Demme und Hertha: Happy End im zweiten Anlauf?

Im Vorjahr platzte sein Wechsel nach Berlin. Jetzt ist Neapels Diego Demme nach kicker-Informationen erneut ein Kandidat bei Hertha BSC.

Diego Demmes Vertrag bei der SSC Neapel endet am 30. Juni.

Diego Demmes Vertrag bei der SSC Neapel endet am 30. Juni.

IMAGO/Fotoagenzia

Pal Dardai hat bei Hertha BSC in dieser Saison auf kaum einer Position so viel probiert wie auf der Sechs – und richtig zufrieden war er bis zum Schluss nicht. Beim 3:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern am Samstag durften sich Bilal Hussein und Deyovaisio Zeefuik beweisen, nach Marc Oliver Kempfs Einwechslung nach etwas mehr als einer Stunde rückte Marton Dardai für den herausgenommenen Hussein von der Innenverteidigung ins defensive Mittelfeld.

Andreas Bouchalakis und Pascal Klemens blieben auf der Bank. Für die nächste Saison, in die der Hauptstadtklub ohne Pal Dardai und mit dem Ziel Aufstieg gehen wird, hat ein Neuzugang fürs defensive Mittelfeld höchste Priorität.

In der laufenden Saison spielt Demme bei Napoli fast gar keine Rolle

Wunschkandidat vor einem Jahr war Diego Demme (SSC Neapel). Hertha verhandelte wochenlang, konnte den Deal aber finanziell letztlich nicht stemmen. Jetzt ändern sich die Vorzeichen. Demmes Vertrag beim italienischen Vorjahresmeister endet am 30. Juni, der bei Arminia Bielefeld ausgebildete Profi ist dann ablösefrei.

Die SSC Neapel hatte ihn im Januar 2020 für mehr als zehn Millionen Euro Ablöse von RB Leipzig geholt, in viereinhalb Jahren brachte es Demme auf 67 Serie-A-Spiele und gewann neben der Meisterschaft (2023) auch den italienischen Pokal (2020). In der laufenden Saison spielt der 32-Jährige fast gar keine Rolle mehr bei den Gli Azzurri, seine einzigen beiden Liga-Einsätze datieren aus dem Januar.

Dazu kam im Dezember ein 54-Minuten-Auftritt im Achtelfinale der Coppa Italia gegen Frosinone (0:4). Auch bei der 0:2-Niederlage gegen den FC Bologna am Samstag stand er nicht im Spieltagskader des aktuellen Serie-A-Achten.

Demme stieg schon zweimal auf

Nach kicker-Informationen steht Demme, der 2017 für Deutschland ein A-Länderspiel in der WM-Qualifikation gegen San Marino (7:0) bestritt, einem möglichen Wechsel nach Berlin aufgeschlossen gegenüber und wäre zu deutlichen Abstrichen beim Gehalt bereit. Er käme mit der Erfahrung von 105 Bundes- und 126 Zweitligaspielen.

Und wie Aufstieg geht, weiß er auch: Mit dem SC Paderborn gelang Demme 2014 der Sprung in die 2. Liga, mit RB Leipzig 2016 der in die Bundesliga. Für das in Teilen junge Hertha-Team brächte der Deutsch-Italiener neben seinen Qualitäten als Balleroberer und Abräumer auch eine große Portion Erfahrung und Leadership mit.

Steffen Rohr

Demme und Hertha: Happy End im zweiten Anlauf?

Im Vorjahr platzte sein Wechsel nach Berlin. Jetzt ist Neapels Diego Demme nach kicker-Informationen erneut ein Kandidat bei Hertha BSC.

Diego Demmes Vertrag bei der SSC Neapel endet am 30. Juni.

Diego Demmes Vertrag bei der SSC Neapel endet am 30. Juni.

IMAGO/Fotoagenzia

Pal Dardai hat bei Hertha BSC in dieser Saison auf kaum einer Position so viel probiert wie auf der Sechs – und richtig zufrieden war er bis zum Schluss nicht. Beim 3:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern am Samstag durften sich Bilal Hussein und Deyovaisio Zeefuik beweisen, nach Marc Oliver Kempfs Einwechslung nach etwas mehr als einer Stunde rückte Marton Dardai für den herausgenommenen Hussein von der Innenverteidigung ins defensive Mittelfeld.

Andreas Bouchalakis und Pascal Klemens blieben auf der Bank. Für die nächste Saison, in die der Hauptstadtklub ohne Pal Dardai und mit dem Ziel Aufstieg gehen wird, hat ein Neuzugang fürs defensive Mittelfeld höchste Priorität.

In der laufenden Saison spielt Demme bei Napoli fast gar keine Rolle

Wunschkandidat vor einem Jahr war Diego Demme (SSC Neapel). Hertha verhandelte wochenlang, konnte den Deal aber finanziell letztlich nicht stemmen. Jetzt ändern sich die Vorzeichen. Demmes Vertrag beim italienischen Vorjahresmeister endet am 30. Juni, der bei Arminia Bielefeld ausgebildete Profi ist dann ablösefrei.

Die SSC Neapel hatte ihn im Januar 2020 für mehr als zehn Millionen Euro Ablöse von RB Leipzig geholt, in viereinhalb Jahren brachte es Demme auf 67 Serie-A-Spiele und gewann neben der Meisterschaft (2023) auch den italienischen Pokal (2020). In der laufenden Saison spielt der 32-Jährige fast gar keine Rolle mehr bei den Gli Azzurri, seine einzigen beiden Liga-Einsätze datieren aus dem Januar.

Dazu kam im Dezember ein 54-Minuten-Auftritt im Achtelfinale der Coppa Italia gegen Frosinone (0:4). Auch bei der 0:2-Niederlage gegen den FC Bologna am Samstag stand er nicht im Spieltagskader des aktuellen Serie-A-Achten.

Demme stieg schon zweimal auf

Nach kicker-Informationen steht Demme, der 2017 für Deutschland ein A-Länderspiel in der WM-Qualifikation gegen San Marino (7:0) bestritt, einem möglichen Wechsel nach Berlin aufgeschlossen gegenüber und wäre zu deutlichen Abstrichen beim Gehalt bereit. Er käme mit der Erfahrung von 105 Bundes- und 126 Zweitligaspielen.

