Erst Debüt, dann Abschied? Sarr spricht über “Höhen und Tiefen”

Amin Sarr kommt langsam an beim VfL Wolfsburg, stand in Bremen (2:0) erstmals in der Startelf. Die Zeit des Schweden bei den Niedersachsen wird aber bald enden. Die Kaufoption in Höhe von 13 Millionen Euro wird der VfL kaum ziehen.

Erstmals in der Startelf: Amin Sarr gewann mit Wolfsburg in Bremen - seine Zukunft liegt aber kaum beim VfL.

Erstmals in der Startelf: Amin Sarr gewann mit Wolfsburg in Bremen – seine Zukunft liegt aber kaum beim VfL.

IMAGO/regios24

Lange hat er darauf warten müssen, in Bremen (2:0) stand er nun erstmals in dieser Saison in der Wolfsburger Startelf. Amin Sarr kam Ende August nach Wolfsburg, der Leihstürmer von Olympique Lyon war die Reaktion auf die schwere Knieverletzung von Lukas Nmecha, die er sich im Pokalspiel zugezogen hatte. Ersetzen konnte Sarr den deutschen Nationalspieler aber zu keiner Zeit.

Er musste sich an die Bundesliga gewöhnen, erzählt er, der selbst mit Verletzungsproblemen zu kämpfen hatte. Bei den wenigen Chancen, die er als Joker erhielt, enttäuschte er meistens. Im Debütspiel des neuen Trainers Ralph Hasenhüttl stand der Schwede nun erstmals zu Spielbeginn auf dem Feld: “Ein besonderes Gefühl”, betont der Sarr, “ich habe versucht, diesen Moment zu genießen.” Bevor er den VfL in Kürze wieder verlassen wird.

Offiziell ist das freilich noch nicht, theoretisch könnte Sarr ja sogar noch zum großen Gewinn im Saisonendspurt werden, Tor um Tor schießen. Realistisch aber ist, dass der Schwede im Sommer nach Lyon zurückkehren wird. Zumal er nicht billig wäre: 13 Millionen Euro müsste der VfL für den Leihspieler auf den Tisch legen, um ihn fest zu holen. Immerhin: Eine Kaufpflicht besteht nicht.

Und auch eine Zahlung wird für den ablösefreien Leihspieler, der in Bremen mit 34,97 km/h schnellster Spieler auf dem Platz war, nicht mehr fällig. Beim Wolfsburger Einzug in die Champions League wäre eine Million Euro zu zahlen gewesen, die Europa-League-Qualifikation hätte 500.000 Euro gekostet – wenn Sarr auf eine bestimmte Anzahl an Spielen gekommen wäre.

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Nun bietet sich für den 23-jährigen Angreifer, der in elf Einsätzen ohne Tor und Vorlage blieb, immerhin noch die Chance, nach einer bisher wenig zufriedenstellenden Saison für sich noch einen guten Abschluss zu finden. “Höhen und Tiefen” habe es gegeben, sagt er im Rückblick, will den Schritt nach Wolfsburg aber nicht als Fehler einordnen. “Ich habe viel gelernt in den vergangenen Monaten, das wird mir für meine Zukunft helfen.” Wo diese liegt, kann er noch nicht sagen. “Ich weiß es nicht.”

Thomas Hiete

Nach Rekord-Rot: Lacroix fehlt Hasenhüttl zweimal

Weil er am Samstag mal wieder vom Platz flog, wurde Maxence Lacroix mal wieder gesperrt. Der Verteidiger des VfL Wolfsburg verewigte sich gleich in mehreren Bundesliga-Rankings.

Vergeblich protestiert: Referee Sascha Stegemann schickte Maxence Lacroix in Bremen mit Rot vom Platz.

Vergeblich protestiert: Referee Sascha Stegemann schickte Maxence Lacroix in Bremen mit Rot vom Platz.

IMAGO/Steinbrenner

Seit er 2020 vom FC Sochaux zum VfL Wolfsburg wechselte, hat Maxence Lacroix noch in keiner Bundesliga-Saison mehr als 30 Spiele absolviert. Immer wieder hat er sich das aber selbst zuzuschreiben: Am vergangenen Samstag flog er bereits zum sechsten Mal vom Platz.

Im Auswärtsspiel bei Werder Bremen (2:0) hatte der 23 Jahre junge Franzose in der eigenen Hälfte einen Pass zu unsauber angenommen und den daraufhin durchgebrochenen Romano Schmid zu Fall gebracht – Notbremse. Schiedsrichter Sascha Stegemann schickte Lacroix, der kurz vor der Pause zum 1:0 getroffen hatte, allen Protesten zum Trotz in der 76. Minute vom Platz und sorgte nach Werders frühem Platzverweis (Rot für Anthony Jung, 43.) für eine personell ausgeglichene Schlussphase.

Am Mittwoch erfuhr Lacroix nun sein Strafmaß: Das DFB-Sportgericht verhängte “wegen eines unsportlichen Verhaltens” eine Sperre von zwei Spielen – genauso viele wie nach der Roten Karte, die sich der Innenverteidiger kurz vor Weihnachten beim Wolfsburger 1:0-Sieg in Darmstadt ebenfalls per Notbremse nach einem schlecht verarbeiteten Rückpass eingehandelt hatte.

Schon 2021/22 flog Lacroix dreimal

Damit fehlt Wiederholungstäter Lacroix dem neuen Wölfe-Trainer Ralph Hasenhüttl in den Partien gegen Borussia Mönchengladbach (Sonntag, 17.30 Uhr) und bei RB Leipzig (13. April, 15.30 Uhr, beide LIVE! bei kicker). Dabei geht es für den VfL darum, den auf acht Punkte ausgebauten Vorsprung auf den Relegationsplatz nicht wieder schmelzen zu lassen.

