Marta kündigt Rücktritt aus Brasiliens Nationalteam an

In diesem Jahr will Marta aus der brasilianischen Nationalmannschaft zurücktreten. Das kündigte die sechsmalige Weltfußballerin an. Das letzte Highlight sollen die Olympischen Spiele werden.

Noch in diesem Jahr ist Schluss: Marta streift das brasilianische Nationaltrikot ab.

Noch in diesem Jahr ist Schluss: Marta streift das brasilianische Nationaltrikot ab.

IMAGO/Sports Press Photo

Eine der größten Fußballerinnen der Geschichte hat ihren Rücktritt aus der Nationalmannschaft angekündigt: Marta, inzwischen 38 Jahre alt, will in diesem Jahr letztmals für die brasilianische Auswahl auflaufen. Bei den Olympischen Spielen in Paris will sie in diesem Sommer noch mal eine letzte Duftmarke setzen – wenn sie denn darf.

“Egal, ob ich bei den Olympischen Spielen dabei bin oder nicht: Das wird mein letztes Jahr im Nationalteam sein”, erklärte Marte bei CNN in Brasilien. Sollte sie nominiert werden, werde sie “jeden Moment genießen”. “Ab 2025 wird es keine Marta mehr als Nationalspielerin geben.”

In Paris steht die Angreiferin vor ihrer sechsten Olympia-Teilnahme. 2021 avancierte sie in Tokio zur ersten Spielerin, die bei fünf Olympischen Spielen in Serie traf. 2004 und 2008 hatte sie mit Brasilien jeweils Silber gewonnen, in beiden Fällen hatten sich im Finale die USA durchgesetzt.

Marta ist WM-Rekordtorschützin – Weltmeisterin wurde sie nie

Insgesamt kommt Marta auf 116 Tore in 175 Länderspielen. 17 davon erzielte sie in ihren 23 WM-Einsätzen, was sonst niemand schaffte – weder bei Frauen- noch Männer-Weltmeisterschaften. Den Titel gewann die sechsmalige Weltfußballerin allerdings nie. 2007 war sie am nächsten dran, als Brasilien erst im Endspiel gegen Titelverteidiger Deutschland unterlag (0:2). Im vergangenen Jahr war die Selecao bereits in der Gruppenphase gescheitert.

Dennoch sieht Marta, die dafür dreimal die Copa America Femenina holte, das Team gut gerüstet für die Zukunft. “Ich bin da sehr gelassen”, sagte sie zu ihrem bevorstehenden Rücktritt, “denn ich sehe die Entwicklung, die wir mit den jungen Spielerinnen gerade erleben, mit großem Optimismus”. Es gebe “sehr talentierte Mädchen – in den nächsten Jahren wird man sehen, wovon ich spreche”.

Auf Klubebene läuft Marta, die mehrere Jahre ihrer Karriere in Schweden verbrachte, seit 2017 für Orlando Pride in der NWSL auf.

Romario macht’s noch einmal: Comeback mit 58 Jahren

Alter schützt vor Fußball nicht. Dachte sich Romario und schnürt noch einmal seine Fußballschuhe. Mit 58.

Inzwischen in der Politik zu Hause, aber bald wieder Torjäger: Romario.

Inzwischen in der Politik zu Hause, aber bald wieder Torjäger: Romario.

picture alliance/AP Photo

Im Jahr 2009 war Fußball-Legende Romario vom Sportplatz in die Politik gewechselt. Schon damals war der Weltmeister von 1994 ein gutes Stück über 40 Jahre alt. Heute ist er Senator im brasilianischen Oberhaus – aber auch Präsident des Fußballklubs America FC in Rio de Janeiro.

Eine Familienangelegenheit. Denn der Verein war einst der Lieblingsklub von Romarios Vater, kürzlich heuerte dieser Sohn Romarinho (30) an. Und um die ganze Sache rund zu machen, will Romario selbst nun wieder dem Ball hinterherjagen.

