Fofana-Patzer bringt den ETV in Rage: Eimsbüttel zerlegt Kilia und darf weiter hoffen

Im Keller brennt noch Licht: Am Mittwochabend sorgte der Eimsbütteler TV im Krisengipfel gegen Kilia Kiel für klare Verhältnisse und darf damit weiter vom Klassenerhalt träumen.

Der Eimsbütteler TV feierte am Mittwoch einen 5:1-Sieg gegen Kilia Kiel

Der Eimsbütteler TV feierte am Mittwoch einen 5:1-Sieg gegen Kilia Kiel

IMAGO/Claus Bergmann

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Passend zum absoluten Kellerduell sahen die Zuschauer im Sportpark Eimsbüttel einen verhaltenen Beginn beider Mannschaften. Eimsbüttel erarbeitete sich mit gewohnter Ballsicherheit ein leichtes optisches Übergewicht und konnte sich immer wieder aus dem Pressing der Gäste befreien. Doch vor den Toren passierte zunächst nichts.

Fofana-Patzer – ETV dreht auf

Erst nach etwas mehr als einer Viertelstunde nahm die Partie Fahrt auf. Ein individueller Fehler brachte Kiel dabei in der 16. Minute in Führung. ETV-Keeper Fofana rutschte 20 Meter vor dem eigenen Kasten aus und gab den Ball frei. Rezan bedankte sich und chippte den Ball zur 1:0-Führung ins Tor.

Doch die Antwort der Hausherren ließ nicht lange auf sich sich warten. In der 21. Minute war Koeberer nach einem schönen Pass auf der linken Seite durch und schloss eiskalt ins lange Eck ab. Fast nach dem gleichen Muster drehte der ETV kurz darauf sogar das Spiel. Wieder ging es über die linke Seite, diesmal war es Akyol, der nach einem Steckpass auf der linken Seite zum Abschluss kam und mit einem satten Flachschuss seine Farben in Führung brachte (24.). Mit diesem Doppelschlag war endlich Feuer in der Partie. Beide Mannschaften hatten das Visier geöffnet und legten den Vorwärtsgang ein.

In der 28. Minute hätte eigentlich der Ausgleich fallen müssen. Der ETV lief in einen Konter. Lucht warf sich in höchster Not in den Schuss und verhinderte den sicheren Einschlag. Zwar blieben die Hausherren auch in der Folge die spielbestimmende Mannschaft, doch die letzte Chance des ersten Durchgangs gehörte wieder Kiel. Über links kombinierte sich Kilia fein durch, die anschließende Flanke fand keinen Abnehmer, wurde aber von rechts erneut in den Sechzehner gebracht. Dort kam Opoku Labes aus sieben Metern aus der Drehung zum Abschluss, Fofana machte seinen Fehler vom 0:1 wieder gut und hielt mit einem klasse Reflex die 2:1-Pausenführung fest.

Kilia löst die Abwehr auf – ETV macht es deutlich

Nach der Pause verflachte das Spiel stark. Der ETV investierte nicht mehr so viel wie im ersten Durchgang und ließ Kiel kommen. Die Gäste liefen nun zwangsläufig höher an und offenbarten dadurch in der Rückwärtsbewegung immer wieder Räume für Konter. So kam der ETV nach schnellen Umschaltaktionen immer wieder zu aussichtsreichen Gelegenheiten, mit denen die Hausherren allerdings teilweise fahrlässig umgingen.

Erst in der 70. Minute war der Deckel endgültig drauf. Der ETV spielte sich über links nach vorne. Nach einem feinen Steckpass landete der Ball schließlich bei Bär, der den Ball ohne große Mühe zum vorentscheidenden 3:1 über die Linie drückte (70.). Damit war der Wille der Gäste gebrochen, der ETV blieb hungrig und machte dies in der Schlussphase deutlich. In der 90. Minute nutzte Baafi die Unordnung in der Gästeabwehr und erhöhte auf 4:1, kurz vor Schluss sorgte Leptien schließlich für den 5:1-Endstand.

