Almeyda entzaubert Terim: AEK nach Derbysieg vor Titelverteidigung

Im Vierkampf um den Titel der griechischen Super League ist wohl eine Vorentscheidung gefallen. Meister AEK deklassierte im Spitzenspiel Panathinaikos mit 3:0 und führt drei Spieltage vor dem Ende die Tabelle mit vier Punkten vor dem Stadtrivalen an. Auch die Verfolger PAOK und Olympiakos ließen Punkte liegen.

Der Meistertitel ist für Fatih Terim und Panathinaikos am Mittwoch deutlich unwahrscheinlicher geworden.

Der Meistertitel ist für Fatih Terim und Panathinaikos am Mittwoch deutlich unwahrscheinlicher geworden.

IMAGO/NurPhoto

Das mit Spannung erwartete Spitzenspiel zwischen Tabellenführer AEK und Verfolger Panathinaikos fand am Mittwochabend in der Athener OPAP-Arena/Hagia Sophia statt. Die beiden Teams lagen vor Spielbeginn nur einen Punkt auseinander. Die Verfolger PAOK und Olympiakos erhofften sich eine Punkteteilung im Derby, um noch näher ans Führungsduo zu kommen. Doch es kam alles anders.

Nach nur sieben Minuten ging AEK durch den schwedischen Außenstürmer Niklas Eliasson in Führung. Kurz vor der Pause erhöhte Goalgetter Ezequiel Ponce (15 Saisontore) für die anrennenden Hausherren sogar auf 2:0.

In der Halbzeitpause stellte Panathinaikos-Coach Fatih Terim auf Dreierkette um. So wollte der türkische Star-Trainer die großen Lücken im Zentrum schließen. Doch als ob es AEK-Trainer Matias Almeyda erwartet hätte, ließ er sein Team nach der Pause fast ausschließlich über die Außen agieren. Der Mexikaner Orbelin Pineda über links und der alles überragende Eliasson über rechts konterten nach Belieben. So waren die beiden Akteure auch am entscheidenden 3:0 beteiligt (Eliasson, 69.), das sich trotz weiterer Chancen bis Spielende nicht mehr änderte.

PAOK und Olympiakos patzen

Durch den Derbysieg erhöhte sich der Vorsprung von Tabellenführer AEK bei noch drei ausstehenden Spieltagen auf vier Punkte. Da PAOK in Lamia nur zum einem 1:1-Remis kam und Olympiakos bei Aris (auch 1:1) genauso Punkte liegen ließ, wuchs der Rückstand der Nordgriechen auf sieben und des Rekordmeisters auf acht Punkte auf den Tabellenführer. Die beiden Teams müssen noch das abgesagte direkte Duell nachholen (12. Mai) und haben noch theoretische Chancen auf den Titel.

Am Sonntag empfängt PAOK Tabellenführer AEK, Panathinaikos den Pokalfinalgegner Aris und Olympiakos den Underdog aus Lamia. Danach wird die Liga wegen der beiden Halbfinalduelle in der Europa Conference League von Olympiakos gegen Aston Villa unterbrochen. Die letzten beiden Spieltage finden erst am 15. und 19. Mai gleichzeitig statt.

“Ein Jahrhundert voller Emotionen”: AEK feiert seinen 100. Geburtstag

Der griechische Meister feiert sein 100. Jubiläum und träumt von weiteren Erfolgen. Der Startschuss für die Feierlichkeiten fiel am Samstagnachmittag in der neuen Arena. Dabei spielte ein gelber Heißluftballon eine große Rolle.

Der ehemaliger Frankfurter und Hoffenheimer Mijat Gacinovic jubelt aktuell für AEK.

Der ehemaliger Frankfurter und Hoffenheimer Mijat Gacinovic jubelt aktuell für AEK.

IMAGO/One Inch Productions

AEK wurde am 13. April 1924 im Zentrum Athens gegründet. Ein Großteil der 41 Gründer waren Flüchtlinge aus dem heutigen Istanbul. Hundert Jahre danach weist der drittgrößte griechische Fußballverein 13 Meister- und 16 Pokaltitel auf. Doch sein größter Erfolg ist die Tatsache, dass man auch ein Jahrhundert danach weitestgehend so emotional denkt und agiert wie einst bei der Gründung.