Und wie Aufstieg geht, weiß er auch: Mit dem SC Paderborn gelang Demme 2014 der Sprung in die 2. Liga, mit RB Leipzig 2016 der in die Bundesliga. Für das in Teilen junge Hertha-Team brächte der Deutsch-Italiener neben seinen Qualitäten als Balleroberer und Abräumer auch eine große Portion Erfahrung und Leadership mit.

Steffen Rohr

Dardai: “Das ist meine 120. Verabschiedung hier”

Die Klub-Bosse bleiben weiter in der Deckung, der Trainer spricht vom Abschied. Hertha BSC hat im letzten Heimspiel vor der bevorstehenden Trennung von Pal Dardai den Pokalfinalisten 1. FC Kaiserslautern beim 3:1-Sieg am Samstag klar beherrscht.

Ein Sieg zum Heim-Abschied: Hertha BSC um Trainer Pal Dardai feierte am 33. Spieltag einen 3:1-Sieg über den 1. FC Kaiserslautern.

Ein Sieg zum Heim-Abschied: Hertha BSC um Trainer Pal Dardai feierte am 33. Spieltag einen 3:1-Sieg über den 1. FC Kaiserslautern.

picture alliance / contrastphoto

Als der finale Heimauftritt vollbracht war, zog Toni Leistner Bilanz und richtete vom Rasen aus das Wort an die Fans. “Diese Saison war eine Achterbahn der Gefühle”, sagte Herthas Kapitän in Richtung Ostkurve des Olympiastadions. “Wir haben Siege errungen und bittere Niederlagen erfahren. Ihr wart die einzige Konstante dieses Jahr. Was ihr abgeliefert habt, war Gänsehaut pur.” Pal Dardai, der nach Abpfiff mit Sprechchören und Applaus gefeiert worden war, war von der Leistung seines Teams angetan. “Wir hatten einen guten Tag – auch mit den Fans”, sagte der Ungar. “Das 2:1 kam in einem wichtigen Moment. Zur Halbzeit haben wir noch einige Sachen korrigiert im Spielaufbau. Es war ein schöner Heimspielabschluss. Die Leute, die heute da waren, kommen am ersten Spieltag wieder.”

Minutenlang zelebrierten Profis und die Fans nach dem Abpfiff das Heimspiel-Finale, das nochmal gezeigt hatte, welche offensive Power diese Berliner Mannschaft zu bieten hat. “Fabian Reese und Haris Tabakovic“, musste auch FCK-Coach Friedhelm Funkel anerkennen, “sind zwei Unterschiedsspieler in der 2. Liga. Da hatten wir heute schon richtig Schwierigkeiten. Aber auch die ganzen jungen Spieler, die Pal eingebaut hat, das lässt für Herthas Zukunft einiges hoffen.” Bei der Pressekonferenz schaute Ex-Hertha-Coach Funkel, der mit Kaiserslautern noch den Klassenerhalt unter Dach und Fach bringen will und zum Pokalfinale gegen Meister Bayer Leverkusen am 25. Mai nach Berlin zurückkehren wird, mit Blick auf Dardai und sich bereits nach vorn: “Dann werden sich die Mannschaften vielleicht ohne die beiden, die jetzt hier oben sitzen, im nächsten Jahr wiedersehen.”

Hertha will Dardai-Trennung noch nicht bestätigen

Die Trennung von Pal Dardai, dessen Vertrag am 30. Juni endet, steht nach kicker-Informationen fest (Bild hatte zuerst berichtet). Die Klub-Bosse indes wollten die Neuausrichtung auf der Cheftrainer-Position auch nach dem Spiel öffentlich noch nicht bestätigen. “Wir haben diese Woche vertrauliche Gespräche geführt und werden die nächste Woche fortsetzen”, erklärte Geschäftsführer Thomas E. Herrich. “Wenn es etwas zu vermelden gibt, vermelden wir das.” Dardai selbst, der seine dritte Amtszeit im April 2023 begonnen hatte, hatte vor dem Anpfiff bei Sky auf eine entsprechende Nachfrage erklärt: “Ich bin immer ein Mensch, der positiv denkt. Ich bin traurig, wir haben viel aufgebaut. Ein Jahr habe ich mit den Jungs trainiert und weiterentwickelt, aber so ist das Trainerleben.”

Wir haben angefangen im Chaos. Keiner hat gewusst, was los ist. Dann haben wir 31 Spiele etwas bewegt.

Pal Dardai

Eine explizite Bestätigung für die anstehende Trennung gab es von ihm nicht: “Darüber will ich jetzt nicht reden. Das muss die Führung bekannt geben.” Das ist nur noch eine Frage der Zeit. Nach dem 3:1 gegen jenen Gegner, gegen den Hertha Ende Januar im Pokal-Viertelfinale (1:3) sang- und klanglos ausgeschieden war, sagte Dardai: “Ich bin sehr stolz auf den Trainerstab, auch auf meine Arbeit. Es ist schwer mit so vielen jungen Spielern. Wir haben angefangen im Chaos. Keiner hat gewusst, was los ist. Dann haben wir 31 Spiele etwas bewegt. Wir haben offensiven Fußball gezeigt, das Stadion war immer voll.” Auch am Samstag, mit mehr als 67 000 Zuschauern.

Dardais Tagesplan: “Dann trinke ich erstmal ein Bier, dann Wein, später gibt es eine Zigarre”

Besondere Emotionen angesichts der Umstände hatte er nach eigener Aussage nicht. In der Pressekonferenz sagte Herthas Bundesliga-Rekordspieler auf eine entsprechende Nachfrage: “Ich bin seit 30 Jahren da. Das ist meine 120. Verabschiedung hier.” Das sei “ganz normal, er verspüre „nullkommanull” emotionale Ausschläge, “nicht mal Wut, nicht mal Glück”. Den Sonntag wird er seiner Mannschaft freigeben, er selbst hatte für den Rest des Samstags bereits ziemlich konkrete Vorstellungen: “Jetzt gehe ich nach Hause. Da habe ich meine Familie, da hab‘ ich meinen Hund. Dann trinke ich erstmal ein Bier, dann Wein, später gibt es eine Zigarre. Dann genieße ich den ganzen Tag, morgen weiter. Wir haben noch eine schöne Woche vor uns. Ich muss die Jungs wieder motivieren.”

Für das letzte Spiel beim VfL Osnabrück – das letzte Spiel unter seiner Regie. Einen Hinweis gab er denen, die bleiben, und seinem Nachfolger, der noch nicht fest steht, gleich noch mit auf den Weg. “Tut mir leid, dass wir die 1. Liga dieses Jahr nicht geschafft haben”, sagte Dardai. “Es liegt am defensiven Verhalten, das muss korrigiert werden.” Das ist aber ab Juli nicht mehr sein Problem.

