Ayhan über Galatasaray-Fans: “Für uns auch ein Fragezeichen vor dem Spiel”

Galatasaray hat auch das Rückspiel gegen die Bayern verloren. Stimmungstechnisch waren die Fans aus Istanbul am Mittwochabend allerdings erneut Punktsieger. Ein Sonderlob stellte ihnen Kaan Ayhan aus.

Ex-Schalker unter sich: Kaan Ayhan (li.) und Leon Goretzka.

Ex-Schalker unter sich: Kaan Ayhan (li.) und Leon Goretzka.

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Es war eine Situation, die die Bayern-Spieler von einem Heimspiel so nicht kannten. Leon Goretzka gestand hinterher sogar, dass er sich “ein bisschen erschrocken” habe, als er zum Aufwärmen auf den Rasen in der Allianz-Arena kam. “Weil ich gar nicht so krass damit gerechnet habe, als wir vor dem Spiel rausgegangen sind. Da kam schon das erste Pfeifkonzert.”

Auffällig viele Fans von Galatasaray hatten auch Tickets außerhalb des Gästeblocks ergattert und ihre Mannschaft lautstark unterstützt. Immer wieder gab es zudem ein gellendes Pfeifkonzert, wenn die Bayern im eigenen Stadion am Ball waren. Von einem solch gewaltigen Empfang und Support zeigte sich auch Kaan Ayhan überrascht: “Für uns ist das auch immer ein Fragezeichen vor dem Spiel. Wir wissen um die brutale Unterstützung unserer Fans, aber auswärts weiß man nie, wie die Tickets vergeben werden”, erklärte der gebürtige Gelsenkirchener bei DAZN mit einem Grinsen.

Die Unterstützung von den Rängen bleibe nach dem zweiten verlorenen Vergleich mit den Bayern “auf jeden Fall das Positivste nach dem Spiel”. Die türkischen Anhänger hätten ihren Anteil daran gehabt, dass die Münchner erneut wackelten. “Sie waren von der ersten Minute, als wir hier reinkamen, schon in der Überzahl. Das hat uns natürlich geholfen”, gestand Ayhan.

“Da geht ein Dank raus, fast schon weltweit”

Schon “bei der Anreise” hätten die Galatasaray-Fans für so manchen Gänsehautmoment gesorgt. “Es ist immer wieder etwas Besonderes, solche Fans im Rücken zu haben”, so Ayhan: “Da geht ein Dank raus, fast schon weltweit – so etwas habe ich echt selten erlebt. Egal, wo wir hingehen, ist Stimmung. Das trägt uns natürlich auch ein Stück weit in den Spielen und ich hoffe auch weiter in der Champions League.”

Der enorme Support soll auch zum Faustpfand im Kampf um ein Ticket fürs Achtelfinale werden. “Wir spielen zu Hause gegen Manchester United, da brauchen wir unsere Fans ganz besonders”, erklärte Kapitän Fernando Muslera mit Blick auf das nächste Match in der Königsklasse: “Mit ihrer Unterstützung wollen wir die verbleibenden zwei Spiele gewinnen, um die Gruppe zu überstehen.”

Auch fußballerisch aber brauche Galatasaray vor dem englischen Rekordmeister keine Angst zu haben. “Die bisherigen Spiele haben gezeigt, dass wir mindestens auf Augenhöhe sind”, stellte Ayhan klar. Und selbst wenn das Selbstvertrauen mal angekratzt sein sollte – die Fans werden schon für einen Stimmungs-Boost sorgen.

Buruk kritisiert Referee deutlich – Beleidigung mit Nachspiel?

Galatasaray Istanbul hat auch das zweite Spiel in der Champions-League-Gruppenphase gegen die Bayern verloren. Nach dem 1:2 schoss sich Trainer Okan Buruk auf den Schiedsrichter ein, gab ihm aber nicht die Schuld an der Niederlage.

Unzufrieden mit dem Unparteiischen: Trainer Okan Buruk.

Unzufrieden mit dem Unparteiischen: Trainer Okan Buruk.

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Was Okan Buruk von der Leistung Antonio Nobres hielt, machte er schon während der Partie mehr als deutlich. Immer wieder schimpfte Galatasarays Trainer wie ein Rohrspatz in Richtung des portugiesischen Unparteiischen. In der fünften Minute der Nachspielzeit ging es dann mit Buruk durch, eine Beleidigung in Richtung Nobres war deutlich über die Stadionmikrofone zu hören. Ob diese ein Nachspiel bei der UEFA hat, bleibt abzuwarten.

