Yaremchuks Play-off-Erinnerung: “Darf nicht noch einmal passieren”

Die Ukraine peilt ihre vierte Teilnahme bei einer EM-Endrunde an. Roman Yaremchuk erinnert sich vor dem entscheidenden Play-off-Spiel an eine schmerzliche Niederlage zurück. Islands Age Hareide sieht trotz eines deutlichen Halbfinal-Siegs den Druck beim Gegner.

Roman Yaremchuk war in Bosnien-Herzegowina entscheidend beteiligt.

Roman Yaremchuk war in Bosnien-Herzegowina entscheidend beteiligt.

Getty Images

Die Erinnerung an die letzten Play-offs zu einem großen Turnier dürften für die Ukraine keine schöne sein. Denn im Juni 2022 fälschte Andrey Yarmolenko einen Freistoß von Gareth Bale unglücklich ins eigene Tor ab. Es lieb das einzige Tor, letztlich fuhr Wales nach Katar.

Nicht einmal zwei Jahre später steht die Ukraine erneut in einem Play-off-Finale, das damals Erlebte war auch Teil der Vorbereitung auf das Duell ums EM-Ticket gegen Island. Roman Yaremchuk stand damals schon auf dem Feld und wird im Gegensatz zum verletzten Yarmolenko auch am Dienstagabend (20.45 Uhr, LIVE! bei kicker) im Kader stehen.

“Haben das ganze Land Wales im Stich gelassen”

“Wir haben über unsere Erfahrung gegen Schottland gesprochen”, verriet der Angreifer vom FC Valencia. Das 3:1 in Schottland machte das Endspiel gegen Wales erst möglich. “Wir waren euphorisch, weil wir einen Schritt von der Weltmeisterschaft entfernt waren. Dann haben wir das ganze Land gegen Wales im Stich gelassen und sind weinend herumgelaufen. Wir haben gesagt, das darf nicht noch einmal passieren.”

Beinahe wäre am Donnerstag in Bosnien-Herzegowina schon Schluss gewesen, doch dann sorgte Joker Yaremchuk selbst für das 1:1, ehe Artem Dovbyk vom La-Liga-Überraschungsteam Girona in der 88. Minute zum 2:1-Endstand traf und das Finale um das EM-Ticket ermöglichte. Die direkte Qualifikation hatte der verlorene direkte Vergleich gegen Italien denkbar knapp verhindert.

Es ist sehr wichtig, dass ihr das tut, was ihr liebt und was ihr könnt.

Serhiy Rebrov

Vierte EM-Teilnahme winkt

Zuletzt war die Ukraine dreimal in Folge bei einer EM dabei, es waren auch die einzigen Teilnahmen. 2021 ging es sogar bis ins Viertelfinale (0:4 gegen England). Für Trainer Serhiy Rebrov wäre eine erneute Endrunden-Teilnahme “wichtig, um unserem Volk zu helfen und ihm eine Freude zu machen”. Allzu viel Druck wollte der 49-Jährige aber nicht aufbauen: “Ich habe den Spielern gesagt: Es ist sehr wichtig, dass ihr das tut, was ihr liebt und was ihr könnt, und dass ihr es auf dem Platz gut macht. Sie sollten sich auf das Spiel konzentrieren.”

Albert Gudmundsson

Albert Gudmundsson bejubelt einen seiner Treffer gegen Israel.
UEFA via Getty Images

Konzentrieren sollten sich seine Spieler vor allem auf einen Akteur des Gegners: Albert Gudmundsson sorgte mit einem Dreierpack im Play-off-Halbfinale fast im Alleingang für Islands 4:1-Erfolg über Israel. Sehr zur Freude von Trainer Age Hareide: “Uns fehlten in der Qualifikation Tore, jetzt haben wir Albert Gudmundsson zurück, und er hat gezeigt, dass er ein Klassespieler ist.” 17 Treffer in zehn Quali-Spielen klingen zwar erstmal nicht schlecht, doch elf schossen die Isländer alleine schon gegen Liechtenstein (7:0, 4:0).

“Manchmal müssen wir defensiver spielen, aber wir sind ein offensives Team”, betonte Hareide. Gegen Israel zeigte seine Mannschaft das auch mal wieder auf dem Platz, auch wenn sie Glück hatte, dass Israels Eran Zahavi einen Handelfmeter neben das Tor schoss. Kurz darauf entschied Gudmundsson mit einem Doppelschlag die Partie.

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Hareide sieht “in solchen Spielen keine Favoriten”

Für die Nordeuropäer wäre es die zweite Teilnahme an einer EM-Endrunde, 2016 scheiterte das damalige Überraschungsteam erst im Viertelfinale an Frankreich (2:5). Dass aufgrund von nur zehn Punkten in der Quali und Platz vier hinter Luxemburg die Favoritenrolle eher bei der Ukraine liegen dürfte, ist für Hareide indes kein Problem, eher sogar ein Vorteil: “Aber wenn jeder die Ukraine als Favorit ansieht, kann das unseren Gegner unter Druck setzen. Vielleicht wird uns das helfen.” Generell gibt es für den 70-Jährigen aber “in solchen Spielen keine Favoriten”.

Ausgetragen wird die Partie wegen des russischen Angriffskriegs im Übrigen im polnischen Breslau. Rebrov hofft trotzdem auf “viele Fans, die uns unterstützen werden. Ich bin mir sicher, dass das Stadion voll sein wird und alle auf das Spiel warten.”

Startplatz in Gruppe E gesucht

Bei der EM in Deutschland erweitert der Sieger des Duells die Gruppe E. Dort warten dann Belgien, Rumänien und die Slowakei. Letztere kennt Island schon aus der Qualifikationsgruppe.