WM-Finale 1994

“Ich werde ein paar Spiele für meinen Herzensverein spielen. Und mir einen großen Wunsch erfüllen: einmal an der Seite meines Sohnes zu stürmen”, kündigte der Goalgetter Jahrgang 1966 an. Den Statuten entsprechend, wird er für seine Einsätze einen Mindestlohn verdienen, den er jedoch umgehend an seinen Verein spenden will.

Carioca Championship oder Freundschaftsspiele?

America bestreitet ab dem 18. Mai die “Carioca Championship” in Rio de Janeiro, vom Niveau her vergleichbar mit der deutschen Oberliga. Ob es Ligaspiele sein werden, in denen Romario zu bewundern sein wird, steht noch in den Sternen.

Sein eigener Stern war einst bei Vasco da Gama aufgegangen, die PSV Eindhoven und der FC Barcelona waren die wohl prominentesten Stationen des Vollblutstürmers – Titelgewinne inklusive. Für sein Heimatland holte der Weltfußballer von 1994 neben dem WM-Pokal auch zweimal die Copa America und Silber bei den Olympischen Spielen 1988. Und Dritter bei der Beachsoccer-WM 2005 war er auch.

Nach ligaweiten Protesten: Frauen-Coach des FC Santos tritt zurück

Spielerinnen in Brasilien protestierten vereinsübergreifend gegen die Wiedereinstellung von Trainer Kleiton Lima beim FC Santos. Mit Erfolg: Am Montag trat er zurück.

2011 stand Kleiton Lima bei der Frauen-WM in Deutschland für Brasilien an der Seitenlinie.

2011 stand Kleiton Lima bei der Frauen-WM in Deutschland für Brasilien an der Seitenlinie.

IMAGO/USA TODAY Network

Der frühere Frauen-Nationalcoach Brasiliens, Kleiton Lima, ist von seiner Vergangenheit eingeholt werden. Als Reaktion auf ligaweite Proteste trat der 49-Jährige nur zwei Wochen nach seiner abermaligen Installation als Trainer des FC Santos zurück. Pelés Heimatklub teilte am Montag mit, dass Lima “eine persönliche Entscheidung” getroffen habe, um “seine Familie, seine Integrität und den Verein zu schützen”. Lima soll demzufolge gar Morddrohungen erhalten haben.

Brasilianische Medien hatten im September 2023 berichtet, dass es gegen Lima 19 anonyme Anschuldigungen wegen Mobbing und Belästigung gebe. Daraufhin wurde er beurlaubt, ehe er am 2. April wieder eingestellt wurde. Zuvor hatten die Verantwortlichen von Santos erklärt, sie hätten keine Beweise für ein Fehlverhalten gefunden, obwohl Spielerinnen Belege für ihre Aussagen übergeben hatten. Auch Lima bestreitet die Vorwürfe.

Teams posierten komplett in Trikots mit der Rückennummer 19

Seit Freitag protestierten Spielerinnen aus der ganzen Liga unter dem Motto “Sie werden uns nicht zum Schweigen bringen” gegen Limas Rückkehr. Vor ihren Spielen hielten sie sich die Hände vor den Mund. Teams posierten symbolisch für die Anzahl der mutmaßlichen Opfer von Limas Übergriffen komplett in Trikots mit der Rückennummer 19, mit dem Rücken zu den Fotografen.

Sein abermaliger Abgang dürfte für Brasiliens erfolgreichsten Frauen-Trainer voraussichtlich das Ende seiner Laufbahn als Coach bedeuten. 2011 hatte der frühere Mittelfeldspieler die Brasilianerinnen bei der WM-Endrunde in Deutschland bis ins Viertelfinale geführt.

