Wird die EM die Abschiedsvorstellung des “kleinen” Riesen Modric?

Für Luka Modric könnte sich in Deutschland ein Kreis schließen, der Real-Stratege ist mittlerweile 38 Jahre alt, für Kroatien aber noch immer unverzichtbar. Die große Frage: Wie lange noch?

38 und noch immer unverzichtbar: Luka Modric.

38 und noch immer unverzichtbar: Luka Modric.

IMAGO/SOPA Images

Als 2006 Kroatien das letzte Mal bei einem Großturnier in Deutschland zu Gast war, war Luka Modric schon an Bord. Damals noch zarte 20 Jahre alt und erst am Anfang seiner Karriere. Inzwischen sind einige Jahre ins Land gegangen – und Modric gilt als bester kroatischer Fußballer der Geschichte, der erfolgreichste ist er allemal. Nun könnte sich für ihn in Deutschland ein Kreis schließen.

Auf Klubebene ist Modric enorm erfolgreich gewesen. Vor allem mit Real Madrid holte er Titel um Titel, darunter sechsmal die Champions League (!) und viermal die Klub-WM – mit 26 Trophäen ist er gemeinsam mit Nacho der erfolgreichste Titelsammler in der Geschichte der Königlichen.

Vergöttert in Kroatien

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In Kroatien wird Modric aber nicht deshalb vergöttert, sondern wegen seiner Erfolge in der Nationalmannschaft. Zwar warten die Feurigen noch immer auf einen Titel, aber die Vize-Weltmeisterschaft 2018 sowie der dritte Platz bei der WM in Katar fühlen sich fast schon so an, als wäre man Weltmeister. Und dann gibt es ja da auch noch verlorene Nations-League-Finale im Vorjahr. All diese Erfolge hat Kroatien in großen Teilen auch eben Modric zu verdanken – und das weiß man auch in dem kleinen südosteuropäischen Land.

Man muss kein Riese sein, um Fußball zu spielen.

Luka Modric

Welchen Stellenwert der Mittelfeldregisseur in Kroatien hat, zeigt auch die Tatsache, dass er schon satte zehnmal Fußballer des Jahres in seinem Heimatland war; FIFA-Weltfußballer und Gewinner des Ballon d’Or war er auch – 2018 war das der Fall.

“Niemand hat mir je etwas geschenkt, ich habe mir alles hart erarbeitet und habe nie an mir gezweifelt”, sagte er unlängst mit Blick auf seine imposante Karriere und meinte mit Blick auf seine körperliche Erscheinung (Modric ist gerade mal 174 cm groß und wiegt nur 65 kg): “Man muss kein Riese sein, um Fußball zu spielen.” Auf dem Platz erwies sich Modric dann aber genau als das, als ein Riese.

Der Riese ist jedoch ein wenig in die Jahre gekommen, Modric ist mittlerweile 38 Jahre alt und seine Zeit neigt sich ihrem Ende. Das war schon in Madrid spürbar, wo er in der vergangenen Saison mehr und mehr von der Bank kam. Dennoch plant er, auch in der kommenden Saison für die Blancos zu spielen. Das hatte er bei den Feierlichkeiten rund um Champions-League-Triumph verkündet. “Wir sehen uns nächste Saison”, rief er den Real-Fans zu.

Doch wie sieht es in der Nationalmannschaft aus? Sportlich ist er unter Nationaltrainer Zlatko Dalic noch immer absolut gesetzt, Modric ist auf und neben dem Platz der Leader der Vatreni. Sein Impact wurde nicht zuletzt beim jüngsten Testspielerfolg in Portugal deutlich, als er das 1:0 selbst erzielte und den 2:1-Siegtreffer auflegte; es war zugleich der erste Sieg Kroatiens gegen Portugal überhaupt – der WM-Dritte hat damit seit seiner Unabhängigkeit vor rund 30 Jahren gegen jedes Schwergewicht des Welt-Fußballas schonmal gewonnen.

Seine Autogramme sind heiß begehrt: Luka Modric.

Seine Autogramme sind heiß begehrt: Luka Modric.
IMAGO/Pixsell

Kroatiens Prunkstück ist das Mittelfeld

Modric trat für Kroaten bei vier Weltmeisterschaften (2006, 2014, 2018, 2022), vier Europameisterschaften (2008, 2012, 2016, 2020) und bringt es auf satte 174 Länderspiele. Bei der EM wird Modric wieder Dreh- und Angelpunkt der Kroaten sein, wenngleich er im stark besetzten Mittelfeld durch Marcelo Brozovic (31, Al-Nassr) und Mateo Kovacic (30, ManCity) durchaus große Unterstützung erwarten darf.

Wenn Modric am Samstag in Berlin gegen Spanien auflaufen wird, dann wird er 38 Jahre, neun Monate und sechs Tage alt sein – nur die Portugiesen Cristiano Ronaldo (39) und Pepe (41) werden bei den Turnier älter sein. Das Besondere dabei ist jedoch, dass in Kroatien niemand glaubt, Modric würde nur spielen, um weitere Rekorde zu brechen, sondern weil die Nationalmannschaft weiterhin seine Genialität braucht und er in dieser unersetzbar erscheint.

Doch wie lange noch? Auch wenn sich Modric noch nicht zu seiner Zukunft in der Nationalmannschaft geäußert hat, so geht man auch in Kroatien davon aus, dass die EM die Abschiedsvorstellung des Mittelfeldmagiers werden dürfte – und wenn es nach ihm und ganz Kroatien geht, dann am liebsten mit seinem Prestigio im Finale.

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