Eine zweite Gelbe oder gar Rote Karte sah Buruk jedenfalls nicht. Nach einem Foul des bereits vorverwarnten Alphonso Davies hatte der türkische Coach in der 61. Minute zu vehement eine Ampelkarte gefordert, auf Hinweis des Vierten Offiziellen hatte Nobre in seinem allerersten Champions-League-Spiel die Gelbe Karte für den Galatasaray-Coach gezückt. “Wenn man ein Foul gibt, muss man die zweite Gelbe Karte geben. Das muss Rot sein”, schimpfte Buruk weiter: “Davies steigt ihm klar auf den Fuß. Das sind dann die Knackpunkte eines Spiels.”

Die Niederlage wolle er Nobre trotz zweier “großer Fehler” nicht anlasten, fügte Buruk noch an. Der Portugiese hatte auch ein undankbares Spiel für seine Premiere in der Königsklasse erwischt. Das 1:0 von Harry Kane hatte bereits der VAR-Überprüfung standgehalten, als Nobre offenbar noch einmal mit dem Videoassistenten Rücksprache hielt.

Ex-Schiedsrichter Manuel Gräfe erklärte hinterher beim Kurznachrichtendienst X seine Sicht der Dinge: “Offensichtlich wurde zweimal auf Abseits bei Bayern gecheckt, weil sie erst Kane prüften. Und offensichtlich machte der Assistent den Videoschiedsrichter auf Müller und sein langes Bein Richtung Torwart aufmerksam. Also haben sie das auch gecheckt, zu Recht kein Abseits.”

Tuchel: “In der zweiten Halbzeit hatten wir ein bisschen Glück”

In der 62. Minute hätte die Partie allerdings auch in eine andere Richtung kippen können, als dem Treffer von Lucas Torreira die Anerkennung verwehrt wurde. Die Abseitsstellung zweifelten türkische Medien sogar an. “Abseitslinie beim Tor von Galatasaray angeblich falsch gezogen!”, schrieb etwa “Hürriyet”. Auch Thomas Tuchel gestand: “In der zweiten Halbzeit hatten wir ein bisschen Glück, dass das Tor für Galatasaray aus dem Abseits kam.”

Unter dem Strich stand ein 2:1-Erfolg für die Bayern, die den Gruppensieg damit festzurrten. “Ich glaube, wir haben heute ein anderes Spiel gesehen als im Hinspiel”, befand Kaan Ayhan bei DAZN. Der gebürtige Gelsenkirchener sah eine Bayern-Mannschaft, die “aus dem Hinspiel gelernt” und “uns vor mehr Schwierigkeiten gestellt hat”.

Vor allem über die zwei Spiele gesehen waren mehr als die null Punkte drin.

Kaan Ayhan

Galatasaray sei sehr wohl bewusst gewesen, dass “Bayern nicht die gleichen Fehler wie im Hinspiel machen wird”. Und dennoch ärgerten sich die Gäste über die erneute Niederlage. “Vor allem über die zwei Spiele gesehen waren mehr als die null Punkte drin”, haderte Ayhan. “Die Chancen waren da, auch in Führung zu gehen.”

Hinter Gruppensieger Bayern sieht es in der Gruppe A nun “chaotischer” aus, Galatasaray hat wie Kopenhagen vier Punkte auf dem Konto – Manchester United, der nächste Gegner der Türken, nur drei. “Alle drei Mannschaften haben es in der eigenen Hand – das gefällt uns eigentlich”, gab Ayhan zu, der keine Angst vor dem englischen Rekordmeister hat: “Die bisherigen Spiele haben gezeigt, dass wir mindestens auf Augenhöhe sind.”

Goretzka: “Die wollten zeigen, wer hier Chef im Ring ist”

Der FC Bayern hat gegen Galatasaray erneut ein ungewöhnliches Champions-League-Spiel erlebt – mit unterschiedlichen Wahrnehmungen.

Kurz

Kurz “erschrocken”: Leon Goretzka.

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Für Leon Goretzka begann der Arbeitstag am Mittwoch mit einem kurzen Spaziergang, wie sonst auch. Nur zwei Details änderten sich, als der Mittelfeldspieler des FC Bayern den Rasen der Allianz-Arena um kurz vor 20 Uhr betrat: der Empfang und seine Reaktion.

Bayerns “Auswärtsspiel”

Mit einem breiten Grinsen, fast schon Lachen, akzeptierte Goretzka die lauten Pfiffe, die er vor zwei Wochen in Istanbul noch verletzungsbedingt verpasst hatte. “Ich hab’ mich ein bisschen erschrocken”, gestand er später, “weil ich gar nicht so krass damit gerechnet habe, als wir vor dem Spiel rausgegangen sind. Da kam schon das erste Pfeifkonzert.”

