Vor dem Deutschland-Spiel: Rieders Katzensprung zum VfB

Seit Montagabend steht die erste Paarung im Achtelfinale der EM fest: Die Schweiz trifft auf Italien. Ein Duell, das für Fabian Rieder – wenn er denn zum Einsatz kommt – der Höhepunkt seiner bisherigen Nationalmannschaftskarriere wird. Ohnehin sind es für den 22-Jährigen derzeit aufregende Tage.

Duell mit Weltmeister Toni Kroos: Beim 1:1 gegen Deutschland stand Fabian Rieder in der Schweizer Startelf.

Duell mit Weltmeister Toni Kroos: Beim 1:1 gegen Deutschland stand Fabian Rieder in der Schweizer Startelf.

Getty Images

Fabian Rieder macht keinen Hehl daraus, dass er auch andere Optionen hatte. “Es gab mehrere Interessenten, die wegen einer Leihe angefragt haben”, verriet der Schweizer bei einer Pressekonferenz am Dienstagmorgen und nannte seinen bevorstehenden Wechsel zum VfB Stuttgart “eine unglaublich gute Lösung”.

Weil die Schweiz während der EM in Stuttgart untergekommen ist, war es für Rieder nur ein Katzensprung aus dem Teamquartier der Eidgenossen zum VfB-Gelände, um dort am vergangenen Donnerstag, drei Tage vor dem Deutschland-Spiel, erst den Medizincheck hinter sich zu bringen und dann den Leihvertrag zu unterschreiben. “Die Wege sind ja kurz hier in Stuttgart”, sagt der offensive Mittelfeldspieler, “ich habe keine Energie verloren, im Gegenteil: Es hat mir nochmal einen Push gegeben.” Und jetzt, da seine Zukunft geklärt ist, gilt Rieders Fokus der EM.

Rieder: Italien ist Favorit

Am Samstag (18 Uhr, LIVE! bei kicker) trifft die Schweiz im ersten Achtelfinale auf Italien und rechnet sich auch gegen den Titelverteidiger durchaus etwas aus. “Wir können mit viel Selbstvertrauen ins Achtelfinale gehen”, betonte Rieder am Dienstag, “trotzdem würde ich nicht sagen, dass Italien nicht der Favorit ist.”

Tatsächlich sind die Eidgenossen gegen den amtierenden Europameister eher Außenseiter – beim 1:1 gegen Gastgeber Deutschland haben sie aber gezeigt, dass sie allemal imstande sind, große Mannschaften zu ärgern. “Wir haben ein gutes Team und müssen uns nicht verstecken”, sagt auch Rieder. Für den künftigen Stuttgarter ist klar: Wer die DFB-Elf an den Rande einer Niederlage bringt, der kann auch Italien vor Schwierigkeiten stellen.

Wie taktisch diszipliniert die Schweiz gegen Deutschland auftrat, wie wenig Torchancen sie zuließ, wie sie immer wieder selbst in die Offensive ging und den Gastgeber damit pikste, all das konnte sich sehen lassen. Und all das wollen die Eidgenossen jetzt auch gegen Italien auf den Platz bringen. Dabei mittendrin: Fabian Rieder, der Neu-Stuttgarter.

VfB verpflichtet Schweizer EM-Teilnehmer Rieder

Stuttgarts Sportchef Fabian Wohlgemuth kämpft gegen den drohenden Qualitätsverlust seines Kaders und arbeitet an vielversprechenden Optionen. Eine davon ist der Schweizer Nationalspieler Fabian Rieder, der für ein Jahr ausgeliehen wird.

Nächste Neuverpflichtung: VfB-Sportdirektor Fabian Wohlgemuth mit Fabian Rieder.

Nächste Neuverpflichtung: VfB-Sportdirektor Fabian Wohlgemuth mit Fabian Rieder.

VfB Stuttgart

Am gestrigen Abend dürften die Stuttgarter Verantwortlichen um Wohlgemuth etwas genauer nach Frankfurt und auf die deutsche Partie gegen die Schweiz bei der EM geschaut haben. Zum einen, um zu sehen, wie sich ihre aktuellen VfB-Profis Maximilian Mittelstädt, Deniz Undav oder Chris Führich schlagen. Zum anderen mit dem Blick auf Fabian Rieder auf der Gegenseite, den der VfB jetzt leihweise bis Ende Juni 2025 von Stade Rennes verpflichtet hat.

Der in Bern geborene und bei den Young Boys großgewordene Mittelfeldspieler bot beim 1:1-Unentschieden auf der halbrechten Position hinter Sturmspitze Breel Embolo, dem früheren Gladbacher und heutigen Angreifer der AS Monaco, eine ordentliche Partie (kicker-Note 3). Rieder, der mit Bern dreimal Schweizer Meister wurde, gilt als technisch feiner und spielintelligenter Offensivmann. Zuletzt wurde er auch mit Borussia Mönchengladbach in Verbindung gebracht.

“Leo, Steven und Greg haben geschwärmt”

Jetzt der Wechsel nach Stuttgart. “Ich habe mit Young Boys Champions-League- und Europa-League-Spiele absolviert und war bei der Weltmeisterschaft 2022 dabei”, erklärt der 22-Jährige, in den Rennes vor einem Jahr rund 15 Millionen Euro investiert hat. “Auf Schweizer Ebene hatte ich alles geschafft und wagte den Schritt nach Rennes. Jetzt freue ich mich auf ein neues Kapitel in Stuttgart”, lässt der Mittelfeldspieler zu seinen Beweggründen verlauten. In der Ligue 1 hatte er sich meist mit einer Joker-Rolle begnügen müssen, zwischenzeitlich bremste ihn ein Mittelfußbruch aus.

Rieders Kontrakt in Frankreich läuft noch bis Ende Juni 2027. Im Vorfeld des Wechsel habe er sich bei seinen Landsleuten und Nationalmannschaftskollegen Steven Zuber, Gregor Kobel oder Leonidas Stergiou, die beim VfB waren beziehungsweise sind, über den Traditionsklub von 1893 erkundigt. “Sie haben nur Positives erzählt. Leo, Steven und Greg haben geschwärmt. Am Ende war es für mich eine einfache Entscheidung. Der VfB ist ein unglaublicher Verein mit großartigen Fans. Ich freue mich wirklich riesig, vor dieser Kulisse zu spielen.”

Auch Innenverteidiger Hendriks im Visier?

Wie aus den Niederlanden zu hören ist, soll der VfB außerdem Interesse an Ramon Hendriks haben. Der 22-jährige Innenverteidiger hat bei Feyenoord Rotterdam noch einen Vertrag bis 2026, war zuletzt an Vitesse Arnheim ausgeliehen.

George Moissidis