Mobbing, Diskriminierung und sexuelle Belästigung sind im brasilianischen Frauenfußball ein großes Problem. In einer anonymen Umfrage von ge.globo.com berichteten 209 Spielerinnen aus den ersten drei Ligen über Fehlverhalten bis hin zu Übergriffen durch Vereinsfunktionäre und Trainer.

pab, DPA, SID

90.+6! Brasiliens Lucas Paqueta entreißt Spanien den Sieg

Das unter dem Motto: “Eine Haut, eine Identität.” stehende Spiel zwischen Spanien und Brasilien bot im Santiago Bernabeu tolle Unterhaltung. Am Ende war der Fußball der Sieger.

Brasilien bejubelt das späte Remis im Test gegen Spanien.

Brasilien bejubelt das späte Remis im Test gegen Spanien.

Getty Images

Spaniens Trainer Luis de la Fuenta würfelte seine Startelf nach dem 0:1 gegen Kolumbien gehörig durcheinander: Ganze zehn Spieler waren neu in der Startelf, lediglich Laporte hatte bereits gegen die Südamerikaner begonnen. Einer der neuen Spieler war Dani Olmo, der Leipziger durfte im zentralen offensiven Mittelfeld ran.

Brasilien-Coach Dorival Silvestre Junior wählte nach dem 1:0 in England dagegen eine komplett andere Marschrichtung und schickte exakt jene Startelf ins Rennen, die auch im Wembley auflief. Einzige Änderung: Vinicius Junior, der sich erst am Vortag auf der PK wiederholt zum Thema Rassismus geäußert hatte, übernahm von Danilo die Kapitänsbinde für die Partie, die mit dem Motto: “Eine Haut, eine Identität.” ein Zeichen gegen Rassismus setzen wollte.

Lamine Yamal holt ersten von drei Elfmetern heraus

Spanien erwischte im Estadio Santiago Bernabeu in Madrid den besseren Start. Bereits nach fünf Minuten hatten die Zuschauer den ersten Torschrei auf den Lippen, doch die Volleyabnahme von Lamine Yamal strich knapp über den Querbalken. Der erst 16-jährige Youngster des FC Barcelona war dann aber der Wegbereiter des spanischen Führungstores: Im Strafraum fiel er im Zweikampf mit Joao Gomes, es gab Elfmeter. Der Pfiff war aber zweifelhaft, Lamine Yamal hob früh und bereitwillig ab. Kapitän Rodri ließ sich davon nicht beirren und verwandelte sicher zum 1:0 (12.).

Spanien blieb auch in der Folgezeit am Drücker, besonders über den glänzend aufgelegten und mit fairen Mitteln kaum zu stoppenden Lamine Yamal. Doch es dauerte bis zur 36. Minute, ehe die Iberer nachlegten – und wie: Lamine Yamal brachte Dani Olmo im Strafraum ins Spiel, der Leipziger tunnelte Lucas Beraldo frech, zog quer am Fünfmeterraum an zwei weiteren Gegenspielern vorbei und schoss zum 2:0 ein. Von Brasilien war eigentlich wenig zu sehen, doch Unai Simon lud die Selecao dann zum Toreschießen ein. Der Spanier spielte den Ball völlig unbedrängt genau in die Füße von Rodrygo, der sich mit einem Heber zum 1:2 bedankte (40.).

Endrick sofort zur Stelle – Lucas Paqueta hat das letzte Wort

Mit einem Viererwechsel reagierte Brasiliens Coach Silvestre Junior mit Wiederanpfiff auf den doch ernüchternden Auftritt der Selecao, unter anderem kam Endrick in die Partie. Und der 17-Jährige, der ab Sommer das Trikot von Real Madrid tragen wird, war sofort zur Stelle: Nach einem Eckball nahm er den Abpraller volley ab und markierte in der 50. Minute das 2:2.