Steffen Rohr

Dardais letztes Heimspiel: Trennung nach der Saison

Hertha BSC wird mit einem neuen Cheftrainer in die Saison 2024/25 gehen. Für Pal Dardai endet nach den Spielen gegen den 1. FC Kaiserslautern und beim VfL Osnabrück die dritte Amtszeit.

Nach der Saison ist Schluss: Pal Dardai.

Nach der Saison ist Schluss: Pal Dardai.

IMAGO/Fussball-News Saarland

Eine Meldung der Bild vom Samstagmorgen deckt sich mit kicker-Informationen. Die interne Stoßrichtung, nach dieser Saison auf der Schlüsselposition des Cheftrainers eine Veränderung herbeizuführen, stand bereits seit Wochen fest. Herthas Sportdirektor Benjamin Weber und Andreas “Zecke” Neuendorf, Direktor Akademie und Lizenzspielerbereich, prüfen seit einiger Zeit Optionen und sprechen mit potenziellen Kandidaten. Die finale Entscheidung, wer auf Dardai folgt, steht unterdessen noch aus.

Für Herthas Bundesliga-Rekordspieler endet damit die dritte Amtszeit als Trainer. Zwischen Februar 2015 und Sommer 2019 hatte Dardai, der an diesem Samstag gegen den Pokalfinalisten 1. FC Kaiserslautern (13 Uhr, LIVE! bei kicker) sein letztes Heimspiel als Hertha-Trainer bestreitet, unter anderem mit den Bundesliga-Endplatzierungen 6 und 7 für die sportlich stabilste Phase der vergangenen 15 Jahre gesorgt.

Stabilisierung unter großem Sparzwang

Von Januar bis November 2021 amtierte er erneut, seine dritte Amtszeit trat er im April 2023 als Nachfolger von Sandro Schwarz an. Den Bundesliga-Abstieg konnte Dardai nicht mehr abwenden, in der aktuellen Saison gelang nach dem drohenden Lizenzentzug im Vorjahr und dem XXL-Umbau des Kaders im vergangenen Sommer unter großem Sparzwang die Stabilisierung.

Die Turbulenzen um 777 Partners:

Die Hoffnung, in der Rückrunde noch ins Aufstiegsrennen eingreifen zu können, erfüllte sich allerdings nicht. Aktuell stellen die Berliner mit 30 Gegentoren die schlechteste Rückrunden-Defensive der 2. Liga. Jetzt will Hertha die Mission Aufstieg 2025 mit einem neuen Coach in Angriff nehmen – muss allerdings angesichts der immer größer werdenden Turbulenzen bei Investor 777 Partners dafür sorgen, dass die Rahmenbedingungen passen. Das wird schwer genug.

Steffen Rohr

Krise bei 777 Partners: Wander entmachtet?

Die Turbulenzen bei Hertha-Investor 777 Partners haben offenbar eine neue Dynamik erreicht. Die US-Investment-Gesellschaft soll nach einem Bericht der norwegischen Investigativ-Plattform Josimarfootball Insolvenzexperten eingeschaltet haben.

Josh Wander, Gründer und CEO von 777 Partners, ist wohl nicht mehr im Vorstand der Fußballsparte des Unternehmens.

Josh Wander, Gründer und CEO von 777 Partners, ist wohl nicht mehr im Vorstand der Fußballsparte des Unternehmens.

IMAGO/Nordphoto

Am Freitagabend hatten Ultras von 777-Klub Standard Lüttich die Absage des Spiels gegen KVC Westerlo erzwungen, indem sie die Zufahrt des Teams zum Stade de Sclessin verhindert hatten. Hintergrund ist die finanzielle Schieflage des Traditionsklubs, wo zu Wochenbeginn ausbleibende Gehalts- und Zahlungseingänge publik geworden waren. Zudem sollen der frühere Standard-Eigentümer Bruno Venanzi und die Aktionäre der Stadion-Gesellschaft wegen offener Zahlungen gerichtlich die Beschlagnahmung des 777-Vermögens in Belgien einfordern. Am späten Freitagabend berichtete die norwegische Investigativ-Plattform Josimarfootball, dass die 777-Gründer Josh Wander und Steve Pasko nicht mehr länger im Vorstand der Fußballsparte von 777 Partners sitzen. Zudem, so Josimarfootball, seien in Ian Ratner und Ron Glass von B. Riley Advisory Services Insolvenzexperten hinzugezogen worden, außerdem in Mark Shapiro ein weiterer Riley-Fachmann mit Expertise auf dem Gebiet Restrukturierungs- und Konkursverfahren.

Hütchenspiel oder Schneeballsystem?

Der aktuell wohl größte Brandherd im 777-Imperium ist eine seit gut einer Woche vor einem Bundesgericht in New York anhängige Klage von 777-Hauptkreditgeber Leadenhall Capital Partners, einem in London ansässigen Vermögensverwalter. Dabei geht es um 350 Millionen US-Dollar an Vermögenswerten, mit denen 777 Partners die Kredite abgesichert haben soll, obwohl man diese Gelder angeblich nicht besaß oder sie angeblich bereits an andere Gläubiger verpfändet gewesen seien. Leadenhall, so heißt es, werfe 777 Partners “bestenfalls ein riesiges Hütchenspiel und schlimmstenfalls ein regelrechtes Schneeballsystem vor”.

Im Februar war überraschend 777-CFO Damien Alfalla zurückgetreten – mitten im seit Monaten laufenden Übernahmeprozess von Premier-League-Klub FC Everton, der das entscheidende Puzzlestück im Fußball-Portfolio von 777 werden sollte. Die Übernahme steht inzwischen davor zu scheitern. Aktuell gehören neben Standard Lüttich und Hertha BSC, wo die US-Amerikaner seit März 2023 78,8 Prozent der Anteile der in eine Kommanditgesellschaft ausgegliederten Profi-Abteilung halten, auch CFC Genua, der FC Sevilla, Melbourne Victory, Vaso da Gama und das vor wenigen Tagen in die zweite französische Liga aufgestiegene Red Star Paris zum 777-Portfolio.

Braucht Hertha einen Plan B?

