“Habe mich nach einer Veränderung gesehnt”: Covic erklärt Hertha-Abschied

13 Jahre lang spielte Maurice Covic für Hertha BSC. Diese Zeit endete nun aber. Mit dem kicker sprach der 26-Jährige über seinen Ex-Klub, seine (Fußball-)Familie, die Gründe des Wechsels, den neuen Verein und die anstehende Europameisterschaft in Deutschland.

Maurice Covic will künftig als Leader in Babelsberg vorangehen.

Maurice Covic will künftig als Leader in Babelsberg vorangehen.

IMAGO/Matthias Koch

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Seit 2011 liefen Sie im blau-weißen Trikot für Hertha BSC auf. Warum haben Sie sich für einen Wechsel entschieden?

Die Gedanken kamen in der Sommerpause, wo ich die abgelaufene Saison mit meiner Familie, Freunden und Freundin habe Revue passieren lassen. Ich habe in den vergangenen drei Jahren parallel zum Fußball meine Module im Bachelor-Studium (Sport und Biologie auf Lehramt, Anm.d.R.) abgeschlossen und habe mich nach einer Veränderung gesehnt. Ich habe mein ganzes Leben bei Hertha gespielt. Entweder in den Jugendmannschaften oder bei der U 23. Ich habe aber nie wirklich in einer Männermannschaft gespielt und wollte das jetzt unbedingt ausprobieren. Es ist auch eine Herausforderung für mich.

Rückblickend: Wie bewerten Sie Ihre Zeit bei der “Alten Dame”?

Es war wunderschön. Nicht umsonst war ich so lange im Klub. Ich kam damals in der U14 zur Hertha und kannte am Ende jeden Stein und jede Person auf dem Gelände. Ich habe viele Freunde kennengelernt und auch tolle Trainer gehabt. Der Schritt zu gehen, viel mir schwer, hat sich aber so ergeben. Ich gehe im Guten vom Verein und komme vielleicht irgendwann später zurück.

Jeder, der selbst mal Fußball gespielt hat, und bei dem der Vater Trainer war, weiß, dass es für beide nicht einfach ist. Sowohl für den Vater als auch das Kind.

Maurice Covic

Sie kamen einst über den SC Gatow und SC Staaken zur Hertha. Am Ende reichte es bis auf zwei Kadernominierungen aber nie zu einem Einsatz in der 1. oder 2. Bundesliga für den Verein. Bedauern Sie das?

Rückblickend ist es schade. Ich war drei Jahre bei den Profis im Trainingsbetrieb und auch fester Bestandteil des Teams. Ich war in der Vorbereitung dabei und auch in den Testspielen. Trotzdem hat es nie gereicht. Damals gab es nur drei Wechsel pro Spiel, da hatte man eine andere Wahrscheinlichkeit, als junger Spieler eingewechselt zu werden. Als ich nach meiner Leihe aus Italien (Ascoli Calcio, Serie B, in der Rückrunde der Saison 2019/20, Anm.d.R.) zurückkam, gab es unter dem damaligen Trainer Bruno Labbadia einen Umbruch im Kader und es ging für mich in die U 23. Vielleicht hat bei mir neben der Qualität auch das Timing nicht gestimmt.

Ähnlich wie die Familie Dardai ist auch die Familie Covic eng mit Hertha BSC verknüpft. Ihr Vater Ante, früher selbst Profi, war 2019 Trainer der Bundesliga-Mannschaft von Hertha und ist mittlerweile wieder im Nachwuchs tätig. Ihr Bruder Patrice spielte zuletzt bei der U 17 von Hertha und wechselt im Sommer zu Werder Bremen. Wie oft rückt bei Ihnen in der Familie das Thema Fußball in den Mittelpunkt?

Ich glaube, meiner Mama hängt das Thema aus den Ohren raus. Aber sie ist mittlerweile auch schon so geprägt. Das hat ja mit meinem Vater angefangen. Dann kam ich, der auch nur Fußball im Kopf hatte, und dann noch mein jüngerer Bruder. Bei uns ist jeder Tag von Fußball geprägt – ob im Garten, auf der Konsole, wenn wir selbst Spiele haben oder einfach gemeinsam Bundesliga gucken.

Sie haben bei Hertha BSC auch unter Ihrem Vater gespielt. Wie war das für Sie?

Jeder, der selbst mal Fußball gespielt hat, und bei dem der Vater Trainer war, weiß, dass es für beide nicht einfach ist. Sowohl für den Vater als auch das Kind. Unser Glück war, dass wir das schon zu einem frühen Zeitpunkt hatten. Mein Vater war schon mein Trainer in der U 15, der U 23 und auch bei den Profis. Natürlich schauen die Jungs dann zum Anfang, wie kommunizieren die Beiden. Auf dem Platz waren wir aber immer Trainer und Spieler und außerhalb des Platzes Vater und Sohn. Am Ende liegt es aber sowie so an der Leistung des Kindes.

In Ihrem Post bei Instagram schrieben Sie zu Ihrem Wechsel, dass es nun Zeit sei, “ein neues Kapitel aufzuschlagen”. Was waren die Gründe, warum Sie sich dem Ligakonkurrenten SV Babelsberg 03 angeschlossen haben?