Fortan wogte die Partie hin und her – mit Chancen auf beiden Seiten. Zunächst machte Unai Simon seinen Bock beim 1:2 wieder wett, als er in der 52. Minute einen Schuss von Rodrygo mit den Fingerspitzen um den Pfosten lenkte. In der 67. Minute nahm sich Fabian ein Herz, der stramme Distanzschuss schrammte nur knapp am brasilianischen Tor vorbei. Und in der 75. Minute war erneut Dani Olmo von der Strafraumgrenze zur Stelle, doch Brasiliens Keeper Bento klärte im Nachfassen zur Ecke.

In der Schlussphase waren dann wieder die Spanier am Drücker, Brasilien war nun mehrheitlich mit Abwehrarbeiten beschäftigt und wartete auf Konter – dann überschlugen sich die Ereignisse: Zunächst foulte Lucas Beraldo Carvajal, Rodri verwandelte zum zweiten Mal sicher – 3:2 (86.). Spanien sah fast schon wie der Sieger aus, doch in der fünften Minute der Nachspielzeit griff Carvajal Galeno im Strafraum in die Beine – Elfmeter für Brasilien, dieses Mal ohne Diskussionen. Lucas Paqueta trat an und verwandelte zum 3:3-Endstand (90.+6).

90.+6! Brasiliens Lucas Paqueta entreißt Spanien den Sieg

Das unter dem Motto: “Eine Haut, eine Identität.” stehende Spiel zwischen Spanien und Brasilien bot im Santiago Bernabeu tolle Unterhaltung. Am Ende war der Fußball der Sieger.

Brasilien bejubelt das späte Remis im Test gegen Spanien.

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Getty Images

Spaniens Trainer Luis de la Fuenta würfelte seine Startelf nach dem 0:1 gegen Kolumbien gehörig durcheinander: Ganze zehn Spieler waren neu in der Startelf, lediglich Laporte hatte bereits gegen die Südamerikaner begonnen. Einer der neuen Spieler war Dani Olmo, der Leipziger durfte im zentralen offensiven Mittelfeld ran.

Brasilien-Coach Dorival Silvestre Junior wählte nach dem 1:0 in England dagegen eine komplett andere Marschrichtung und schickte exakt jene Startelf ins Rennen, die auch im Wembley auflief. Einzige Änderung: Vinicius Junior, der sich erst am Vortag auf der PK wiederholt zum Thema Rassismus geäußert hatte, übernahm von Danilo die Kapitänsbinde für die Partie, die mit dem Motto: “Eine Haut, eine Identität.” ein Zeichen gegen Rassismus setzen wollte.

Lamine Yamal holt ersten von drei Elfmetern heraus

Spanien erwischte im Estadio Santiago Bernabeu in Madrid den besseren Start. Bereits nach fünf Minuten hatten die Zuschauer den ersten Torschrei auf den Lippen, doch die Volleyabnahme von Lamine Yamal strich knapp über den Querbalken. Der erst 16-jährige Youngster des FC Barcelona war dann aber der Wegbereiter des spanischen Führungstores: Im Strafraum fiel er im Zweikampf mit Joao Gomes, es gab Elfmeter. Der Pfiff war aber zweifelhaft, Lamine Yamal hob früh und bereitwillig ab. Kapitän Rodri ließ sich davon nicht beirren und verwandelte sicher zum 1:0 (12.).

Spanien blieb auch in der Folgezeit am Drücker, besonders über den glänzend aufgelegten und mit fairen Mitteln kaum zu stoppenden Lamine Yamal. Doch es dauerte bis zur 36. Minute, ehe die Iberer nachlegten – und wie: Lamine Yamal brachte Dani Olmo im Strafraum ins Spiel, der Leipziger tunnelte Lucas Beraldo frech, zog quer am Fünfmeterraum an zwei weiteren Gegenspielern vorbei und schoss zum 2:0 ein. Von Brasilien war eigentlich wenig zu sehen, doch Unai Simon lud die Selecao dann zum Toreschießen ein. Der Spanier spielte den Ball völlig unbedrängt genau in die Füße von Rodrygo, der sich mit einem Heber zum 1:2 bedankte (40.).

