“Manchmal ergeben sich besondere Möglichkeiten”: Hartel verlässt St. Pauli

Der FC St. Pauli hat den Kampf um einen seiner Führungsspieler verloren: Nach dem Bundesliga-Aufstieg verabschiedet sich Marcel Hartel aus Hamburg. Das gab der Verein am Donnerstag bekannt.

Er verlässt Hamburg: Marcel Hartel.

Er verlässt Hamburg: Marcel Hartel.

imago images

Nach der Aufstiegsparty ging beim FC St. Pauli der Kampf um Marcel Hartel weiter. Seit Donnerstag steht fest, dass die Hamburger diesen verloren haben. Nach knapp drei Jahren bei den Kiez-Kickern verabschiedet sich dieser mit unbekanntem Ziel vom Millerntor.

“Es fällt mir nicht leicht, diesen Schritt zu gehen”, betont Hartel in einem Statement auf der Vereinswebsite: “Doch manchmal ergeben sich besondere Möglichkeiten im Leben. Ich danke dem gesamten Team, den Trainern sowie Betreuern, aber auch Andreas Bornemann und dem gesamten Verein sowie den Fans für die überragende Zeit am Millerntor. Ich bin stolz auf das, was wir hier gemeinsam erreicht haben. Das werde ich nie vergessen.”

In der Aufstiegssaison lief Hartel zu Höchstleistung auf und war in 33 Spielen an überragenden 30 Toren direkt beteiligt, 17 schoss er selbst, 13 weitere bereitete er vor (kicker-Notenschnitt 3,14). Im DFB-Pokal kamen vier Einsätze, vier Tore und zwei Vorlagen dazu (kicker-Notenschnitt 2,67).

Hürzeler: “Was Cello auf dem Platz an Kilometern abgerissen hat …”

Andreas Bornemann hob die positive Entwicklung hervor, die Hartel in den vergangenen drei Jahren in Hamburg genommen hat. “Er ist ein Führungsspieler geworden und hat durch seine Rolle in unserem Spielsystem auch eine enorme Torgefahr entwickelt”, sagt St. Paulis Sportchef: “Wir hätten Marcel gerne noch länger bei uns behalten, doch wir respektieren seine Entscheidung für einen anderen Weg. Ich danke Marcel für seinen großartigen Einsatz für den FC St. Pauli und wünsche ihm persönlich und sportlich nur das Beste für die Zukunft.”

Über Hartel, der im August 2021 von Arminia Bielefeld an den Kiez gekommen war, kann auch Cheftrainer Fabian Hürzeler kein schlechtes Wort verlieren. Speziell dessen Einstellung imponierte dem Aufstiegscoach: “Was Cello auf dem Platz an Kilometern abgerissen hat, ist beeindruckend und wichtig für unser Spiel gewesen. Die Zusammenarbeit mit ihm war immer vertrauensvoll und er hat in der vergangenen Saison eine überragende Bilanz hingelegt.”

Wohin es den gebürtigen Kölner, der in seiner Karriere auch schon für den 1. FC Köln und Union Berlin spielte, zieht, ist aktuell noch völlig offen.

Irvine stemmt die “Felge” nach oben: St. Pauli feiert rauschende Meisterparty

Fans schwelgen in Glückseligkeit 21.05.2024

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2:56Am Wochenende sicherte sich der FC St. Pauli die Meisterschaft in der 2. Bundesliga. Am Montag feierte die Mannschaft dann gemeinsam mit den Fans zunächst am Rathaus, ehe es auf dem Kiez in die Verlängerung ging.

St. Pauli: Die Krönung auf der Party

Der Meisterschaft am Sonntag in Wiesbaden folgte am Pfingstmontag die große Party: St. Paulis Profis wurden im Hamburger Rathaus empfangen und bekamen am Abend auf der offiziellen Aufstiegs-Party die Meisterfelge überreicht.

Stolz präsentiert Fabian Hürzeler die Schale.

