Fenerbahce wehrt sich: “Kämpfen seit 20 Jahren gegen türkisches Fußballsystem”

Fenerbahce wehrt sich: “Kämpfen seit 20 Jahren gegen türkisches Fußballsystem”

Einen Tag nach dem bizarren Supercup in der Türkei hat sich Fenerbahce in einem langen Statement zur Wehr gesetzt. Der Kampf gegen das “ungerechte Fußballsystem in der Türkei” laufe mittlerweile schon zwei Jahrzehnte.

Großer - und doch kurzer - Auftritt: Fenerbahces U 19 trat im türkischen Supercup an.

Großer – und doch kurzer – Auftritt: Fenerbahces U 19 trat im türkischen Supercup an.

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Der türkische Fußball kommt einfach nicht zur Ruhe. Das nach nur einer Minute von Seiten Fenerbahces abgebrochene Supercup-Endspiel gegen Rivale Galatasaray am Sonntag schlug auch international hohe Wellen.

Tags darauf erklärte sich der Verein in einem dreiseitigen Statement, das mit den Worten beginnt: “Seit 20 Jahren kämpft Fenerbahce gegen das ungerechte Fußballsystem in der Türkei.” Dabei setze der Traditionsklub “sportliche und rechtliche Mittel” ein.

Fener glaubt nicht an Zufall, dass in den letzten sieben Spielzeiten die Meisterschaft dreimal erst im Saison-Endspurt verloren ging. Speziell das mehrmals unterbrochene Spiel gegen Denizlispor im Mai 2006 geht dem Verein auch knapp 18 Jahre später noch nach.

Dazu kommt, dass der Verein in der Saison 2010/11 “fälschlicherweise der Spielmanipulation durch eine staatlich unterwanderte terroristische Organisation beschuldigt wurde und sich vor Gericht verantworten musste”. Dieser Rechtsstreit dauerte zehn Jahre an, ehe Fenerbahces Unschuld bestätigt wurde.

Der amtierende türkische Pokalsieger erlitt dabei “erhebliche wirtschaftliche Verluste und eine Halbierung des Vereinswerts”, von einer “gestellten Falle” ist im Fener-Statement die Rede. Dass der türkische Fußballverband dem Klub für zwei Spielzeiten das Recht auf Teilnahme an der Champions League entzog, “ohne das Ergebnis des Gerichtsverfahrens abzuwarten”, sorgt noch immer für Unverständnis.

“Wir betonen, dass wir nicht angetreten sind, um zu gewinnen”

Fast auf den Tag genau vor neun Jahren sei es außerdem zu einem “in der Geschichte des Weltfußballs beispiellosen Vorfall” gekommen, als der Mannschaftsbus Fenerbahces beschossen wurde. Es sei bezeichnend, dass auch im Jahr 2024 noch immer keine Täter bekannt sind.

Die jüngsten Ereignisse hätten nun das Fass zum Überlaufen gebracht. Dabei führt Fenerbahce den Platzsturm beim Trabzon-Spiel an, der eine außerordentliche Mitgliederversammlung mit einer Rekordteilnehmerzahl von 23.000 Fans nach sich zog.

Beschlossen wurden dabei der Antrag auf erneute Verlegung des Supercup-Finals wegen des nahenden Conference-League-Viertelfinals sowie die Besetzung mit einem ausländischen Schiedsrichter. Für den Fall, dass der türkische Verband diesen Forderungen nicht nachkommen würde, drohte Fenerbahce die eigene U 19 zu schicken.

So kam es letztlich am Sonntag – mitsamt Abbruch in der zweiten Spielminute. “Wir betonen, dass wir nicht angetreten sind, um zu gewinnen, sondern um die Wahrheit zu verteidigen, und an diesem historischen Tag für den türkischen Fußball wollen wir unsere Haltung unterstreichen”, schreibt Fenerbahce.

Als “größter Sportverein der Welt mit 30 Millionen Fans” fühlte sich der Klub verpflichtet zu einem Zeichen “gegen Gesetzlosigkeit und Ungerechtigkeit”. Und diesen Kampf wolle man auch weiterführen.