Leistungsabfall bei Mbappé? “Der Schock war sehr traumatisch”

Leistungsabfall bei Mbappé? “Der Schock war sehr traumatisch”

Frankreich hat sich nüchtern und mit kargem Offensivfußball ins EM-Viertelfinale gearbeitet. Die Offensive stockt trotz großer Namen. Einer davon: Kylian Mbappé. Der Neuzugang von Real Madrid wird allerdings in Schutz genommen.

Spielt seit dem 2. EM-Spieltag mit Maske - und das womöglich noch für längere Zeit: Kylian Mbappé.

Spielt seit dem 2. EM-Spieltag mit Maske – und das womöglich noch für längere Zeit: Kylian Mbappé.

IMAGO/Laci Perenyi

Ehemalige Profis wie Per Mertesacker oder aktuelle Spieler wie Christoph Kramer (“Sobald man schwitzt, stinkt das Ding und das periphere Sehen ist stark eingeschränkt”) und Robert Lewandowski (“Schwierig”) haben es wie viele andere während ihrer Laufbahnen selbst schon erlebt, wie es ist, mit Maske aufzulaufen. Die Kurzfassung: nicht einfach.

Aktuell muss bekanntlich Kylian Mbappé mit einer solchen auflaufen. Der langjährige Star von Paris Saint-Germain und Sommerneuzugang von Real Madrid hat sich bereits im ersten EM-Spiel gegen Österreich (1:0) bei einem Zusammenprall einen heftigen Nasenbeinbruch zugezogen und zuletzt über die notwendige Maske geschimpft. Seine klaren Worte: “Ich hätte das wirklich nicht gedacht, aber mit einer Maske zu spielen, ist der absolute Horror. In den ersten Tagen hatte ich den Eindruck, dass ich eine 3D-Brille aufhabe und als VIP zur EM eingeladen bin. Ich habe die Leute gesehen und hatte das Gefühl, dass nicht ich es war, der spielte.”

Aus neutraler Sicht lässt sich sagen: Bislang hat Mbappé auch noch nicht gespielt, wie man es von ihm eigentlich erwarten kann und kennt.

“Kylian ist Kylian”

Nach dem tristen 0:0 am 2. Spieltag gegen die Niederlande, wo der 25-Jährige über die volle Distanz auf der Bank gesessen hatte, folgte immerhin sein Elfmetertreffer beim 1:1 gegen Polen, ehe jüngst im Achtelfinale gegen Belgien (spätes glückliches 1:0) wieder eher Enttäuschendes zu sehen war – kicker-Note 3,5. Überhaupt: Das als Titelkandidat angetretene Frankreich zog letzten Endes mit bislang erst drei erreichten Toren ins anstehende Viertelfinale gegen Portugal (Freitag, 21 Uhr, LIVE! bei kicker) ein – jenem Elfmeter von Mbappé und gleich zwei Eigentoren. Eine biedere Bilanz.

Die Schuld dafür aber jetzt allein auf Star und Maskenträger Mbappé abzuladen, komme für die Franzosen nicht infrage. So hat Co-Trainer Guy Stephan seinen Schützling an diesem Mittwoch explizit in Schutz genommen vor etwaiger Kritik. “Es erklärt nicht alles, aber der Schock, den er erlitten hat, war sehr traumatisch”, so der Trainer auf der Pressekonferenz der Franzosen in Paderborn. Mit einer Maske zu spielen, die vor allem das periphere Sehen beeinträchtige, sei nicht einfach.

Ich muss jetzt nicht die ganzen Tore aufzählen, die er schon erzielt hat.

Frankreichs Co-Trainer Guy Stephan

Hinzukomme aus Stephans Sicht, dass Mbappé eine anstrengende letzte Saison für seine langjährige Heimat PSG gehabt habe. Eine Anspielung auf eine Oberschenkelverletzung Anfang des Jahres, dazu Rückenprobleme vor der EM und über fast die gesamte Ligue-1-Saison hinweg das Dauerthema rund um seinen bevorstehenden Wechsel zu Real.

Klar ist: Die Sicht der Fans, der Mbappé-Kritiker und die von Co-Trainer Stephan und Chef Deschamps eint eine Sache – die Hoffnung auf eine Mbappé-Leistungsexplosion beim bevorstehenden Duell mit Portugal um Cristiano Ronaldo. “Er ist ein Spieler von Top-Niveau. Kylian ist Kylian, ich muss jetzt nicht die ganzen Tore aufzählen, die er schon erzielt hat”, sagt Stephan. “Es gibt aber auch Momente, in denen solche Spieler etwas weniger gut sind.” So oder so sei Mbappé mit seiner Präsenz außerdem fürs Binnenklima der Equipe Tricolore extrem wichtig.

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