Italien will notfalls mit “weniger attraktivem Fußball” ins Achtelfinale

Italien will notfalls mit “weniger attraktivem Fußball” ins Achtelfinale

Das 0:1 gegen Spanien und vor allem die Spielweise – die Azzurri waren von vorn bis hinten klar unterlegen – haben Rätsel aufgeworfen. Den Lösungsansatz meint Trainer Luciano Spalletti zu kennen: “Weniger attraktiver Fußball.”

Wird gegen Kroatien wohl auch Änderungen bei seiner Startelf vornehmen: Italiens Trainer Luciano Spalletti.

Wird gegen Kroatien wohl auch Änderungen bei seiner Startelf vornehmen: Italiens Trainer Luciano Spalletti.

IMAGO/Nicolo Campo

Dass Luciano Spalletti nach der Abreibung gegen Spanien (ergebnistechnisch nur ein 0:1 nach Eigentor) seine Startelf umbauen wird, gilt als äußerst wahrscheinlich. Allen voran, weil Federico Dimarco an einer Wadenprellung laboriert und beim “Endspiel” ums Weiterkommen gegen Kroatien am Dienstag (21 Uhr, LIVE! bei kicker) komplett auszufallen droht. Offensivmann Federico Chiesa, wenig auffällig nach seiner guten Leistung beim 2:1 gegen Albanien (UEFA-Spieler des Spiels), könnte derweil leistungstechnisch die Bank winken.

Dass etwas passieren wird, machte der 65-jährige Napoli-Meistertrainer des letzten Jahres klar: “Wir wollen körperliche Frische haben.”

Laut der Gazzetta dello Sport überlegt Spalletti sogar, im Mittelfeld Routinier Jorginho zu opfern und dafür Nicolo Fagioli erstmals bei diesem Turnier zu bringen. Der nach seiner monatelangen Wettskandal-Sperre überraschend in den italienischen Kader integrierte kreative Mittelfeldmann von Juventus Turin könnte durchaus frischen Wind bringen.

Frischen Wind, den etwa Ex-Nationaltrainer Cesare Prandelli (2010 bis 2014) dieser Tage mit anderen kritischen Beobachtern eingefordert hatte. So schrieb der 66-Jährige in seiner regelmäßigen Kolumne für die Gazzetta dello Sport, dass etwa Weltmeister Gianluigi Buffon als Stabsmitglied mit seiner großen Erfahrung dem Team vor dem finalen Gruppenduell helfen kann und wird – dass es aber zugleich noch mehr braucht: “Ein Witz, ein Schulterklopfen im richtigen Moment, ein Blick, Ermutigung, alles ist nützlich. Und natürlich die sorgfältige Vorbereitung. Klare Ideen, nicht zu viele, aber keine Grauzonen. Die Jungs müssen wissen, was sie tun und was sie lassen sollen.”

Klassisch italienisch

Dinge, die auch Spalletti fest abgespeichert und notiert hat. Vor dem intensiven Vergleich mit den Kroaten, die zum Siegen verdammt sind (Italien reicht schon ein Punkt zum sicheren Weiterkommen), stellt der für Offensivfußball stehende Coach sogar eigene Ansätze hintenan.

Stabilität und Sicherheit gehen vor: “Wenn der Gegner im Ballbesitz ist, werden wir gezwungen sein, mit elf Spielern zu verteidigen und sehr tief zu stehen. Wenn wir den Ball erobern, müssen wir schnell umschalten, damit der Gegner kein Abwehrnetz aufbauen kann”, sagte Spalletti und prophezeite “vielleicht einen etwas weniger attraktiven Fußball”. Klassisch italienisch also, wenn man so will. Verlassen kann man sich diesbezüglich sicher wieder auf Kapitän Gianluigi Donnarumma. Der Buffon-Nachfolger war gegen Albanien spät auf der Höhe gewesen und hatte mit zig Paraden im Alleingang als bester Mann der Azzurri ein Debakel gegen Spanien verhindert.

“Wenn wir kein positives Ergebnis erzielen, fahren wir zurück nach Italien”

Mit Blick zurück aufs 0:1 gegen die Iberer und voraus aufs “Endspiel” gegen die herausfordernden Kroaten erkannte Abwehrmann Alessandro Bastoni aber auch Positives. “Ich glaube, dass diese Klatsche gegen Spanien uns noch geeinter und geschlossener gemacht hat”, sagte der 25 Jahre alte Profi von Inter Mailand. “Es ist leicht, nach Siegen zu feiern, aber in Niederlagen findet man die gemeinsame Stärke.”

Spalletti blieb derweil aber seiner mahnenden Art treu: “Ich erwarte, dass wir feststellen, dass wir Lehren gezogen haben aus diesem Spiel – einem Spiel, das uns weh getan hat.” Und weiter: “Es gibt Spiele, die darüber entscheiden, ob man eine großartige oder eine kleine Geschichte schreiben kann.” Am Ende des Tages brauche es deswegen keine großen Erklärungen, Analysen, Diskussionen – denn: “Wenn wir kein positives Ergebnis erzielen, fahren wir zurück nach Italien.”

Zum Thema: Italiens Offenbarungseid gegen Spanien macht es Spalletti “einfach”