Lacroix hat bereits jetzt Geschichte geschrieben: Er ist nicht nur der erste Bundesliga-Spieler, der in zwei Spielzeiten je drei Platzverweise kassiert (wie 2021/22 zweimal Rot, einmal Gelb-Rot), sondern auch der Jüngste, der auf insgesamt sechs kommt. Der bisherige “Spitzenreiter” war Luiz Gustavo, der am 14. September 2013 im Alter von 26 Jahren und 53 Tagen zum sechsten Mal vom Platz geflogen war. Für den Brasilianer kamen noch zwei weitere hinzu, was ihn gemeinsam mit Jens Nowotny zum Rekordhalter macht.

Doppelsperre: Hasenhüttl muss rotieren – und ohne Odogu auskommen

Rotation ist ein großes Thema in dieser Saison beim VfL Wolfsburg, nun muss der neue Trainer Ralph Hasenhüttl seine Mannschaft nach dem Sieg bei Werder Bremen (2:0) notgedrungen umbauen – gleich zwei Innenverteidiger werden gegen Mönchengladbach fehlen.

Zum Rotieren gezwungen: Wolfsburgs neuer Trainer Ralph Hasenhüttl wird gegen Gladbach mindestens seine Defensive verändern.

Zum Rotieren gezwungen: Wolfsburgs neuer Trainer Ralph Hasenhüttl wird gegen Gladbach mindestens seine Defensive verändern.

IMAGO/Jan Huebner

Rotation könnte das Wort dieser Saison werden beim VfL Wolfsburg. Was wurde  nicht schon alles diskutiert in den vergangenen Monaten. Über die vielen Wechsel von Ex-Trainer Niko Kovac, der sich beim Versuch, es allen Spielern im Kader irgendwie recht zu machen, verzettelte. Er tauschte seine Akteure umher, veränderte Positionen und regelmäßig das System, kam früh in der Saison von der Erfolgsspur ab.

Und wäre dennoch wohl kaum auf jene Elf gekommen, die sein Nachfolger Ralph Hasenhüttel am vergangenen Spieltag beim Debüt bei Werder Bremen (2:0) ins Rennen schickte. Zahlreiche Länderspielreisende, darunter die Topscorer Jonas Wind und Lovro Majer, saßen auf der Bank, der bislang enttäuschende Amin Sarr stand hingegen erstmals in der Startelf. Vier Wechsel nahm der Österreicher insgesamt vor, pendelte systematisch zwischen Dreier-, Vierer- und Fünferkette – und gewann. Der Auftakt geriet nicht schön, aber erfolgreich. Und das, so Hasenhüttl, “war das Wichtigste.”

Hasenhüttl: “Deswegen sind Siege enorm wichtig”

Denn nur so kann es nachhaltig werden in Wolfsburg. “Auch für die Jungs war es ein ganz wichtiger Sieg”, weiß der 56-Jährige, “weil alles, was man neu bringt, alles, was man neu predigt, alles, was man sich erarbeitet zwei Wochen lang, braucht Ergebnisse, um es zu untermauern.” Bleiben die Siege aus wie in den vergangenen Monaten, “dann kannst du viel erzählen als Trainer, aber dann ist der Glaube sehr schnell auch wieder weg. Deswegen sind am Anfang Siege enorm wichtig.”

Rotation? “Wir müssen alle auf dasselbe Level heben”

So soll’s weitergehen, am Sonntag (17.30 Uhr, LIVE! bei kicker) gegen Mönchengladbach will Hasenhüttl den zweiten Dreier einfahren. Und er wird rotieren müssen – was er ohnehin nicht so schlimm findet. “Es geht gar nicht so sehr ums System oder Rotation”, erklärt der neue Coach. “Die Topmannschaften spielen verschiedene Systeme, die haben verschiedene Arten, aufzubauen, Lösungen zu finden, auch mit unterschiedlichem Personal. Immer wieder sieht es sehr homogen und automatisiert aus. Genau darum geht es: Wir müssen alle 24 Spieler auf dasselbe Level heben, damit jeder, der reinkommt, sofort weiß, was er zu tun hat. Nur dann haben wir eine Chance zu funktionieren und zu gewinnen.”

Sichere Wechsel wird es am Sonntag in der Abwehr geben. Maxence Lacroix fehlt nach seiner Notbremse in Bremen rotgesperrt, Cedric Zesiger, der einen verkappten Linksverteidiger gab, sah an der Weser seine fünfte Gelbe Karte. Bleiben nur noch zwei gelernte Innenverteidiger: Sebastiaan Bornauw, unter Kovac zuletzt meistens außen vor und in Bremen von Beginn an dabei, und Moritz Jenz, der überraschend draußen saß.

Youngster Odogu kehrte verletzt von der DFB-Auswahl heim

Die Chance wäre groß, in dieser Woche eines der großen Wolfsburger Abwehrtalente ins Training zu integrieren und als Innenverteidiger-Backup gegen Gladbach auf der Bank zu haben. Doch daraus wird für U-17-Weltmeiuster David Odogu nichts. Von der Länderspielreise mit der deutschen U-18-Nationalmannschaft kehrte der 17-Jährige mit einer Fußverletzung zurück. Bitter für den Abwehrspieler und auch für Hasenhüttl, der angekündigt hat, verstärkt auf den eigenen Nachwuchs setzen zu wollen. “Wir haben hier ein paar überragende Jugendspieler, die sollten wir sehen und die sollten auch gesehen werden.” Für das Gladbach-Spiel reicht es für Odogu aber nicht.

Thomas Hiete