Statement-Sieg, Statement-Leistungen: BVB hat sich “nicht den Schneid abkaufen lassen”

Statement-Sieg, Statement-Leistungen: BVB hat sich “nicht den Schneid abkaufen lassen”

Demütigende Ergebnisse hatte es zehn Jahre lang zuhauf in München gegeben – doch dieses Mal endete für Borussia Dortmund diese lange Negativserie. Das hatte laut BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl auch mit dem zuletzt nicht fürs DFB-Team nominierten Mats Hummels zu tun – und allgemein mit nicht abgestellten Nationalspielern.

Nach fast zehn Jahren: Mats Hummels & Co. feiern wieder einen Sieg in München beim FC Bayern.

Nach fast zehn Jahren: Mats Hummels & Co. feiern wieder einen Sieg in München beim FC Bayern.

IMAGO/Eibner

2:4, 1:3, 2:4, 0:4, 0:5, 0:6, 1:4, 1:5, 1:2 – ganze neunmal in Folge hatte Borussia Dortmund Bundesliga-Spiele in der Allianz-Arena in den Sand gesetzt, dabei teils extrem deutlich das Nachsehen gehabt. Doch nun war es soweit – und der BVB durfte wie von Coach Edin Terzic erhofft (“Es wird einfach Zeit, den Bock umzustoßen”) einen Ligasieg in der Allianz-Arena feiern. Den ersten seit fast zehn Jahren, den ersten seit dem 3:0 noch unter Jürgen Klopp vom 12. April 2014 (dazwischen hatten die Westfalen etwa 2017 im DFB-Pokal gewonnen).

“Das gibt ein richtig gutes Gefühl”, freute sich ein breit strahlender Sebastian Kehl etwa direkt nach dem 2:0 an diesem 27. Spieltag am Mikrofon von Sky. Das Beste aus seiner Sicht: “Wir sind heute fast sieben Kilometer mehr gelaufen als Bayern (122,55 Kilometer zu 116; Anm. d. Red.), für mich ist das ein total verdienter Sieg.”

Kehl grinste darüber hinaus noch mehr, als der frühere BVB-Spieler (2002 bis 2015) und heutige Sportdirektor auf die in der Kurve mit den vielen mitgereisten BVB-Fans feiernde Mannschaft angesprochen wurde. Er hatte Siege in München noch selbst als Aktiver erlebt, nun durfte er die neue Generation beobachten: “Ich weiß, wie sich das anfühlt. Es ist großartig – auch weil sich die Jungs sich das verdient haben, eine BVB-Party!” Trainer Edin Terzic gab seinem Sportdirektor natürlich recht: “Es war eine tolle Leistung – darauf können wir aufbauen.”

Kehl feiert die Dortmunder Innenverteidigung

Lobend erwähnte Kehl schließlich noch Mannen wie den defensiv omnipräsenten Mats Hummels und Nico Schlotterbeck – also deutsche Nationalspieler, die zuletzt nicht von Bundestrainer Julian Nagelsmann nominiert worden waren.

“Beide haben das heute herausragend gut gemacht – im Verteidigen, im Rausschieben. Das ist für mich sehr, sehr hohes Niveau gewesen und zeigt, dass sie dieses Jahr noch etwas vorhaben.” Also eine Fortsetzung der Saison in Form einer EM-Teilnahme im Sommer (14. Juni bis 14. Juli)? “Sie wollten zumindest ein Statement setzen – und das haben sie getan.”

Vorteil Nicht-Nominierungen?

Ob die Leistung und der Sieg in München auch damit zu erklären war, dass eben eigentliche Nationalspieler nicht nominiert worden waren? Kehls Einschätzung? “Ja, wir konnten intensiver trainieren in der letzten Woche, haben Einheiten in einer größeren Gruppe gehabt. Es war ungewöhnlich für uns, dass so viele Nationalspieler da waren. Aber wir haben die Zeit gut genutzt, das hat man heute auch gesehen.”

Das alles soll aber nur der Startschuss für die noch vielen schweren April-Aufgaben mit Spielen gegen Stuttgart, Leverkusen oder den ärgsten Verfolger um den vierten Champions-League-Rang – RB Leipzig – sowie dem Viertelfinale in der Königsklasse gegen Atletico Madrid sein.

Nationalspieler Hummels? “Das müssen andere beurteilen”

“Wir haben heute einen sehr starken Auftritt gezeigt”, freute sich etwas später auch Hummels ausgiebig. “Wir haben uns nicht den Schneid abkaufen lassen, selbst wenn wir mal etwas passiv wurden.” Es sei alles in allem trotz kleinerer Schwächen im eigenen Spiel aus seiner Sicht viel, viel besser als in den letzten Jahren in München gewesen. Denn hier hatte es aus seiner Sicht – und er weiß es bestens als ehemaliger Bayern-Profi sowie 29-maliger Teilnehmer bei diesem Klassiker (Rekord vor Michael Zorc) – oft Demütigungen für den BVB gegeben. “Das waren teils sehr heftige Ergebnisse gewesen. Doch heute haben wir im Verbund einen sehr guten Job gemacht. Und für uns intern ist das sehr wichtig, dass wir so auch gegen die Top-Teams gute Ergebnisse erzielen können. Weil nichts anderes erwartet uns den kompletten April über.”

Ob der an diesem Abend in vielen Aktionen präsente Hummels, der unter anderem ein Münchner Tor mit einer Kung-Fu-Rettung verhindert hatte (35. Minute), zwei Monate später dann wieder Teil der deutschen Nationalelf sein wird – gerade mit solchen Performances? Hummels nach kurzer Gedankenpause: “Das müssen andere beurteilen.”