Normalerweise ist für gegnerische Fans in München-Fröttmaning eine überschaubare Ecke im oberen Rang des Stadions vorgesehen, die Galatasaray-Fans, die am Nachmittag schon den Marienplatz erobert hatten, verteilten sich stattdessen im ganzen Rund. Außer aus der wie immer ganz in Rot getränkten Südkurve ertönten aus jeder Ecke Gala-Fangesänge – oder eben Pfiffe.

Es ist einfach Wahnsinn, wie gerade türkische Fans ihre Mannschaft unterstützen.

Leon Goretzka

“Es ist einfach Wahnsinn, wie gerade türkische Fans ihre Mannschaft unterstützen”, lobte Goretzka, Teamkollege Thomas Müller schien etwas weniger beeindruckt: “Es ging eigentlich”, urteilte der Routinier, als er gefragt wurde, ob es sich ausnahmsweise wie ein Auswärtsspiel angefühlt habe. “Ich war zwar beim Aufwärmen nicht draußen, aber Josh hat erzählt, da war es noch ein bisschen extremer. Ich hatte fast erwartet, dass noch mehr los ist.”

Goretzka dagegen fand die Stimmung “geil”, vor allem nach rund einer Stunde, als Galatasaray das vermeintliche Führungstor durch Lucas Torreira erzielt hatte und die Atmosphäre deutlich hitziger wurde. “Unsere Fans haben auch gut dagegengehalten. Das hat man richtig gemerkt. Die wollten zeigen, wer hier Chef im Ring ist. Das hat großen Spaß gemacht.” Der Sieg dann letztlich auch.

Mario Krischel, Niklas Baumgart

“Schlüsselfaktor wieder Harry Kane” – Kimmich der stille Gewinner

kicker-Reporter Mario Krischel aus München 09.11.2023

“Schlüsselfaktor wieder Harry Kane” – Kimmich der stille Gewinner

2:43Vorne war es mal wieder Harry Kane, der gegen Galatasaray für die entscheidenden Momente beim FC Bayern sorgte. Doch auch der zuletzt gescholtene Joshua Kimmich konnte an beiden Enden des Feldes überzeugen.

Späte Erlösung: FC Bayern bezwingt Galatasaray hochverdient

Die U 19 des FC Bayern revanchierte sich für die Niederlage im Hinspiel und setzte sich mit 2:1 gegen Galatasaray Istanbul durch. Nach zahlreichen vergebenen Chancen zur Führung brachte Demircan die Rettung in der Nachspielzeit.

Schoss die U 19 des FCB zum späten Heimsieg gegen Galatasaray: Emirhan Demircan.

Schoss die U 19 des FCB zum späten Heimsieg gegen Galatasaray: Emirhan Demircan.

IMAGO/Beautiful Sports

Zuletzt musste die U 19 des FC Bayern zwei Niederlagen in Serie in der UEFA Youth League schlucken – das Hinspiel in Istanbul ging mit 2:1 glücklich an Galatasaray, zuvor verlor das Team von Trainer Michael Hartmann gegen den FC Kopenhagen in letzter Minute mit 2:3.

Die bisherigen Youth-League-Ergebnisse des FCB:

Bayern überlegen – Yilmaz rettet Galatasaray mehrfach

Die Bayern, aufgrund der Länderspielreise der deutschen U 17 personell im Vergleich zum Hinspiel deutlich verändert, zeigten von Beginn an ein anderes Gesicht als noch in Istanbul und nahmen das Heft in die Hand. Vor allem Zvonarek, meist für die zweite Mannschaft des Rekordmeisters in der Regionalliga Bayern am Ball, machte direkt Alarm: Den Schlenzer des Kroaten (5.) kratzte Galatasaray-Torhüter Yilmaz gerade so von der Linie und verhinderte den frühen Rückstand.

Nur wenig später trat Yilmaz erneut in Erscheinung, als er die nächste dicke Gelegenheit der Münchner durch Licina (12.) mit dem Fuß entschärfte. Galatasaray war zwar darum bemüht, Kontrolle zu bekommen, Torgefahr war über die gesamte erste Hälfte hinweg Fehlanzeige.

