Samt Fallrückziehertor: Piräus schlägt Milan im Youth-League-Finale

Olympiakos Piräus hat Geschichte geschrieben und erstmals ein Youth-League-Finale gewonnen: In Nyon setzten sich die Griechen durch drei schnelle Treffer im zweiten Durchgang verdient mit 3:0 gegen Milan durch.

Trifft sehenswert zum 3:0: Theofanis Bakoulas.

Trifft sehenswert zum 3:0: Theofanis Bakoulas.

AFP via Getty Images

Nachdem sich sowohl Olympiakos Piräus gegen Nantes (3:1) als auch die AC Mailand gegen Porto (4:3) im Halbfinale der Youth League im Elfmeterschießen durchgesetzt hatten, spielten die beide Mannschaften in Nyon den Sieger des höchsten europäischen Junioren-Vereinswettbewerbs aus.

Piräus mit Chancenplus in Durchgang eins

Die Griechen kamen besser in die Partie und hatten früh zwei gute Gelegenheiten: Pnevmonidis scheiterte an Milan-Keeper Raveyre (3.), kurz danach verfehlte Papakanellos das Tor nur um Zentimeter (11.). Die Italiener dagegen blieben nach vorne harmlos und brauchten rund 20 Minuten, um gegen das zu Beginn hoch anlaufende, aber defensiv dennoch sicher stehende Piräus in die Partie zu kommen.

Gefährliche Chancen blieben jedoch Mangelware für die Mannschaft von Ex-Milan-Profi Ignazio Abate. Der einzige wirkliche Torschuss von Kapitän Zeroli ging über das Tor (29.). Wenige Minuten vor der Pause hatte wieder Olympiakos eine gute Gelegenheit, als Bakoulas nach Doppelpass mit Koutsougoulas frei vor dem Tor zum Abschluss kam, aber die Kugel nicht richtig traf (38.).

Milan kommt besser aus der Pause

Nach dem Seitenwechsel brauchten die Rossoneri nicht einmal 20 Sekunden, um vor dem Olympiakos-Tor aufzutauchen: Magni flankte scharf ins Zentrum, der anrutschende Sia verfehlte die Kugel nur knapp (46.). Kurz danach die nächste Möglichkeit für Milan: Scotti bekam einen Fehlpass in die Füße gespielt und hielt drauf – Sina lenkte den Ball über die Latte (54.).

Olympiakos entscheidet das Spiel binnen sechs Minuten

Ab der 59. Minute änderte sich die Partie aber schlagartig: Stalmach bekam im eigenen Strafraum den Ball an den Arm, nach Videobeweis gab es Handelfmeter für Olympiakos. Mouzakitis überwand Raveyre zur Führung (60.). Nur eine Minute später kam es noch dicker für die Mailänder: Papakanellos tanzte Stalmach im Sechzehner aus und schoss auf die lange Ecke – 2:0 (61.).

Kurz danach traf Piräus erneut, diesmal traumhaft: Nach einer Koutsougoulas-Flanke in die Mitte vollendete Bakoulas per Fallrückzieher zum dritten Olympiakos-Treffer binnen sechs Minuten (66.). Die Griechen zogen sich nach der komfortablen Führung zurück, Milan startete die Schlussoffensive.

Milans Schlussoffensive bleibt unbelohnt

Piräus-Schlussmann Sina konnten die Mailänder aber nicht überwinden: Gegen Sia rettete der Keeper zur Ecke (72.) und lenkte den Ball an den Pfosten (78.), auch der eingewechselte Sala scheiterte mit einer Dreifach-Chance am starken Torwart (81.).

Tore und Karten

1:0
C. Mouzakitis (60′)

2:0
A. Papakanellos (61′)

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Olympiakos Piräus

Piräus

A. Sina – K. Kostoulas , Koutsidis, V. Prekates – A. Koutsogoulas, T. Bakoulas , C. Mouzakitis , N. Alafakis , A. Papakanellos , S. Pnevmonidis – C. Kostoulas

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Schiedsrichter-Team

John Brooks
England

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Spielinfo
Stadion Stade de Colovray
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So blieb es beim 3:0, das angesichts der späten Mailänder Möglichkeiten insgesamt etwas zu hoch ausfiel. Der Sieg war dennoch verdient und bescherte Olympiakos seinen ersten Titel in der Youth League.