In Berlin beobachtet man die Entwicklungen beim Anteilseigner mit großer Spannung. Im März 2023 hatten beide Seiten ein Investitions-Volumen von 100 Millionen Euro vereinbart. 777 Partners hatte die Anteile von Vorgänger-Investor Lars Windhorst (64,7 Prozent) übernommen und auf 78,8 Prozent aufgestockt. 75 Millionen Euro sind mittlerweile geflossen, die bislang letzte Tranche in Höhe von 22 Millionen erhielt der Klub nach eigenen Angaben Anfang April. Die restlichen 25 Millionen sollen, so berichten Insider, nicht wie bisher angenommen fix in weiteren Tranchen im Verlauf der kommenden Saison fließen, sondern als Ausgleich für ein etwaiges negatives Eigenkapital bereitstehen.

Nach kicker-Informationen enthält der zwischen Hertha und 777 Partners abgeschlossene Vertrag einen bis 25 Millionen Euro umfassenden Passus zum Eigenkapitalausgleich. Bisher, so hört man, sollen davon knapp fünf Millionen Euro angezapft worden sein. Welche Auswirkungen die Turbulenzen im 777-Imperium auf Hertha haben, ist aktuell offen. Der Klub, der im aktuellen Lizenzierungsverfahren bis Ende Mai nachbessern und eine Bedingung erfüllen muss, soll – falls 777 Partners oder ein etwaiger Insolvenzverwalter die Hertha-Anteile zum Verkauf stellt – dem Vernehmen nach nicht nur ein Mitsprache-, sondern ein Vorkaufsrecht besitzen. Hertha braucht vermutlich einen Plan B – und den unter Umständen schneller als gedacht.

Steffen Rohr

Krise bei 777 Partners: Wander entmachtet?

Die Turbulenzen bei Hertha-Investor 777 Partners haben offenbar eine neue Dynamik erreicht. Die US-Investment-Gesellschaft soll nach einem Bericht der norwegischen Investigativ-Plattform Josimarfootball Insolvenzexperten eingeschaltet haben.

Josh Wander, Gründer und CEO von 777 Partners, ist wohl nicht mehr im Vorstand der Fußballsparte des Unternehmens.

Josh Wander, Gründer und CEO von 777 Partners, ist wohl nicht mehr im Vorstand der Fußballsparte des Unternehmens.

IMAGO/Nordphoto

Am Freitagabend hatten Ultras von 777-Klub Standard Lüttich die Absage des Spiels gegen KVC Westerlo erzwungen, indem sie die Zufahrt des Teams zum Stade de Sclessin verhindert hatten. Hintergrund ist die finanzielle Schieflage des Traditionsklubs, wo zu Wochenbeginn ausbleibende Gehalts- und Zahlungseingänge publik geworden waren. Zudem sollen der frühere Standard-Eigentümer Bruno Venanzi und die Aktionäre der Stadion-Gesellschaft wegen offener Zahlungen gerichtlich die Beschlagnahmung des 777-Vermögens in Belgien einfordern. Am späten Freitagabend berichtete die norwegische Investigativ-Plattform Josimarfootball, dass die 777-Gründer Josh Wander und Steve Pasko nicht mehr länger im Vorstand der Fußballsparte von 777 Partners sitzen. Zudem, so Josimarfootball, seien in Ian Ratner und Ron Glass von B. Riley Advisory Services Insolvenzexperten hinzugezogen worden, außerdem in Mark Shapiro ein weiterer Riley-Fachmann mit Expertise auf dem Gebiet Restrukturierungs- und Konkursverfahren.

Hütchenspiel oder Schneeballsystem?

Der aktuell wohl größte Brandherd im 777-Imperium ist eine seit gut einer Woche vor einem Bundesgericht in New York anhängige Klage von 777-Hauptkreditgeber Leadenhall Capital Partners, einem in London ansässigen Vermögensverwalter. Dabei geht es um 350 Millionen US-Dollar an Vermögenswerten, mit denen 777 Partners die Kredite abgesichert haben soll, obwohl man diese Gelder angeblich nicht besaß oder sie angeblich bereits an andere Gläubiger verpfändet gewesen seien. Leadenhall, so heißt es, werfe 777 Partners “bestenfalls ein riesiges Hütchenspiel und schlimmstenfalls ein regelrechtes Schneeballsystem vor”.

Im Februar war überraschend 777-CFO Damien Alfalla zurückgetreten – mitten im seit Monaten laufenden Übernahmeprozess von Premier-League-Klub FC Everton, der das entscheidende Puzzlestück im Fußball-Portfolio von 777 werden sollte. Die Übernahme steht inzwischen davor zu scheitern. Aktuell gehören neben Standard Lüttich und Hertha BSC, wo die US-Amerikaner seit März 2023 78,8 Prozent der Anteile der in eine Kommanditgesellschaft ausgegliederten Profi-Abteilung halten, auch CFC Genua, der FC Sevilla, Melbourne Victory, Vaso da Gama und das vor wenigen Tagen in die zweite französische Liga aufgestiegene Red Star Paris zum 777-Portfolio.

Braucht Hertha einen Plan B?

In Berlin beobachtet man die Entwicklungen beim Anteilseigner mit großer Spannung. Im März 2023 hatten beide Seiten ein Investitions-Volumen von 100 Millionen Euro vereinbart. 777 Partners hatte die Anteile von Vorgänger-Investor Lars Windhorst (64,7 Prozent) übernommen und auf 78,8 Prozent aufgestockt. 75 Millionen Euro sind mittlerweile geflossen, die bislang letzte Tranche in Höhe von 22 Millionen erhielt der Klub nach eigenen Angaben Anfang April. Die restlichen 25 Millionen sollen, so berichten Insider, nicht wie bisher angenommen fix in weiteren Tranchen im Verlauf der kommenden Saison fließen, sondern als Ausgleich für ein etwaiges negatives Eigenkapital bereitstehen.

Nach kicker-Informationen enthält der zwischen Hertha und 777 Partners abgeschlossene Vertrag einen bis 25 Millionen Euro umfassenden Passus zum Eigenkapitalausgleich. Bisher, so hört man, sollen davon knapp fünf Millionen Euro angezapft worden sein. Welche Auswirkungen die Turbulenzen im 777-Imperium auf Hertha haben, ist aktuell offen. Der Klub, der im aktuellen Lizenzierungsverfahren bis Ende Mai nachbessern und eine Bedingung erfüllen muss, soll – falls 777 Partners oder ein etwaiger Insolvenzverwalter die Hertha-Anteile zum Verkauf stellt – dem Vernehmen nach nicht nur ein Mitsprache-, sondern ein Vorkaufsrecht besitzen. Hertha braucht vermutlich einen Plan B – und den unter Umständen schneller als gedacht.

