Torschütze Klarer: “Haben zu viele Punkte liegen lassen”

Der Erfolg in Köln war ein Sieg für die Moral des SV Darmstadt 98. Den Abstieg werden die Lilien damit wohl trotzdem nicht mehr abwenden können. Zu oft hat die Mannschaft gerade gegen direkte Konkurrenten aus dem Tabellenkeller verloren.

Christoph Klarer jubelt über seinen Treffer im Spiel beim 1. FC Köln.

Christoph Klarer jubelt über seinen Treffer im Spiel beim 1. FC Köln.

IMAGO/Chai v.d. Laage

Es war kein wirklich gutes Spiel des SV Darmstadt 98 gegen verkrampfte Kölner. Aber es war eine engagierte Leistung mit Herz, die der Mannschaft ein 2:0 bescherte. Anders als in vielen knappen Partien davor konnte man das Matchglück für sich erzwingen. “Einfach nur froh” war Trainer Torsten Lieberknecht nach Spielende: “Es war verdammt lang her, dass wir einen Sieg eingefahren haben.”

Erster Sieg gegen direkten Konkurrenten

Am Ende stand nicht nur der erste Sieg gegen Köln in bislang zehn Bundesliga-Partien seit 1978. Es war auch der erste Dreier nach zuvor 22 sieglosen Spielen in der laufenden Saison. Und es war der erste Sieg gegen einen Abstiegskonkurrenten.

Die Bilanz gegen die anderen Teams aus dem Tabellenkeller ist verheerend: null Punkte gegen Union Berlin, ein Punkt gegen Bochum, ein Punkt gegen Mainz. Und auch das Hinspiel gegen die Geißbock-Elf am Böllenfalltor war mit 0:1 verloren gegangen.

“Wir wissen, dass wir zu viele Punkte haben liegen lassen – gerade in den direkten Duellen”, räumte Abwehrspieler Christoph Klarer ein, der mit seinem zweiten Saisontor die Mannschaft auf die Siegerstraße gebracht hatte.

Im Falle einer Niederlage wäre der vierte Bundesliga-Abstieg in der Vereinsgeschichte fünf Spieltage vor Schluss besiegelt gewesen. So ist die Entscheidung zumindest aufgeschoben. Dass es am Ende doch noch für den Klassenerhalt reicht, ist zwar rechnerisch noch möglich, aber praktisch unwahrscheinlich.

“Tragt die Lilie mit Stolz auf der Brust”

Es geht nun vor allem darum, sich erhobenen Hauptes aus der Bundesliga zu verabschieden und mit einem positiven Gefühl in die kommende Saison zu starten. “Solange die Chance noch da ist, werden wir alles tun, den Verein mit Anstand und Ehre in der Liga zu vertreten”, versprach Klarer.

Routinier Tobias Kempe, der den schwer verletzten Fabian Holland (Kreuz- und Innenbandriss) als Mannschaftskapitän vertrat, hatte die Mannschaft vor dem Anpfiff mit den Worten eingeschworen: “Tragt die Lilie mit Stolz auf der Brust!” Das habe jeder Einzelne getan und für die Mannschaft gekämpft, sagte der 34-jährige Mittelfeldspieler nach dem Abpfiff.

Folgt ein nun Finale wie 2017?

Erinnerungen werden wach an die Spielzeit 2016/17. Da war der SV Darmstadt 98 nach einem 2:3 beim FC Ingolstadt 04 am 28. Spieltag quasi abgestiegen. Doch dann gewann die Mannschaft unter Trainer Torsten Frings noch drei Spiele am Stück (Schalke, Hamburg, Freiburg), zögerte die Entscheidung so ein wenig hinaus und startete mit Zuversicht in die neue Zweitliga-Saison.

Was jedoch nicht verschwiegen werden darf: Die folgende Zweitliga-Saison war dann alles andere als ein Selbstläufer. Nach einem guten Start ging der Mannschaft schon in der Hinrunde komplett die Luft aus, Frings musste im Dezember gehen und erst mit einem fulminanten Schlussspurt schaffte man doch noch den Klassenerhalt.

Stephan Köhnlein

Klarer und Vilhelmsson bringen Köln dem Abstieg näher

Durch ein 0:2 gegen Schlusslicht Darmstadt 98 im Kellerduell ist der 1. FC Köln dem Abstieg 2024 einen deutlichen Schritt näher gerückt. Den Rheinländern fehlte es in einer zweikampfintensiven Partie an spielerischen Mitteln, um gegen clevere Lilien zu guten Torchancen zu kommen.

Jubelt nach seinem 1:0 für Darmstadt in Köln: Christoph Klarer (Nr. 14.).

Jubelt nach seinem 1:0 für Darmstadt in Köln: Christoph Klarer (Nr. 14.).

IMAGO/Treese

Kölns Trainer Timo Schultz stellte nach dem 0:2 beim FC Bayern zweimal um: Statt Ljubicic (krank) und Maina (Bank) begannen Martel (nach Sperre) sowie Waldschmidt. Darmstadts Coach Torsten Lieberknecht tauschte derweil nach dem 0:1 gegen Freiburg einmal, der mit Kreuzbandriss lange ausfallende Holland wurde durch Skarke ersetzt.

Bundesliga – 30. Spieltag

Alidou trifft den Pfosten

Köln war von Beginn an um Initiative bemüht, während Darmstadt darauf lauerte, bei Balleroberung blitzschnell umzuschalten. Während beide Seiten die Zweikämpfe engagiert und aggressiv bestritten, fehlte es spielerisch an Mitteln, um klare Torchancen herauszuspielen.

Die einzige Ausnahme in der ersten Hälfte: Ein Pfostenschuss von Alidou, der in der 18. Minute vom Strafraumrand den linken Pfosten traf.

Ansonsten blieb bis der Halbzeitpause vieles Stückwerk. Und wenn beim FC doch einmal durch einen Steilpass etwas Raum entstand, schnappte mehrfach die Abseitsfalle der Darmstädter zu. Und so ging es mit einigen Pfiffen der Heimfans in die Pause.

Klarer schiebt ein, Vilhelmsson entscheidet

Nach der Pause hatte Darmstadt in Person von Vilhelmsson seine bislang beste Chance im Spiel, es waren nicht einmal 20 Sekunden nach Wiederanpfiff gespielt. Köln hatte zunächst einige Probleme im Spielaufbau. Gerade als die Domstädter wieder besser ins Spiel fanden, gingen die Lilien nach einer Standardsituation in Führung. Klarer schob den Ball letztlich aus kurzer Distanz unter Hübers und Schwäbe hindurch in die Tormitte (57.).

Das Publikum in Köln wurde nun unruhiger, die Geißbock-Elf versucht den Druck zu erhöhen. Dies gelang aber nur ansatzweise. Während Honsak nach einem Konter per Kopf das 2:0 verpasste, behinderten sich der mit nach vorne aufgerückte Chabot und Adamyan in bester Position gegenseitig, sodass Schuhen den Ball am Ende parierten konnte (74.).

Köln kam nicht richtig durch und Darmstadt sorgte in der 90. Minute letztlich für die Vorentscheidung: Nach einem Abstoß der Lilien scheiterte Holtmann zunächst an Schwäbe, doch Vilhelmsson markierte im Nachschuss den 2:0-Endstand.

Der FC reist am Sonntag (17.30 Uhr) zu einem weiteren Abstiegsduell nach Mainz. Darmstadt finalisiert den Spieltag mit dem Heimauftritt gegen Heidenheim (19.30 Uhr).