Pisano trifft per Kopf 

So war es wieder der FCB, der durch einen Lattenknaller von Zvonarek und den darauffolgenden Abschluss von Licina (31.) zu einer Doppelchance kam und nur wenig später die nächste Möglichkeit durch Pisano (33.) nutzte: Nach Vorarbeit von Aznou verwandelte der Italiener per Kopf zum hochverdienten 1:0-Führungstreffer.

Auch danach spielten ausschließlich die Hausherren, die die Führung in der Nachspielzeit der ersten Hälfte nach zwei Versuchen von Fernandez Gonzalez ausbauen hätten können, aber in Yilmaz abermals ihren Meister fanden (45.+2, 45.+4).

Ausgleich wie aus dem Nichts

Nach dem Seitenwechsel ließen es beide Mannschaften zunächst langsam angehen, ehe Galatasaray wie aus dem Nichts den Ausgleich durch Hamza Akman erzielte (56.). Kurz darauf konnte sich auch Pavlesic im Tor der Bayern das erste Mal auszeichnen, als einen den Schuss von Gürpüz über die Latte lenkte (58.).

Demircan erlöst den FCB in der Nachspielzeit

In der Folge entwickelte sich die Partie zu einem offenen Schlagabtausch, in dem die U 19 des deutschen Rekordmeisters durch Aznou (65.) und den Pfostentreffer von Scott (73.) die besten Chancen hatte. Zwischenzeitlich scheiterte Yükseloglu (66.) mit seinem Schuss an Scholl, der per Kopf klärte.

Die beste Chance auf die erneute Führung für den FCB hatte jedoch Zvonarek auf dem Fuß (76.). Nach starker Vorarbeit von Aznou tauchte er frei vor Yilmaz auf, bei dem erneut Schluss war. Kurz vor Ende der Partie durften die Münchner doch noch jubeln, als Joker Demircan den Ball tief in der Nachspielzeit nach Vorarbeit von Fernandez Gonzalez über die Linie stocherte (90.+4).

Am Ende gewann der FC Bayern gegen Galatasaray verdient mit 2:1 und steht damit auf dem zweiten Platz in der Tabelle. Weiter geht es für die Hartmann-Elf am Sonntag (13 Uhr) in der U-19-Bundesliga Süd/Südwest gegen die SpVgg Greuther Fürth.

“Er bewirbt sich um Hagis Krone”: Wie Icardi bei Galatasaray durchstartete

Seit Mauro Icardis Ankunft in Istanbul verehren die Fans von Galatasaray den Stürmer. Dank seiner Leistungen wandelt der Argentinier bereits nach etwas mehr als einer Spielzeit auf den Spuren von Vereinslegenden.

Mauro Icardi feiert seine Treffer immer mit den Händen an den Ohren.

Mauro Icardi feiert seine Treffer immer mit den Händen an den Ohren.

IMAGO/Seskim Photo TR

“Komm, lass mich dich umarmen und deine Liebe sein”, die Zeile vom Lied “Askin Olayim” singen Fans von Galatasaray Istanbul inzwischen seit gut einem Jahr fast bei jedem Spiel. Dass der Song erst Jahre nach seiner Veröffentlichung (Juni 2018) plötzlich bei “Cimbom” große Beliebtheit erlangte, liegt an Mauro Icardi. “Das Lied gibt es schon seit fünf Jahren”, so Sängerin Simge, “aber nun wird es mit Icardi verbunden”.

Die Fans wollten dem Argentinier mit dem Lied in einer schweren Zeit ihre Zuneigung entgegenbringen: Neben den durchwachsenen Jahren in Paris hatte der Stürmer kurz nach seiner Ankunft im September 2022 mal wieder mit Eheproblemen zu kämpfen.

Gemeinsam mit seiner Frau Wanda Nara, die zuvor mit Icardis ehemaligem Mitspieler Maxi Lopez verheiratet war, steht der Angreifer immer wieder in den Schlagzeilen – auch, weil Nara seine Beraterin ist. Unter anderem versuchte die 36-Jährige den Ex-Verein ihres Mannes, Inter Mailand, bei den Vertragsverhandlungen 2019 durch Aussagen in der Öffentlichkeit unter Druck zu setzen.

Icardi als Vorbild: Fans färben ihre Haare blond

Ungeachtet der zwischenzeitlichen privaten Probleme zahlte Icardi den Galatasaray-Anhängern das Vertrauen mit Toren zurück – und praktisch mit jedem stieg die ohnehin schon enorme Begeisterung weiter an.

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Wird der BVB erwachsen?