Ich hatte lange Zeit Kontakt zu anderen Vereinen, bis mir Frahni (Spieler Daniel Frahn vom SV Babelsberg, Anm.d.R.) mal geschrieben hatte. Ich habe es in der Vergangenheit immer geliebt, im Karl-Liebknecht-Stadion zu spielen. Die Stimmung und Fans sind super. Die Mannschaft kenne ich schon. Die Gespräche mit den Verantwortlichen haben mir total Sicherheit gegeben, dass ich mich da selber ausprobieren kann und erwünscht bin. Auch von Trainer André Meyer habe ich nur Positives gehört. Für einen Regionalligisten hast du vor Ort alles, was du brauchst. Am Ende hat alles für Babelsberg gesprochen.

Ich bin kein junger Spieler mehr, sondern ein erfahrener Akteur, mit über 150 Spielen in der Regionalliga. Da verstecke ich mich nicht, sondern gehe vorneweg.

Maurice Covic

Bei Hertha BSC II ging es weniger um eine mögliche Endplatzierung, sondern um die Entwicklung der Spieler. Welche Ziele stecken Sie sich mit Babelsberg?

Ich will so viele Spiele wie möglich gewinnen und so lange wie möglich oben dabeibleiben. Langfristig ist die 3. Liga sicherlich auch in Babelsberg möglich.

In welcher Rolle sehen Sie sich denn im neuen Verein?

Mit dem Vorhaben des Klubs, auch junge Spieler zu verpflichten, sehe ich mich während des Umbruchs in einer Art Führungsposition und Vorbild, was ich bei Hertha zuletzt schon fünf, sechs Jahre gemacht habe. Ich bin kein junger Spieler mehr, sondern ein erfahrener Akteur, mit über 150 Spielen in der Regionalliga. Da verstecke ich mich nicht, sondern gehe vorneweg.

Am Freitag beginnt die Europameisterschaft in Deutschland. Wem drücken Sie die Daumen und wer ist Ihr Favorit?

Mein Bauchgefühl sagt England. Ich drücke Kroatien und Deutschland die Daumen und hoffe, dass beide Teams so spät wie möglich im Turnier aufeinandertreffen.

Matthias Schütt

Neubesetzungen im Hertha-Nachwuchs: Hasanovic ersetzt Schmidt

Hertha BSC hat seinen Planungen für die kommende Saison im Nachwuchsbereich abgeschlossen und einige Übungsleiterstellen neu besetzt. Mit Rejhan Hasanovic wird ein Trainer-Talent befördert, Michael Hartmann ist nach seinem Ausflug zum FC Bayern München zurück in Spree-Athen.

Steht künftig in der Regionalliga an der Seitenlinie: Der bisherige U-17-Trainer Rejhan Hasanovic übernimmt die U 23 von Hertha BSC.

Steht künftig in der Regionalliga an der Seitenlinie: Der bisherige U-17-Trainer Rejhan Hasanovic übernimmt die U 23 von Hertha BSC.

IMAGO/Matthias Koch

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Stephan Schmidt muss seinen Posten als Trainer der U 23 von Hertha BSC räumen. Ein Schritt, der nicht komplett überraschend kam, schon im März berichtete der kicker, dass Schmidt heftiger Gegenwind ins Gesicht blasen soll und der bisherige Babelsberg-Coach Markus Zschiesche bei Hertha hoch im Kurs stehe.

Zschiesche hat mittlerweile einen Vertrag in Würzburg unterschrieben, die Berliner geben ihre zweite Mannschaft künftig in die Hände von Rejhan Hasanovic. Der 32-jährige Bosnier war in der abgelaufenen Saison für die U 17 zuständig. “Zum Berliner Weg gehört natürlich auch die Förderung von Trainer-Talenten wie Rejhan Hasanovic, auf den ab sofort eine sehr spannende Aufgabe wartet”, unterstreicht Andreas “Zecke” Neuendorf, Direktor Akademie und Lizenzspielerbereich, in einer Meldung.

Schmidt wird aller Voraussicht nach den Berlinern dennoch erhalten bleiben. Derzeit laufen nach Vereinsangaben Gespräche, in welcher Funktion der 47-Jährige künftig in der Hertha-Akademie tätig sein wird.

Rückkehr des Meister-Trainers

Die U 19 begrüßt indes einen bekannten Rückkehrer: Ex-Profi Michael Hartmann wird wieder die A-Jugend coachen und folgt auf Oliver Reiß, der sich nach einer Herausforderung bei einem anderen Verein umsieht und nicht Assistent von Cristian Fiel bei den Profis werden möchte. Zurück zu Hartmann: 2018 feierte er mit der U 19 den Gewinn der Deutschen Meisterschaft, ehe er 2022 dem Lockruf des FC Bayern München folgte. Im März 2024 verließ Hartmann den Campus der Münchner wieder. Sasan Gouhari, stellvertretender Akademieleiter bei Hertha, bekräftigt in einer Meldung: “Er kennt die Akademie und den Berliner Weg bestens. Darüber hinaus hat er natürlich längst unter Beweis gestellt, was für ein überragender Trainer er ist.”

Während zwischen der U 13 und der U 15 auf der Trainerbank Kontinuität herrscht, gibt es auch bei der U 16 und der U 17 Änderungen: Alexander Arsovic tauscht den Co-Trainer-Posten bei der A-Jugend gegen die Chef-Rolle bei der U 16 ein, auf Hasanovic folgt bei der U 17 kein Geringerer als der ehemalige Bundesliga-Trainer der Berliner, Ante Covic.