Olympiakos ist in Hellas der erfolgreichste Klub mit den meisten Titeln, Panathinaikos der mit den meisten europäischen Highlights und PAOK mit den treuesten und verrücktesten Fans. AEK darf damit trumpfen, der emotionalste Verein Griechenlands zu sein. Selten war es in den hundert Jahren bei und rund um AEK langweilig. Erfolge und Abstürze (auch finanzieller Art) wechselten sich regelmäßig ab.

So konnten die einstigen Flüchtlinge das erste Double im griechischen Fußball im weit zurückliegenden Jahr 1939 feiern. Oder den ersten europäischen Titel in einem Mannschaftssport, als 1968 im Finale des Basketball-Pokals der Pokalsieger Slavia Prag vor 100.000 Zuschauern geschlagen wurde. Im Freien, im alten Panathinaiko Stadion, das für Olympia 1896 gebaut wurde. AEK war auch das erste griechische Team in einer Champions-League-Gruppenphase im Jahr 1994. Und hält heute immer noch den eher unrühmlichen Rekord als einziges Team ungeschlagen aus einer CL-Gruppenphase ausgeschieden zu sein (2002). Tiefpunkt war der Abstieg 2013. Erst im Jahr 2015 kehrte AEK ins Oberhaus zurück und krönte die Saison mit dem Pokalsieg gegen Olympiakos. Es folgten der Meistertitel 2018 und das letztjährige Double.

Jugendspieler von Partizan Belgrad

Jugendspieler von Partizan Belgrad trugen 1999 ebenfalls Shirts mit einer Friedensbotschaft.
picture-alliance / dpa

Friedensbotschaft in Belgrad

Das außergewöhnlichste Spiel sollte jedoch das am 7. April 1999 in Belgrad sein. Über Nacht flog das Team nach Ungarn und fuhr von dort heimlich mit dem Bus nach Belgrad. Der Auftrag, in der damals von der NATO bombardierten serbischen Hauptstadt war simpel: “Stopp the war”, was auch auf den Trikots beider Teams vor 30.000 Zuschauern stand. Denn sie kannten sich mit Krieg und Flucht aus. Klubboss war damals, wie auch heute Dimitris Melissanidis, der noch heute vor seinem größten Moment schwärmt. Eigentlich seinem zweitgrößten, denn Ende September 2022 eröffnete er nach 19-jährigen Kampf die neue AEK-Arena mit dem geschichtsträchtigen Namen “Hagia Sophia”.

Dort stand am heutigen Samstag im Mittelkreis ein riesiger gelber Heißluftballon, dessen Botschaft den Startschuss der Feierlichkeiten gab: “Gemeinsam fliegen wir höher.” Mit dieser Botschaft wird der Heißluftballon in den nächsten 100 Tagen ganz Griechenland überfliegen. Gefeiert wird aber übers ganze Jahr. Die aktuelle Mannschaft, aber auch Legenden von früher waren am Samstag Zeugen der Geburtstagsfeier. In den nächsten Tagen soll auch das neue AEK-Museum eröffnet werden, was wohl auch eine Mischung aus einem Jahrhundert Geschichte und Sport wird. Am 29. Mai findet in der neuen Arena das UEFA-Conference-League-Finale statt.

Soziales Phänomen

Der frühere argentinische Nationalspieler und heutige AEK-Trainer Matias Jesus Almeyda, der im zweiten Jahr in Athen von den Fans fast schon vergöttert wird, brachte es auf den Punkt: “AEK ist etwas viel Tieferes als ein Fußballverein, es ist ein soziales Phänomen, das seit hundert Jahren anhält. Ich bin sehr stolz, ein kleiner Teil dieser beeindruckenden Geschichte zu sein.” Da untertreibt der impulsive Argentinier wohl. Denn der letztjährige Doublegewinn war erst der dritte der Geschichte und der erste seit 45 Jahren. Da er einen Vertrag bis 2028 unterschrieb, ist sein Glückwunsch vor 32.000 Fans in perfektem Griechisch auch ein Erfolgsversprechen: “Chronia polla AEK!”

Georgios Vavritsas

Aus der Not zum Fortschritt: Wie Griechenland die Stadiongewalt bekämpft

Während die Spannung in der griechischen Superleague im Vierkampf um den Titel ihren bisherigen Höhepunkt erreicht hat, bereiten sich Regierung und Liga auf den nächsten Schritt der Veränderungen im Ligafußball vor. Ab heute wird das digital personalisierte Ticket in der höchsten Spielklasse eingeführt.

In Griechenland blieben die Stadien lange leer.