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Spätestens nach seinem Doppelpack – erst Icardis Tore zwei und drei im Trikot der Löwen – gegen Besiktas (2:1) im vergangenen November wollten viele Galatasaray-Fans so sein wie er. Dies wurde an der Haarfarbe einiger Anhänger deutlich: Der 30-Jährige färbte sich vor dem Derby die Haare blond und hatte nach seiner Leistung zahlreiche Nachahmer. “Durch meine Tore wurde das natürlich zu einem Glücksbringer. Hätten wir das Spiel verloren, hätten sich die Leute vielleicht nicht die Haare blond gefärbt”, erzählt Icardi dem Vereinsmedium. 

Nach dem Jahreswechsel steigerte der in Rosario geborene Stürmer nochmal seine Torquote und verhalf Galatasaray mit insgesamt 22 Treffern (86 Minuten pro Tor) zur ersten Meisterschaft seit vier Jahren. Damit kürte er sich in nur 24 Ligaspielen zum Helden.

Die Art und Weise, wie er in den sozialen Netzwerken kommuniziert, macht ihn für die Fans attraktiver als andere.

Bagis Erten

Der türkische Sportjournalist Bagis Erten vergleicht Icardis Status mit denen von Fernando Muslera (seit 2011 im Verein), Didier Drogba (2013 – 2014) und Wesley Sneijder (2013 – 2017) – drei bekannte Legionäre des Vereins: “Icardi strebt nach dem Thron. Seine Persönlichkeit und nicht nur seine Leistungen, die Art und Weise, wie er in den sozialen Netzwerken kommuniziert, sein Privatleben, seine Frau, machen ihn für die Fans attraktiver als andere”, so Erten. 

Der “König” der ausländischen Akteure Galatasarays ist Icardi dennoch nicht. “Ich kann nicht sagen, dass er es schon geschafft hat, aber er bewirbt sich um die Krone von Hagi (Gheorghe Hagi, unter anderem UEFA-Cup-Sieger 2000 mit Galatasaray, Anm. d. Red.)”, erläutert der Journalist. 

Galatasaray spielt Askin Olayim nach Toren von Icardi

Den Platz macht er dem Rumänen weiterhin streitig. Denn die Istanbuler verpflichteten Icardi im Sommer fest, er ist ligaweit mit einem Jahresgehalt von sechs Millionen Euro der Bestverdiener. “Ich hoffe, dass ich in dieser Saison viele Tore schießen werde und wir im Stadion Askin Olayim hören werden”, hatte er damals gesagt – der Verein selbst spielt den Song seit geraumer Zeit nach den Treffern von Icardi. 

Mauro Icardi

Sang bei der Meisterfrei im Duett mit Simge Askin Olayim: Mauro Icardi.
IMAGO/Seskim Photo TR

Gesungen haben die Fans das Lied in der laufenden Spielzeit schon mindestens satte 15-mal: Zehn Tore in der SüperLig (Ligabestwert mit Edin Dzeko), drei Tore in den Champions-League-Qualifikationsspielen und zwei Treffer in der Gruppenphase der Königsklasse. Im Duell mit dem FC Bayern (1:3) traf er gegen Sven Ulreich per Panenka-Elfmeter, am Mittwoch wird ihm Manuel Neuer im Weg stehen. “Er ist ein super Spieler, der unberechenbar ist und das gewisse Extra hat. Er ist einfach auch ein Schlitzohr, das haben wir beim Elfmeter gesehen”, so Neuer.

Seine Torausbeute wäre sogar noch höher, wenn er nicht wie bereits in der vergangenen Spielzeit (nur sechs von neun verwandelt) vom Punkt auch häufiger Nerven gezeigt hätte. Im Ligaspiel bei Istanbulspor missglückte ein Strafstoß-Trick, weil Icardi den Ball wie eine Woche später bei seiner “normalen” Elfmeterausführung im Old Trafford links am Tor vorbeischoss. Seine Fehlschüsse machte der Angreifer gleich wieder wett: Im Stadtduell erzielte Icardi mit einem überlegten Abschluss das einzige Tor der Partie und in Manchester sorgte er per Lupfer für den 3:2-Endstand.

Sollte Icardi die Löwen mit derart entscheidenden Toren zu weiteren Titeln führen, darf er wohl im kommenden Sommer genau wie bei der vergangenen Meisterfeier als Duett-Partner von Simge den Ali Sami Yen Spor Kompleksi Rams Park zum Beben bringen.

Aaron Kahnert

Galatasaray kann wohl auf Muslera bauen

Fernando Muslera war in der Süperlig bei Galatasaray Istanbuls Heimsieg gegen Kasimpasa verletzt ausgewechselt worden. Für das Champions-League-Gastspiel beim FC Bayern München scheint der Keeper aber rechtzeitig fit zu werden.

