“Ich hasse dieses Wort”: Popp gerät bei Finalistentalk in Rage

“Ich hasse dieses Wort”: Popp gerät bei Finalistentalk in Rage

Im Pokal-Finale am 9. Mai werden die beiden deutschen Top-Mannschaften aufeinandertreffen. Die Vorfreude ist groß – bei Bayerns Giulia Gwinn und Wolfsburgs Alexandra Popp, die ein Reizthema ausgemacht hat.

Kennen und schätzen sich aus der Nationalelf: Alexandra Popp (li.) und Giulia Gwinn.

Kennen und schätzen sich aus der Nationalelf: Alexandra Popp (li.) und Giulia Gwinn.

IMAGO/Beautiful Sports

Das Pokal-Finale zwischen dem FC Bayern und dem VfL Wolfsburg sei wohl die Endspielpaarung, die sich Fußball-Deutschland gewünscht habe, sagte Giulia Gwinn und erntete keinen Widerspruch. Wenn am 9. Mai der aktuelle Deutsche Meister auf den aktuellen Pokalsieger trifft, kommt es zum Duell der beiden deutschen Top-Teams.

Dementsprechend verspürte Bayerns Rechtsverteidigerin Gwinn schon am Donnerstag beim sogenannten “Finalistentalk” in Köln große Vorfreude. Und Wolfsburgs Angreiferin Alexandra Popp stimmte zu.

Das insgesamt 44. und wohl ausverkaufte DFB-Pokal-Finale soll zum großen Fußballfest werden, es wird das 15. Endspiel in der Domstadt, und es wird wie üblich mit einem großen Rahmenprogramm gefeiert. Um 11.11 Uhr beginnt das Fan- und Familienfest vor dem Rhein-Energie-Stadion, ehe um 16 Uhr der Ball rollt – und die Bayern einen weiteren Schritt in Richtung “Wachablösung” machen?

Popp gerät regelrecht in Rage

Dieses Wörtchen geisterten jedenfalls nun schon ein paar Wochen durchs Land. FCB-Präsident Herbert Hainer hatte Mitte März im kicker erklärt: “Wir haben großen Respekt vor dem VfL Wolfsburg, der enorme Verdienste um den deutschen Frauenfußball hat, aber wir sind auf einem guten Weg, dass es hier zu einer Wachablösung kommt.”

Der FC Bayern schickt sich an, zum zweiten Mal in Folge die Meisterschaft zu gewinnen und könnte in dieser Saison erstmals das Double holen. In diesem Sommer wechselt Leistungsträgerin Lena Oberdorf nach München und verlässt die Wolfsburger, die ab der nächsten Spielzeit ebenfalls auf Dominique Janssen und wohl auch Ewa Pajor verzichten müssen.

Das letzte Ligaduell konnte der FCB zudem deutlich gewinnen, siegte auswärts mit 4:0. Wird die Dominanz des VfL, der rund ein Jahrzehnt den nationalen Frauenfußball beherrschte und international vielfach für Furore sorgte, jetzt also wirklich dauerhaft gebrochen? Kommt es zu einer “Wachablösung”?

Wolfsburg ist seit 49 Pokalspielen ungeschlagen

Es ist ein ganz offenbar ein Reizthema. Schon Wolfsburgs Kathrin Hendrich hatte vor ein paar Wochen erklärt, diese Diskussion “ein wenig respektlos” zu finden angesichts des Siegeszugs der vergangenen Jahre. Und auch Popp, ihrerseits DFB- und VfL-Kapitänin und nach ihrer Knieverletzung jetzt wieder spielfähig, geriet am Donnerstag regelrecht in Rage, als sie darauf angesprochen wurde.

“Pfff”, stöhnte sie und betonte: “Ich hasse dieses Wort, ganz ehrlich. Eine Wachablösung ist erst dann eine Wachablösung, wenn du über Jahre konstant Titel holst. Das haben wir geschafft.” Allein den DFB-Pokal konnte der VfL neunmal in Folge gewinnen, ist seit 49 Pokalspielen ungeschlagen. Und sieht sich, logisch, noch lange nicht am Ende – trotz der erstarkten und aufrüstenden Konkurrenz aus dem Süden.

Gwinn freut sich über die Zukunftsvisionen des FC Bayern

Wolfsburg sei in den vergangenen Jahren “das Aushängeschild im deutschen Frauenfußball”, fuhr Popp fort. Nach ein oder zwei Jahren schon von einer Wachablösung zu sprechen, sei aus ihrer Sicht “absolut respektlos gegenüber uns und unserer Arbeit. Wir wissen, dass die Bayern eine wahnsinnig gute Arbeit machen, das sehen wir und spüren wir, davor haben wir auch großen Respekt. Und wir sind froh, dass so eine Arbeit in den anderen Vereinen geleistet wird.” Aber es müsse nun erst mal über mehrere Jahre geliefert werden, “bevor wir über so ein Wort sprechen”.

Bayerns Gwinn wollte das Reizwort dann auch nicht in den Mund nehmen, bekräftigte vielmehr: “Wir tun gut daran, im Hier und Jetzt zu leben, sind natürlich sehr, sehr stolz, dass wir momentan auf Platz 1 sind und die Möglichkeit haben, nach dem Pokal zu greifen.” Im vergangenen Sommer habe der Verein sich super verstärkt, das werde fortgesetzt und spreche für die Zukunftsvision des Klubs.

Mit Blick auf das 0:4 im März gegen den FCB sagte Wolfsburgs Popp: “Wenn man sich die vergangenen Duelle anschaut, musste jede Mannschaft mal bluten, in diesem Fall waren wir es.” Im Pokal-Finale in Köln sollen es aus ihrer Sicht dann freilich wieder die Bayern sein, die leiden. Das gärende Thema “Wachablösung” könnte in diesem Fall wohl zumindest ein wenig eingedämmt werden.

Leon Elspaß