Kimmichs neue Rolle: “Das tut mir vielleicht wirklich ganz gut”

Zum Rechtsverteidiger degradiert? Das sieht Joshua Kimmich ganz anders. Er erklärt, was das “total Spannende” an seiner Position sei – und was er dabei im Nationalteam anders machen müsse als beim FC Bayern.

Hat auch als Rechtsverteidiger Spaß: Joshua Kimmich.

Hat auch als Rechtsverteidiger Spaß: Joshua Kimmich.

IMAGO/Jan Huebner

Er wäre schon immer noch lieber der notenbeste Mittelfeldspieler gewesen, aber weil das nicht ging, wurde Joshua Kimmich halt notenbester Abwehrspieler beim EM-Eröffnungsspiel der deutschen Nationalelf gegen Schottland. “Wenn wir als Team keinen Torschuss zulassen und ich als rechter Verteidiger eine Torvorlage beisteuere, dann hat die Balance gestimmt, würde ich sagen”, sagte er der Süddeutschen Zeitung angesprochen auf die Note 2,5, die er beim 5:1 vom kicker erhalten hatte. “Ich bin zufrieden.”

In jedem Fall war es für Kimmich ein vielversprechender Auftakt ins erste Turnier seit der WM 2018, in das er als Rechtsverteidiger startet – was ihm besser gefällt, als man denken könnte. “Wenn mich jemand nach meiner Lieblingsposition fragt, dann sage ich: das zentrale Mittelfeld”, gibt Kimmich zwar zu. Aber: “Ich spiele beide Positionen gern, das habe ich mehr als nur einmal auch gesagt. Auf meine Mentalität, Leidenschaft und Herangehensweise hat der Wechsel gar keinen Einfluss.”

Angenommen habe ich die Position von Anfang an, jetzt würde ich sagen, dass ich mich auch darauf eingestellt habe.

Joshua Kimmich

Rechts hinten – das sei “eine total spannende Position, du kannst sie von außen spielen, du kannst sie auch mal aus der Mitte spielen, du kannst Torchancen kreieren”, erklärt er. “Es ist eine ganz andere Position als vorher im Mittelfeld, es ist ein anderes Anforderungsprofil, auch physisch und mental. Auf der Sechserposition ist einfach eine höhere Rundum-Aufmerksamkeit gefragt. Auf rechts wird man zwar durch die Linie beschränkt, aber man hat längere, intensivere Läufe, das fordert den Körper heraus. Angenommen habe ich die Position von Anfang an, jetzt würde ich sagen, dass ich mich auch darauf eingestellt habe.”

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Wie Julian Nagelsmann hatte ihn auch Thomas Tuchel beim FC Bayern vor einigen Monaten in die Abwehrreihe zurückgezogen. In München allerdings hat er in der Regel einen klassischen Flügelstürmer vor sich. “Es ist eine andere Position”, sagt er, “aber auch Jamal (Musiala) und Flo (Wirtz) können manchmal nach außen kippen, Leroy (Sané) sowieso. Ich muss dann einfach flexibel sein und darauf reagieren, was Jamal, Flo und Leroy machen. Stehen sie breiter und besetzen den Raum bis zur Außenlinie, gehe ich mehr in die Mitte.”

“Ich sehe diese Rolle überhaupt nicht als Degradierung”

Zum Rechtsverteidiger “degradiert” fühlt sich Kimmich weder im Klub noch im Nationalteam. “Ich sehe diese Rolle überhaupt nicht als Degradierung, und es ist auch nicht so, als ob ich in der Mannschaft jetzt eine andere Stellung hätte. Ich bin ja nach wie vor der gleiche Mensch, der gleiche Charakter und Mitspieler”, betont der 29-Jährige, der gegen Ungarn an diesem Mittwoch (18 Uhr, LIVE! bei kicker) vor seinem 88. Länderspiel steht.

Hat ihm die Versetzung womöglich sogar geholfen? “Generell bin ich sicher ein verantwortungsbewusster Typ, und ich übernehme auch gern Verantwortung. Aber ja, das kann schon sein, dass sich die öffentliche Wahrnehmung etwas weniger auf mich fokussiert”, findet Kimmich. “Und das tut mir vielleicht wirklich ganz gut – eine Zeit lang war schon wirklich viel los. Jetzt ist es ein bisschen entspannter geworden.”