Starke Defensive und starke Nerven: Piräus erstmals im Finale der Youth League

Olympiakos Piräus hat als erste Mannschaft das Finale der Youth League erreicht. Die Griechen gewannen dank starker Defensive und guter Nerven im Elfmeterschießen gegen Nantes mit 3:1.

Hoch, das Bein: Piräus' Antonios Papakanellos geht artistisch zum Ball.

Hoch, das Bein: Piräus’ Antonios Papakanellos geht artistisch zum Ball.

UEFA via Getty Images

Die Griechen traten mit einer Ausnahme (Koutsidis verteidigte anstelle von Tanoulis) in derselben Formation auf wie beim 3:1-Viertelfinalerfolg beim FC Bayern München. Piräaus spielte sehr auf Sicherheit und war dabei auch auf Tempoverschleppung aus – mehr aber auch nicht. Gefährlicher waren aber die Kanarienvögel, die nach Ballgewinnen vor allem dank Ideen- und Taktgeber Assoumani gefährliche Konter fuhren und über Mafoumbi (16., 22., 43.) und Dugard (38.) zu einem Chancenplus kamen.

Olympiakos wiederum kam eher seltener vors gegnerische Tor, jubelte dann aber dennoch über das vermeintliche 1:0 durch Charalampos Kostoulas im Anschluss an einen ruhenden Ball. Der VAR-Check, der in der Youth League ab dem Halbfinale zum Einsatz kommt, zeigte jedoch, dass Konstantinos Kostoulas den Ball noch mit der Hand touchiert hatte. Das hatte zur Folge, dass der Treffer zurückgenommen wurde.

Hektik und Nickeligkeiten nach der Pause

Die Führung wäre aber auch sehr schmeichelhaft gewesen, da Nantes den besseren Eindruck machte und viel mehr nach vorne investierte. Das blieb auch nach Wiederanpfiff so – Guirassy prüfte aus der Distanz Sina (56.). Die Franzosen machten Betrieb, taten sich aber schwer mit dem griechischen Bollwerk, das zwar nicht viel nach vorne unternahm, dafür aber hinten weitgehend alles wegverteidigte. So blieb es in diesem von Nickeligkeiten und Hektik geprägten Duell lange Zeit beim 0:0.

So kam es, wie es kommen musste. Die Entscheidung wurde im Elfmeterschießen herbeigeführt. In diesem bewiesen die Griechen die stärkeren Nerven: Während bei den Franzosen lediglich Touré verwandelte, trafen Bakoulas, Charlampos Kostoulas und zu guter Letzt Liatsikouras für Olympiakos – und sorgten so dafür, dass erstmals in der Geschichte ein griechisches Team ein Youth-League-Finale bestreiten wird.

Tore und Karten

Tore Fehlanzeige

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Olympiakos Piräus

Piräus

A. Sina – K. Kostoulas , Koutsidis, V. Prekates – A. Koutsogoulas , T. Bakoulas, C. Mouzakitis, N. Alafakis, A. Papakanellos, S. Pnevmonidis – C. Kostoulas

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FC Nantes

FC Nantes

T. Mabon – M. Acapandié, T. Dugard, M. Mwamba, L. Gautier – M. Gomes, L. Leroux , B. Guirassy , Assoumani , B. Nzita – E. Mafoumbi

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Schiedsrichter-Team

Christian-Petru Ciochirca
Österreich

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Spielinfo
Stadion Stade de Colovray
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Das Finale in Nyon steigt am Montag – und dort geht es für Piräus gegen den Gewinner des zweiten Halbfinales, das am Abend der FC Porto und AC Mailand (LIVE! ab 18 Uhr bei kicker).

Olympiakos schreibt Geschichte – Ligaplan kommt komplett durcheinander

Der griechische Rekordmeister Olympiakos erreicht erstmals in seiner langjährigen Geschichte das Halbfinale eines europäischen Wettbewerbs. Durch die beiden Duelle gegen Aston Villa müssen mindestens zwei Ligapartien der Hafenstädter verschoben werden.