Steffen Rohr

Proteste gegen 777 Partners: Ultras erzwingen Spielabsage in Lüttich

Mehrere hundert Ultras von Standard Lüttich haben am Freitagabend für die Absage des Spiels gegen KVC Westerlo gesorgt. Damit hat die Krise rund um US-Investor 777 Partners, an dessen Tropf auch Hertha BSC hängt, eine neue Eskalationsstufe erreicht.

Ein Protestbanner gegen 777 vor dem Lütticher Stadion.

Ein Protestbanner gegen 777 vor dem Lütticher Stadion.

IMAGO/Photo News

Bereits am Freitagnachmitag war klar, dass der Abend nicht reibungslos verlaufen würde. Da hatten Standard Lüttichs Ultra-Gruppierungen Ultras Inferno und PHK (Publik Hysterik Kaos) massive Protestaktionen angekündigt, die sie am Abend in die Tat umsetzten. Mehrere hundert Fans blockierten die Zufahrt der Mannschaft von Standard Lüttich vom Quartier ins Stade de Sclessin, am Stadion wurden mehrere Protest-Banner gegen Klub-Investor 777 Partners (“777 Go Home”) aufgehängt. Vor der Akademie des Traditionsvereins versammelten sich zahlreiche Fans, nach Angaben der belgischen Tageszeitung Het Laatste Nieuws detonierten dort mehrere Knallkörper. Standard-CEO Pierre Locht scheiterte mit seinem Versuch, die Lage zu beruhigen und die Fans zu besänftigen.

Im Stadion wärmten sich lediglich die Spieler von Gegner KVC Westerlo auf, während der Standard-Bus den Zielort nicht erreichte. Nach der von den Statuten vorgesehenen Wartezeit von 30 Minuten wurde die Conference-League-Play-off-Partie der Jupiler Pro League offiziell abgesagt. “Das sind besondere Umstände”, hatte Westerlo-Coach und Ex-Hertha-Profi Bart Goor bereits vor der Absage erklärt. “Eine Situation wie diese macht nie Spaß. Nicht den Fans, aber auch nicht dem Fußball.” Neben der Spielwertung – im Raum steht ein mögliches 0:5 – droht Standard wegen des Nichtantritts auch ein Strafgeld.

Unmut etlicher Standard-Fans gegen 777 Partners erreicht Höhepunkt

Vor etwas mehr als zwei Jahren war die in Miami ansässige US-Investmentgesellschaft 777 Partners als Mehrheitseigner beim Europacup-Finalisten von 1982 eingestiegen, hatte in der Folge aber weder sportlich noch wirtschaftlich den Turnaround geschafft. Der Unmut etlicher Standard-Fans gegen 777 Partners hatte in dieser Woche einen vorläufigen Höhepunkt erreicht, nachdem die Tageszeitung Le Soir über ausgebliebene April-Gehälter berichtet hatte und der Investor allem Anschein nach nicht nur in Lüttich mit immer neuen Brandherden zu kämpfen hat.

So war in den vergangenen Tagen durch eine Veröffentlichung der New York Times publik geworden, dass Leadenhall Capital Partners, ein in London ansässiger Vermögensverwalter, der 777 Partners über 600 Millionen US-Dollar geliehen haben soll, vor einem Bundesgericht in New York Klage gegen 777 Partners eingereicht hat. Dabei geht es um 350 Millionen US-Dollar an Vermögenswerten, mit denen 777 Partners die Kredite abgesichert haben soll, obwohl man diese Gelder angeblich nicht besaß oder sie angeblich bereits an andere Gläubiger verpfändet gewesen seien. Leadenhall, so heißt es, werfe 777 Partners “bestenfalls ein riesiges Hütchenspiel und schlimmstenfalls ein regelrechtes Schneeballsystem vor”.

Übernahme von Everton droht zu scheitern

Unabhängig davon soll im November vergangenen Jahres das US-Justizministerium, so berichtete zuerst die News-Website Semafor, eine Untersuchung wegen möglicher 777-Verstöße gegen die US-Geldwäschegesetze eingeleitet haben. Im Februar war überraschend 777-CFO Damien Alfalla zurückgetreten. Die seit Monaten vorbereitete Übernahme des Premier-League-Klubs FC Everton, wo 777 die Anteile von Owner Farhad Moshiri (94,1 Prozent) erwerben will, droht unterdessen zu scheitern.

Everton sollte im Sport-Portfolio der Investment-Gesellschaft, die seit Wochen auch bei ihren Airline-Beteiligungen unter Druck steht, das entscheidende Puzzlestück werden. Aktuell gehören neben Standard Lüttich und dem deutschen Zweitligisten Hertha BSC, wo die US-Amerikaner seit März 2023 78,8 Prozent der Anteile der in eine Kommanditgesellschaft ausgegliederten Profi-Abteilung halten, auch CFC Genua, der FC Sevilla, Melbourne Victory, Vaso da Gama und das vor wenigen Tagen in die zweite französische Liga aufgestiegene Red Star Paris zum Portfolio.

Rund um Standard Lüttich halten sich bereits seit Wochen Verkaufsgerüchte, die durch die Vorkommnisse dieser Woche neue Nahrung erhalten haben. Der belgische Journalist Sacha Tavolieri berichtete am Freitag, Standard stehe zum Verkauf. In Berlin, wo von dem im Vorjahr mit 777 Partners vereinbarten Investitionsvolumen von 100 Millionen Euro inzwischen drei Viertel an den Klub geflossen sind, soll 777 Partners die ausstehenden 25 Millionen Euro laut Vertrag im Verlauf der Saison 2024/25 zahlen. Der finanziell stark angeschlagene Bundesliga-Absteiger hatte die Zweitliga-Lizenz vor einem Jahr mutmaßlich nur dank des 777-Einstiegs erhalten.

Steffen Rohr

Proteste gegen 777 Partners: Ultras erzwingen Spielabsage in Lüttich

Mehrere hundert Ultras von Standard Lüttich haben am Freitagabend für die Absage des Spiels gegen KVC Westerlo gesorgt. Damit hat die Krise rund um US-Investor 777 Partners, an dessen Tropf auch Hertha BSC hängt, eine neue Eskalationsstufe erreicht.