In Griechenland blieben die Stadien lange leer.

IMAGO/One Inch Productions

Am vergangenen Wochenende erreichte der Vierkampf um den diesjährigen Meistertitel seinen vorläufig spannendsten Höhepunkt. Das Spitzenspiel zwischen Meister AEK und Tabellenführer PAOK endete 2:2, beide Teams liegen somit weiterhin nur einen Zähler auseinander (67 zu 66). Doch nach den Erfolgen von Panathinaikos (2:0 bei Aris) und Olympiakos (5:1 in Lamia) sind alle vier noch enger zusammengerückt. Zwischen den Plätzen eins und vier beträgt die Differenz nur vier Punkte. Bei noch sechs ausstehenden Spieltagen der Play-offs und sieben weiteren direkten Duellen zwischen den Vier wird die Entscheidung wohl erst am letzten Spieltag fallen.

Harte Maßnahmen nach Randalen im Dezember

Der am Sonntag absolvierte Spieltag war aber auch der letzte in seiner gewohnten Art und Weise. Denn ab heute wird in Griechenland das personalisierte Ticket für den Eintritt in den Stadien schrittweise eingeführt. Alles fing Anfang Dezember an. Mehrere Fanrandale erreichten ihren traurigen Tiefpunkt, als vor einer Volleyballhalle bei Ausschreitungen zwischen Hooligans und der Polizei ein Polizist so schwer von einer von dutzenden Leuchtkugeln getroffen wurde, dass er ein paar Tage später verstarb. Daraufhin schloss die Regierung alle Fußballarenen für Zuschauer aus und kündigte harte Maßnahmen an. Zwei Monate lang gab es in der Superleague die allen noch aus der Corona-Pandemie bekannten Geisterspiele.

Diese Zeit nutzte man, um die ersten Schritte anzugehen. Eine Gesetzesänderung verschärfte die Strafen für Wurfgeschosse und das Abbrennen und Werfen von Pyro, Knallkörpern und Leuchtkugeln. Nun drohen von saftigen Geldstrafen bis zu mehrjährigen Haftstrafen zusätzlich zum verbindlichen Stadionausschluss. Der nächste Schritt war die Installierung von hochauflösenden Überwachungskameras in allen Stadien. Während neuere Arenen wie das “Georgios-Karaiskakis” in Piräus oder das neue AEK-Stadion über solche schon verfügten, mussten anderswo neue Systeme neu eingebaut werden. Die Überwachung der Kameras wird am Vortag einer Partie an die zuständigen Behörden übergeben. Erst danach wird die Spielgenehmigung erteilt.

Digitale Identifizierung der Ticketinhaber

Zwei Monate nach Wiedereröffnung der Stadien haben die Erstligateams diese Auflagen erfüllt. Man merkt an jedem Spieltag, dass es ziemlich ruhig zugeht und wenn überhaupt nur kleinere Vergehen registriert werden. Und seit heute läuft der eigentlich schwierigere Schritt: die Identifizierung der Fans. Doch da überrascht – wie schon zu Pandemiezeiten – die Regierung positiv und fortschrittlich.

In der Bürgerapp “gov.gr”, mit der man über 2000 alltägliche Angelegenheiten mit dem Staat seitdem abwickelt sind viereinhalb Millionen registriert. Diese können nun simpel ihr gekauftes Ticket auf der “gov.gr”-App einscannen und so nur das Handy mit ins Stadion nehmen. Warteschlangen, Kontrollen und Personal dafür fallen weg. Genauso einfach können Eltern ihre Kinder registrieren, die sie ins Stadion begleiten. Seit der Ankündigung haben sich über 150.000 in der Plattform neu registriert. Bis Saisonende gibt es eine Übergangsphase mit dem alten und dem neuen System. So können sich zum Beispiel Rentner (über 67-Jährige) und Nicht-griechische-Staatsbürger auch weiterhin ihr Ticket “altmodisch” gegen Erfassung ihres Ausweises am Schalter kaufen.

