Ein fragwüriger Elfmeter, zwei Meinungen und große sportliche Gesten

Ein fragwüriger Elfmeter, zwei Meinungen und große sportliche Gesten

Ein umstrittener Elfmeterpfiff bedeutete den Schlusspunkt eines spektakulären 4:4 am Ostersonntag zwischen dem SC Verl und dem SV Sandhausen. Nach der Partie gaben die Beteiligten bemerkenswerte Kommentare zur Aktion vor dem Strafstoß ab.

Pikante Szene: Ein Zweikampf zwischen Berkan Taz (links) und Alexander Fuchs führte zum umstrittenen Elfmeter, der den 4:4 Endstand zwischen Verl und Sandhausen bedeutete.

Pikante Szene: Ein Zweikampf zwischen Berkan Taz (links) und Alexander Fuchs führte zum umstrittenen Elfmeter, der den 4:4 Endstand zwischen Verl und Sandhausen bedeutete.

IMAGO/Eibner

Ein Spektakel: Anders ist die Drittliga-Partie zwischen dem SC Verl und dem SV Sandhausen am Nachmittag des Ostersonntags kaum zu beschreiben. Als Schiedsrichter Nicolas Winter nach rund 94 Minuten abpfiff, schmückte das außergewöhnliche 4:4-Endergebnis die Anzeigetafel – und erzählte dabei nicht einmal einen Teil der Spielgeschichte. Mit einer 2:1-Führung war der SVS in die Halbzeit gegangen, kurz nach dem Seitenwechsel hatte David Otto die Möglichkeit, vom Punkt auf 3:1 zu stellen. Doch der Stürmer vergab, und setzte so den Startschuss für einen verrückten zweiten Durchgang.

Zunächst drehte Verl innerhalb von acht Minuten durch Treffer von Tom Baack und Maximilian Wolfram die Partie zugunsten der Heimmannschaft, bevor Sandhausen durch die Joker-Tore von Richard Meier und Sebastian Stolze abermals in Führung ging. Schluss war da aber immer noch nicht, einen Höhepunkt hatte die Partie noch zu bieten: In der 87. Spielminute drang Verls Berkan Taz über die linke Seite in den Strafraum ein und kam im Duell mit Sandhausens Alexander Fuchs zu Fall. Schiedsrichter Winter zögerte nicht lange und zeigte auf den Punkt – Taz trat selbst an und besorgte den 4:4-Endstand. Der Elfmeterpfiff dominierte auch die Diskussionen nach dem Spiel, wobei die Beteiligten wie auch ihre Trainer, bemerkenswerte Standpunkte einnahmen.

Taz: “Man muss den, glaube ich, nicht geben”

Mit einem Lächeln erschien der gefoulte Taz zum Interview nach der Partie mit MagentaSport und gab seine Einschätzung zum Strafstoß ab. “Man muss den, glaube ich, nicht geben, weil ich den unbedingt will”, gab der 25-Jährige selbst zu, betonte aber gleichzeitig, einen Kontakt von Fuchs wahrgenommen zu haben. Zwar gestand er selbst, er habe auf den Kontakt gewartet, gleichzeitig habe er “auf jeden Fall etwas gespürt auf meinem Spann”, so der Offensivspieler weiter.

In der 87. Minute als Schiedsrichter so eine Schwalbe als Elfmeter zu geben, ist für mich ein Wahnsinn.

Jens Keller

Eine deutlich forschere Wortwahl wählte da Sandhausen-Coach Jens Keller, der harte Worte an den Unparteiischen richtete. Im Spiel habe er es sich von seiner Position zwar noch nicht zugetraut, “zu sagen, ob es einer war oder nicht”. Nach erneuter Betrachtung der Bilder sei seine Meinung aber klar. “Der berührt ihn nirgends”, ärgerte sich der 53-jährige Trainer, während er die Zeitlupe abermals betrachtete. “In der 87. Minute als Schiedsrichter so eine Schwalbe als Elfmeter zu geben, ist für mich ein Wahnsinn“, so das Fazit von Sandhausens Trainer.

Verl-Coach Ende: “Für mich kein Elfmeter”

Erneut betrachten musste auch Verls Trainer Alexander Ende die Bilder der Aktion, bevor er ein überraschendes wie beeindruckendes Fazit zog. “Ich habe den Anspruch, sehr fair und ehrlich zu sein”, begann der 44-Jährige seine Analyse, deshalb sei es für ihn “kein Elfmeter”. Bei der Bewertung derartiger Elfmeterszenen werde heutzutage nach Ansicht des Trainers zu häufig darauf abgestellt, ob ein Kontakt vorläge.

“Aber wir spielen Fußball. Also darf ich im Sechzehner keinen Gegenspieler mehr berühren? Dann haben wir ein Problem als Abwehrspieler”, erklärte Ende weiter. Seiner Meinung nach müsse ein Foul den Gegenspieler zum Fallen bringen, das sei nicht der Fall gewesen. “Hier haben wir davon profitiert, aber das ist ein Thema, das mich sehr aufregt. Und ich finde, dass man dort keinen Elfmeter geben darf”, setzte Ende einen bemerkenswerten Schlussstrich unter seine Einschätzung des Elfmeterpfiffs.

Fuchs findet große Worte

Nicht minder beeindruckend äußerte sich schließlich auch der Leidtragende der Situation, Sandhausens Verteidiger Fuchs, zur Aktion, die zum Strafstoß führte. Auch der 27-Jährige ließ sich erst einmal die Bilder erneut zeigen, bevor er ein abschließendes Fazit ziehen wollte. “Da ist kein Kontakt, er fällt schon in mich hinein”, sagte der sichtlich emotionale Fuchs, er wisse nicht, was er “als Verteidiger anders machen” solle. Gleichzeitig suchte der gebürtige Münchner auch den Fehler bei sich selbst, vielleicht, so Fuchs, müsse er sich vorwerfen, “dass ich noch klarer wegbleiben muss”.

Wir machen als Spieler Fehler, die Schiedsrichter können auch mal Fehler machen.

Alexander Fuchs

Auch sei er der Meinung, dass eine solche Entscheidung nur getroffen werden könne, “wenn sich der Schiedsrichter sicher ist”, erklärte Fuchs. Dass Sandhausen die drei Punkte durch eine “klare Fehlentscheidung” des Unparteiischen abhandenkommen, sei “sehr, sehr bitter”. Dennoch nahm auch er Schiedsrichter Nicolas Winter in Schutz: “Am Ende des Tages sind Schiedsrichter auch nur Menschen, ich will ihm da keinen Vorwurf machen. Er hat es mit Sicherheit nicht mit Absicht gemacht. Wir machen als Spieler Fehler, die Schiedsrichter können auch mal Fehler machen”, betonte Fuchs und setzte mit dieser äußerst sportlichen Geste einen Bogen unter das spektakuläre 4:4 zwischen Verl und Sandhausen.