Kabinenparty von Olympiakos.

Kabinenparty von Olympiakos.

IMAGO/One Inch Productions

Nur wenige Minuten nachdem Schiedsrichter Tobias Stieler in Istanbul beim Duell Fenerbahce gegen Olympiakos (2:3 i.E.) pfiff, brachen in Piräus alle Dämme. Tausende Olympiakos-Fans feierten in der Hafenpromenade von Piräus das erstmalige Erreichen eines europäischen Halbfinals. Somit steht erstmals nach 1996 wieder ein griechisches Team in einer europäischen Vorschlussrunde. Damals scheiterte Panathinaikos in der Champions League gegen Ajax (1:0, 0:3).

Europa Conference League

Den vorläufigen Höhepunkt erreichten die Feierlichkeiten dann im Morgengrauen am Flughafen Athen, wo über 2000 Olympiakos-Fans das Team von Trainer José Luis Mendilibar empfingen. Der 63-jährige Baske, der unlängst vorzeitig für die kommende Saison verlängerte, versuchte sachlich zu bleiben: “Natürlich freuen wir uns riesig, doch bei allem Respekt vor Aston Villa, wir wollen diese Reise nun auch zu Ende führen.” Mendilibar weiß, wovon er spricht, da er im vergangenen Jahr als Trainer des FC Sevilla den Europa-League-Titel holte.

Neue Ansetzungen in der Liga

Das Weiterkommen von Olympiakos bringt auch den Spielplan der heimischen Super League ordentlich durcheinander. Das auf den 1. Mai verlegte Spiel bei PAOK muss erneut verschoben werden. Auch der vorletzte Spieltag, der am 8. Mai zeitgleich für alle sechs Teams der Play-offs angesetzt ist, muss aufgrund der beiden Duelle gegen Aston Villa (2. und 9. Mai) womöglich komplett weichen. Ligachef Minas Lysandrou spricht aber von einem “erfreulichen Kopfzerbrechen”. Die Super League will zeitnah die neuen Ansetzungen bekanntgeben.

Sicher ist nur, dass am Sonntag der 6. Spieltag (u.a. mit Olympiakos gegen PAOK) stattfinden wird und am kommenden Mittwoch der 7. Spieltag mit dem Athener Derby AEK gegen Panathinaikos, während Olympiakos zu Aris nach Thessaloniki muss.

Georgios Vavritsas

Tzolakis pariert drei Elfmeter: Piräus setzt sich gegen Fenerbahce durch

Olympiakos Piräus träumt weiter vom Heim-Finale. Gegen Fenerbahce Istanbul setzten die Griechen sich im Elfmeterschießen dank Keeper Tzolakis durch und folgen Florenz, Aston Villa und Brügge ins Halbfinale.

Wurde zum Helden für Piräus und zum Alptraum für Fenerbahce: Konstantinos Tzolakis (#88).

Wurde zum Helden für Piräus und zum Alptraum für Fenerbahce: Konstantinos Tzolakis (#88).

IMAGO/Middle East Images

Beim 3:2-Heimsieg der Griechen im Hinspiel hatten die Zuschauer in Athen so einige grobe Schnitzer gesehen. Vor heimischer Kulisse wollte vor allem Fenerbahce, in Athen mit 0:3 in Rückstand geraten, diese Fehler abstellen und den Turnaround nach Zwei-Tore-Aufholjagd verspätet vollenden.

Nur Fener sorgt für spärliche Highlights

Tatsächlich dauerte es im gewohnt lauten und emotionalen Ülker-Stadion in Istanbul auch nicht lange, ehe die Gastgeber in der Addition ausgleichen konnten. Szymanskis Zuspiel vollstreckte Irfan Can zum 1:0 (11.), ehe er nach einer guten halben Stunde auch den zweiten nennenswerten Fener-Abschluss des ersten Durchgangs verzeichnete (34.). Zuvor hatte zudem Tadic nach einem feinen Heber von Fred den Zeitpunkt zum Abspiel auf Dzeko oder den eigenen Abschluss verpasst. Daher ging es mit dem 1:0 in die Pause, vor der Szymanski und Fener in Folge eines Treffers von Hezze vergebens auf einen Elfmeterpfiff des deutschen Offiziellen Tobias Stieler gehofft hatten.

