HSV: Baumgart rechnet nicht mit Benes

Laszlo Benes wurde im Heimspiel gegen Holstein Kiel (0:1) wegen muskulärer Probleme schmerzlich vermisst. Und der Topscorer wird dem Hamburger SV sehr wahrscheinlich auch am kommenden Samstag bei Eintracht Braunschweig fehlen.

Erzielte bislang 13 Tore in der laufenden Zweitliga-Saison: Laszlo Benes.

Erzielte bislang 13 Tore in der laufenden Zweitliga-Saison: Laszlo Benes.

IMAGO/Eibner

Als Steffen Baumgart am Dienstagvormittag im Volkspark zur ersten Einheit der neuen Trainingswoche bat, fehlte Benes erneut, arbeitete stattdessen im Kraftraum. “So lange er nicht auf den Platz kann, gibt es auch keine Prognosen”, sagt der Trainer, “wir müssen von Tag zu Tag sehen. Stand heute ist er am Wochenende nicht dabei.” Dabei, betont der 52-Jährige, ginge es weniger um seine Maxime, angeschlagene Profis behutsam aufzubauen, sondern schlichtweg um die Machbarkeit: “Der Junge muss gesund sein, er arbeitet aber im Reha-Bereich.”

Benes’ abermaliger Ausfall wäre fraglos eine Schwächung für den HSV. 13 Tore und zwölf Vorlagen hat der effektivste Offensivmann der Hanseaten in seiner persönlichen Saison-Statistik stehen – seine Präzision fehlt, wenn er nicht auf dem Platz ist. “Wir hatten gegen Kiel 21 Torschüsse”, sagt Baumgart, “aber wir müssen über die Qualität unserer Torschüsse reden und darüber, wie wir Aktionen zu Ende bringen.” Die Analyse der Partie hat aus seiner Sicht ergeben: “Wir hätten sehr, sehr gute Möglichkeiten haben können.” Es wurden aber zu wenig klare, und der Ex-Kölner weiß: “Fußball ist Ergebnissport, wir haben die Ergebnisse nicht. Deshalb sind wir unzufrieden und alle anderen sind auch unzufrieden.”

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Dompé kann “wieder eine ganz andere Rolle spielen”

Angesichts der seit dem vergangenen Wochenende nahezu ausweglosen Situation im Aufstiegskampf geht es in Braunschweig (Samstag, 13 Uhr, LIVE! bei kicker) erstmals vor allem darum, dass sich die Unzufriedenheit nicht noch weiter ausweitet. Und das wohl weiter ohne Benes. Möglicherweise aber wieder mit Jean-Luc Dompé als Teil der Startelf.

Der Linksaußen war beim 2:2 in Magdeburg ein wesentlicher Impulsgeber für die Aufholjagd, gegen Kiel jedoch erneut nur Joker und wirkungslos. Baumgart hatte im Nachgang die weiterhin noch bestehenden körperlichen Rückstände als Begründung angeführt. Nun sagt er: “Jean-Luc trainiert jetzt seit zwei Wochen voll durch. Er ist jetzt so weit, dass er aus meiner Sicht gegen Braunschweig wieder eine ganz andere Rolle spielen kann. Er war in der Vergangenheit immer wieder sehr verletzungsanfällig. Jetzt trainiert er voll und dann kommt er auch wieder in seine Form.”

Sebastian Wolff

Wird Dompé wieder zum Sorgenfall?

Während der Hinrunde war Jean-Luc Dompé auch wegen immer wiederkehrender Blessuren ein Sorgenkind und wurde von Ex-Trainer Tim Walter regelrecht herbeigesehnt. Nach seinem perfekten Start ins neue Jahr ist der Linksaußen des HSV erneut ein Wackelkandidat.

Ist wieder fit, aber nicht gesetzt: Jean-Luc Dompé.

Ist wieder fit, aber nicht gesetzt: Jean-Luc Dompé.

IMAGO/Eibner

Mit einem Tor und drei Vorlagen in den ersten fünf Spielen sowie einem kicker-Notenschnitt von 2,5 in diesem Zeitraum ist der 28-jährige Franzose nahezu optimal ins laufende Kalenderjahr gestartet, dann kamen ausgerechnet in den ersten Wochen unter Neu-Coach Steffen Baumgart wieder gesundheitliche Schwierigkeiten in Form von Adduktorenproblemen zur Unzeit. Jetzt ist Dompé wieder fit, aber nicht gesetzt. Wird er nun erneut zum Sorgenfall?

Zweifel, ob es passen kann zwischen dem trickreichen Flügelstürmer mit Mängeln im Rückwärtsgang und Baumgart, der bei Offensivspielern vor allem auch auf Qualitäten beim Anlaufverhalten achtet, gab es bei Außenstehenden von Beginn an. Baumgart hatte diese öffentlich ausgeräumt und Dompé bescheinigt, auch engagiert nach hinten arbeiten zu können, einen Stammplatz hat er für ihn dennoch nicht reserviert. “Jean Luc”, sagte der 52-Jährige zum Start in die laufende Trainingswoche am Dienstag, “ist jetzt wieder voll im Training. Das bedeutet aber nicht, dass er auch mehr Spielzeit kriegt.” Unstrittig ist, dass er die wenige am vergangenen Samstag nach seiner Einwechslung gegen Kaiserslautern nach 76 Minuten nicht nutzen konnte: Der Techniker leistete sich viele Ballverluste, hatte keine klaren Offensivaktionen.

