Slowenischer Feiertag: “Der Beginn einer neuen Ära”

Slowenischer Feiertag: “Der Beginn einer neuen Ära”

Slowenien zieht zum ersten Mal in seiner Geschichte in die K.o.-Runde bei einer Fußball-Europameisterschaft ein. Der Jubel ist riesig, der Glaube an eine erfolgreiche Zukunft auch.

Matjaz Kek steht mit der slowenischen Nationalmannschaft im EM-Achtelfinale.

Matjaz Kek steht mit der slowenischen Nationalmannschaft im EM-Achtelfinale.

IMAGO/BSR Agency

Das Ende des Parallelspiels warteten sie gar nicht erst ab. Brauchten sie auch nicht. Als in Köln der erlösende Abpfiff ertönte, das 0:0 gegen England über die Zeit, damit Platz 3 in der Gruppe C und die Qualifikation für die K.o.-Runde gesichert war, brachen bei den Slowenen alle Dämme. Wild jubelnd hüpften sie über den Platz, schrien ihre Freude laut heraus, bildeten eine große Traube aus Spielern, Trainerteam und Betreuern, um dann zusammen mit ihren Fans in der Südkurve die große Party steigen zu lassen. Der Außenseiter in der Gruppe steht tatsächlich im Achtelfinale. Zum ersten Mal in der Geschichte des Verbandes. 2000, bei der ersten und bis zum Turnier in Deutschland auch einzigen slowenischen Teilnahme an einer Europameisterschaft, war nach der Vorrunde Schluss.

Spielbericht

“Ich habe nicht erwartet, dass wir weiterkommen”, gestand Trainer Matjaz Kek nach dem Abpfiff und setzte dann überglücklich zu einer Lobeshymne auf sein Team an. “Wir sind Dritter geworden, aber wir haben mit unserem Spiel gezeigt, dass wir es auch verdient haben, weiterzukommen. Wir haben gegen einen der Turnierfavoriten gespielt, deshalb war klar, dass wir auch leiden müssen. Ich bin mega stolz auf meine Mannschaft. Sie ist etwas ganz Besonderes. Und sie gibt mir Hoffnung für die Zukunft.”

“Wir haben mentale Stärke gezeigt”

Mit Herz, Leidenschaft und einer Menge taktischer Disziplin im Spiel gegen den Ball verdiente sich die Mannschaft von Kek den entscheidenden Punkt. Was wäre alles möglich gewesen, wenn das Team auch noch im Ballbesitz mit mehr Mut aufgetreten wäre, das nicht mal halbherzige Anlaufen der Engländer und die vielen Fehler des Favoriten konsequenter ausgenutzt hätte! Egal – nicht alles musste an diesem historischen Tag bis zum Ende durchanalysiert werden.

“Wir haben mentale Stärke gezeigt. Als wir passiv wurden und uns haben etwas zurückfallen lassen, bekamen wir Probleme. England besaß eine gute Chance in der 90. Minute, sonst aber hatte Jan Oblak nicht so viel Arbeit”, erklärte Kek.

Nur hauchdünn verpassten die Slowenen sogar den zweiten Gruppenplatz und damit ein Achtelfinale gegen Gastgeber Deutschland. Wer als Nächstes wartet in der K.o.-Runde? Das war den Slowenen am Dienstagabend herzlich egal. Erstmal wurde kräftig gefeiert, in Köln, aber auch in der Heimat in Slowenien. Und Kek kündigte gleich mal mutig an, dass mit dem nur zwei Millionen Einwohner zählenden Land auch in Zukunft zu rechnen sein wird: “Ich denke, dass dies der Beginn einer neuen und schönen Ära für den slowenischen Fußball ist.”

Jan Lustig