Conference-League-Viertelfinale, Rückspiele

War der erste Durchgang offensiv bereits dünn, gab es in der zweiten Halbzeit fast keine gefährlichen Torannäherungen mehr. Stattdessen stand zunächst erneut der Unparteiische im Fokus, der Piräus-Verteidiger Ntoi kurz nach einer ersten Gelben Karte aufgrund eines Handspiels nicht für ein Foul gegen Tadic des Feldes verwies (75.) – was er in der 120.+3 Minute nachholen sollte.

Batshuayis Jubel endet verfrüht

Sportlich setzte Olympiakos das erste Highlight nach dem Seitenwechsel. Joker Masouras war nach einem Eckball der Türken durch etwas Zufall enteilt, vergab gegen Livakovic dann aber schwach (80.). Umso erleichterter dürfte der Flügelspieler gewesen sein, als der ebenfalls eingewechselte Ex-Dortmunder Batshuayi quasi im direkten Gegenzug traf – aber aus dem Abseits gestartet war (82.).

Nach ereignislosen Schlussminuten ging das Spiel anschließend in die Verlängerung, in der die Mannen aus Istanbul dann plötzlich zittern mussten. Eine Freistoßflanke setzte Iborra per Kopfs aufs kurze Eck, in dem Livakovic die Kugel an den Pfosten bugsierte, ehe Djiku gegen den nachsetzenden David Carno kurz vor der Linie goldrichtig stand (103.). Da in der 114. Minute Tadic auf der anderen Seite die letzte Chance der Gastgeber ausließ, kam es zum ultimativen Showdown aus elf Metern.

Überragender Tzolakis gewinnt Privatduell mit Livakovic

In diesem standen vom ersten Schuss an die zwei Keeper im Mittelpunkt, die fast bei jedem Anlauf die richtige Ecke erahnten. So konnte Tzolakis Olympiakos gegen Tadic direkt einen Vorteil verschaffen, den Livakovic gegen André Horta postenwendend wieder zunichte machte. Allerdings scheiterte in Ünder auch der nächste Vertreter der Hausherren am griechischen Torhüter, weshalb Livakovic schlussendlich gegen Rodinei zum Parieren verdammt war – was ihm auf spektakuläre Weise gelang: An die Unterlatte lenkte er das Leder, von wo es auf die Linie sprang, diese aber nicht vollem Umfang überschritt.

Lange währte die Freude aber nicht. Der extra für das Elfmeterschießen eingewechselte Bonucci hatte als letzter der ersten zehn Schützen die Chance, auch das Elfmeterschießen noch in die Verlängerung zu bringen. Gegen Tzolakis war jedoch auch für den Union-Flop kein Gras gewachsen. Erneut ahnte dieser die richtige Ecke, wehrte den Schuss des Italieners ab und wurde damit zum vielumjubelten Helden des letzten Halbfinalteilnehmers.

In wenigen Tagen geht es für beide Mannschaften wieder um die nächsten Punkte im jeweils engen Meisterrennen. Fenerbahce, zwei Punkte hinter Galatasaray Tabellenzweiter, trifft am Montagabend um 19 Uhr auswärts auf Siavsspor. Der griechische Tabellenvierte Olympiakos empfängt bereits am Sonntag um 19.30 Uhr den Tabellendritten PAOK, den vier Punkte von Piräus trennen, zum Play-off-Duell.

Nur zwei Monate nach Verpflichtung: Olympiakos verlängert mit Mendilibar

Der griechische Rekordmeister Olympiakos hat vorzeitig den Vertrag mit Trainer José Luis Mendilibar um ein Jahr verlängert.

Soll weiterhin Trainer von Olympiakos Piräus bleiben: José Luis Mendilibar

Soll weiterhin Trainer von Olympiakos Piräus bleiben: José Luis Mendilibar

Anadolu via Getty Images

Der 63-jährige Baske übernahm im Februar den angeschlagenen Rekordmeister in einer unruhigen Phase. Mendilibar kam als siebter Trainer in den letzten 20 Monaten in Piräus an.