Stolz präsentiert Fabian Hürzeler die Schale.

picture alliance/dpa

Eigentlich sollte die Ehrung nur im Inneren des Rathauses stattfinden, trotz Hamburger “Schietwetter” zeigten sich die Spieler dann aber doch den Fans auf dem Balkon. Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher würdigte den Aufstieg und den Zweitliga-Titel als “eine herausragende Leistung. St. Pauli hat der Stadt ein Geschenk gemacht.” Weil Hamburg sechs Jahre nach dem Abstieg des HSV wieder einen Bundesligisten hat.

Tschentscher lobte nicht nur die sportlichen Vorträge der Elf von Fabian Hürzeler, sondern betonte außerdem: “Der Verein steht auch für Toleranz, Vielfältigkeit und Solidarität in einer vielfältigen Gesellschaft wie kein anderer Verein in Deutschland. Heute weht am Rathaus die braun-weiße Flagge.” Tatsächlich hatte der Klub den Tag auch genutzt, um seinem gesellschaftlichen Auftrag nachzukommen: Nach dem Rathaus-Empfang startete die vom Verein organisierte Demonstration für Demokratie und Clubkultur, ehe es zur Meisterfeier auf die von Zehntausenden geflutete Reeperbahn ging.

Die Art und Weise, wie sich St. Pauli den Titel durch das 2:1 bei Wehen Wiesbaden gesichert hatte, war für den Trainer “ein Spiegelbild der gesamten Saison. Wir sind sehr dominant aufgetreten und haben auch die Widerstände mit dem Rückstand angenommen”, sagt Hürzeler und hebt besonders die Torschützen heraus: Andreas Albers und Danel Sinani waren im Sommer mit großen Erwartungen gekommen, bis zum Sonntag aber torlos geblieben. Albers hatte in der Euphorie über den Sieg und den Titel gar verraten, er habe in der Nacht vor dem Spiel geträumt, “dass ich erstmals eine ganze Saison ohne Tor bleibe.” Statt des wahrgewordenen Albtraums geriet sein Nachmittag traumhaft. “Zwei Spieler, die bei mir nicht so viel gespielt haben, die sich aber immer dem Erfolg des Teams und des Vereins untergeordnet haben, machen dann die entscheidenden Tore. Das freut mich extrem, weil uns dieses Wir-Gefühl die ganze Zeit ausgezeichnet hat.”

“Wir haben die Messlatte ganz bewusst so hoch gesetzt”

Den Lohn dafür gab es Montagabend – um 17:53 Uhr wurde auf dem Spielbudenplatz durch die DFL Schale übergeben – und genau das, verrät Kapitän Jackson Irvine, war seit dem vergangenen Sommer das erklärte Ziel. “Wir haben uns am ersten Tag hingesetzt und gesagt, dass wir nicht nur aufsteigen, sondern auch Meister werden wollen. Wir haben die Messlatte ganz bewusst so hoch gesetzt und uns jeden Tag gesagt, dass wir dieses Level erreichen müssen.”

Sebastian Wolff

Hürzeler: “Die Feierei geht bei mir jetzt erst richtig los”

Der FC St. Pauli hat auch die letzte Aufgabe in dieser Saison seriös gelöst und sich die Zweitliga-Meisterschaft geholt. Jetzt ist es auch für den Coach an der Zeit, alle Bremsen zu lösen.

Die Fans des FC St. Pauli lassen Coach Fabian Hürzeler hochleben.

Die Fans des FC St. Pauli lassen Coach Fabian Hürzeler hochleben.

IMAGO/Eibner

Aufgestiegen war der FC St. Pauli schon in der vergangenen Woche durch ein 3:1 gegen den VfL Osnabrück. Ein Ziel lag allerdings noch vor den Kiez-Kickern: Platz 1 und somit die Zweitliga-Meisterschaft einzutüten. Da Kiel seine Hausaufgaben in Hannover machte, war klar, dass es in Wiesbaden einen Sieg braucht. Nach 0:1-Rückstand wechselte Fabian Hürzeler ideal und brachte mit Anders Albers und Danel Sinani zwei Spieler, die für einen 2:1-Auswärtssieg sorgten.