Ein Protestbanner gegen 777 vor dem Lütticher Stadion.

Ein Protestbanner gegen 777 vor dem Lütticher Stadion.

IMAGO/Photo News

Bereits am Freitagnachmitag war klar, dass der Abend nicht reibungslos verlaufen würde. Da hatten Standard Lüttichs Ultra-Gruppierungen Ultras Inferno und PHK (Publik Hysterik Kaos) massive Protestaktionen angekündigt, die sie am Abend in die Tat umsetzten. Mehrere hundert Fans blockierten die Zufahrt der Mannschaft von Standard Lüttich vom Quartier ins Stade de Sclessin, am Stadion wurden mehrere Protest-Banner gegen Klub-Investor 777 Partners (“777 Go Home”) aufgehängt. Vor der Akademie des Traditionsvereins versammelten sich zahlreiche Fans, nach Angaben der belgischen Tageszeitung Het Laatste Nieuws detonierten dort mehrere Knallkörper. Standard-CEO Pierre Locht scheiterte mit seinem Versuch, die Lage zu beruhigen und die Fans zu besänftigen.

Im Stadion wärmten sich lediglich die Spieler von Gegner KVC Westerlo auf, während der Standard-Bus den Zielort nicht erreichte. Nach der von den Statuten vorgesehenen Wartezeit von 30 Minuten wurde die Conference-League-Play-off-Partie der Jupiler Pro League offiziell abgesagt. “Das sind besondere Umstände”, hatte Westerlo-Coach und Ex-Hertha-Profi Bart Goor bereits vor der Absage erklärt. “Eine Situation wie diese macht nie Spaß. Nicht den Fans, aber auch nicht dem Fußball.” Neben der Spielwertung – im Raum steht ein mögliches 0:5 – droht Standard wegen des Nichtantritts auch ein Strafgeld.

Unmut etlicher Standard-Fans gegen 777 Partners erreicht Höhepunkt

Vor etwas mehr als zwei Jahren war die in Miami ansässige US-Investmentgesellschaft 777 Partners als Mehrheitseigner beim Europacup-Finalisten von 1982 eingestiegen, hatte in der Folge aber weder sportlich noch wirtschaftlich den Turnaround geschafft. Der Unmut etlicher Standard-Fans gegen 777 Partners hatte in dieser Woche einen vorläufigen Höhepunkt erreicht, nachdem die Tageszeitung Le Soir über ausgebliebene April-Gehälter berichtet hatte und der Investor allem Anschein nach nicht nur in Lüttich mit immer neuen Brandherden zu kämpfen hat.

So war in den vergangenen Tagen durch eine Veröffentlichung der New York Times publik geworden, dass Leadenhall Capital Partners, ein in London ansässiger Vermögensverwalter, der 777 Partners über 600 Millionen US-Dollar geliehen haben soll, vor einem Bundesgericht in New York Klage gegen 777 Partners eingereicht hat. Dabei geht es um 350 Millionen US-Dollar an Vermögenswerten, mit denen 777 Partners die Kredite abgesichert haben soll, obwohl man diese Gelder angeblich nicht besaß oder sie angeblich bereits an andere Gläubiger verpfändet gewesen seien. Leadenhall, so heißt es, werfe 777 Partners “bestenfalls ein riesiges Hütchenspiel und schlimmstenfalls ein regelrechtes Schneeballsystem vor”.

Übernahme von Everton droht zu scheitern

Unabhängig davon soll im November vergangenen Jahres das US-Justizministerium, so berichtete zuerst die News-Website Semafor, eine Untersuchung wegen möglicher 777-Verstöße gegen die US-Geldwäschegesetze eingeleitet haben. Im Februar war überraschend 777-CFO Damien Alfalla zurückgetreten. Die seit Monaten vorbereitete Übernahme des Premier-League-Klubs FC Everton, wo 777 die Anteile von Owner Farhad Moshiri (94,1 Prozent) erwerben will, droht unterdessen zu scheitern.

Everton sollte im Sport-Portfolio der Investment-Gesellschaft, die seit Wochen auch bei ihren Airline-Beteiligungen unter Druck steht, das entscheidende Puzzlestück werden. Aktuell gehören neben Standard Lüttich und dem deutschen Zweitligisten Hertha BSC, wo die US-Amerikaner seit März 2023 78,8 Prozent der Anteile der in eine Kommanditgesellschaft ausgegliederten Profi-Abteilung halten, auch CFC Genua, der FC Sevilla, Melbourne Victory, Vaso da Gama und das vor wenigen Tagen in die zweite französische Liga aufgestiegene Red Star Paris zum Portfolio.

Rund um Standard Lüttich halten sich bereits seit Wochen Verkaufsgerüchte, die durch die Vorkommnisse dieser Woche neue Nahrung erhalten haben. Der belgische Journalist Sacha Tavolieri berichtete am Freitag, Standard stehe zum Verkauf. In Berlin, wo von dem im Vorjahr mit 777 Partners vereinbarten Investitionsvolumen von 100 Millionen Euro inzwischen drei Viertel an den Klub geflossen sind, soll 777 Partners die ausstehenden 25 Millionen Euro laut Vertrag im Verlauf der Saison 2024/25 zahlen. Der finanziell stark angeschlagene Bundesliga-Absteiger hatte die Zweitliga-Lizenz vor einem Jahr mutmaßlich nur dank des 777-Einstiegs erhalten.

Steffen Rohr

Dardai: “Die defensive Qualität reicht nicht”

Hertha-Coach Pal Dardai hat vor dem Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern angesichts der Gegentor-Flut in dieser Saison erneut die vermeintlich mangelnde Qualität in seinem Kader als Kardinalproblem bezeichnet.

Unzufrieden mit der Defensive: Hertha-Coach Pal Dardai.

Unzufrieden mit der Defensive: Hertha-Coach Pal Dardai.

imago images

“Wir spielen nach vorn und zeigen die Gier, Tore zu machen. Defensiv muss man besser sein”, sagte Dardai auf der Spieltagspressekonferenz am Freitag. Mit 56 Gegentoren stellt der Vorjahres-Absteiger aktuell die anfälligste Defensive aller Teams der oberen Tabellenhälfte der 2. Liga, in der Rückrunden-Tabelle bedeuten 30 Gegentore Platz 18.