Endrick sofort zur Stelle – Lucas Paqueta hat das letzte Wort

Mit einem Viererwechsel reagierte Brasiliens Coach Silvestre Junior mit Wiederanpfiff auf den doch ernüchternden Auftritt der Selecao, unter anderem kam Endrick in die Partie. Und der 17-Jährige, der ab Sommer das Trikot von Real Madrid tragen wird, war sofort zur Stelle: Nach einem Eckball nahm er den Abpraller volley ab und markierte in der 50. Minute das 2:2.

Fortan wogte die Partie hin und her – mit Chancen auf beiden Seiten. Zunächst machte Unai Simon seinen Bock beim 1:2 wieder wett, als er in der 52. Minute einen Schuss von Rodrygo mit den Fingerspitzen um den Pfosten lenkte. In der 67. Minute nahm sich Fabian ein Herz, der stramme Distanzschuss schrammte nur knapp am brasilianischen Tor vorbei. Und in der 75. Minute war erneut Dani Olmo von der Strafraumgrenze zur Stelle, doch Brasiliens Keeper Bento klärte im Nachfassen zur Ecke.

In der Schlussphase waren dann wieder die Spanier am Drücker, Brasilien war nun mehrheitlich mit Abwehrarbeiten beschäftigt und wartete auf Konter – dann überschlugen sich die Ereignisse: Zunächst foulte Lucas Beraldo Carvajal, Rodri verwandelte zum zweiten Mal sicher – 3:2 (86.). Spanien sah fast schon wie der Sieger aus, doch in der fünften Minute der Nachspielzeit griff Carvajal Galeno im Strafraum in die Beine – Elfmeter für Brasilien, dieses Mal ohne Diskussionen. Lucas Paqueta trat an und verwandelte zum 3:3-Endstand (90.+6).

Im Video: Vinicius bricht in Tränen aus und erntet Applaus

Real-Star immer wieder das Ziel rassistischer Beleidigungen 26.03.2024

Im Video: Vinicius bricht in Tränen aus und erntet Applaus

2:15Die Partie der brasilianischen Nationalmannschaft im Santiago Bernabeu gegen Spanien steht unter dem Motto “Eine Haut, eine Identität” – und soll damit auf das nach wie vor omnipräsente Thema Rassismus aufmerksam machen. Vinicius Junior wurde in letzter Zeit immer wieder rassistisch beleidigt. Und wie nah dem Real-Star das Thema geht, war auf der Pressekonferenz deutlich zu sehen.

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2:15Die Partie der brasilianischen Nationalmannschaft im Santiago Bernabeu gegen Spanien steht unter dem Motto “Eine Haut, eine Identität” – und soll damit auf das nach wie vor omnipräsente Thema Rassismus aufmerksam machen. Vinicius Junior wurde in letzter Zeit immer wieder rassistisch beleidigt. Und wie nah dem Real-Star das Thema geht, war auf der Pressekonferenz deutlich zu sehen.

Brasiliens Matchwinner in Wembley: Endrick ante portas

Seit 30 Jahren hatte Rekordweltmeister Brasilien keinen so jungen Torschützen mehr wie Endrick (17) – der gegen England gezeigt hat, warum er Real Madrid so viel Geld wert war.

Das

Das “nächste große Ding”: Endrick.

Getty Images (2), imago images

Weil auch Brasilien gegen England ein Freundschaftsspiel sein kann, ließen die Spieler von Real Madrid ihrer Freundschaft nach Schlusspfiff freien Lauf: Der Engländer Jude Bellingham umarmte herzlich die Brasilianer Vinicius Junior, Rodrygo – und Endrick, den 17 Jahre jungen Matchwinner. Von dem heute die halbe Fußballwelt spricht.