Nach nur zwei Monaten hat Mendilibar, der erstmals in seiner langjährigen Karriere außerhalb Spaniens arbeitet, dem Team seine Handschrift gegeben. Olympiakos steht im Viertelfinale der Europa-Conference-League und hat nach dem 3:2-Heimerfolg über Fenerbahce berechtigte Hoffnungen aufs Halbfinale. Der Baske hat in der vergangenen Saison immerhin als Trainer des FC Sevilla im Finale gegen die Roma die Europa League gewonnen. Auch in Andalusien übernahm damals Mendilibar den Klub in der Saisonendphase.

In der heimischen Superleague haben die Hafenstädter auch gute Titelchancen. Zwar belegt Olympiakos aktuell nur Rang vier, hat aber bei nur vier Zählern Rückstand auf Tabellenführer PAOK und noch sechs anstehenden Spieltagen ist auch für Olympiakos im Vierkampf auf den diesjährigen Titel wieder ein Kandidat.

Auch deshalb haben sich nun Klubführung und Mendilibar auf die Verlängerung des zum Saisonende auslaufenden Vertrags bis zum Sommer 2025 geeinigt.

Viel Bundesliga-Flair, noch mehr Fehler: Fenerbahce lädt Olympiakos ein

Nach dem Skandalspiel im türkischen Supercup waren viele Augen auf Fenerbahces Auftritt gegen Olympiakos Piräus gerichtet. Einen 0:3-Rückstand wegen schlimmer Fehler holten die Gäste dabei beinahe noch auf.

Da war noch alles eindeutig: Chiquinho (li.) bejubelt mit Stevan Jovetic (re.) die zwischenzeitliche 3:0-Führung.

Da war noch alles eindeutig: Chiquinho (li.) bejubelt mit Stevan Jovetic (re.) die zwischenzeitliche 3:0-Führung.

IMAGO/One Inch Productions

Olympiakos lief mit drei Ex-Bundesliga-Profis (Retsos, Jovetic, Fortounis) auf, die Türken hielten mit Söyüncü und Dzeko zwei prominente Namen dagegen. Am Sonntag war Fenerbahce im türkischen Supercup mit einer nur aus Nachwuchsspielern bestehenden Mannschaft angetreten und hatte das Spiel kurz nach dem Anpfiff abgebrochen. Dafür war an diesem Donnerstag eine sechsstellige Geldstrafe gegen den Klub verhängt worden.

Lange lief es darauf hinaus, dass der Tabellenzweite der SüperLig auch diesmal keine positiven Schlagzeilen schreiben würde. Mit schlimmen Fehlern luden die Gäste die Griechen zum Toreschießen ein. Den Anfang machte der Ex-Freiburger Söyüncü, dessen Spielaufbau geblockt wurde und in Fortounis’ Führungstor mündete (8.).

Immer wieder fatale Fehlpässe

Beim 2:0 für Olympiakos sah Fener-Keeper Livakovic nicht gut aus, der den Abschluss des früheren Herthaners Jovetic aus spitzem Winkel durchaus hätte parieren können (32.). Vorgelegt hatte wieder der Ex-Lauterer Fortounis. Trotz nur 44 Prozent Ballbesitz und 5:7 Torschüssen kam die Halbzeitführung für Piräus verdient daher, zu chaotisch verteidigte die Istanbuler Elf in einigen Situationen.

Conference League, Viertelfinale

Nach Wiederanpfiff wurde es noch einmal schlimmer als besser: Livakovics flache Spieleröffnung landete beim Gegner, die Viererkette rannte wie ein Hühnerhaufen durcheinander. El Kaabi vergab die Top-Chance aufs 3:0 allerdings (51.). Sein Teamkollege Chiquinho holte das Versäumte kurz darauf nach – vorausgegangen war diesmal ein unsauberer Querpass von Krunic (57.).

Fener-Coach Ismail Kartal reichte es: Er nahm sein zentrales Mittelfeld geschlossen raus und stellte um. Weil der ehemalige Leverkusener Retsos sich wenig später ein ungestümes Tackling auf der Grundlinie leistete, durfte Tadic per Strafstoß für Fenerbahce das 1:3 besorgen (68.).