Der Dreier bescherte St. Pauli mit 69 Punkten (einen Zähler mehr als Kiel) Platz 1 und die sogenannte Felge, die Meisterschale der 2. Bundesliga. “Die Feierei geht bei mir jetzt erst richtig los. Nach Osnabrück war es eine kurze Phase und dann ging der volle Fokus auf Wiesbaden. Wir wollten diesen Titel unbedingt. Wir haben uns maximal gut auf Wiesbaden vorbereitet und viel Zeit investiert”, sagte Coach Hürzeler nach der Partie bei Sky.

Es werden jetzt also alle Bremsen gelöst beim FC St. Pauli. Bereits auf dem Platz ging die Feier mit den mitgereisten Fans los, in den nächsten Tagen geht es weiter. “Das wird eine große Party, ich habe schon ein bisschen was von den Plänen mitbekommen”, freut sich Angreifer Johannes Eggestein. “Da wird einiges dabei sein, einmal durch die Stadt fahren mit dem Bus, eine große Feier beim Rathaus. Wir freuen uns riesig darauf.”

Und das haben sich die Hamburger auch absolut verdient. Die Kiez-Kicker spielten eine tolle Saison, verloren in 34 Spielen nur fünfmal. Satte 69 Punkte und die Rückkehr in die Bundesliga sind der Lohn. “Es fühlt sich unglaublich an, was für ein Weg. Wir haben gesagt, wir wollen Champions sein – und das sind wir jetzt”, war Kapitän Jackson Irvine, der kurz nach dem eingetüteten Aufstieg geheiratet hat, unglaublich stolz auf die gespielte Saison.

Hürzeler spricht über St. Paulis Sommer-Schwur

Der Plan steht. Am Pfingstmontag wird der FC St. Pauli um 14 Uhr als Aufsteiger im Hamburger Rathaus empfangen, um 17:30 Uhr beginnt die Aufstiegsparty auf dem Spielbudenplatz – tags zuvor wollen Fabian Hürzeler und seine Mannschaft dafür sorgen, dass eine Meisterfeier daraus wird.

Hat die Zweitliga-Meisterschaft im Blick: St. Paulis Trainer Fabian Hürzeler.

Hat die Zweitliga-Meisterschaft im Blick: St. Paulis Trainer Fabian Hürzeler.

Getty Images

St. Paulis Saisonabschluss

Die Meisterfelge der DFL ist am Sonntag nicht beim Spiel des aktuellen Spitzenreiters in Wehen Wiesbaden, sondern bei der Partie des Zweiten Holstein Kiel in Hannover. Die DFL würde die Meister-Zeremonie bei einem Titelgewinn der Hamburger auf der Reeperbahn vornehmen, und der Trainer lässt auch nach den ersten Trainingseindrücken seit dem geschafften Aufstieg keine Zweifel daran aufkommen, dass alle in braun und weiß die gleichen Ambitionen haben. “Das Ziel”, sagt er, “haben vom ersten Tag der Vorbereitung alle verinnerlicht.”

Schon Kapitän Jackson Irvine hatte am Sonntag nach dem 3:1 gegen Osnabrück verraten, dass die Mannschaft nach der erfolgreichen Rückrunde der Vorsaison im vergangenen Sommer “das höchste Ziel” gesteckt habe, Hürzeler bestätigt dies nun und sagt, dass von den Spielern selbst der Impuls kam, die Messlatte so hoch wie nur möglich zu legen: “Das ist das, was sie vorgegeben haben, und das ist das, wonach sie auch jetzt streben.” Obwohl der Aufstieg schon erreicht ist. “Natürlich ist dadurch eine gewisse Anspannung abgefallen, und das ist auch menschlich. Aber insbesondere am Donnerstag habe ich die Mannschaft sehr fokussiert wahrgenommen. Ich verlange von der Mannschaft, dass sie diesen letzten Schritt jetzt auch gehen will, dass sie nochmal bereit ist, zu leiden.”

Und für alle ist klar: Eine Feier ist am schönsten mit Schale.

