Iordanescu ist von Rumäniens neuer Generation begeistert

Zum ersten Mal übersteht Rumänien eine EM-Vorrunde als Gruppensieger. Der Jubel im Frankfurter Stadion ist groß. Auch Trainer Edward Iordanescu gerät ins Schwärmen.

Edward Iordanescu bejubelt den rumänischen Gruppensieg.

Edward Iordanescu bejubelt den rumänischen Gruppensieg.

IMAGO/Jan Huebner

Die Ehrenrunde durch das Stadion-Oval in Frankfurt dauerte etwas länger. Zeitnot bestand ohnehin nicht. Bis zum Beginn der Spiele der Gruppe F, mit denen sich entscheidet, auf wen Rumänien im Achtelfinale in München trifft, war noch eine Stunde Zeit. Slowenien oder die Niederlande können Rumäniens Gegner im Achtelfinale werden.

Erst die zweite K.o.-Runde für Rumänien

Den Schlusspfiff des deutschen Schiedsrichters Daniel Siebert erlebte Rumäniens Ersatzbank bereits im Stehen. Nachdem das 1:1 perfekt war, konnten sogar beide Teams jubeln, denn auch die Slowakei zieht als einer der vier besten Gruppendritten in die nächste Runde ein. Für Rumänien ist es erst das zweite Mal nach 2000, dass es überhaupt eine EM-Vorrunde übersteht.

Dieser Erfolg wurde von geschätzt 35.000 rumänischen Fans unter den 48.000 Zuschauern im Frankfurter Stadion und weiteren in der Stadt entsprechend gefeiert, auch wenn die Fanzone zwischenzeitlich wegen eines kurzen Unwetters geschlossen werden musste. “Normalerweise beginne ich damit, unseren Spielern ein Kompliment zu machen. Dieses Mal möchte ich mit unseren Fans beginnen. So etwas erlebt man nur einmal im Leben. Also Dank an alle, die uns das Gefühl gegeben haben, dass wir hier zu Hause sind. Und ich bin mir sicher,in Rumänien wird ebenfalls gefeiert”, betont Nationaltrainer Iordanescu.

Rumäniens “Generation der Seele”

Trotz der ungewöhnlichen Konstellation, dass beiden Teams zum Weiterkommen ein Unentschieden reichte, war von einem müden Ballgeschiebe keine Spur. Nur in den letzten zehn Minuten vermied Rumänien genauso wie Slowakei ein unnötiges Risiko. Iordanescu zeigte sich ziemlich verärgert über Vermutungen, es könnte zu einer Absprache kommen, sprach von “Müll” und einer “Schande”.

Der Nationaltrainer erneuerte seine Einschätzung, dass die aktuelle Mannschaft Talent und Charakter besitze, was sich auch daran zeige, wie sie den Rückstand weggesteckt habe. Er sprach erneut von “einer Generation der Seele” und zeigte sich hoffnungsvoll, was das weitere Abschneiden und die Zukunft betrifft, auch “weil noch keine rumänische Mannschaft eine derartige Unterstützung durch die Fans hatte, nicht einmal die Goldene Generation”.

Michael Ebert

Iordanescu: “Jetzt ist der Moment der Wahrheit”

Rumäniens Achtelfinal-Hoffnung erhält durch das 0:2 gegen Belgien einen Dämpfer. Trotzdem sieht der Trainer seine Mannschaft für den Showdown gegen die Slowakei in der hochspannenden Gruppe E gerüstet.

Edward Iordanescu (re.) heizt Andrei Ratiu ein.

Edward Iordanescu (re.) heizt Andrei Ratiu ein.

IMAGO/Action Plus

Als die erste Enttäuschung verdaut war, machte sich bei den rumänischen Anhängern schnell wieder Zuversicht breit. Mit viel Applaus verabschiedeten die Fans die Mannschaft von Trainer Edward Iordanescu in die Kabine. Immer noch hat Rumänien das Weiterkommen selbst in der Hand. Trotz der 0:2-Niederlage gegen ein starkes Belgien führen die Rumänen die Gruppe E nach dem zweiten Spieltag weiter an und können im abschließenden Duell mit der Slowakei das Ticket für das Achtelfinale buchen. Bei vier punktgleichen Teams kommt es am Mittwoch zu einem Herzschlagfinale.

Dabei war durch den 3:0-Sieg gegen die Ukraine zum Auftakt schon das Fundament gelegt, um mit einem Überraschungserfolg gegen die favorisierten Belgier vorzeitig ins Achtelfinale einziehen und damit ein kleines Stück Geschichte schreiben zu können. Der letzte Einzug in die K.-o.-Runde datiert schließlich schon über zwei Jahrzehnte zurück: Vor 24 Jahren schaffte es die “goldene Generation” um den großen Gheorghe Hagi ins Viertelfinale. Chance vertan. Nun soll am Mittwoch gegen die Slowakei der entscheidende Schritt gelingen.

