Schalke separiert Drexler und Baumgartl beim Trainingsstart

Beim Schalker Trainingsstart am Mittwoch durften Dominick Drexler und Timo Baumgartl nicht mit dem Kollektiv üben, das Duo wird vom Verein separiert, darf nicht mal in die Profi-Kabine. Die Situation ist für alle Seiten absolut unbefriedigend.

Nur elf beziehungsweise zwölf Einsätze für Schalke in der vergangenen Zweitliga-Saison: Dominick Drexler (li.) und Timo Baumgartl.

Nur elf beziehungsweise zwölf Einsätze für Schalke in der vergangenen Zweitliga-Saison: Dominick Drexler (li.) und Timo Baumgartl.

IMAGO/Beautiful Sports

Sie haben in den finalen Wochen der vergangenen Saison unter Trainer Karel Geraerts keine Rolle mehr gespielt – und sie werden auch künftig trotz gültiger Verträge nicht zum Profikader zählen. Dominick Drexler und Timo Baumgartl liefen und kickten am Mittwoch auf dem Nebenplatz, während die Mannschaft nur wenige Meter entfernt in die Sommervorbereitung startete. Der Verein hat das Duo separiert – das Bild, das dadurch entsteht, ist für alle Seiten schädlich.

Auf den Verein wirft die Situation kein gutes Licht, weil er jetzt wochenlang Zeit hatte, das Problem zu lösen. Es wirkt so, als setze Schalke 04 hoffnungsvoll darauf, dass sich die missliche Lage so schnell wie möglich von alleine klärt. Die sportliche Leitung um Sportdirektor Marc Wilmots muss ein Stück weit darauf spekulieren, dass sich Interessenten für Drexler und Baumgartl melden. Das kann aber noch dauern, im Zweifel wochenlang. Zudem ist die Verhandlungsposition der Königsblauen miserabel.

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Und der Verein macht sich angreifbar, wenn Drexler und Baumgartl die kalte Schulter gezeigt wird, während fünf andere, mit denen Schalke nicht mehr plant, bis zu ihrem angestrebten Abschied ganz normal mittrainieren dürfen. Dabei handelt es sich um Leih-Rückkehrer Sebastian Polter sowie Lino Tempelmann, Henning Matriciani, Tobias Mohr und Leo Greiml.

Geraerts stellt klar: Für das Duo gibt es kein Zurück

Für den Trainer ist die Situation unbefriedigend, weil das Thema seine Sommervorbereitung stört, solange es nicht endgültig vom Tisch ist. Geraerts ist allerdings nicht unschuldig an der Situation, im Gegenteil. Er war es, der im Zuge der Suspendierung Drexlers und Baumgartls vor ein paar Wochen unmissverständlich geäußert hatte, dass es für das Duo kein Zurück gebe. “Der Verein muss Lösungen finden”, sagte Geraerts damals. Eine Rolle rückwärts könnte man gewiss nonchalant argumentieren, zumal Drexler und Baumgartl das Trainingsniveau heben würden, aber der Coach schließt eine Kehrtwende ausdrücklich aus. Die einen nennen es konsequent, die anderen stur.

Und Drexler und Baumgartl? Die machen gute Miene zum bösen Spiel, drehen lächelnd ihre Runden, während sie die Faust in der Tasche ballen. Gelegentlich sollen sie bei Übungen der Profis mitwirken, hauptsächlich will Geraerts sie aber nicht um sich haben. Das Duo darf sich nicht einmal in der Kabine mit den Mitspielern umziehen. Für Drexler und Baumgartl gibt es extra Räumlichkeiten.

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Drexler und Baumgartl lehnten Training bei der U 23 ab

Zur Wahrheit gehört, dass sich Drexler und Baumgartl bewusst für diese demütigende Rolle entschieden haben. Der Verein hatte ihnen alternativ angeboten, sich bei der U 23 fit zu halten – was nur der aussortierte Torwart-Routinier Ralf Fährmann annahm. Drexler und Baumgartl haben das derweil aus völlig nachvollziehbaren Beweggründen abgelehnt. Sie wollen nicht in der Versenkung verschwinden und den Anspruch auf ein Training unter Profibedingungen für sich reklamieren. Beide hoffen, sich alsbald für andere Vereine empfehlen zu können.

Insgeheim dürfte zudem bei ihnen der Gedanke mitschwingen, dass schon in wenigen Wochen eine Trainerdiskussion auf Schalke entbrennt. Ohne Geraerts würden für Drexler und Baumgartl die Karten neu gemischt werden. Ausgeschlossen ist ein Wechsel auf der Trainerbank bei den Königsblauen nie – man denke nur an Thomas Reis, der nach der Saison 2022/23 als der große Heilsbringer gefeiert wurde und nur wenige Wochen nach Saisonstart gefeuert wurde. Sein Nachfolger damals: Geraerts.

Toni Lieto