Fabian Hürzeler

Der Fokus nach der ersten Party ist auch sein ganz persönliches Thema. “Auch ich”, sagt der 31-jährige Erfolgs-Coach, “habe nach dem Aufstieg die Zügel mal etwas locker gelassen, aber je näher das Spiel rückt, desto fokussierter bin ich wieder. Das ist ein innerer Rhythmus. Ich denke ja nicht, ich muss die Mannschaft auf Wiesbaden vorbereiten, das ist für mich Leidenschaft und kein Zwang. Ich mache es unfassbar gern, es ist ein Dürfen und kein Müssen.” Und er registriert bei den Seinen ganz viel Willen. “Die Feier am Montag”, verrät Hürzeler, “ist innerhalb der Mannschaft ein großes Thema. Und für alle ist klar: Eine Feier ist am schönsten mit Schale.”

Sebastian Wolff

Star-Zugang für St. Paulis Schach-Team: Carlsen kommt

Nicht nur die Fußballer des FC St. Pauli sind in die Bundesliga aufgestiegen. Auch den Schachspielern gelingt das Kunststück. Und sie erhalten für die neue Saison eine sensationelle Unterstützung.

Ein Ex-Weltmeister für St. Pauli: Magnus Carlsen.

Ein Ex-Weltmeister für St. Pauli: Magnus Carlsen.

IMAGO/Newspix

Das Schach-Team des FC St. Pauli bekommt nach seinem Aufstieg in die Bundesliga einen spektakulären Zugang für die kommende Saison. Der ehemalige Weltmeister Magnus Carlsen wird für die Hamburger spielen. Ermöglicht wird die Verpflichtung des 33 Jahre alten Norwegers durch die Kooperation der Weissenhaus Chess Academy des Unternehmers Jan Henric Büttner mit dem FC St. Pauli.

Ich freue mich, Teil der coolsten Marke in Deutschland zu sein.

Magnus Carlsen

Die Zusammenarbeit sei langfristig angelegt und werde auch gemeinsame kommunikative Maßnahmen mit Carlsen beinhalten, hieß es am Donnerstag in einer Mitteilung der Chess Academy. “Ich freue mich, Teil der coolsten Marke in Deutschland zu sein”, sagte der Schach-Superstar. Neben den Schachspielern hatten auch die Fußballer am Sonntag den Aufstieg in die Bundesliga perfekt gemacht.

Weltmeister von 2013 bis 2023

Carlsen gilt als einer der besten Schachspieler der Geschichte. Von 2013 bis 2023 war er Weltmeister. Vor einem Jahr verzichtete er auf den Titel. Zudem hat er bislang mehrmals WM-Titel im Blitz- und Schnellschach gewonnen.

Trainingsstart ohne Irvine – wegen Hochzeits-Panne

Am Mittwoch startete der FC St. Pauli nach zwei freien und Feier-Tagen in das Unternehmen “Meisterfelge” beim SV Wehen Wiesbaden. Nicht mit an Bord bei der ersten Trainingseinheit nach dem Aufstieg war Jackson Irvine. Der Grund: Eine Hochzeits-Panne.

St.-Pauli-Kapitän Jackson Irvine (Mi.) ließ sich in den letzten Tagen das ein oder andere

St.-Pauli-Kapitän Jackson Irvine (Mi.) ließ sich in den letzten Tagen das ein oder andere “1. Liga”-Bier schmecken – und erlebte eine Hochzeits-Panne.

picture alliance/dpa

Der Australier und seine Lebensgefährtin Jemilla hatten eigentlich alles perfekt geplant. Nach den Aufstiegsfeiern hatte das Paar einen Kurz-Trip ins nahegelegene Dänemark geplant, um dort am Dienstag zu heiraten und die Hochzeitsnacht zu verbringen – Irvine wäre somit zum Start in die Trainingswoche am Mittwochnachmittag rechtzeitig wieder in der Hansestadt gewesen

Sein Fehlen war letztlich jedoch abgesprochen und vor allem auch bereits öffentlich angekündigt. Jemilla hatte am Dienstag in ihrer Instagram-Story ein Foto von dem angehenden Brautpaar im Hochzeits-Outfit gepostet, dazu schrieb sie diesen Text: “Wenn du zwei Tage betrunken warst und vergisst, deinen Pass zum Hochzeitstermin mitzunehmen…” Wer von beiden der “Schuldige” war, ging nicht aus dem Post hervor, dafür aber stand darunter: “Dann versuchen wir es eben morgen nochmal.”