Der Eimsbütteler TV sammelt damit wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt. Kilia hingegen bräuchte nun schon ein mittelgroßes Fußballwunder, um die Wende im Keller noch zu erzwingen.

Rückschlag im Titelrennen: Giftiges Eimsbüttel ärgert Phönix Lübeck

Im Nachholspiel des 21. Spieltages hat der 1. FC Phönix Lübeck am Dienstagabend eine schmerzhafte Niederlage hinnehmen müssen. Gegen den abstiegsbedrohten Eimsbütteler TV unterlag der Titelaspirant trotz 1:0-Führung am Ende mit 1:2.

Zum Verzweifeln: Phönix Lübeck unterliegt überraschend dem Eimsbütteler TV mit 1:2

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IMAGO/Agentur 54 Grad

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Nachdem die Schäden durch den Stromausfall beim 6:0-Sieg gegen Weiche Flensburg am heimischen Buniamshof nicht behoben werden konnten, musste der 1. FC Phönix Lübeck das Nachholspiel des 21. Spieltages gegen den Eimsbütteler TV am Dienstagabend kurzfristig auf der Anlage des Landesligisten Eutin 08 austragen.

Auf unbekanntem Terrain erwischte der haushohe Favorit einen Start nach Maß. In der 5. Minute wurde ein Eckball von der linken Seite scharf auf den ersten Pfosten gezogen, wo der Ball einem ETV-Spieler unglücklich an die Hand sprang. Schiedsrichter Gulio Horney zeigte ohne zu zögern auf den Elfmeterpunkt. Eine Frage für Top-Torjäger Hyseni, der die Kugel humorlos im rechten Eck versenkte (5.). In der Folge lief der Titelaspirant die in Rot spielenden Gäste hoch an, der ETV ließ sich davon aber nicht beeindrucken und löste sich immer wieder aus dem Pressing der Adler.

Phönix klärt auf der Linie – Schütt mit der Brechstange

In der 25. Minute bot sich dem ETV die Riesenchance auf das 1:1. Nach einem Eckball von der linken Seite musste Phönix den Ball gleich zweimal von der Linie kratzen. Zwar blieb Lübeck in der Folge die spielbestimmende Mannschaft, Eimsbüttel legte aber einen frechen Auftritt hin und glich in der 40. Minute aus. Schütt kam in zentraler Position an den Ball, fackelte nicht lange und donnerte das Leder aus 20 Metern mit einem satten Flachschuss ins linke untere Eck – keine Abwehrchance für Leonhard im Kasten der Lübecker. Damit ging es in die Kabinen.

Yago schockt Phönix

Die zweite Hälfte begann zunächst zerfahren. Eimsbüttel hielt die Abstände eng, Phönix Lübeck fehlte die Zielstrebigkeit im letzten Drittel. Dieses Bild zog sich lange durch die zweite Halbzeit. In der 62. Minute nahm die Partie wieder Fahrt auf. Ein Einwurf von der rechten Seite wurde immer länger und länger, am Ende lenkte der eingewechselte Yago den Ball ins lange Eck und brachte den ETV in Führung. Der Treffer hatte sich zwar nicht angedeutet, war aber aufgrund des leidenschaftlichen Auftritts der Gäste keineswegs unverdient.

Phönix reagierte wütend und hatte nur wenige Sekunden später den Ausgleich auf dem Fuß. Fritzsche war auf der rechten Seite durch, scheiterte im Eins-gegen-Eins aber am glänzend reagierenden Fofana. Prinzipiell spielte der Führungstreffer den Gästen natürlich in die Karten. Mit Blick auf die Uhr wurde das Spiel der Adler von Minute zu Minute hektischer und unkontrollierter, der ETV hatte keine große Mühe, die Angriffsbemühungen der Hausherren abzuwehren. Abgesehen von einem vergeblichen Versuch einen Elfmeter herauszuholen, tauchte Lübeck trotz eines mittlerweile deutlichen optischen Übergewichtes nicht mehr gefährlich vor dem Gäste-Kasten auf. Wenig später war Schluss.