Fenerbahce startet Aufholjagd

Es entwickelte sich eine Aufholjagd: Irfan Can legte in der 74. Minute nach schöner Kombination das 2:3 aus Sicht der Gäste nach, ehe Olympiakos allmählich wieder etwas Kontrolle über das Geschehen erlangte – und den knappen Sieg über die Zeit rettete.

Im Rückspiel am kommenden Donnerstag (21 Uhr, LIVE! bei kicker) darf die Elf aus Istanbul dann wieder auf den eigenen Anhang bauen, der wegen einer Auswärtssperre in Griechenland komplett fehlte. Mit der letztendlich knappen Niederlage in Piräus stehen die Chancen aufs Erreichen des Halbfinals also gar nicht mehr so schlecht.

Aus der Not zum Fortschritt: Wie Griechenland die Stadiongewalt bekämpft

Während die Spannung in der griechischen Superleague im Vierkampf um den Titel ihren bisherigen Höhepunkt erreicht hat, bereiten sich Regierung und Liga auf den nächsten Schritt der Veränderungen im Ligafußball vor. Ab heute wird das digital personalisierte Ticket in der höchsten Spielklasse eingeführt.

In Griechenland blieben die Stadien lange leer.

In Griechenland blieben die Stadien lange leer.

IMAGO/One Inch Productions

Am vergangenen Wochenende erreichte der Vierkampf um den diesjährigen Meistertitel seinen vorläufig spannendsten Höhepunkt. Das Spitzenspiel zwischen Meister AEK und Tabellenführer PAOK endete 2:2, beide Teams liegen somit weiterhin nur einen Zähler auseinander (67 zu 66). Doch nach den Erfolgen von Panathinaikos (2:0 bei Aris) und Olympiakos (5:1 in Lamia) sind alle vier noch enger zusammengerückt. Zwischen den Plätzen eins und vier beträgt die Differenz nur vier Punkte. Bei noch sechs ausstehenden Spieltagen der Play-offs und sieben weiteren direkten Duellen zwischen den Vier wird die Entscheidung wohl erst am letzten Spieltag fallen.

Harte Maßnahmen nach Randalen im Dezember

Der am Sonntag absolvierte Spieltag war aber auch der letzte in seiner gewohnten Art und Weise. Denn ab heute wird in Griechenland das personalisierte Ticket für den Eintritt in den Stadien schrittweise eingeführt. Alles fing Anfang Dezember an. Mehrere Fanrandale erreichten ihren traurigen Tiefpunkt, als vor einer Volleyballhalle bei Ausschreitungen zwischen Hooligans und der Polizei ein Polizist so schwer von einer von dutzenden Leuchtkugeln getroffen wurde, dass er ein paar Tage später verstarb. Daraufhin schloss die Regierung alle Fußballarenen für Zuschauer aus und kündigte harte Maßnahmen an. Zwei Monate lang gab es in der Superleague die allen noch aus der Corona-Pandemie bekannten Geisterspiele.

Diese Zeit nutzte man, um die ersten Schritte anzugehen. Eine Gesetzesänderung verschärfte die Strafen für Wurfgeschosse und das Abbrennen und Werfen von Pyro, Knallkörpern und Leuchtkugeln. Nun drohen von saftigen Geldstrafen bis zu mehrjährigen Haftstrafen zusätzlich zum verbindlichen Stadionausschluss. Der nächste Schritt war die Installierung von hochauflösenden Überwachungskameras in allen Stadien. Während neuere Arenen wie das “Georgios-Karaiskakis” in Piräus oder das neue AEK-Stadion über solche schon verfügten, mussten anderswo neue Systeme neu eingebaut werden. Die Überwachung der Kameras wird am Vortag einer Partie an die zuständigen Behörden übergeben. Erst danach wird die Spielgenehmigung erteilt.

Digitale Identifizierung der Ticketinhaber

Zwei Monate nach Wiedereröffnung der Stadien haben die Erstligateams diese Auflagen erfüllt. Man merkt an jedem Spieltag, dass es ziemlich ruhig zugeht und wenn überhaupt nur kleinere Vergehen registriert werden. Und seit heute läuft der eigentlich schwierigere Schritt: die Identifizierung der Fans. Doch da überrascht – wie schon zu Pandemiezeiten – die Regierung positiv und fortschrittlich.