Erst Aufstieg, dann Hochzeit – emotionale Tage also für St. Paulis emotionalen Anführer, der schon am Sonntag nach dem 3:1 gegen den VfL Osnabrück tiefe Einblicke in sein Innerstes gewährt hatte. Nach einer innigen Umarmung mit Teamkollege Eric Smith hatten den 31-Jährigen die Gefühle übermannt, mitten im Interview in der Mixedzone rang er mit den Tränen und nach Worten, presste schließlich mit tränenerstickter Stimme hervor: “Ich habe meine gesamte Karriere darauf gewartet, Teil eines solchen Vereins und einer solchen Mannschaft zu sein. Meine Emotionen spielen verrückt, so etwas habe ich noch nie gefühlt. Ich spüre Dankbarkeit, Freude, einfach alles.”

Als Irvine seine Emotionen wieder halbwegs unter Kontrolle hatte, setzte er mit Landsmann Connor Metcalfe einen australischen Brauch fort. Der hatte angekündigt “so viel wie möglich” trinken zu wollen. Das taten beide dann, wie auf einem Video festgehalten wurde, auch aus ihren Fußballschuhen. Offenbar war es für Irvine genug, um den Überblick zu verlieren, was für eine Hochzeit nötig ist …

Sebastian Wolff

St. Pauli: Was der kleine Eklat um Smith aussagt

Fabian Hürzeler stand ganz besonders im Mittelpunkt der Aufstiegs-Feierlichkeiten auf St. Pauli und verriet direkt nach Abpfiff, dass ihm der Jubel um seine Person eigentlich fast etwas zu viel war. Seine Gedanken sind bereits wieder bei Wehen Wiesbaden.

Bei den Aufstiegsfeierlichkeiten nach Abpfiff war der kleine Eklat zwischen Eric Smith (l.) und FCSP-Coach Fabian Hürzeler bereits wieder vergessen.

Bei den Aufstiegsfeierlichkeiten nach Abpfiff war der kleine Eklat zwischen Eric Smith (l.) und FCSP-Coach Fabian Hürzeler bereits wieder vergessen.

IMAGO/osnapix

Zwei Bilder bleiben besonders hängen vom Sonntag: Hürzeler auf den Schultern der Fans, und: der Trainer, wie er mit seinem Assistenten Peter Nemeth in den Abendstunden ein Bengalo zündet und dabei “Die Nummer 1 der Stadt sind wir” intoniert. Sein erster Gedanke am Morgen danach, verrät er, sei gewesen, wie St. Pauli nun auch die Nummer 1 in der Liga bleibt. “Als ich am Montagmorgen aufgewacht bin, dachte ich tatsächlich zuerst daran, wie wir gegen Wehen Wiesbaden spielen.” Was im ersten Moment nicht ganz glaubwürdig klingt, wird von dem 31-Jährigen glaubhaft unterfüttert: “Wir wollen jetzt auch Meister werden.”

Pikanterweise würde der Kiez-Klub mit einem Sieg beim aktuell Sechzehnten ausgerechnet dem Erz-Rivalen Hansa Rostock nochmal verhelfen können, im Abstiegskampf einen Fuß in die Tür zu bekommen. Hürzeler aber stellt klar, dass es nicht um Schützenhilfe, sondern ausschließlich um die Schale geht. Die will der 31-Jährige für sich – und für seine Spieler. “Ich finde, es ist noch einmal etwas anderes, ob im Lebenslauf Aufsteiger oder Zweitliga-Meister steht. Außerdem geht es darum, dass die Mannschaft das gewinnt, was sie meiner Meinung nach auch verdient hat für eine überragende Saison – und das ist die Meisterschaft.”