“Jetzt ist der Moment der Wahrheit. Wir sind bereit für alles”, zeigte sich Iordanescu nach dem Spiel kämpferisch. Rumäniens Coach wollte erst gar keine Katerstimmung aufkommen lassen und verwies auf die Tatsache, “dass wir immer noch Erster in dieser Gruppe sind.” Außerdem gebe es auch keinen Anlass zu zweifeln. “Ich habe Vertrauen in meine Mannschaft”, betonte Iordanescu. “Meine Mannschaft hat alles, was sie braucht, um am Mittwoch ein gutes Spiel zu zeigen.”

Chancenverwertung als Manko

Allerdings muss sein Team gegen die Slowakei mehr aus den eigenen Chancen machen. Obwohl sich die Belgier als das insgesamt bessere Team präsentierten und Keeper Florin Nita einige Male rettend eingreifen musste, waren die Rumänen bis zum 0:2 jederzeit im Spiel und besaßen auch ausreichend Möglichkeiten zum Ausgleichstreffer, zum Beispiel durch Radu Dragusin oder Dennis Man. “Meine Mannschaft hat ihr Bestes gegeben, sehr hart gekämpft und nie aufgegeben. Wir hatten unsere Chancen. Auf diesem Niveau muss man aber seine Tore machen, um etwas zu erreichen”, sagte Iordanescu und forderte mehr Effizienz für die Begegnung gegen die Slowakei.

Das Torverhältnis könnte für Rumänien zum entscheidenden Faktor werden, wenn es in der Endabrechnung um den Einzug ins Achtelfinale geht. Doch lieber wäre es Iordanescu, seine Mannschaft könnte mit einem Erfolg über die Slowakei für klare Verhältnisse sorgen. Beim Trainer jedenfalls herrscht Optimismus: “Wir haben die Qualität, um uns für die K.-o.-Runde zu qualifizieren. Wir sind zuversichtlich.”

Jan Lustig

Belgien schlägt Rumänien und sorgt für Hochspannung in Gruppe E

Nach dem Fehlstart in die Europameisterschaft hat Belgien am zweiten Gruppenspieltag einen 2:0-Erfolg über Rumänien gefeiert. Während Stürmer Lukaku abermals am VAR verzweifelte, sorgte De Bruyne für die Entscheidung.

Der perfekte Start: Youri Tielemans (#8) brachte Belgien gegen Rumänien nach 73 Sekunden in Führung.

Der perfekte Start: Youri Tielemans (#8) brachte Belgien gegen Rumänien nach 73 Sekunden in Führung.

IMAGO/Pro Sports Images

Für Cheftrainer Domenico Tedesco und seine Belgier hatte die EM mit einem enttäuschenden 0:1 gegen die Slowakei begonnen, was für den Coach gleichzeitig die erste Niederlage seiner Amtszeit bedeutet hatte. Die Folge waren vier Wechsel in der Startelf, zu der diesmal auch Vertonghen, Theate, Tielemans und Lukebakio zählten. Debast, Carrasco, Mangala und Trossard rückten auf die Bank.

Auf Seiten der Rumänen, die zum Auftakt einen fulminanten 3:0-Sieg gegen die Ukraine eingefahren hatten, tauschte Nationaltrainer Edward Iordanescu lediglich einmal und ersetzte Coman (Bank) mit Mihaila.

Belgischer Traumstart in Köln

Dass die viel zitierte “Goldene Generation” der Roten Teufel es doch viel besser kann als noch am ersten Spieltag, stellte sie am Samstagabend in Köln frühzeitig unter Beweis. Nur 73 Sekunden waren gespielt, ehe Tielemans die Kugel nach vorausgegangenem Ballgewinn im rumänischen Tor unterbrachte.

Em 2024, gruppe e

Während die Rumänen nur kurze Zeit später die direkte Antwort in Person von Dragusin verpassten (5.), übernahmen die Belgier im Anschluss endgültig die Kontrolle.

Erst wurde ein Lukaku-Abschluss aus kurzer Distanz noch entscheidend neben das Tor abgefälscht (14.), dann scheiterte Lukebakio am stark parierenden Nita (18.).

Verdiente Pausenführung der Roten Teufel

Leicht machte es Rumänien dem favorisierten Gegner nicht, nennenswerte Torchancen für die Iordanescu-Elf blieben gegen die belgische Dreierkette aber vorerst Mangelware. Erst in den Schlussminuten vor dem Pausenpfiff legten die Rumänen im letzten Drittel nochmal eine Schippe drauf, sowohl Dragus (39.) als auch Burca (45.) agierten jedoch erfolglos.