Regierung und Liga im Gleichschritt

Dimitrios Papastergiou, Oberhaupt des Ministeriums für Digitalisierung erklärt dem kicker die Idee: “Die Stadien sollen wieder Stätten des Sports und der Unterhaltung werden. Deshalb bin ich der Ansicht, dass der Plan der Regierung von Kyriakos Mitsotakis neue und mutige Wege zu gehen, richtig ist. Gesetzesanpassung, Überwachungskameras und Identifizierung ist unser Sicherheitsfahrplan. Ab heute können die Fußballfans digital auf simple und benutzerfreundliche Art in die Stadien eintreten. Für die Identifizierung des Zuschauers reicht das Einscannen des Tickets im “gov.gr”-Wallet. Für Griechen im Ausland, also auch für die, die in Deutschland leben und die womöglich noch über keine Zugangsdaten für “gov.gr” verfügen, reicht das Einscannen ihres Reisepasses.”

Dimitrios Papastergiou

Dimitrios Papastergiou, das Oberhaupt des Ministeriums für Digitalisierung.
www.gov.gr

Die Übergangsphase bis Saisonende wird zur Eingewöhnung dienen, aber auch eventuelle Einzelfälle aufklären. So könnte theoretisch auch die Weitervergabe einer Dauerkarte über “gov.gr” erfasst werden, wenn es die Ligaklubs begrüßen.

Die Liga sieht das ganze Vorhaben positiv, wie es Ligachef Minas Lysandrou gegenüber dem kicker begrüßt: “Damit wir ein sicheres Umfeld in den Stadien schaffen, müssen wir alle zusammenarbeiten. Wir sind im dauerhaften Austausch mit den zuständigen Ministerien für Innere Sicherheit, Digitalisierung und Sport, denn unser aller Ziel ist identisch. Der Fußball muss auch die Technologie nutzen, um die Sicherheit der Stadien und den Komfort der Fans zu gewährleisten. Schritt für Schritt werden wir weiter vorankommen.”

Die aktuelle Lage in den Stadien scheint beiden jetzt schon Recht zu geben. Beim Spitzenspiel in Athen waren mehr als 30.000, in Thessaloniki bei Aris-Panathinaikos über 10.000 und in Lamia ein paar tausend Fans, darunter erstmals auch 500 Olympiakos-Fans – allesamt friedlich und gänzlich ohne nennenswerte Vorfälle. In keinem der sieben Erstligastadien gab es auch nur ein einziges Wurfgeschoss. Nicht mal die früher eher harmlos üblichen Bierbecher, Wasserflaschen, nicht mal ein Feuerzeug. Schon jetzt ein enormer Gewinn.

Und der Sport selbst besorgt den Rest. Denn niemand will im spannendsten Titelrennen seit 1980 (damals kämpften fünf Teams bis zum letzten Spieltag um den Titel, der dann in einem Entscheidungsspiel zwischen Olympiakos und Aris endete) riskieren, das nächste Spiel oder gar die nahende Titelentscheidung zu verpassen. Eine Win-Win-Situation. Genauer genommen eine Win-Win-Win-Situation. Für Fußballfans, Liga und Regierung.

Georgios Vavritsas

Schwab lobt Stieler nach Topspiel in Griechenland: “Wirklich ein anderes Level”

Stefan Schwab und Thomas Murg stehen mit PAOK an der Tabellenspitze. Nach dem Remis bei AEK Athen bleibt das Team aus Saloniki der heißeste Kandidat auf den Titel. Mit dem kicker hat das Ex-Rapid-Duo nach dem Spiel über das Meisterrennen, den deutschen Schiedsrichter, die Intensität und die unglaubliche Stimmung in den Stadien gesprochen.

Stefan Schwab ist ein wichtiger Bestandteil im Team von PAOK.

Stefan Schwab ist ein wichtiger Bestandteil im Team von PAOK.

IMAGO/One Inch Productions

Aus Athen berichtet Michael Chudik

Lange hat es danach ausgesehen, dass PAOK die Tabellenführung nach vier Tagen wieder an AEK Athen zurückgeben muss, doch die Mannschaft rund um das Austro-Duo Stefan Schwab und Thomas Murg holte im Gipfeltreffen ein 0:2 auf und durfte somit als Tabellenführer die Heimreise antreten. “Wir haben Moral und Charakter bewiesen”, erzählte Schwab dem kicker in der Mixed-Zone nach dem Spiel.

Play-off Super League – 4. SPIELTAG

Dabei ist PAOK durchaus gut in die Partie gestartet, hielt nicht nur einer starken AEK-Mannschaft, die ohne die Ex-Bundesligaspieler Cican Stankovic und Robert Ljubicic auskommen musste, Stand, sondern auch der fast schon erdrückenden Kulisse in der OPAP-Arena. Dennoch ging AEK mit einer Führung in die Pause und für PAOK kam es nach Seitenwechsel noch dicker. “Zweite Halbzeit haben wir ein dummes Standardtor bekommen, das uns so nie und nimmer passieren darf”, haderte Schwab.

