TSG und Rasiejewski einigen sich außergerichtlich

Kurz vor dem regulären Auslaufen seines Vertrags kommt heraus, dass sich die TSG Hoffenheim und ihr im Dezember 2023 freigestellter Ex-Akademieleiter Jens Rasiejewski außergerichtlich einigen. Eingebettet war die Personalie in einen Machtkampf hinter den Kulissen.

Geht nicht mit der TSG vor Gericht: Jens Rasiejewski.

Geht nicht mit der TSG vor Gericht: Jens Rasiejewski.

WAZ FotoPool

Die Junioren der TSG Hoffenheim schwimmen auf einer Erfolgswelle. Die U 16 wurde mit 19 Zählern (!) Vorsprung Meister in der Oberliga, die U 19 holte gar das Double und die U 23 spielte endlich einmal eine wichtige Rolle im Titelkampf der Regionalliga Südwest, auch wenn sie am Ende den Sprung in die 3. Liga verpasste. Alles Entwicklungen, die bereits am 12. Dezember 2023 absehbar waren, als die TSG die Freistellung Rasiejewskis offiziell verkündete. Die Gründe? “Zu unterschiedlich waren die Auffassungen über das gemeinsame Vorgehen in der Akademie”, hieß es lediglich in der Pressemitteilung, in der der 49-Jährige selbst nicht zu Wort kam, was nicht unbedingt als branchenüblich gilt.

Insofern war es keine Überraschung, dass Rasiejewski die Demission per Kündigungsschutzklage plus Klage auf Entfristung seines Vertrags rechtlich überprüfen lassen wollte. Ein Gütetermin vor dem Arbeitsgericht Mannheim Mitte März wurde aber abgesagt mit dem Verweis auf außergerichtliche Einigungsgespräche. Als heikel hätte sich womöglich die Sache mit der Entfristung darstellen können. 2015 hatte der ehemalige Bundesliga-Torhüter Heinz Müller seinen Ex-Klub Mainz 05 auf dauerhafte Anstellung verklagt und in erster Instanz recht bekommen, am Ende aber stand das Bundesarbeitsgericht in Erfurt auf Seiten des Klubs. Bei Fußballprofis eine nachvollziehbare Entscheidung, schließlich unterliegt deren Arbeitskraft als Fußballer ja dem körperlichen Verschleiß, auch wenn ein gewisser Pepe noch mit 41 Jahren derzeit auf den Feldern der Europameisterschaft herumturnt.

Bei Trainern allerdings hätten die Chancen womöglich besser gestanden. Kettenbefristungen von Verträgen sind in Deutschland nur unter bestimmten Umständen zulässig, wobei im Fall Rasiejewski seine Rolle als leitender Mitarbeiter eher der TSG in die Hand gespielt haben dürfte. Zum Prozess kommt es nun aber nicht. Die Kraichgauer und der Ex-Profi einigten sich außergerichtlich. Dies bestätigte der Klub auf kicker-Anfrage, ohne Details preisgeben zu wollen. Rasiejewski, dessen Job mittlerweile Frank Kramer übernommen hat, wollte sich nicht äußern. Zum 30. Juni wäre der Vertrag ohnehin ausgelaufen.

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Stellt sich die Frage: Wenn der Nachwuchs so erfolgreich ist, warum trennt man sich dann von dessen Leiter? Kritik von bestimmter Seite soll Rasiejewski auf sich gezogen haben mit schonungsloser Ehrlichkeit gegenüber Rogon-Klienten. Vor allem junge Franzosen hatte die Agentur von Roger Wittmann, der mit TSG-Geldgeber Dietmar Hopp befreundet ist, in den letzten Jahren zur TSG gebracht. Ein Blick in die U 23 offenbart: Weder Aleksei Carnier (20) noch Mathieu Kambala (21) oder Adam Mulele (19) sind nah am Status der Stammkraft, bei Simon Kalambayi (19) stimmt zumindest die Quote halbwegs. Dem Angreifer gelangen immerhin vier Tore und zwei Vorlagen in 19 Spielen. Einen echten Ausreißer nach oben aber stellen auch seine Darbietungen nicht dar.

Rasiejewski wohl in den Mühlen eines sich zuspitzenden Machtkampfes

Die sportliche Leitung um Geschäftsführer Alexander Rosen soll Rasiejewski bis zuletzt gestützt haben. Das lässt den Schluss zu, dass der gebürtige Marburger in die Mühlen eines sich zuspitzenden Machtkampfes geraten sein dürfte. Auf der einen Seite der Sport, der die Rückendeckung der e.V.-Spitze um den gerade erst wiedergewählten Kristian Baumgärtner und dessen Stellvertreterin Simone Engelhardt haben soll, auf der anderen Seite die weiteren Bereiche der Geschäftsführung. Die Ereignisse rund um Rasiejewski erwecken zudem den Eindruck, dass auch Wittmanns Agentur ein gehöriges Wörtchen mitspricht im Tauziehen um die Gunst des alternden Geldgebers Hopp – der aber gerade erst seine Stimmrechtsmehrheit an den e.V. rückübertragen und damit formal die Entscheidungsgewalt eingebüßt hat.

Benni Hofmann