Am vergangenen Sonntag hatte Hertha 2:4 bei Aufsteiger Elversberg verloren. “Ich habe schon alles versucht”, erklärte Dardai. “Es ist trotzdem das Gleiche. Die Qualität im defensiven Verhalten, tut mir leid, reicht nicht.”

Gegen den 1. FC Kaiserslautern mit Dardais Ex-Trainer Friedhelm Funkel wird der Ungar wohl erneut seine Defensive umbauen. “Deyo Zeefuik wird wahrscheinlich Sechser spielen mit Bilal Hussein, damit Billy zeigen kann, was er drauf hat”, kündigte Dardai an und nannte Husseins voraussichtliche Startelfberufung “eine ehrliche Chance zum Schluss”.

Allrounder Zeefuik hatte zuletzt den verletzten Michal Karbownik links in der Viererkette vertreten. Durch den geplanten Wechsel des Niederländers ins defensive Mittelfeld wird die frei werdende Position des Linksverteidigers von Jeremy Dudziak besetzt. Der Vertrag des Ex-Fürthers läuft Ende Juni aus, Klub und Spieler haben grundsätzliches Interesse an einer Weiterbeschäftigung.

In der Innenverteidigung soll Eigengewächs Linus Gechter eine neue Chance erhalten. “Hertha braucht ihn, er ist ein guter Junge”, sagte der Coach. “Er soll sich zeigen.” Damit droht Kapitän Toni Leistner im letzten Heimspiel der Saison wie bereits mehrfach in der Rückrunde die Bank.

Dardai will defensiv “wie eine Wand stehen”

Hertha wird gegen den Pokalfinalisten, gegen den im Viertelfinale Ende Januar im eigenen Stadion Endstation war (1:3), am Mitglieder-Spieltag in Sondertrikots spielen, die eine Hommage an das Querstreifen-Trikot aus der Saison 1998/99 sind.

“Ich hoffe, dass wir uns mit diesem Trikot so steigern, dass wir wie eine Wand stehen und kein Gegentor bekommen”, sagte Dardai mit einem Lachen. “Nach Standards und zweiten Bällen haben wir in dieser Saison sehr viele Tore kassiert.”

Bei so vielen Zuschauern bewegst du dich automatisch.

Pal Dardai

Dennoch unterstrich Dardai, für den die Partie gegen den FCK das letzte Heimspiel als Hertha-Trainer sein könnte, erneut die aus seiner Sicht positive Entwicklung nach dem Abstieg im Vorjahr und dem überaus komplizierten Transfersommer 2023: “Nach den ersten drei Spieltagen hätte das keiner gedacht, da hat alles schlecht ausgesehen. Wir können eine Entwicklung sehen. Das sehen die Leute. Die Mannschaft läuft mehr, hat mehr Sprints, hat eine Riesenentwicklung beim Teamgeist gemacht. Ich glaube, dadurch kommt das Publikum.”

Auch am Samstag. Hertha erwartet im letzten Heimspiel dieser Saison etwa 65.000 Zuschauer. Mangelnde Motivation beim Liga-Neunten dürfte kein Thema sein. “Bei so vielen Zuschauern”, erklärte Dardai, “bewegst du dich automatisch.”

Steffen Rohr

Wirbel um 777 Partners: Wie lange bleibt bei Hertha alles ruhig?

Bei 777-Partners-Klub Standard Lüttich knallt es gewaltig, bei Übernahme-Kandidat FC Everton auch. Die Frage, die man sich mit Blick darauf in Berlin stellt: Bleibt bei Hertha BSC, wo die US-Private-Equity-Gesellschaft seit März 2023 an Bord ist, alles ruhig?

Seit März 2023 ist 777 Partners bei Hertha BSC mit an Bord.

Seit März 2023 ist 777 Partners bei Hertha BSC mit an Bord.

picture alliance/dpa

Die Nachricht, mit der Hertha BSC am 16. April aufwartete, kam überraschend. “777 hat den eingeschlagenen Kurs mit einem Eigenkapitalinvestment von bislang 75 Millionen Euro unterstützt und steht voll hinter unserem Berliner Weg”, erklärte Hertha-Geschäftsführer Thomas E. Herrich seinerzeit in einer Pressemitteilung. Die bei Vertragsunterzeichnung für Ende Mai 2024 vereinbarte Tranche sei bereits Anfang April und damit weit vorfristig eingegangen. Beim Zweitligisten, der vor einem Jahr lange um die Lizenz zittern musste und auch im aktuellen Lizenzierungsverfahren bis Ende Mai bei einer Bankkreditlinie nachjustieren muss, sorgte der frühe Eingang der 22-Millionen-Euro-Tranche für Aufatmen und einen Zuwachs an Planungssicherheit.

An anderen Standorten des US-Investors, der bei Hertha seit März 2023 78,8 Prozent der KG-Anteile hält, läuft es nicht ganz so rund und geräuschlos. Beim belgischen Traditionsklub Standard Lüttich, wo 777 Partners im März 2022 100 Prozent der Anteile erworben hatte, sorgen ausbleibende Gehaltszahlungen und unbezahlte beziehungsweise zu spät beglichene Rechnungen seit Tagen für Wirbel.

Zu Wochenbeginn hatte die belgische Tageszeitung Le Soir über die finanzielle Schieflage berichtet. Der belgische Journalist Sacha Tavolieri schrieb, dass wegen der leeren Klubkassen bis Saisonende keine Gehälter mehr an die Profis, zu denen Hertha-Leihgabe Wilfried Kanga gehört, gezahlt werden könnten. Am Freitagabend empfängt Standard in der Conference-League-Quali KVC Westerlo, Trainer Ivan Leko sagte: “Wir müssen in der Lage sein, das Gesicht zu wahren, aber ich werde meine Spieler verstehen, wenn sie mir sagen, dass sie angesichts der Situation nicht spielbereit sind.”

Saisonfinale von Hertha BSC

Standard Lüttich droht neuerliche Transfersperre

Hinter den Kulissen soll seit längerem ein Machtkampf zwischen 777 und der sportlichen Führung des Klubs toben, schon vor Wochen schwappten Verkaufsgerüchte auf den Markt. Wegen der angespannten Lage droht Standard wie zuletzt im Dezember eine neuerliche temporäre Transfersperre.