Noch trägt Endrick zwar das Vereinstrikot des brasilianischen Traditionsklubs Palmeiras (Sao Paulo). Wenn er im Juli seinen 18. Geburtstag feiert, geht es allerdings zu den Königlichen, die sich das nächste brasilianische Toptalent bereits im Dezember 2022 gesichert hatten – nur zwei Monate nach dessen offiziellem Pflichtspiel-Debüt. Für rund 70 Millionen Euro.

Damals wurde der spanische Rekordmeister, der schon früh – und erfolgreich – auf die Karten Vinicius Junior und Rodrygo gesetzt hatte (für je rund 45 Millionen Euro), für diesen waghalsigen potenziellen Königstransfer noch teilweise belächelt. Spätestens seit Samstagabend dürfte sich das erledigt haben.

Der Spielbericht

Das reine Versprechen an die Zukunft ist seit Dezember 2022 längst auch in die Gegenwart eingetaucht. 66 Pflichtspiele für Palmeiras hat der Teenager inzwischen hinter sich, immerhin 18 Tore hat der typisch brasilianische Mittelstürmer dabei geschossen. Im Herbst 2023 allerdings ganze sechs Treffer an den letzten acht Spieltagen eines enorm engen Meisterrennens. Mit erfolgreichem Ausgang.

So wie am Samstagabend in Wembley, als Linksfuß Endrick seinen dritten Kurzeinsatz in der brasilianischen Nationalmannschaft mit seinem ersten Treffer krönte – dem einzigen des Spiels. Es war ein simpler Abstauber, Sekunden vor Abpfiff vergab er zudem noch eine Großchance, doch es waren nicht diese Szenen, die das Versprechen – auf solch einer Bühne – bereits wie jede Menge Wirklichkeit anmuten ließen.

Ein 17-Jähriger spricht über Bobby Charlton

Das Selbstverständnis, sofort überlegte Hackentricks und sonstige Finten einzustreuen, die Ballführung, Dynamik und Geradlinigkeit hinterließen Eindruck. Und einen Eintrag in den Fußball-Geschichtsbüchern. Endrick, der jüngste Torschütze der Selecao seit Ronaldo 1994. Eine Parallele, die am Samstagabend nicht zum ersten Mal bemüht wurde. Aber zum ersten Mal konnte sich auch Fußball-Europa davon überzeugen. Endrick ante portas. Das “nächste große Ding” steht vor der Tür.

“Er kommt vom Platz und spricht mit den brasilianischen Medien über Bobby Charlton”, berichtete der Südamerika-Experte Tim Vickery bei BBC Radio 5 Live ungläubig. Nicht nur der ausgefallene Torjubel hatte schon etwas extrem Routiniertes. Endrick ist kein junges Reh mehr, dafür steht er mit seinen 17 Jahren längst auf viel zu durchtrainierten Oberschenkeln. “Wenn er die Einstellung behält, die er bis jetzt gezeigt hat”, ist sich Brasiliens neuer Nationaltrainer Dorival Junior sicher, “wird er ein wichtiger Name im brasilianischen und im Weltfußball”.

In den Fußstapfen und an der Seite seiner gar nicht mal viel älteren Landsleute scheint Endrick bei Real Madrid perfekt aufgehoben zu sein. Wo junge Senkrechtstarter von erfahrenen Allesgewinnern lernen können und von Trainer-Koryphäe Carlo Ancelotti behutsam an die ganz große Bühne herangeführt werden – die Endrick nun schon betreten hat.

Matchwinner für den Rekordweltmeister in Wembley, viel mehr geht doch gar nicht. Außer vielleicht das erste Mal dort vorzuspielen, wo er ab Sommer die nächsten Schritte, die nächsten Finten, die nächsten Tore machen soll. Am Dienstagabend (21.30 Uhr, LIVE! bei kicker) tritt Brasilien in Spanien an. Und Endrick zum ersten Mal im Estadio Santiago Bernabeu. Einschüchtern wird ihn die Kulisse nicht.