Zwei freie Tage hat er seinen Profis nach dem 3:1 gegen den VfL Osnabrück und der Party gewährt, ab Mittwoch beginnt die Vorbereitung auf den Saisonkehraus, und der Coach ist sicher: “Die Mannschaft ist total motiviert.” Belegbar ist dies unter anderem durch einen beinahe handfesten Disput, der im Aufstiegstaumel ein wenig untergegangen ist: Als Hürzeler den zuvor drei Wochen verletzten Eric Smith in der Schlussphase ausgewechselt hat, ist der Schwede wutentbrannt auf seinen Trainer losgegangen, beide schubsten sich gar kurz. Smith hat sich umgehend dafür entschuldigt, sagt: “Es war zu viel Adrenalin, ich habe viel zu hart reagiert.” Hürzeler findet das selbstredend ebenfalls, erklärt aber auch: “Diese Szene zeigt auch, wie sehr die Jungs brennen.”

Am kommenden Montag hat der FC St. Pauli die große Aufstiegsparty auf dem Spielbudenplatz auf der Reeperbahn geplant – es soll außerdem eine Meisterfeier werden.

Sebastian Wolff

St. Pauli: Was der kleine Eklat um Smith aussagt

Fabian Hürzeler stand ganz besonders im Mittelpunkt der Aufstiegs-Feierlichkeiten auf St. Pauli und verriet direkt nach Abpfiff, dass ihm der Jubel um seine Person eigentlich fast etwas zu viel war. Seine Gedanken sind bereits wieder bei Wehen Wiesbaden.

Bei den Aufstiegsfeierlichkeiten nach Abpfiff war der kleine Eklat zwischen Eric Smith (l.) und FCSP-Coach Fabian Hürzeler bereits wieder vergessen.

Bei den Aufstiegsfeierlichkeiten nach Abpfiff war der kleine Eklat zwischen Eric Smith (l.) und FCSP-Coach Fabian Hürzeler bereits wieder vergessen.

IMAGO/osnapix

Zwei Bilder bleiben besonders hängen vom Sonntag: Hürzeler auf den Schultern der Fans, und: der Trainer, wie er mit seinem Assistenten Peter Nemeth in den Abendstunden ein Bengalo zündet und dabei “Die Nummer 1 der Stadt sind wir” intoniert. Sein erster Gedanke am Morgen danach, verrät er, sei gewesen, wie St. Pauli nun auch die Nummer 1 in der Liga bleibt. “Als ich am Montagmorgen aufgewacht bin, dachte ich tatsächlich zuerst daran, wie wir gegen Wehen Wiesbaden spielen.” Was im ersten Moment nicht ganz glaubwürdig klingt, wird von dem 31-Jährigen glaubhaft unterfüttert: “Wir wollen jetzt auch Meister werden.”

Pikanterweise würde der Kiez-Klub mit einem Sieg beim aktuell Sechzehnten ausgerechnet dem Erz-Rivalen Hansa Rostock nochmal verhelfen können, im Abstiegskampf einen Fuß in die Tür zu bekommen. Hürzeler aber stellt klar, dass es nicht um Schützenhilfe, sondern ausschließlich um die Schale geht. Die will der 31-Jährige für sich – und für seine Spieler. “Ich finde, es ist noch einmal etwas anderes, ob im Lebenslauf Aufsteiger oder Zweitliga-Meister steht. Außerdem geht es darum, dass die Mannschaft das gewinnt, was sie meiner Meinung nach auch verdient hat für eine überragende Saison – und das ist die Meisterschaft.”

Zwei freie Tage hat er seinen Profis nach dem 3:1 gegen den VfL Osnabrück und der Party gewährt, ab Mittwoch beginnt die Vorbereitung auf den Saisonkehraus, und der Coach ist sicher: “Die Mannschaft ist total motiviert.” Belegbar ist dies unter anderem durch einen beinahe handfesten Disput, der im Aufstiegstaumel ein wenig untergegangen ist: Als Hürzeler den zuvor drei Wochen verletzten Eric Smith in der Schlussphase ausgewechselt hat, ist der Schwede wutentbrannt auf seinen Trainer losgegangen, beide schubsten sich gar kurz. Smith hat sich umgehend dafür entschuldigt, sagt: “Es war zu viel Adrenalin, ich habe viel zu hart reagiert.” Hürzeler findet das selbstredend ebenfalls, erklärt aber auch: “Diese Szene zeigt auch, wie sehr die Jungs brennen.”