Die Entscheidung über seinen Einsatz erfolgt am Mittwoch: Galatasaray-Stammkeeper Fernando Muslera.

Die Entscheidung über seinen Einsatz erfolgt am Mittwoch: Galatasaray-Stammkeeper Fernando Muslera.

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Muslera hatte sich beim 2:1 gegen Kasimpasa am vergangenen Freitag in der türkischen Süperlig eine Ellenbogenverletzung zugezogen und war nach exakt einer Stunde gegen Ersatzmann Günay Güvenc ausgewechselt worden. Am Dienstag war der 37-jährige Uruguayer nun aber bei der Übungseinheit dabei und der Kapitän gehört auch zum Kader des türkischen Meisters.

Galatasaray aktuell Gruppenzweiter

“Muslera hat trainiert und es gab keine Probleme”, ließ Gala-Trainer Okan Buruk wissen, gab aber auch zu Protokoll, dass die Entscheidung  über das Mitwirken des erfahrenen Stammtorwarts erst am Spieltag fallen werde. “Sehr wichtig” sei die Partie am Mittwoch (21 Uhr, LIVE! bei kicker): “Wir wollen die Gruppenphase überstehen”, wünscht sich Buruk. Dafür gilt es für die “Löwen vom Bosporus” am 4. Spieltag in München zu punkten, auch wenn der türkische Rekordmeister mit vier Punkten aktuell Tabellenzweiter hinter dem makellosen FC Bayern ist. Im Parallelspiel stehen sich Kopenhagen (ein Zähler) und Manchester United (drei) gegenüber.

Champions League – 4. Spieltag

Türkische Fans auch in München lautstark?

Buruk erwartet in der Allianz Arena eine dominante Bayern-Elf und bei seinem Team auf mehr Effektivität als vor zwei Wochen beim Heimspiel in Istanbul, das trotz Anfeuerung der frenetischen Fans mit 1:3 verloren gegangen war. In München setzt er erneut auf lautstarke Unterstützung vieler in Deutschland lebender Landsleute. “Wir haben ganz viele türkische Fans im Rücken. Mit deren Hilfe wollen wir hier eine gute Figur abgeben”, sagte der 50-Jährige.

Was die CL-Ausbeute nach drei Spielen für Bayern, RB, BVB und Union bedeutet

Die Hälfte der Champions-League-Gruppenphase ist geschafft. Doch was sagt die Statistik über die Chancen auf ein Weiterkommen von Bayern, Leipzig, Dortmund und Union?

Wie wahrscheinlich ist es wirklich? Das deutsche Quartett hofft aufs Weiterkommen in der Königsklasse.

Wie wahrscheinlich ist es wirklich? Das deutsche Quartett hofft aufs Weiterkommen in der Königsklasse.

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Zwölf Pflichtspielniederlagen hat Union Berlin mittlerweile am Stück kassiert, in der Champions League waren es dabei derer drei – wenn auch alle nur mit einem Tor Unterschied. Seit die UEFA den aktuellen Modus der Königsklasse zur Saison 2003/04 eingeführt hat, schaffte es nur ein einziges von insgesamt 54 Teams (Zwei-Prozent-Chance) mit null Punkten nach drei Spieltagen noch ins Achtelfinale: Atalanta Bergamo in der Saison 2019/20. 

In einer Gruppe mit Manchester City (9 Punkte), Dinamo Zagreb und Schachtar Donezk (je 4) schien die Lage aussichtslos, ehe Atalanta doch zum großen Comeback ausholte und mit einem 3:0 in der Ukraine schließlich das Achtelfinal-Ticket buchte. Was Union helfen könnte: Robin Gosens gehörte damals noch Bergamos Kader an und besorgte beim entscheidenden Auswärtssieg sogar den Endstand.

Im aktuellen Modus standen auch vier andere deutsche Mannschaften punktlos nach drei Partien da: Der Hamburger SV (2006/07) und der VfB Stuttgart (2007/08) schieden jeweils aus, Leverkusen preschte 2019/20 ins Europa-League-Viertelfinale vor, RB Leipzig in 2021/22 sogar ins EL-Halbfinale.

Union droht derweil mit einer weiteren Niederlage in Neapel am Mittwoch (18.45 Uhr, LIVE! bei kicker) sogar ein neuer Negativrekord – einzig Schalke 04 war in der Saison 2001/02 in seinen ersten drei Champions-League-Partien überhaupt ebenfalls mit drei Pleiten gestartet, ehe die Königsblauen mit 4:0 auf Mallorca gewannen.

