Ein etwas anderer Trikotwunsch: Chelseas Demütigung und die Folgen

Ein etwas anderer Trikotwunsch: Chelseas Demütigung und die Folgen

Muss der FC Chelsea doch umbenannt werden? Das historische 0:5 beim FC Arsenal erschüttert die Blues – und womöglich auch das Vertrauen in Mauricio Pochettino.

Einer der schlechteren Tage: Chelsea-Trainer Mauricio Pochettino am Dienstag im Emirates Stadium.

Einer der schlechteren Tage: Chelsea-Trainer Mauricio Pochettino am Dienstag im Emirates Stadium.

IMAGO/Sportimage

Man will sich lieber gar nicht vorstellen, wie der Abend verlaufen wäre, wenn Nicolas Jackson beim FC Arsenal nach nicht einmal zehn Minuten Rot gesehen hätte. Der Chelsea-Angreifer war Takehiro Tomiyasu übel aufs Sprunggelenk getreten, aber sogar um eine Gelbe Karte herumgekommen. Nach der 0:5-Demütigung, Chelseas höchster Niederlage überhaupt gegen die Gunners, sprach niemand mehr über die die potenzielle Fehlentscheidung. Wahrscheinlich hatte einfach niemand gemerkt, dass Chelsea bis zum Schluss zu elft gewesen war.

Drei Tage nach dem knappen Aus im FA-Cup-Halbfinale gegen Manchester City (0:1) waren die Blues nicht wiederzuerkennen, und genau das scheint ihr Problem zu sein. “Wenn wir einen schlechten Tag haben, sind wir so schlecht. Wenn wir gut sind, sind wir zu allem fähig”, fasste Trainer Mauricio Pochettino Chelseas Saison in einem Satz zusammen. Nur sind die guten Tage weitaus seltener, als es sich die Klubführung nach dem beispiellos teuren Kaderumbau der letzten knapp anderthalb Jahre vorgestellt hat.

Ist das doch der FC Palmer?

Cole Palmer, der noch Chancen hat, Premier-League-Torschützenkönig zu werden, erwies sich als Topeinkauf und bildet damit bislang ein Alleinstellungsmerkmal. Dass der 21-Jährige gegen Arsenal krankheitsbedingt fehlte, hatte Pochettino als Chance dafür umgedeutet, “zu zeigen, dass das der FC Chelsea und nicht der FC Cole Palmer ist”. Argumente gegen eine Umbenennung fanden sich im Emirates dann nicht.

“Warum spielen wir vor drei Tagen so und heute so?”, rätselte Pochettino und wollte seine Startelfwechsel nicht als Entschuldigung gelten lassen. “Das ist die Widersprüchlichkeit, die wir schon die ganze Saison zeigen.” Ein Beispiel in Zahlen: Chelsea hat einerseits schon jetzt drei Punkte mehr als in der gesamten Vorsaison auf dem Konto und andererseits mehr Gegentore als alle anderen 19 Premier-League-Klubs.

Pochettinos Zukunft ist ungewiss

Ob Pochettino über die Saison hinaus bleiben darf, ist ungewiss. Der Argentinier hatte im Sommer mit dem Auftrag übernommen, an der Stamford Bridge Ruhe einkehren zu lassen und ein junges Team zu formen, das möglichst bald europapokaltauglich ist. Reichen die kleinen Schritte vorwärts, denen regelmäßig wieder welche zurück folgen? “Es ist immer ein Risiko, wenn man einen neuen Kader aufbaut”, sagte Pochettino zur eigenen Verteidigung.

Viele Fans haben die Geduld schon verloren. Stellvertretend ließ ein Vater seinen Sohn gegen Arsenal ein Banner hochhalten mit der Aufschrift: “Ich will eure Trikots nicht! Ich will, dass ihr für uns kämpft!” Es sind Aufforderungen, die es so auch schon vor einem Jahr gab. Und das spricht weder für die Klubführung noch für die Mannschaft noch für Pochettino.