“Karim weiß, dass das nicht die beste Aktion war”

“Karim weiß, dass das nicht die beste Aktion war”

Das Talent von Karim Adeyemi ist offensichtlich, doch durch unnötige Aktionen macht sich der Flügelstürmer das Leben immer wieder selbst schwer. Wie am Samstag in Mönchengladbach.

Schiedsrichter Florian Badstübner zeigt Karim Adeyemi die Rote Karte.

Schiedsrichter Florian Badstübner zeigt Karim Adeyemi die Rote Karte.

IMAGO/Jan Huebner

Das Lächeln in Karim Adeyemis Gesicht zeugte von Ungläubigkeit. Die Frage war nur: Wen adressierte der 22-jährige Flügelstürmer von Borussia Dortmund in diesem Augenblick? Schiedsrichter Florian Badstübner, der ihm gerade Gelb-Rot gezeigt hatte? Oder sich selbst? Weil er wieder einmal eine Dummheit begangen hatte, die in der Folge nicht seinem Team das Leben schwer machte, sondern insgesamt betrachtet vor allem sich selbst. Man wusste es nicht genau an diesem Samstag in Mönchengladbach, der durch den 2:1-Erfolg in Unterzahl dann doch noch ein halbwegs versöhnliches Ende nahm für Adeyemi. Und für die restlichen Dortmunder, die allerdings mehr Kräfte ließen als ihnen lieb sein konnte vier Tage vor dem Rückspiel im Champions-League-Viertelfinale gegen Atletico Madrid.

Wir müssen daraus lernen. Er muss daraus lernen.

Edin Terzic

“Karim weiß, dass das nicht die beste Aktion war”, sagte BVB-Trainer Edin Terzic nach der Partie zum Griff Adeyemis an die Schulter von Stefan Lainer, für das er zum zweiten Mal in diesem Spiel Gelb sah – nachdem er sich in der ersten Hälfte bereits völlig unnötig auf den Rücken von Franck Honorat gelegt hatte, um ihn plump zu stoppen. “Wir hatten in Hoffenheim eine ähnliche Situation, in der wir unnötig einen Platzverweis bekommen haben”, erinnerte Dortmunds Trainer an den 3:1-Erfolg bei der TSG, bei der damals Ramy Bensebaini wegen Ballwegschlagens Gelb-Rot gesehen hatte. Damals hatten sich die Dortmunder vorgenommen, daraus zu lernen. Adeyemi allerdings hatte dabei offenbar nicht genau zugehört – oder es wieder vergessen.

“Wir müssen daraus lernen. Er muss daraus lernen”, konkretisierte Terzic daher seinen Appell in Mönchengladbach in Richtung Adeyemis, der nicht zum ersten Mal im BVB-Trikot negativ aufgefallen war. Waren es in den vergangenen Monaten häufiger zu schnelle Faller in gegnerischen Strafräumen oder zu geringe sportliche Erträge, die für Kritik sorgten, sah es sich nun mit dem Vorwurf konfrontiert, seiner um Kräfteschonung bemühten Mannschaft durch sein unüberlegtes Handeln einen Bärendienst erwiesen zu haben. Immerhin: Adeyemi entschuldigte sich nach der Partie bei seinen Teamkollegen in der Kabine.

Süle lobt Dortmunder “Erwachsenheit”

“Ihm darf so etwas nicht passieren, das weiß er auch selber”, sagte Sportdirektor Sebastian Kehl und bilanzierte: “Dann ist es für eine Mannschaft schwierig, in solch eng getakteten Tagen 30 Minuten lang zu zehnt zu spielen.” Auch Keeper Gregor Kobel kritisierte Adeyemi: “Karim hat viel Intensität in den Zweikämpfen. Oft ist es cool. Aber in der einen oder anderen Szene muss er das mit mehr Köpfchen lösen.”

Die Dortmunder zogen allerdings auch Positives aus der Reaktion der Mannschaft auf den Platzverweis – schließlich gelang es, den Gegner bis auf in zwei Situationen in der Nachspielzeit vom eigenen Tor fernzuhalten. “Es war nicht das schönste Spiel”, sagte Kobel, “aber man muss ein Kompliment machen, wie wir in der zweiten Hälfte in Unterzahl verteidigt, wie wir uns reingeschmissen und den Sieg geholt haben.” Ähnlich sah das Niklas Süle, der mal wieder in der Innenverteidigung spielen durfte und dabei eine ordentliche Leistung zeigte: “Mit einem Mann weniger in diesem Stadion zu verteidigen, das spricht für eine Weiterentwicklung. Auch wenn nicht alles gut war: Wir haben eine Erwachsenheit an den Tag gelegt.”

Adeyemi in der Bundesliga gesperrt

Bleibt für Adeyemi zu hoffen, dass sich seine Aktion nicht noch im Nachgang bitter rächt – falls den Dortmunder im Rückspiel gegen Atletico irgendwann die Kräfte ausgehen. Er selbst kann dann höchstpersönlich Wiedergutmachung betreiben: Seine Sperre gilt logischerweise nur für die Bundesliga.

Matthias Dersch