Liverpool und Tottenham als leuchtende Beispiele

Hoffnung macht Union sicherlich auch, wie zwei Teams im Speziellen auf ihre Ausgangslage mit einem Punkt nach drei Spieltagen reagierten: Die Neun-Prozent-Chance (acht kamen weiter, 82 schieden aus) nutzten der FC Liverpool und Tottenham Hotspur. Die Premier-League-Klubs schöpften daraus sogar offensichtlich Kraft. Die Reds zogen in der Saison 2007/08 nach den frühen Nackenschlägen noch ins CL-Halbfinale ein, die Spurs in der Spielzeit 2018/19 sogar ins Endspiel.

Die anderen Teams, die mit nur einem Zähler noch weiterkamen, waren Gent (2015/16), Galatasaray (2012/13), Panathinaikos (2008/09), Porto (2004/05), Arsenal (2003/04) – und Bremen (2005/06). Werder scheiterte im Achtelfinale denkbar knapp an Juventus Turin.

VfB scheitert erst an Barcelona

Nicht ganz verdoppelt wird die Wahrscheinlichkeit auf ein Weiterkommen mit zwei Punkten nach drei Spieltagen – fünf von 31 Teams schafften es noch in die K.-o.-Runde. Zu diesen 16 Prozent gehört neben Lille (2021/22), der Roma (2015/16), Manchester City (2014/15) und Celta Vigo (2003/04) auch der VfB Stuttgart (2009/10). Die Schwaben ließen sich vom schwachen Start in der Gruppe mit Sevilla (9), Unirea Urziceni (4) und den Glasgow Rangers (1) nicht beirren – Schluss war im Achtelfinale gegen den späteren Halbfinalisten aus Barcelona.

Etwas höher wird die Wahrscheinlichkeit mit drei Punkten nach drei Spieltagen, diese Ausbeute reichte 22 Prozent der Teams für einen Einzug in die K.-o.-Runde. Zu den 22 von 98 Mannschaften gehört auch Bayer 04 Leverkusen. In der Saison 2016/17 stand die Werkself in einer ausgeglichenen Gruppe hinter Monaco (5) und Tottenham (4) sowie vor ZSKA Moskau (2). Im Achtelfinale war dann das Hinspiel gegen Atletico Madrid der Knackpunkt.

Fast 50:50 beim BVB – Gute Aussichten für Lens und Atletico

Bei einer Ausgangslage mit vier Punkten nach drei Spieltagen werden die Fans von Borussia Dortmund hellhörig. Der BVB liegt in seiner schweren Gruppe F aktuell zwei Zähler hinter PSG, ist punktgleich mit Newcastle und hat zwei mehr als Schlusslicht Milan. 102 Mannschaften standen seit der Saison 2003/04 mit vier Zählern in der Mitte der Gruppenphase da – 49 von ihnen erreichten auch die K.-o.-Runde (48 Prozent).

Deutlich erhöht wird die Chance bereits mit fünf Punkten nach drei Spieltagen, von den 31 Teams mit einem Sieg und zwei Remis kamen immerhin 22 weiter – entspricht einer Quote von 71 Prozent. Im aktuellen Teilnehmerfeld haben RC Lens und Atletico Madrid eine solche Ausbeute vorzuweisen.

RB hat das Achtelfinale vor Augen – Quartett scheitert trotz sieben Punkten

Mit sechs Punkten nach drei Spieltagen, die neben RB Leipzig aktuell auch Arsenal, Neapel, Feyenoord, PSG und Porto aufweisen, steigen die Chancen weiter. Nur 17 von 98 Mannschaften (83 Prozent) verpassten bei einem solchen Start in die Gruppenphase noch die Runde der letzten 16. Schon in dieser Woche könnten die Leipziger in Belgrad ihr Achtelfinal-Ticket buchen.

Sogar bei 94 Prozent Erfolgschance liegt ein Weiterkommen mit sieben Punkten nach drei Spieltagen. Auf Real Sociedad und Inter Mailand trifft das aktuell in Gruppe D zu. Und das Duo will verhindern, die Zahl der Teams zu erweitern, die dennoch scheiterten: Porto (2015/16), die Rangers (2007/08), Marseille (2007/08) und ZSKA Moskau (2006/07) überstanden die Gruppenphase nicht – 65 andere Mannschaften in dieser Ausgangslage schon.

Vierte perfekte Gruppenphase der Bayern?