In der Bürgerapp “gov.gr”, mit der man über 2000 alltägliche Angelegenheiten mit dem Staat seitdem abwickelt sind viereinhalb Millionen registriert. Diese können nun simpel ihr gekauftes Ticket auf der “gov.gr”-App einscannen und so nur das Handy mit ins Stadion nehmen. Warteschlangen, Kontrollen und Personal dafür fallen weg. Genauso einfach können Eltern ihre Kinder registrieren, die sie ins Stadion begleiten. Seit der Ankündigung haben sich über 150.000 in der Plattform neu registriert. Bis Saisonende gibt es eine Übergangsphase mit dem alten und dem neuen System. So können sich zum Beispiel Rentner (über 67-Jährige) und Nicht-griechische-Staatsbürger auch weiterhin ihr Ticket “altmodisch” gegen Erfassung ihres Ausweises am Schalter kaufen.

Regierung und Liga im Gleichschritt

Dimitrios Papastergiou, Oberhaupt des Ministeriums für Digitalisierung erklärt dem kicker die Idee: “Die Stadien sollen wieder Stätten des Sports und der Unterhaltung werden. Deshalb bin ich der Ansicht, dass der Plan der Regierung von Kyriakos Mitsotakis neue und mutige Wege zu gehen, richtig ist. Gesetzesanpassung, Überwachungskameras und Identifizierung ist unser Sicherheitsfahrplan. Ab heute können die Fußballfans digital auf simple und benutzerfreundliche Art in die Stadien eintreten. Für die Identifizierung des Zuschauers reicht das Einscannen des Tickets im “gov.gr”-Wallet. Für Griechen im Ausland, also auch für die, die in Deutschland leben und die womöglich noch über keine Zugangsdaten für “gov.gr” verfügen, reicht das Einscannen ihres Reisepasses.”

Dimitrios Papastergiou

Dimitrios Papastergiou, das Oberhaupt des Ministeriums für Digitalisierung.
www.gov.gr

Die Übergangsphase bis Saisonende wird zur Eingewöhnung dienen, aber auch eventuelle Einzelfälle aufklären. So könnte theoretisch auch die Weitervergabe einer Dauerkarte über “gov.gr” erfasst werden, wenn es die Ligaklubs begrüßen.

Die Liga sieht das ganze Vorhaben positiv, wie es Ligachef Minas Lysandrou gegenüber dem kicker begrüßt: “Damit wir ein sicheres Umfeld in den Stadien schaffen, müssen wir alle zusammenarbeiten. Wir sind im dauerhaften Austausch mit den zuständigen Ministerien für Innere Sicherheit, Digitalisierung und Sport, denn unser aller Ziel ist identisch. Der Fußball muss auch die Technologie nutzen, um die Sicherheit der Stadien und den Komfort der Fans zu gewährleisten. Schritt für Schritt werden wir weiter vorankommen.”

Die aktuelle Lage in den Stadien scheint beiden jetzt schon Recht zu geben. Beim Spitzenspiel in Athen waren mehr als 30.000, in Thessaloniki bei Aris-Panathinaikos über 10.000 und in Lamia ein paar tausend Fans, darunter erstmals auch 500 Olympiakos-Fans – allesamt friedlich und gänzlich ohne nennenswerte Vorfälle. In keinem der sieben Erstligastadien gab es auch nur ein einziges Wurfgeschoss. Nicht mal die früher eher harmlos üblichen Bierbecher, Wasserflaschen, nicht mal ein Feuerzeug. Schon jetzt ein enormer Gewinn.

Und der Sport selbst besorgt den Rest. Denn niemand will im spannendsten Titelrennen seit 1980 (damals kämpften fünf Teams bis zum letzten Spieltag um den Titel, der dann in einem Entscheidungsspiel zwischen Olympiakos und Aris endete) riskieren, das nächste Spiel oder gar die nahende Titelentscheidung zu verpassen. Eine Win-Win-Situation. Genauer genommen eine Win-Win-Win-Situation. Für Fußballfans, Liga und Regierung.

Georgios Vavritsas