Doch PAOK gab sich nicht auf und holte doch noch überraschend einen Zähler. “Jeder Punkt zählt, vor allem im direkten Duell”, sagte Murg und auch Schwab misst dem Punktgewinn eine hohe Bedeutung zu: “Um ehrlich zu sein, dieses Unentschieden nehmen wir sehr gerne mit, weil in dem neuen Stadion hier haben wir noch nie einen Punkt geholt, geschweige denn ein Tor geschossen.”

FIFA-Schiedsrichter Tobias Stieler (Hamburg) hier beim BL-Duell Köln-Leverkusen

Im Fokus in Athen: FIFA-Schiedsrichter Tobias Stieler, hier beim Spiel Köln-Leverkusen.
IMAGO/Revierfoto

Lobeshymne auf deutsche Schiedsrichter

Geleitet wurde die Begegnung vom deutschen Elite-Schiedsrichter Tobias Stieler. Denn in der griechischen Super League werden bei wichtigen Spielen renommierte europäische Referees angesetzt. “Der Grundgedanke ist der, dass die Spiele fairer werden. In der Vergangenheit hat es immer wieder Schiedsrichter-Skandale gegeben”, erinnert Schwab und hat für Österreichs Nachbarn ein Lob parat: “Da muss man echt ein Kompliment an deutsche Schiedsrichter ausrichten, weil jedes Mal, wenn die deutschen Schiedsrichter die Partien pfeifen, sind sie richtig gut. Das ist wirklich ein anderes Level.”

Doch ganz ohne Diskussion ging es dann auch wieder nicht. Während sich Schwab am Weg zum Pausentee mit Stieler unterhielt, suchte Murg kurz vor Wiederbeginn das Gespräch. “Ich habe ihm gesagt, dass ich das mag, dass er nicht jede Kleinigkeit pfeift, aber sie arbeiten eben sehr viel mit den Händen und dass er darauf ein bisschen schauen soll”, schilderte Murg, sang aber wie Schwab auch eine Lobeshymne auf den Referee: “Er ist ein überragender Schiedsrichter.”

50. Pflichtspiel für PAOK

Durch das Remis im Spitzenspiel bleibt das Titelrennen in Griechenland weiter offen. Neben PAOK (67 Punkte) und AEK (66) kämpfen auch Panathinaikos (65) und Olympiakos (63) in einem Vierkampf um die Meisterschaft. “Das Interessante und Spannende ist natürlich, dass alle Traditionsvereine vorne dabei sind. Deshalb ist das eine wunderschöne Meisterschaft und wir genießen das alle”, schwärmte Schwab, verwies aber gleichzeitig auf die hohe Intensität: “Der Trainer hat es vor dem Spiel angesprochen, es ist schon unser 50. Pflichtspiel.” Diese Summe könnte sich noch weiter erhöhen, zumal PAOK auch in der Conference League noch dabei ist. Der Klub kratzt in dieser Saison also an der 60-Spiele-Marke. “Das ist dann eigentlich schon wie ein Premier-League-Team und das ist intensiv.”

Ich glaube, ich kann ohne den Stefan gar nicht mehr spielen.

PAOK-Legionär Thomas Murg über seinen Teamkollegen Stefan Schwab

Der These, dass der griechische Fußball aufgrund der Hitze oft langsamer sei, kann Schwab nichts abgewinnen. “Das ist ein reines Vorurteil. Man muss auch dazusagen, dass heute 80 Prozent der Spieler, die am Platz stehen, keine Griechen sind, sondern das sind eigentlich alles Legionäre. Und es ist kein Legionär da, um Urlaub zu machen, sondern um etwas zu gewinnen.”

Murg hofft auf Schwab-Verbleib

Seit bald vier Jahren spielen und leben Schwab und Murg bereits in Saloniki. Während Letzterer seinen Vertrag unlängst um zwei weitere Jahre verlängert hat, ist Schwabs Zukunft noch offen. “Es wird im April noch keine Entscheidung geben, es wird eher Mai oder Juni werden.” Doch auch für seinen österreichischen Teamkollegen ist die Entscheidung nicht unwesentlich. “Ich glaube, ich kann ohne den Stefan gar nicht mehr spielen. Mit Rapid und PAOK sind das sieben Jahre, die wir zusammen spielen. Das ist unglaublich. Er ist sehr wichtig für mich, aber nicht nur für mich, sondern für die ganze Mannschaft. Er ist ein sehr positiver Typ in der Kabine, er ist ein super Fußballer auf dem Platz, ein Leader. Solche Typen und Spieler hat man einfach gerne in der Mannschaft. Deshalb hoffe ich, dass wir noch weiter zusammenspielen können und er seinen Vertrag verlängert”, sagte Murg.

