-Spiel zwischen zwei Höhepunkten der Vereinshistorie begann, lieferte am Ende aus Dortmunder Sicht viele schöne Geschichten: Der emotional-gelungene Anfang von Marco Reus‘ kurzer Abschiedstour, das überraschende Debüt des 18 Jahre alten Eigengewächses Kjell Wätjen, das Startelf-Comeback von Pechvogel Mateu Morey nach 1112 Tagen oder die starken Leistungen der zuletzt etwas weniger beachteten Youssoufa Moukoko und Felix Nmecha. Und doch ging es nach Spielschluss der Partie gegen den FC Augsburg schnell wieder um Paris.

Dort will sich der BVB am Dienstag (21 Uhr, LIVE! bei kicker) den dritten Champions-League-Finaleinzug sichern, den ersten seit 2013 als das Team im Londoner Wembley gegen den FC Bayern unterlag. Es könnte sich ein Kreis schließen, denn auch elf Jahre später ist die britische Hauptstadt das Ziel des langen Weges und aller Dortmunder Träume – und ein deutsches Endspiel erneut möglich.

Davor stehen allerdings mindestens 90 Minuten im Prinzenpark, in denen die Schwarz-Gelben wohl “maximale Leidensfähigkeit” beweisen werden müssen, wie Niclas Füllkrug weiß. Die auch nach dem Dortmunder Sieg im Hinspiel immer noch favorisierten Franzosen werden mehr von der Wucht entfalten wollen, die sie am vergangenen Mittwoch nur 15 Minuten lang nach der Pause auf den Platz brachten – und die auch durch Spielpech nicht in einem Auswärtstreffer endete.

“Es wird wahrscheinlich mehr kommen als hier im Heimspiel”, vermutet Nico Schlotterbeck: “Sie werden wahrscheinlich früher draufgehen, sie werden mehr pressen. Sie werden auch mal Ballbesitz haben, wo wir ein bisschen leiden müssen. Aber das müssen wir überstehen.” Wie sein Kollege Füllkrug stellt sich der formstarke Innenverteidiger darauf ein: “Sie werden auch mal Ballbesitz haben, wo wir ein bisschen leiden müssen. Aber das müssen wir überstehen.”

Anders als beim ersten Aufeinandertreffen der laufenden Spielzeit in der Königsklasse im vergangenen Herbst benötigt der BVB am Dienstag dafür auch Entlastung, mal eigene Ballbesitzphasen, um den Druck der Ausnahmekünstler um Kylian Mbappé nicht zu groß werden zu lassen. “Wenn du den Ball hast, kannst du kein Gegentor bekommen”, philosophiert Füllkrug, der als Stoßstürmer gefragt sein wird, Bälle zu halten. Das gelang bei der 0:2-Niederlage im September nicht, damals hing die schnelle Doppelspitze aus Karim Adeyemi und Donyell Malen komplett in der Luft.

“Mehr Selbstvertrauen brauchten wir gar nicht mehr”

Doch die Vorzeichen sind andere, die starke Champions-League-Saison danach hat dem BVB eine breite Brust gegeben, schon vor dem Sieg gegen den FCA. “Mehr Selbstvertrauen brauchten wir gar nicht mehr. Wir haben am Mittwoch ein gutes Spiel gezeigt, und bewiesen, dass wir Paris schlagen können, wenn wir die richtigen Tugenden auf den Platz bringen. Und wenn wir nicht so ängstlich auftreten wie in der Gruppenphase in Paris, dann haben wir auch am Dienstag eine Chance weiterzukommen.” Extra-Motivation sei bei so einer Partie ohne “nullkommanull notwendig”, findet Füllkrug.

Und so kann aus einem vermeintlichen Nachteil vielleicht sogar ein Pluspunkt werden. Dass Gegner Paris St. Germain sein Wochenende nach der Verlegung der Liga-Partie gegen OGC Nizza schon zur Vorbereitung auf das Halbfinal-Rückspiel nutzen konnte, war nach der umfassenden Rotation der Dortmunder gegen den FC Augsburg aus Sicht der Fitness kein Thema. Im Gegenteil, der hungrige Auftritt am Samstag könnte nach Wunsch von Sportdirektor Sebastian Kehl sogar helfen: “Sie haben das Wochenende genutzt, um zu trainieren. Wir haben das Wochenende genutzt, um eine Menge Emotionen, Euphorie und Energie zu sammeln.” Und die werden in Paris nötig sein.

Patrick Kleinmann