Koemans offene Kritik an Xavi: “Wir profitieren nicht davon, den Ball zu verlieren”

Koemans offene Kritik an Xavi: “Wir profitieren nicht davon, den Ball zu verlieren”

Eigentlich sollte es nicht viel zu meckern geben nach einem 4:0-Sieg. Bondscoach Ronald Koeman sieht das offenbar anders. Die Elftal bekam ihr Fett weg – besonders Leipzigs Xavi.

Verhaltener Empfang: Ronald Koeman wechselte Xavi gegen Schottland aus.

Verhaltener Empfang: Ronald Koeman wechselte Xavi gegen Schottland aus.

IMAGO/ANP

Man kann zu keinem anderen Urteil kommen: Mit Xavi hat Leipzig im Sommer einen echten Volltreffer gelandet. Die Leihgabe von Paris St. Germain überzeugt regelmäßig im Team von Marco Rose, was auch sämtliche Statistiken belegen. Sieben Tore und zwölf Assists gelangen ihm in der Bundesliga, dazu kommen zwei Treffer und vier Vorlagen in der Königsklasse. Zuletzt steuerte er zwei Scorerpunkte beim 5:1 in Köln bei. Ganze zwölf Spieler haben eine bessere Bundesliga-Durchschnittsnote als der 20-Jährige.

Umso merkwürdiger ist Xavis Ausbeute bei der Elftal. Elfmal lief er inzwischen für die Niederlande auf. Tore? Null. Vorlagen? Null.

Eine Bilanz, die Coach Koeman gehörig gegen den Strich geht, seinem Ärger machte er nach dem Sieg gegen Schottland gehörig Luft. “Er war einer der Spieler, der einfach den Ball viel zu oft verloren hat. Xavi ging zu viel Risiko in seinen Aktionen, er macht es zu kompliziert”, monierte der 61-Jährige.

Gegen die Schotten musste er in der 77. Minute Dortmunds Donyell Malen, der den 4:0-Endstand herstellte, weichen. Ob Koeman am Dienstag im Länderspiel gegen Deutschland erneut auf den Leipziger setzt, ist unklar.

Schlecht, unruhig, schlampig

Zumal Koeman regelrecht sarkastisch wurde, als es um Xavis Leistungen im Nationaldress ging. “Er muss langsam die Erfahrung machen, dass wir in den Niederlanden nicht davon profitieren, den Ball zu verlieren”, so der Bondscoach bissig. Doch nicht nur Xavi, sondern die ganze Mannschaft bekam ihr Fett weg, 4:0 hin oder her. “Schlecht, unruhig, schlampig” habe sein Team gespielt. “Es ist eigentlich unglaublich, dass die Schotten nicht getroffen haben. Die Deutschen werden es schaffen.”

Viele Deutsche sind unterdessen immer noch schlecht auf Koeman zu sprechen. Sie haben nicht vergessen, wie er sich nach dem 2:1-Erfolg im EM-Halbfinale 1988 im Hamburger Volkspark mit dem Trikot von Olaf Thon den Hintern abgewischt hat. Gegen die Sowjetunion gab es mit einem 2:1 im Endspiel in München später den ersten und bis heute einzigen Titel der Niederlande bei einer Großveranstaltung.

Andere Zeiten, sagte Koeman, als er auf die große Rivalität zwischen den Niederlanden und Deutschland angesprochen wurde. “1988 war es mehr”, sagte Koeman. “Jetzt sind wir weiser, haben viel Respekt voreinander.”