Aus der Ferne verfolgen Murg und Schwab nach wie vor die Geschehnisse bei ihrem Ex-Klub Rapid sehr genau und haben sich über den neuerlichen Einzug ins Cupfinale gefreut. “Ich habe das Spiel gegen Leoben gesehen und wünsche es ihnen von ganzem Herzen, dass sie sich mit dem Titel belohnen”, erklärte Murg.

Auch Schwab drückt seinen früheren Wegbegleitern die Daumen: “Es ist für Rapid die Saison, um einige Dinge zu ändern. Es hat angefangen mit dem Derbysieg im Heim-Stadion. Das ist endlich gelungen, jetzt ist der Fluch gebrochen. Jetzt fehlt nur noch ein Sieg gegen Salzburg plus das Cupfinale zu gewinnen, dann ist alles gut. Ich traue es ihnen absolut zu. Der Trainer hat die Mannschaft absolut stabilisiert. Ich wünsche es ihnen, dass sie Dritter werden und den Cup gewinnen.”

Lesen Sie auch: Remis bei AEK: Schwab und Murg verteidigen mit PAOK die Tabellenführung

Stieler pfeift griechisches Spitzenspiel

Wenn am Sonntagabend in Athen das Play-off-Spiel AEK gegen PAOK angepfiffen wird, treffen sich die beiden Teams, die sich an den letzten zwölf Spieltagen an der Spitze abgewechselt haben. Sieben Mail waren es die Nordgriechen, fünf die Athener.

Er leitet am Wochenende das griechische Spitzenspiel: Tobias Stieler.

Er leitet am Wochenende das griechische Spitzenspiel: Tobias Stieler.

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Tabellenführer PAOK hatte in der Vorwoche bei Panathinaikos überzeugend mit 3:2 gewonnen und unter der Woche Underdog Lamia 3:1 geschlagen. AEK wiederum setzte sich am vergangenen Sonntag gegen Olympiakos dank eines Treffers des Schweden Niklas Eliasson kurz vor dem Ende durch und unterlag dann am Mittwoch bei Panathinaikos (1:2). Für den letztjährigen Meister war es die erste Ligapleite seit dem 2. Oktober (0:2 bei OF Iraklion).

Die Niederlage kostete AEK die Tabellenführung, PAOK zog vorbei und hat aktuell einen Zähler Vorsprung auf den kommenden Gegner AEK (66 zu 65) – für Brisanz ist also allein schon sportlich gesorgt. Darüber hinaus befindet sich ein weiterer Klub in Schlagdistanz: Drei Punkte hinter AEK liegt das vom türkischen Starcoach Fatih Terim trainierte Panathinaikos (62), bei 60 Zählern steht aktuell Rekordmeister Olympiakos, das den diesjährigen Vierkampf um den Titel komplettiert.

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PAOK und Olympiakos haben zudem noch das Problem der Doppelbelastung, da beide Klubs noch international unterwegs sind. PAOK tritt am kommenden Donnerstag in Viertelfinale der Europa-Conference-League beim FC Brügge an. Das darauffolgende Ligaduell gegen Olympiakos wurde deshalb auf den 1. Mai verlegt, auch weil Olympiakos im ECL-Viertelfinale gefordert ist – der griechische Rekordmeisters bekommt es mit Fenerbahce Istanbul zu tun.

Referee Stieler leitet erneut

Das Spiel wird dabei vom deutschen Elite-Schiedsrichter Tobias Stieler geleitet, denn in der griechischen Superleague werden bei wichtigen Spielen renommierte europäische Referees angesetzt. Der 42-jährige Hamburger hat schon das letztjährige Play-off-Spiel zwischen AEK und PAOK geleitet, damals gewannen die Athener klar mit 4:0. Unterstützt wird Stieler von seinen Assistenten Christian Gittelmann und Stefan Rupp, sowie Christian Dingert der als VAR fungieren wird.

Georgios Vavritsas