“Unser Verein erschien an diesem Mittwoch im Rahmen der monatlichen Überprüfung vor der Lizenzierungskommission und erfuhr, dass uns eine vorübergehende Transfersperre auferlegt werde, weil wir nicht alle geforderten Zahlungsnachweise fristgerecht vorlegen konnten”, schrieb der Klub in dieser Woche in einer Pressemitteilung. “Der Verein arbeitet daran, dass diese Sanktion in den kommenden Tagen aufgehoben wird.”

Das norwegische Fußballportal Josimarfootball berichtete derweil, die beiden Hauptgläubiger von 777 in Belgien – darunter der frühere Standard-Eigentümer Bruno Venanzi – würden wegen nicht eingehaltener Zahlungsfristen die Beschlagnahmung aller Vermögenswerte des US-Investmentfonds in Belgien fordern.

Übernahme vom FC Everton gerät ins Wanken

Nicht nur wegen solcher Schlagzeilen droht die seit Monaten im Rahmen der Multi-Club-Ownership-Strategie geplante Übernahme von Premier-League-Klub FC Everton immer mehr ins Wanken zu geraten. Seit September sind sich Everton-Owner Farhad Moshiri und 777 Partners über den Verkauf der Moshiri-Anteile (94,1 Prozent) einig, aber der Deal zieht sich hin.

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Bislang konnte das Unternehmen aus Miami, dessen Kerngeschäft einst die Versicherungsbranche war und das später massiv ins Boeing-Leasing-Geschäft investierte, die Kriterien der Premier League nicht erfüllen. Die Übernahme hing zuletzt dem Vernehmen nach maßgeblich davon ab, ob 777 im Rahmen der Übernahme ein Darlehen in Höhe von 158 Millionen Pfund an MSP Sports Capital, das im Zuge das Stadionbaus geleistet worden war, zurückzahlen kann.

Im Februar, mitten im Übernahmeprozess, warf bei 777 Partners der langjährige Finanzvorstand (CFO) Damien Alfalla hin. Im vergangenen November hatte die Rating-Agentur AM Best die Kreditwürdigkeit von 777 Partners herabgestuft. Nach Recherchen des Guardian hat inzwischen die Aktionärsvereinigung des 1878 gegründeten Klubs Moshiri sowie die Liga aufgefordert, der geplanten Übernahme durch 777 Partners einen Riegel vorzuschieben.

“Respektlos gegenüber Mitaktionären, Fans und dem Fußball insgesamt”

Im Wortlaut heißt es: “In Ermangelung einer rechtzeitigen Entscheidung der Premier League bestehen wir darauf, dass der Vorstand von Everton und insbesondere Farhad Moshiri diesen schädlichen Prozess jetzt stoppen und anerkennen, dass 777 Partners zum jetzigen Zeitpunkt keine geeigneten Eigentümer des Everton Football Club sind. Die Verantwortlichen sind respektlos gegenüber unseren Mitaktionären, unserer fantastischen weltweiten Fangemeinde und dem Fußball insgesamt, wenn sie diese Farce weiter zulassen. Wir fordern eine Entscheidung, und zwar sofort.”

Josh Wander, Hertha BSC

CEO Josh Wander bei der Pressekonferenz von Hertha BSC im März 2023 zum Einstieg des Investors 777 Partners.
picture alliance/dpa

Am Freitag vergangener Woche hatte Leadenhall Capital Partners, ein in London ansässiger Vermögensverwalter, vor einem Bundesgericht in New York Klage gegen 777 Partners eingereicht. Der Vorwurf: 777 habe über 350 Millionen US-Dollar an Vermögenswerten als Sicherheiten an Leadenhall verpfändet, die entweder nicht existiert hätten, 777 nicht gehört hätten oder bereits an andere Kreditgeber verpfändet worden seien.

Auch bei den Airline-Beteiligungen von 777 Partners gibt es Turbulenzen

Auch bei den Luftfahrt-Beteiligungen von 777 Partners – der kanadischen Flair Airlines und der australischen Bonza – kam es zuletzt zu Turbulenzen. So sollen im März vier der geleasten Flugzeuge von Flair von Leasinggeber Airborne Capital wegen versäumter Leasingzahlungen beschlagnahmt worden sein. Zu Beginn dieser Woche berichtete Aviation Week, Flair Airlines habe sich von Investor 777 Partners getrennt. Die Anteile in Höhe von 25 Prozent sollen demnach ein unbekannter Investor übernommen haben. Bonza, finanziert von 777 Partners und dem Risikokapitalgeber Phoenix Aviation, setzte Ende April den Flugbetrieb aus und steht offenbar nicht mal 18 Monate nach der Aufnahme des Flugbetriebs vor dem Aus und einer möglichen Insolvenz.

Im Sport-Business, in das 777 seit Jahren weltweit investiert, gab es ebenfalls mehrere Vorgänge, die Fragen nach der Zahlungsfähigkeit oder -willigkeit des 2015 von Josh Wander und Steven Pasko gegründeten Unternehmens aufwarfen. Im vergangenen Jahr etwa war der brasilianische Klub Vasco da Gama, seit Februar 2022 im 777-Portfolio, wegen offener Transferzahlungen von der FIFA zwischenzeitlich mit einem Transferbann belegt worden. Auch bei der britischen Basketball-Liga BBL, in die 777 Partners Ende 2021 eingestiegen war, wurde zwischenzeitlich eine Zahlungsfrist nicht eingehalten.

Tabakovics Transfer war eine 777-Empfehlung

Bei Hertha BSC soll es im vergangenen Jahr bei der Überweisung einer Tranche im zweistelligen Millionenbereich zu einer Verzögerung um einige Tage gekommen sein. Vom vor 14 Monaten vereinbarten 100-Millionen-Euro-Gesamtinvestvolumen stehen nach der Anfang April geflossenen Tranche noch 25 Millionen Euro aus. Die muss 777 Partners vertragsgemäß im Verlauf der Saison 2024/25 zahlen. Immerhin: Anders als bei Vorgänger-Investor Lars Windhorst, dessen Tennor-Holding keinerlei Erfahrung und Expertise im Sport-Business vorweisen konnte, nutzt Hertha das Netzwerk und die Datenbank von 777. So war der im vergangenen Sommer von Austria Wien gekommene Stürmer Haris Tabakovic eine Empfehlung des Investors. Tabakovic kostete dank einer Ausstiegsklausel nur knapp eine halbe Million Euro Ablöse – und schickt sich ein halbes Jahr nach seinem Debüt in der bosnischen Nationalmannschaft an, Zweitliga-Torschützenkönig in Deutschland zu werden.

Steffen Rohr