Mit der 1:2-Niederlage muss der 1. FC Phönix Lübeck einen schmerzhaften Rückschlag im Titelrennen verkraften, der Eimsbütteler TV hält den winzigen Hoffnungsfunken im Kampf um den Klassenerhalt dagegen weiter am Leben.

Eimsbüttel: “Aufrecht in die Oberliga und dann wieder angreifen”

Der Eimsbütteler TV wird wohl, wie auch die anderen beiden Aufsteiger, direkt in die Oberliga zurückkehren. Dennoch sieht der Verein, der seit längere Zeit schon auf seinen aktuellen Cheftrainer verzichten muss, seine Zukunft in der Regionalliga.

Der körperliche Einsatz und die Einstellung stimmen, dennoch geht es für den ETV wohl direkt wieder in die Oberliga.

Der körperliche Einsatz und die Einstellung stimmen, dennoch geht es für den ETV wohl direkt wieder in die Oberliga.

IMAGO/Justus Stegemann

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Im Abstiegskampf spielt die magische 40-Punkte-Marke häufig eine Rolle. Nun könnte in der Regionalliga Nord diesmal bei ungünstiger Konstellation (Scheitern des Meisters in den Ausscheidungsduellen gegen Würzburg und Drittliga-Abstieg des VfB Lübeck) auch diese Zahl nicht reichen. Aktuell haben alle drei Aufsteiger genau diese 40 Punkte – allerdings zusammen, was dazu führt, dass sie sich nun quasi mit der sofortigen Rückkehr in die Oberligen abfinden müssen. Schließlich gab es im Jahr 2024 noch keinen einzigen Sieg eines Aufsteigers.

Klar: Rechnerisch ist es für den Eimsbütteler TV auch nach dem 0:3 am Freitagabend im Hamburger Duell gegen Teutonia 05 Ottensen noch möglich, auf 42 Zähler zu kommen. Doch die Realität sieht so aus, dass das Team vom eigentlichen Co-Trainer Jonas Struckmann inzwischen seit 595 Spielminuten auf den zweiten Treffer des Jahres wartet. Aus den sieben Partien nach der Winterpause holte der ETV nur einen Punkt, ist aber immer noch bester Aufsteiger. Trotzdem weiß man am Lokstedter Steindamm die Leistungen der sportlich überforderten Mannschaft einzuordnen. Geschäftführer Frank Fechner betont: “Wir würden aufrecht in die Oberliga zurückkehren und dann wieder angreifen. Jonas und sein Staff machen einen tollen Job.”

Atamimi in Indonesien

Tatsächlich ist dem Vertreter des seit rund drei Monaten beruflich in Indonesien weilenden Khaled Atamimi wenig vorzuwerfen. Personell versuchte er es mit diversen Varianten, setzte gegen Teutonia mit Aboubacar Fofana – der den verletzten Stammtorwart Viktor Weber vertrat – bereits den 27. Spieler ein. Doch am Ende des Tages bleiben es eben Amateurfußballer, die sich in der (halb-)professionellen Liga versuchen, bestmöglich zu verkaufen.

Und dies kann der ETV, der vor fünf Jahren noch in der siebtklassigen Bezirksliga spielte, absolut von sich behaupten. Der körperliche Einsatz und die Einstellung stimmen immer. Das Team versucht, ein unbequemer Gegner zu sein und das Optimale herauszuholen. So erklärte Struckmann auch: “Wir haben immer gesagt, dass die Entwicklung im Vordergrund steht. Für uns heißt es: Weitermachen, im Wir bleiben und gemeinnsam an den Dingen arbeiten, die nicht so gut laufen.”

Wie die Planungen für die neue Saison angegangen werden, soll nach der für den 20. April angekündigten Rückkehr von Atamimi besprochen werden. Finanzielle Abenteuer schließt Fechner in einem Großverein natürlich aus, aber dennoch soll das mittelfristige Ziel des Vereins, der allein in der Fußballabteilung dank 36 Jugendmannschaften rund 1500 Mitglieder zählt, weiterhin die Regionalliga Nord sein.

Harry Borchardt