Einfach wird die Rechnung für die Anhänger des FC Bayern. Mannschaften mit neun Punkten nach drei Spieltagen kamen in 66 von 66 Fällen weiter. Schon dreimal ist es dem deutschen Rekordmeister gelungen, eine perfekte Gruppenphase in der Champions League hinzulegen, also alle sechs Spiele zu gewinnen. Das wird auch dieses Mal das Ziel der Mannschaft von Thomas Tuchel sein.

Zaha dreht vor Bayern-Rückspiel auf – Bangen um Kapitän Muslera

Galatasaray hat in der Türkei vorübergehend die Tabellenführung übernommen, das 2:1 gegen Kasimpasa aber womöglich teuer bezahlt. Vor dem Rückspiel in München sorgt sich der Rekordmeister um Kapitän Muslera.

Er erzielte einen Doppelpack gegen Kasimpasa: Angreifer Wilfried Zaha.

Er erzielte einen Doppelpack gegen Kasimpasa: Angreifer Wilfried Zaha.

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Auch wenn so mancher Fan bereits von der Auswärtsreise nach München, die am kommenden Mittwoch (21 Uhr, LIVE! bei kicker) ansteht, träumte, stand für Galatasaray am Freitagabend noch das wichtige Liga-Heimspiel gegen Kasimpasa an.

Und Trainer Okan Buruk verdeutlichte mit seiner Aufstellung die Bedeutung der Partie. Keiner seiner Stars wurde geschont, mit allen Mitteln sollte dem noch immer verlustpunktfreien Stadtrivalen Fenerbahce (10/0/0) die Tabellenführung zumindest bis Samstagnachmittag abgeluchst werden.

Entsprechend dominant starteten Icardi & Co. in die Begegnung, Kasimpasa konzentrierte sich hauptsächlich aufs Verteidigen. Und doch brauchte es nach 14 Minuten eine Riesenparade von Keeper Muslera, um das 0:0 zu halten. Den Hausherren reichte schließlich ein Fehler im Aufbauspiel der Gäste, der gnadenlos ausgenutzt wurde: Zaha übernahm den Ball vom stürzenden Gomis, trieb ihn kurz und vollstreckte wuchtig ins linke untere Eck (33.). Der VAR checkte die Szene noch einmal, hatte aber ebenfalls kein Foul an Gomis erkannt.

70 Prozent Ballbesitz vor der Pause

In die Kabine nahm Galatasaray die knappe Führung mit, 70 Prozent Ballbesitz und 8:3 Schüsse waren Ausdruck der Dominanz. Kasimpasa, das sich hauptsächlich auf die Defensivarbeit konzentrierte, brachte nur 58 Prozent seiner Pässe an den Mann.

Die erste Viertelstunde im zweiten Abschnitt hatte es dann in sich, weil die Gäste nach dem nächsten Sturz von Gomis vergeblich Elfmeter forderten und Zaha im direkten Gegenzug auf 2:0 stellte (51.). Nur drei Minuten später verkürzte Omeruo per Kopfball-Aufsetzer ins kurze Eck nach einem ruhenden Ball (54.).

Mehr als der Anschlusstreffer schmerzte Galatasaray kurz darauf der Umstand, dass Kapitän Muslera ausgewechselt werden musste. Der Keeper hatte bei einer Rettungsaktion Kopf und Kragen riskiert, sich dabei aber offenbar schwerer am linken Ellenbogen verletzt – Güvenc übernahm für den Uruguayer.

Zehn Minuten Nachspielzeit

In der letzten halben Stunde lief Kasimpasa nochmal an, setzte gefährliche Nadelstiche, zeigte sich vor dem gegnerischen Tor aber nicht konsequent genug. So half auch die zehnminütige (!) Nachspielzeit nichts mehr.

Durch den zehnten Sieg im elften Spiel übernimmt der türkische Rekordmeister vorübergehend Rang eins – und richtet nun den vollen Fokus aufs Champions-League-Spiel in München. Bei dem Muslera wohl passen muss.

“Verrückter Abend”: Bayern besteht “ohrenbetäubende” Reifeprüfung

kicker-Reporter Mario Krischel aus Istanbul 24.10.2023

“Verrückter Abend”: Bayern besteht “ohrenbetäubende” Reifeprüfung

1:11In der letzten Saison, hätte der FC Bayern so ein Spiel noch verloren. Das betonten nach dem 3:1-Sieg über Galatasaray sowohl Bayern-Torwart Sven Ulreich, als auch kicker-Reporter Mario Krischel. Die Stimmung beim Sieg war atemberaubend.