Am kommenden Montag hat der FC St. Pauli die große Aufstiegsparty auf dem Spielbudenplatz auf der Reeperbahn geplant – es soll außerdem eine Meisterfeier werden.

Sebastian Wolff

St. Pauli: Nach der Party geht der Kampf um Hartel weiter

Am Tag danach bat der FC St. Pauli zur Elefantenrunde. Mit Oke Göttlich, Andreas Bornemann und Fabian Hürzeler saßen Präsident, Sportchef und Trainer auf dem Podium im Pressekonferenzraum, zogen Bilanz über die Saison und die Aufstiegsfeierlichkeiten und blickten voraus – auch auf die Königspersonalie.

Aufstiegsheld am Millerntor: Marcel Hartel.

Aufstiegsheld am Millerntor: Marcel Hartel.

IMAGO/osnapix

Mit 17 Toren und 13 Vorlagen hat Marcel Hartel mehr geliefert als sich alle Protagonisten von dem in der Vergangenheit stets laufstarken, aber eher torungefährlichen Mittelfeldspieler versprochen hatten. Ganz Wort gehalten aber hat der 28-Jährige nicht. “Heute reißen wir erstmal das Millerntor ab”, hatte er nach dem 3:1 gegen Osnabrück am Sonntag eine ekstatische Party angekündigt. Tatsächlich gingen die Feierlichkeiten in den VIP-Räumen der Südtribüne mit Freunden und Familien lange und wurden zu späterer Stunde noch im NOHO Club fortgesetzt. Das Stadion aber stand noch als Göttlich, Bornemann und Hürzeler nach dem “Tag für die Ewigkeit”, wie ihn Kapitän Jackson Irvine nannte, zur Pressekonferenz luden.

Ein zentraler Punkt der Medienrunde war zum einen tatsächlich das letzte Spiel am kommenden Sonntag bei Wehen Wiesbaden, für das der Trainer einen unmissverständlichen Auftrag formuliert: “Wir wollen unbedingt Meister werden.” Folglich gab es keine vorgezogene Mannschaftsfahrt, sondern nur zwei freie Tage, ehe am Mittwoch das Unternehmen “Meisterfelge” gestartet wird.

Hürzeler: “Es wird jetzt nicht mehr lange dauern”

Der andere zentrale Punkt war Hartel. Der Top-Scorer ist der einzige Eckpfeiler, dessen Vertrag noch nicht verlängert ist. Ein Bekenntnis gab er am Sonntag nicht ab. Hürzeler, der ein enges Verhältnis zu dem filigranen Mittelfeldmann pflegt und nach eigener Auskunft täglich mit ihm spricht und das Zukunftsthema dabei nicht ausspart, sagt: “Es wird jetzt nicht mehr lange dauern.” Wie der Poker ausgeht, sagen weder der Trainer noch der Sportchef. Klar scheint nur: Es wird auch im Trennungsfall kein böses Blut geben. “Es wurde die ganze Zeit über klar und transparent kommuniziert, dass für Cello die Spielklasse entscheidend ist”, erklärt Bornemann, “jetzt haben wir diesbezüglich Klarheit, und jetzt ist der Zeitpunkt, an dem wir die große gegenseitige Wertschätzung abwägen gegenüber persönlichen Dingen.” Die persönlichen Dinge sind vor allem lukrativere Offerten, und dabei geht es nicht ausschließlich um die wirtschaftlichen Möglichkeiten, sondern auch um die sportlichen Aussichten.

Bornemann weiß, dass St. Pauli mit einem Top-Klub nicht mithalten könnte. Dass der sportliche Reiz dann größer wäre beim Profi, die Verdienstmöglichkeiten sowieso. “Es gibt gewisse Grenzen”, sagt der Sportchef. Zur klaren und transparenten Kommunikation gehört auch, dass Bornemann beim Spieler und dessen Berater Dirk Hebel hinterlegt hat, dass St. Pauli für Hartel an die Grenzen gehen will.

Sebastian Wolff