Hjulmand kritisiert “lächerliche” Pfiffe: “Das ist eine Schande”

Durch zwei enge VAR-Entscheidungen kam Deutschland im EM-Achtelfinale auf die Siegerstraße. Dänemarks Trainer Kasper Hjulmand verstand beide nicht – und holte im Interview sogar sein Handy heraus.

Redebedarf: Kasper Hjulmand (li.) beschwert sich nach dem EM-Achtelfinale in Dortmund beim Schiedsrichter-Gespann um Michael Oliver (2. v. li.).

Redebedarf: Kasper Hjulmand (li.) beschwert sich nach dem EM-Achtelfinale in Dortmund beim Schiedsrichter-Gespann um Michael Oliver (2. v. li.).

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Diese Minuten wird Joachim Andersen so schnell nicht vergessen. Im EM-Achtelfinale gegen Gastgeber Deutschland wurde der dänische Verteidiger von Crystal Palace am Samstagabend in Dortmund kurz nach dem Wiederanpfiff vom Torschützen des 1:0 zum Elfmeter-Verursacher des 0:1 und beeinflusste damit Dänemarks Turnier-Aus ganz erheblich.

Zweimal griff der VAR zugunsten der DFB-Auswahl ein: Erst wurde Andersen sein erstes Länderspieltor aberkannt, weil sich die Fußspitze von Teamkollege Thomas Delaney – so die offiziellen Bilder der UEFA – zuvor um Millimeter im Abseits befunden hatte. Drei Minuten entschied Schiedsrichter Michael Oliver nach VAR-Eingriff und Gang in die Review-Area auf Handelfmeter für Deutschland, nachdem Andersen eine Flanke von David Raum am Strafraumrand aus kurzer Distanz an die vom Körper abgespreizte Hand gesprungen war. Kai Havertz traf vom Punkt zum 1:0.

“Kann das wirklich die zweifelsfreie Wahrheit sein?”

“Das ist eine Schande”, schimpfte Dänemarks Trainer Kasper Hjulmand nach der 0:2-Niederlage im ZDF, nachdem er zunächst dem Gegner zum Einzug ins EM-Viertelfinale gratuliert hatte, und zeigte auf seinem Smartphone das Standbild von Delaneys Abseitsstellung. “Wir reden über einen Zentimeter. Kann das wirklich die zweifelsfreie Wahrheit sein? Lässt sich der Zeitpunkt des Abspiels so genau bestimmen?”

Genauso wenig akzeptierte Hjulmand den Handelfmeter. “Wir können nicht Fußball spielen, ohne die Arme zu bewegen”, gab der Ex-Trainer des 1. FSV Mainz 05 zu bedenken und verwies auf die “kurze Distanz” zwischen Andersen und Raum. Sein Frust-Fazit: “Das sind einfach zwei lächerliche Entscheidungen, die für das Spiel sehr entscheidend waren. Ich glaube, Deutschland hätte vielleicht so oder so gewonnen, sie haben fantastisch gespielt. Ich mag die Mannschaft, ich mag, was Julian Nagelsmann mit ihr gemacht hat.” Aber, wiederholte er sich, “das ist eine Schande”.

Direkt nach dem Schlusspfiff hatte Hjulmand, dessen Team mit drei Remis das Achtelfinale erreicht hatte und bei WM- und EM-Turnieren nun seit acht Partien ohne Sieg ist (0/4/4), das Gespräch mit Oliver gesucht. Während des Spiels hatte er sich mit der Kritik noch aus gutem Grund zurückgehalten: Schon vor der Pause hatte ihm Oliver Gelb gezeigt, nachdem Nico Schlotterbeck einen fragwürdigen Freistoß zugesprochen bekommen hatte. Einen Platzverweis wollte er nicht riskieren.