Fiels Vorgabe: Mit Vollgas die Hertha überholen

Ins traditionsreiche Duell mit Hertha BSC am Karsamstag schickt FCN-Trainer Cristian Fiel seine Jungs mit einer klaren Vorgabe: “Nach dem Spiel wollen wir zwei Punkte vor Hertha stehen.” Heißt: Mit einem Sieg im Gepäck soll die Heimreise aus der Hauptstadt angetreten werden.

Da geht's lang: Cristian Fiel gibt beim FCN die Anweisungen.

Da geht’s lang: Cristian Fiel gibt beim FCN die Anweisungen.

IMAGO/Zink

Dass er damit die Messlatte für seine Mannschaft hochlegt, ist ihm bewusst, schließlich hatten nicht wenige Experten mit Blick auf die Kaderqualität die Berliner auf ihrer Aufstiegsliste oben aufgeführt. “Ich denke, bei Hertha liebäugeln sie im Insgeheimen damit, noch ins Rennen um Platz 3 eingreifen zu können”, sagt Fiel. “Befolgt” die Club-Elf vor rund 45.000 Zuschauern, von denen rund 5000 aus Nürnberg sein werden, seine Vorgabe, kann sich der Absteiger wohl endgültig von jedweden Aufstiegsgedanken verabschieden.

O:2 gegen Ingolstadt nicht vergessen, aber abgehakt

Nur, das mit dem Gelingen ist leichter gesagt als getan, vor allem wenn man an das 0:2 gegen den Drittligisten Ingolstadt in der Länderspielpause denkt. Der Ärger über eine an jenem Tag ganz schwache Leistung ist zwar bei dem Spanier immer noch ein Stück weit präsent, allerdings ohne sie überzubewerten. Testspiel ist nun mal Testspiel, und muss nicht zwangsläufig eine Blaupause für den Ligabetrieb sein, zumal der Auftritt gegen Ingolstadt eine abschreckende wie lehrreiche Wirkung haben sollte.

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“Jedem bei uns ist bewusst, dass wir erst gar nicht nach Berlin fahren brauchen, wenn wir so spielen”, betont Fiel, der trotz jenes Tests mit der Länderspielpause im Großen und Ganzen zufrieden ist. Nach einer notwendigen Phase der Regeneration hätten alle gut wie konzentriert mitgezogen, als Fiel und sein Stab in puncto Belastung aufs Gaspedal drückten.

Auch ein sich nach und nach füllender Trainingsplatz war ein erfreulicher Aspekt der vergangenen zwei Wochen. “Jeder Trainer ist froh, wenn er viele Spieler zur Verfügung hat”, führt Fiel auch mit Blick auf die Trainingsqualität aus. Folglich plagen ihn auch keine Aufstellungssorgen, obwohl der ein oder andere Rückkehrer wie Offensivallrounder Daichi Hayashi noch keine Kandidat für den Spieltagskader sein werden.

Mit zwei frischgebackenen Nationalspielern

Auch wenn der FCN-Trainer über seine Aufstellung wie immer kein Wort verliert, so ist es nicht gewagt zu behaupten, dass die Franken mit zwei frischgebackenen Nationalspielern im Mittelfeld antreten werden. Jens Castrop kam beim 2:0 der U 21 gegen Israel die letzten sechs Minuten erstmals zum Zug, Can Uzun war beim 0:1 der Türkei gegen Ungarn 13 Minuten für die A-Nationalmannschaft am Ball.

“Das ist in diesem Alter schon etwas sehr Besonderes”, meint Fiel. Mit Nathaniel Brown gibt es übrigens noch einen dritten Nürnberger, der in der Länderspielpause international unterwegs war – allerdings kam er bei U 21 in beiden Partien nicht zum Einsatz. Die Gefahr von fehlender Frische besteht damit beim Linksverteidiger ebenso wenig wie bei den beiden anderen mit ihren Kurz-Einsätzen.

Keine Spezialbehandlung für Reese und Tabakovic

Dass indes gerade von den Herthaner Offensivkräften Fabian Reese und Haris Tabakovic eine große Gefahr ausgeht, haben in der 2. Liga schon viele Teams schmerzlich erleben müssen. Also, Ersteren, den herausragenden Außenstürmer mit seinen sechs Toren und 15 Assists, und Zweiteren, den Mittelstürmer mit seinen 15 Toren und sechs Assists, ausschalten – und schon ist der Drops gelutscht?

Von dieser einfachen, weil vermeintlich auf der Hand liegenden Marschroute hält der FCN-Coach nichts. “Wenn wir uns nur auf die zwei konzentrieren, schlagen andere zu, Hertha hat viele andere Jungs, die richtig gut kicken können”, betont er. Seine Rezept sieht folglich keine Spezialbehandlung für die beiden vor, von entscheidender Bedeutung sei es vielmehr, dass seine Mannschaft im Zentrum den Ton angibt und auf diese Weise die beiden vom Zulieferdienst abschneidet.

Von entscheidender Bedeutung wird zudem sein, ob seine Mannschaft die zuletzt beim ernüchternden 0:2 gegen St. Pauli an den Tag gelegte Passivität ablegt. Letzteres betrifft nicht das Anlaufen, die spielstarken wie -sicheren Hamburger nicht gleich in der ersten Linie auf die Pelle zu rücken, war beabsichtigt – nicht aber, sich so zögerlich bis mutlos bei eigenem Ballbesitz einzuschalten. Bei Hertha, so hofft Fiel, wird da ein ganz anderer FCN zu sehen sein, ein gefährlicher, der, weil alle mitmachen, nicht wieder den Ball so schnell hergibt wird wie gegen den Spitzenreiter.

Chris Biechele