Beier setzt Nagelsmanns Last-Minute-Auftrag um – und will mehr

Auch Maximilian Beier gehörte zu den Jokern, die das DFB-Team gegen die Schweiz belebten – und die nach weiteren Einsätzen lechzen. Nur den erhofften Elfmeter bekam er nicht.

Die Sekunden vor dem EM-Debüt: Maximilian Beier erhält von Julian Nagelsmann letzte Anweisungen zu den Standards.

Die Sekunden vor dem EM-Debüt: Maximilian Beier erhält von Julian Nagelsmann letzte Anweisungen zu den Standards.

picture alliance / Anadolu

324 Pässe spielte Toni Kroos bei dieser EM schon, Maximilian Beier steht jetzt bei sechs. Als er sich am späten Sonntagabend nach seinem EM-Debüt beim 1:1 gegen die Schweiz in der Mixed Zone den Fragen der Medienvertreter stellte, erhielt man eine Ahnung davon, wie sich jeder davon angefühlt haben musste.

“Absolut unglaublich” fand Beier, was gerade passiert war, “schon krass” die Stimmung in der Kabine. Und natürlich hätte er jeden “ausgelacht”, der ihm vor einem Jahr einen Einsatz bei der Heim-EM prophezeit hätte, was niemanden nachträglich sorgen muss, weil das damals wohl eh keiner gewagt hatte.

Beiers auffälligste Szene taucht in keiner Statistik auf

Aber gegen 22.22 Uhr passierte es. Beier, der im vorläufigen EM-Kader als erster Streichkandidat galt, sich dann aber bei seiner Länderspielpremiere gegen die Ukraine (0:0) für mehr empfahl, kam für Robert Andrich und erfüllte den Last-Minute-Auftrag des Bundestrainers in den gut 25 verbliebenen Spielminuten: “Genieß es, viel Spaß”, habe ihm Julian Nagelsmann bei der Einwechslung gesagt, mehr war nicht nötig: “Ich kenne ja meine Aufgaben. Ich habe noch kurz erklärt bekommen, wo ich bei den Standards stehen soll.” Und dann ging es auch schon los.

Ein erfolgreiches Dribbling, drei Zweikämpfe, elf Ballkontakte, sechs Pässe: Beiers Datenblatt lässt bestenfalls erahnen, wie auch er dazu beitrug, das deutsche Offensivspiel neu zu beleben. Seine auffälligste Aktion tauchte in keiner Statistik auf: In der 70. Minute wurde er von Silvan Widmer im Sechzehner umklammert, bekam aber den Elfmeter nicht, der eigentlich zu den UEFA-Richtlinien gepasst hätte.

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Er habe da “die Deutschland-Brille auf”, also hätte er es “natürlich gerne gesehen, dass er auf dem Punkt zeigt. Aber wenn er den Elfmeter nicht gibt und der VAR nicht eingreift, weil es keine klare Fehlentscheidung ist … Ich darf ja jetzt nicht mehr mit dem Schiri diskutieren, sonst kassiere ich auch noch eine Gelbe. Einfach akzeptieren.”

“Ich wusste gar nicht, wohin mit mir”

Mit dem Gruppensieg klappte es ja trotzdem noch, weil mit Flankengeber David Raum und Torschütze Niclas Füllkrug zwei weitere Joker taten, was sie sollten. “Ich wusste gar nicht, wohin mit mir, ich bin einfach in die Traube rein”, beschrieb Beier die Sekunden nach dem 1:1. Konnte er sein Debüt also wie von Nagelsmann gewünscht genießen? “Auf jeden Fall. Es war unglaublich.”

Ein paar Pässe würde er bei dieser EM deshalb schon gerne noch spielen. “Wäre ja doof, wenn ich jetzt Nein sagen würde”, entgegnete er grinsend auf die Frage nach mehr Einsätzen. “Ja klar will ich mehr!”