Niemeyers nicht normaler Weg zu Werder: “Das macht mich aus”

Er war bereits Werder-Profi, nun ist er der neue Leiter Profifußball: Mit welchen Erinnerungen Peter Niemeyer nach Bremen zurückkehrt – und mit welchen neuen Erkenntnissen.

“Ich wollte schon immer das Maximale”: Werders neuer Leiter Profifußball Peter Niemeyer.

Getty Images

Rund zehn Tage Einarbeitungszeit hat Peter Niemeyer schon hinter sich beim SV Werder Bremen, auch wenn er den Klub aus seiner Zeit als Spieler natürlich noch bestens kennt – zwischen Anfang 2007 und Sommer 2010 bestritt er 56 Spiele für den Bundesligisten. 14 Jahre später ist der bisherige Geschäftsführer Sport von Zweitliga-Aufsteiger Preußen Münster als neuer Leiter Profifußball an den Osterdeich zurückgekehrt, wo er am Mittwoch offiziell vorgestellt wurde. Der 40-Jährige sprach dabei über …

… seine ersten Tage an neuer-alter Wirkungsstätte: “Die waren sehr intensiv, aber auch sehr angenehm. Da die Mannschaft aktuell ja nicht hier ist, ist schon etwas mehr Ruhe im Verein zu spüren, es ist nicht so hektisch. Ich bin happy, dass mir von Preußen Münster ermöglicht wurde, auch schon etwas früher einzusteigen, um die Strukturen kennenzulernen. Werder Bremen ist noch mal deutlich größer geworden als vor 14 Jahren. Ich freue mich einfach, die Strahlkraft des Klubs wieder zu erleben. Die Rampe zum Stadion runterzufahren, das sind für mich einfach besondere Momente, bei denen ich mich ein Stück weit zurückversetzt fühle in die Zeit von damals – auch wenn das schon sehr lange her ist.”

… seinen persönlichen Werdegang: “Meine ganze bisherige Karriere hatte mit Höhen und Tiefen zu tun und auch nach der aktiven Zeit ging es definitiv nicht immer geradeaus. Und ich glaube, das macht mich aus. Ich bin sicherlich nicht den normalen Weg gegangen: Als Spieler in Holland gestartet, bei Werder durfte ich mein erstes Bundesligaspiel machen. Nach der Karriere konnte ich in der Jugend von Twente Enschede in einem sehr breiten Bereich meine ersten Schritte gehen. Preußen Münster war dann ein Regionalligist mit großer Tradition, der ein bisschen in Schieflage geraten ist. Gerade diese ganzen Facetten, die ich dort erleben durfte, kann ich hier jetzt einbringen.”

Niemeyer: “Das hat meinen Rucksack gefüllt”

… die Gründe für seinen Werder-Wechsel: “Ich bin Sportler – und wollte schon immer das Maximale. Ich war fußballerisch sicherlich nicht der Allertalentierteste, aber trotzdem habe ich immer versucht, das Optimum zu erreichen. Deshalb war der Wechsel zu Werder für mich der logische, nächste Schritt.”

… seine Aufgaben: “Ich werde nicht versuchen, Clemens (Fritz, ehemaliger Leiter Profifußball und künftig Geschäftsführer Fußball, d. Red.) eins-zu-eins zu imitieren. Wir werden da gemeinsam einen Weg finden und es wäre auch total unnatürlich, wenn Clemens sich jetzt komplett rausziehen würde. Meine Aufgabe wird sein, dass ich nah an der Mannschaft bin, dass ich in der Kabine eine Präsenz habe, dass ich Ansprechpartner bin für Spieler und Staff. Ich werde auch bei den Spielen mit auf der Bank sitzen. Es ist aber ganz wichtig, dass Clemens da auch ein Ansprechpartner bleibt.”

Podcast

Wie stark ist dieses Italien mit Calafiori? (mit Daniel Caligiuri)

15:09 Minuten

alle Folgen

… Unterschiede zu Preußen Münster: “Es wird sich extrem ändern. Was ich in Münster in Personalunion war, dafür gibt es hier acht Schultern. Von daher wird es viel spezifischer für das Wesentliche. Und ich glaube, das erhöht einfach unfassbar die Qualität der Arbeit. Ich habe mich in Münster oft ertappt, dass ich mich um infrastrukturelle Themen gekümmert habe und zu wenig darum, wonach ich eigentlich beurteilt werde. Es hat unheimlich Spaß gemacht, den Verein dort zu entwickeln und das hat meinen Rucksack auch weiter gefüllt – aber natürlich wird es ein Mehrwert für mich sein, jetzt noch mal in anderen Strukturen arbeiten zu dürfen.”

Von Münster nach Bremen: “Erfolg lässt sich nicht kopieren”

…das Übertragen erfolgreicher Arbeit auf Bundesliga-Niveau: “Ich bin davon überzeugt, dass das ligaunabhängig ist. Natürlich lässt sich Erfolg nicht kopieren, aber gewisse Parameter sind immer wichtig, um erfolgreich zu sein – das habe ich als Spieler erlebt und jetzt auch als Funktionär. Für mich ist das ein Zusammenspiel zwischen Qualität, Leistung und Charakter. Und wir haben hier Mitarbeiter, die alle in die gleiche Richtung schauen, um die maximalen PS auf die Straße zu bringen.”

…Ziele mit Werder: “Ich möchte ein Teamplayer sein, der versucht, Strukturen zu schaffen, um sportlichen Erfolg zu haben. Ich glaube, Werder Bremen hat einen Weg eingeschlagen, den es gilt, weiterzugehen. Auch da wollen wir das Maximale rausholen.”

WM-Transfers? “Fokus liegt auf kleineren Nationen”

…mögliche Transfers von EM-Spielern: “Ich wurde mit den bisherigen Planungen natürlich abgeholt und mir helfen diese bislang fast zwei Wochen, meine Ideen und Gedanken in diesem Bereich einzubringen. Wir haben die EM schon im Blick. Einmal, um eine Benchmark zu haben. Aber es ist auch wichtig, Spieler aus dem Ausland vor der Haustür beobachten zu können. Natürlich liegt da der Fokus eher bei den vermeintlich kleineren Nationen. Denkbar ist das also.”

Tim Lüddecke