Die Pausenführung der Belgier ging ob der deutlich größeren Spielanteile (69 Prozent Ballbesitz) nicht nur in Ordnung, sondern hätte durchaus auch höher ausfallen können.

Munterer Auftakt in die zweite Hälfte

Deutlich aktiver als zum Ende des ersten Durchgangs starteten die Rumänen derweil in den zweiten, den Man mit einem wuchtigen Abschluss in die Arme Casteels einläutete (46.). Nur zwei Minuten später lieferte sich Mihaila ein Laufduell mit Onana, das Ersterer zwar gewann, mit seinem ungenauen Linksschuss unter Bedrängnis aber nicht krönen konnte.

Auch auf der Gegenseite sollten die ersten Gelegenheiten im zweiten Abschnitt allerdings nicht lange auf sich warten lassen, wenngleich De Bruyne gleich zweimal zu ungenau abschloss (52./55.) und mit seinem Querpass in der 58. Minute den mitgelaufenen Doku am Fünfmeterraum nur knapp verpasste.

Lukaku verzweifelt erneut am VAR – De Bruyne entscheidet

Weitere sechs Minuten später war es dann soweit – dachten zumindest alle im Kölner Stadion. Nach einem traumhaften Steckpass von De Bruyne schob Lukaku die Kugel präzise links unten ein, wurde aber – zum wiederholten Male in diesem Turnier – vom VAR aufgrund einer hauchzarten Abseitsstellung am Jubel gehindert.

Nicht der Video-Referee, stattdessen aber Belgiens Torhüter Casteels vereitelte daraufhin in der 68. Minute den Ausgleich, nachdem der auffällige Man unmittelbar vor dem Schlussmann an die Kugel kam. Casteels wiederum stand wenig später erneut im Fokus, diesmal allerdings in anderer Rolle. Sein weiter Abschlag rutschte zu De Bruyne durch, der mit vollem Einsatz zum 2:0 einnetzte (80.).

Offene Ausgangslage vor letztem Gruppenspieltag

Sowohl die Belgier als auch die Rumänen setzten in den Schlussminuten nochmal offensive Nadelstiche, am Ergebnis änderte sich aber nichts mehr.

Nach den ersten beiden Gruppenspieltagen weisen damit alle Teams in Gruppe E je drei Punkte auf. Die finalen Entscheidungen fallen am kommenden Mittwoch, wenn die Roten Teufel um 18 Uhr gegen die Ukraine spielen und Rumänien es gleichzeitig mit der Slowakei zu tun bekommt.

Hagi-Sohn und Dragusin: Rumäniens Kader für die EM

Rumäniens Nationaltrainer Edward Iordanescu hat den vorläufigen Kader für die EM bekanntgegeben. Mit Hagi befindet sich ein äußerst bekannter Nachname im Aufgebot.

Stehen im vorläufigen EM-Kader Rumäniens: Radu Dragusin (li.) und Ianis Hagi (r.).

Stehen im vorläufigen EM-Kader Rumäniens: Radu Dragusin (li.) und Ianis Hagi (r.).

IMAGO/Alex Nicodim

Im kommenden Monat nimmt Rumänien zum sechsten Mal an einer Europameisterschaft teil. Die Tricolorii setzten sich in ihrer Qualifikationsgruppe I als Erster vor der Schweiz durch. Unter anderem hatten sie die Eidgenossen Ende 2023 – in einem sportlich nicht mehr relevanten Spiel – mit 1:0 geschlagen. Den goldenen Treffer erzielte im Vorjahr Denis Alibec (Muaither SC).

Der Angreifer gehört auch zum vorläufigen Aufgebot von Trainer Edward Iordanescu für die im kommenden Monat startende Europameisterschaft. Beim Blick auf die Auswahl fällt sofort der Name Hagi ins Auge. Der Sohn des rumänischen Rekordtorschützen Gheorghe Hagi, Ianis (
Deportivo Alaves), steht vor seinem ersten Großereignis.

Rumänen dürfen sich Hoffnungen auf das Achtelfinale machen

Das Prunkstück der Rumänen ist die Defensive um Tottenhams Radu Dragusin. Von den Mannschaften, die in der Qualifikation zehn Spiele bestritten, kassierte nur Portugal weniger Gegentore (2) als der Weltranglisten-46. (5). Aufgrund der Gruppenauslosung darf sich Rumänien berechtigte Hoffnungen auf das Achtelfinale machen. Neben Favorit Belgien treffen sie in der Gruppe auf die Ukraine und Slowakei.

Den endgültigen Kader für das Turnier gibt Iordanescu am 7. Juni bekannt – am Tag des letzten Testspiels (gegen Liechtenstein) vor der EM.