Geraerts: “Ich schütze damit die Gruppe”

Die Suspendierung Dominick Drexlers wühlt Schalke auf, die Meinungen über die Entscheidung des Trainers und dessen Beweggründe gehen auseinander. Am Donnerstag hat Geraerts seine Maßnahme mit Nachdruck verteidigt.

Schalkes Coach Karel Geraerts verteidigt seine Entscheidung.

Schalkes Coach Karel Geraerts verteidigt seine Entscheidung.

IMAGO/Steinbrenner

Schalke 04 will, Schalke 04 muss sich eigentlich in vollem Umfang auf den Abstiegskampf in der 2. Liga konzentrieren, doch hausgemachte zwischenmenschliche Unstimmigkeiten bringen aktuell sehr viel Unruhe in den Verein im Allgemeinen und in die Mannschaft im Besonderen. Die zu Wochenbeginn verkündete Suspendierung Dominick Drexlers ist aktuell eines der Hauptgesprächsthemen. Auf der obligatorischen Pressekonferenz vor dem Heimspiel am Samstag (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker) gegen den 1. FC Nürnberg hat Trainer Karel Geraerts seine Entscheidung noch einmal verteidigt.

Für ihn sei die Suspendierung eine “logische Entscheidung” gewesen, betonte Geraerts. Vor einigen Wochen hätten sich die Schalker eingeschworen – man wolle die Herausforderungen des Abstiegskampfes als “eine geschlossene Gruppe” meistern. Drexler, meint der Trainer, habe sich aber “über die Mannschaft gestellt”.

Doch: womit genau? Der Mittelfeldspieler hatte nach dem 1:1 am Sonntag in Hannover in der Kabine frustriert einen Shake an die Wand gepfeffert, der Behälter platzte, der Inhalt besudelte Wände und Kleidung. Geraerts betonte am Mittwoch, die Suspendierung sei nun jedoch “nicht wegen eines Shakes” erfolgt. Der Trainer fügte an: “Ich habe meine Gründe.” Diese, stellte er mehrfach klar, sollen “intern” bleiben.

Interessant ist die Frage nach weiteren Gründen deshalb, weil es Menschen auf Schalke gibt, die sagen, dass Drexler dem Trainer keine Gründe geliefert hätte, die eine Suspendierung rechtfertigen würden. Drexlers Trainingsleistungen, die Geraerts auch öffentlich schon beanstandet hat, sollen Geraerts missfallen. Zudem soll Drexler nach der 3:5-Niederlage in Düsseldorf mit seiner kritischen Haltung in Bezug auf den Trainer nicht hinterm Berg gehalten haben.

“Ich selbst bin nicht relevant”

Ob sich Drexler gegenüber der Mannschaft oder hauptsächlich gegenüber Geraerts nach Auffassung des Trainers nicht adäquat verhält, wollte der Belgier, der am Donnerstag auf der Pressekonferenz ruhig und klar auftrat, nicht näher erläutern. Er sagte mit Blick auf die Suspendierung: “Ich selbst bin nicht relevant. Ich schütze damit die Gruppe.” Als Maßnahme, um seine Autorität zu demonstrieren, sieht Geraerts die Suspendierung nicht: “So etwas brauche ich nicht, um Autorität zu zeigen.”

Auch Baumgartl und Ouwejan traf es bereits

Ohnehin sei eine Suspendierung für ihn eigentlich immer “die letzte Option”. Von der er allerdings auf Schalke nicht nur im Fall Drexler schon Gebrauch gemacht hat. Auch Timo Baumgartl und Thomas Ouwejan traf es bereits.

Fakt ist: Zwischen Drexler, dessen vorzeitige Vertragsverlängerung (bis 2025) im November verkündet worden war, und Geraerts passt es menschlich nicht, der Spieler zog nun bis auf Weiteres den Kürzeren. Geraerts will sich zwar offenlassen, ob er Drexler im Saisonendspurt noch einmal zu den Profis holt, die Tendenz geht allerdings klar in die Richtung, dass der erfahrene Mittelfeldspieler bis zum letzten Spieltag bei der U 23 bleibt. Von bereits erfolgten Versuchen seitens der Mannschaft, Geraerts von einer Mithilfe Drexlers im Abstiegskampf zu überzeugen, zeigt sich der Trainer unbeeindruckt.

Toni Lieto

Schalker Mannschaft sollte 400.000 Euro Extraprämie bekommen

Dieser Anreiz der Schalker Vereinsführung klingt in Anbetracht der großen Finanznot zunächst einmal völlig absurd: Für mindestens sieben Punkte aus den Spielen gegen Karlsruhe, Hannover und Nürnberg sollte die Mannschaft eine Extraprämie in Höhe von 400.000 Euro erhalten.

Die Schalker Profis sollten eine Extraprämie erhalten.

Die Schalker Profis sollten eine Extraprämie erhalten.

IMAGO/Jan Huebner

Nach kicker-Informationen hat der FC Schalke 04, seit vielen Jahren hochverschuldet und auch perspektivisch schwer in den Miesen, seiner Zweitliga-Mannschaft 400 000 Euro Prämie versprochen, wenn sie aus den Spielen gegen den Karlsruher SC, Hannover 96 und den 1. FC Nürnberg mindestens sieben Punkte holt. Nach dem 0:0 zu Hause gegen den KSC und dem späten Ausgleich zum 1:1 in Hannover am Sonntag können die Königsblauen im nächsten Heimspiel gegen den Club am Samstag (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker) in der Summe allerdings nur noch auf maximal fünf Zähler kommen. Die Extraprämie ist den Spielern also bereits durch die Lappen gegangen.

Doch was steckt hinter diesem erstaunlichen Anreiz der Vereinsführung? Nun, dass sie sich die Spiele gegen Karlsruhe, Hannover und Nürnberg ausgeguckt hat, hat mit der Zeitachse zu tun. Mit mindestens sieben Punkten aus besagten drei Partien wäre der frühere Europapokal-Dauergast im Abstiegskampf nach internen Berechnungen möglicherweise aus dem Gröbsten heraus gewesen, das wiederum hätte für deutlich mehr Planungssicherheit in Sachen Kaderumbau und Sponsorenakquise gesorgt. Grund genug für die Chefetage, die Spieler zusätzlich zu pushen.

Wo beim FC Schalke, der aufgrund finanzieller Not eventuell mit einem Punktabzug in die Saison 2025/26 starten müsste, die exorbitant erscheinende Summe von fast einer halben Million Euro herkommt, die man bereit gewesen wäre zu überweisen, lässt sich simpel erklären: Der vor der Spielzeit vom aufstiegsambitionierten Absteiger bereitgestellte Topf für die Punktprämien ist angesichts der bisherigen mageren Ausbeute von 32 Zählern nach 28 Spielen noch sehr gut gefüllt. Die Klubführung war nun bereit, den stattlichen Betrag auf einen Schlag lockerzumachen.

Es droht der Absturz auf einen direkten Abstiegsplatz

Aktuell soll es keine Pläne geben, wonach ein neuer Anreiz geschaffen wird, damit die Mannschaft doch noch an das Geld kommt. Im Saisonendspurt spielen die Königsblauen noch dreimal zu Hause (gegen Nürnberg, Düsseldorf und Rostock) und dreimal auswärts (in Elversberg, Osnabrück und Fürth). Bei einer Niederlage am Samstag gegen den Club droht dem FC Schalke 04 nach 29 Spieltagen der Absturz auf einen direkten Abstiegsplatz.

Toni Lieto