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Baumgart sieht auf dem linken Flügel aktuell Ransford Königsdörffer in der Hierarchie vorn und sagt dies auch: “Er macht es aus meiner Sicht gerade sehr gut auf der Außenbahn, ich sehe bei ihm eine positive Entwicklung.” Diese wird unterfüttert durch Zahlen: Mit zwei Treffern ist Königsdörffer gemeinsam mit Laszlo Benes und Miro Muheim bislang bester HSV-Torschütze unter Baumgart, bereitete zudem auch beim 2:1-Erfolg am vergangenen Samstag den ersten Hamburger Treffer vor.

Aber funktioniert Dompé auch als Joker? Der vor eineinhalb Jahren von Zulte Waregem verpflichtete Angreifer gilt als wankelmütig, Walter hatte eine Art des Umgangs, mit der er ihn über weite Strecken zu Höchstleistungen getrieben hat. Und unstrittig ist: Wenn Körper und Gemüt im Einklang sind, hat Dompé die Fähigkeit, im Unterhaus den Unterschied zu machen. Vorerst aber braucht er Geduld.

Sebastian Wolff

Baumgart definiert das Ziel neu

Die Bilanz von Steffen Baumgart beim Hamburger SV ist mit zwei Siegen und zwei Niederlagen ausgeglichen – und damit noch nicht ausreichend, um das große Ziel Aufstieg zu verwirklichen. In Fürth beginnt am Ostersonntag nach der Länderspielpause die finale Phase dieser Spielzeit.

Hat den direkten Aufstieg noch nicht aus den Augen verloren - will in erster Linie aber Platz 3 halten: Steffen Baumgart.

Hat den direkten Aufstieg noch nicht aus den Augen verloren – will in erster Linie aber Platz 3 halten: Steffen Baumgart.

IMAGO/Oliver Ruhnke

Die Erinnerungen an den Ronhof sind Besondere. Vor zehn Jahren hat der HSV durch ein 1:1 bei Greuther Fürth im Relegations-Rückspiel die Bundesliga gesichert, ehe es 2018 doch runter ins Unterhaus ging. Dieses Mal wäre angesichts von fünf Zählern Rückstand auf den Zweiten Holstein Kiel eine Punkteteilung zu wenig, um die Träume von der Rückkehr in die 1. Liga zu verwirklichen.

Von Kampfansagen in Richtung Norden hält der neue Trainer jedoch ausdrücklich nichts. “Beide Mannschaften vor uns, Holstein und St. Pauli, haben es bislang sehr gut gemacht, sie sind sehr klar und sehr stabil. Wir müssen erstmal unsere Hausaufgaben machen, um überhaupt darüber nachdenken zu können.”

Baumgart, Ende Februar mit vier Zählern Rückstand auf Kiel noch mit dem Ziel Direktaufstieg angetreten, definiert nun erstmals das neue, primäre Ziel: die Sicherung der Relegationsteilnahme.  “Wir sind jetzt auf Platz 3, den wollen wir halten, mit aller Macht.”

Der 52-Jährige schließt einen Angriff auf die Störche ausdrücklich nicht aus, der Grund für seine Modifizierung des Ziels aber ist klar: Der Rückstand beträgt zwar lediglich einen Punkt mehr als zum Dienstantritt, zu diesem Zeitpunkt aber standen noch zwölf Partien aus. “Wenn die Chance auf Platz 2 da ist, wollen wir angreifen, das ist klar. Aber Rechenspiele sind Quatsch. Es geht nur um unsere Hausaufgaben. Alles andere ist Gerede.”

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Katterbach für Fürth schon wieder eine Option

Baumgart definiert das Ziel neu, will den Relegationsplatz absichern, er schraubt aber nicht die Ansprüche an seine Spieler zurück. “Wir haben eine Mannschaft, mit der wir viele Punkte holen können.” Die Länderspielpause indes, sagt er, habe nicht wirklich geholfen, den Anpassungsprozess zwischen ihm und seinem neuen Team zu verfeinern. “Wir haben diese Zeit so genutzt, wie ich es mir vorgestellt habe, wir haben auch mal zwischendurch runterfahren können. Aber es ist schwierig, in Länderspielpausen Dinge zu erarbeiten, weil immer viele Spieler fehlen.”

Freitag hatte Baumgart erstmals wieder alle zurückgekehrten Nationalspieler auf dem Platz, dazu lichtet sich auch das Lazarett: Jean-Luc Dompé, Ignace van der Brempt und Noah Katterbach sind zwar noch im Aufbautraining, aber auf dem Vormarsch. Katterbach bescheinigt der Coach gar “eine so gute Woche, dass wir ihn schon nach Fürth mitnehmen wollen”. Wenn Teil 1 der Hausaufgaben bewältigt werden soll und muss.

Sebastian Wolff