Neue Elfmeter-Regel greift: Darum zählte Kroatiens Tor gegen Spanien nicht

Neue Elfmeter-Regel greift: Darum zählte Kroatiens Tor gegen Spanien nicht

Weil der VAR eingriff, war Kroatien zum EM-Auftakt gegen Spanien nicht mal das Ehrentor vergönnt. Dabei spielte auch eine gerade erst eingeführte Regel eine Rolle.

Ivan Perisic beschwert sich bei Schiedsrichter Michael Oliver - vergeblich und zu Unrecht.

Ivan Perisic beschwert sich bei Schiedsrichter Michael Oliver – vergeblich und zu Unrecht.

IMAGO/Newspix

Dass es noch einmal spannend geworden wäre in Berlin, lässt sich kaum behaupten. Trotzdem war es bitter für Kroatien, als Schiedsrichter Michael Oliver beim Spiel gegen Spanien in der 82. Minute plötzlich den Arm hob: Das vermeintliche Tor zum 1:3 zählte nicht. Nur warum?

Es war eine kuriose Sequenz in mehreren Akten: Zunächst ging der eingewechselte Bruno Petkovic, der den Ball im Strafraum eigentlich nur noch ins leere Tor schieben musste, plötzlich zu Boden, weil ihn Rodri offenbar in der Schussbewegung behindert hatte – Oliver entschied auf Gelb für Rodri und Elfmeter für Kroatien. Petkovic scheiterte erst vom Punkt an Keeper Unai Simon, jubelte dann aber zunächst doch, weil Ivan Perisic den Abpraller als Erster erreicht und ihn gedankenschnell Petkovic erneut vorgelegt hatte.

Zu frühes Einlaufen ist nicht mehr automatisch ein Vergehen

Nur war der VAR damit nicht einverstanden – und schließlich hob Oliver den Arm: indirekter Freistoß für Spanien statt Tor für Kroatien. Der Grund: Perisic war ganz knapp zu früh in den Strafraum gelaufen. Und Oliver musste das regeltechnisch ahnden. Im neuen Regelwerk, das zur Saison 2024/25 und damit erstmals bei der EM greift, wurde präzisiert, wann es ein Vergehen ist, wenn ein Spieler bei einem Elfmeter zu früh in den Strafraum startet.

“Das Vergehen eines Mitspielers des Schützen wird nur geahndet, wenn: es den Torhüter eindeutig beeinträchtigt; oder der fehlbare Spieler den Ball spielt oder einen Zweikampf um den Ball führt und dann ein Tor erzielt oder zu erzielen versucht oder eine Torchance kreiert”, heißt es neuerdings zusätzlich in Regel 14, weil sonst “bei strikter Anwendung der Regel die meisten Strafstöße wiederholt werden würden”, so das zuständige International Football Association Board (IFAB).

Der Elfmeter wurde auch zu Recht nicht wiederholt

Perisic irritierte zwar Unai Simon nicht mit seinem Frühstart, kreierte in der Folge aber eine Torchance. Wie weit der Spieler zu früh in den Strafraum eingedrungen ist – ob nur einen halben Schritt oder zwei Meter -, ist dabei unerheblich. “Deshalb kann es nur eins geben: indirekter Freistoß wegen zu frühen Betretens”, erklärte DFB-Regelexperte Lutz Wagner am Samstag in der ARD.

Und ebenso korrekt war, den Elfmeter nicht zu wiederholen. Wenn sich ein Teamkollege des Schützen ein Vergehen leistet, wird der Strafstoß nur wiederholt, wenn er verwandelt wurde und gleichzeitig eine “Beeinträchtigung” vorlag.

Und so passte Luka Modrics Zusammenfassung nach Kroatiens 0:3 auch für diese Szene. “Heute”, sagte der Kapitän nach dem Schlusspfiff, “war einer dieser Tage, an denen nichts zusammengeht.”