Kramaric vermisst den Druck

Kramaric vermisst den Druck

Das Happy End mit dem Erreichen der Europa League sollte in Hoffenheim nicht alles schön färben, meint Andrej Kramaric und lässt auch kritische Worte fallen.

Hoffenheims Andrej Kramaric gibt sich kritisch.

Hoffenheims Andrej Kramaric gibt sich kritisch.

IMAGO/Avanti

In der Zeit seit Januar 2016, als der Kroate von Leicester City aus England kommend bei der TSG unterschrieben hat, kamen 284 Partien und 132 Tore im Trikot der TSG zusammen. Andrej Kramaric ist eine absolute Führungsfigur im Kraichgau und entsprechend auch berechtigt, den einen oder anderen Kritikpunkt loszuwerden.

Zwar konnte sich die Mannschaft von Trainer Pellegrino Matarazzo trotz einer sehr volatilen Saison am Ende für Platz 7 und damit für die Europa League qualifizieren. Doch neben lobenden Worten über den vierten Einzug des Klubs ins internationale Geschäft hat Kramaric auch mahnende übrig. “Am Anfang der Saison war das unser Ziel”, so der 32-Jährige. “Das haben wir auch erreicht. Auch wenn es zwischenzeitlich nicht mehr danach aussah.” Dennoch gebe es auch Kritikwürdiges.

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Nicht alles sei mit Goldstaub verziert. Womit der Nationalspieler, der mit Kroatien bei der Europameisterschaft antritt, zum Beispiel starke Leistungen, wie beim 3:2 in Dortmund oder dem 4:2 am letzten Spieltag gegen den FC Bayern, als man einen 0:2-Rückstand umbiegen konnte, meint. Die verwässert würden durch blamable Auftritte, wie dem 1:4 in Mainz oder dem 2:3 in Bochum. “Nicht nur wir, auch viele andere Teams hatten diese Wellen”, meint Kramaric nachsichtig, bevor er die Mannschaft in die Pflicht nimmt. “Dennoch darf es natürlich nicht sein, dass wir solche Durststrecken erleben. Auch wenn wir am Ende Glück gehabt haben, dass wir uns für Europa qualifiziert haben: Wenn wir das große Ganze betrachten, ist es unsere Aufgabe, diese Leistungsschwankungen abzustellen oder zumindest zu verringern.”

Der Weg dahin falle allerdings nicht in seinen Kompetenzbereich. “Ich bin Spieler und kann nicht alles bestimmen, das machen die Trainer”, sagt Kramaric, der die Komplexität der Situation hervorhebt. “Jeder hat für sich herausgefunden, was er braucht, um seine beste Leistung abzurufen. Manche brauchen mehr Training, manche weniger. Da gibt es keine einheitliche Lösung.”

Es geht “nicht um den Trainer oder mich, sondern um den Klub”

Dass ihn Chefcoach Matarazzo zwischenzeitlich auch mal auf die Bank beordert hatte, sei kein Problem gewesen. “Natürlich fand ich die Entscheidung nicht schön und kann es als ehrgeiziger Spieler auch nur bedingt nachvollziehen. Aber ich bin Profi genug, um es einordnen zu können und habe den Kopf nicht hängen lassen”, so der Nationalspieler, der es in 30 Ligaspielen auf 15 Treffer brachte. Schlussendlich gehe es “nicht um den Trainer oder mich, sondern um den Klub”.

Dessen ruhiges Arbeitsumfeld vielleicht auch kontraproduktiv sein könnte. “Das ist Fluch und Segen zugleich. Wir haben hier super Bedingungen”, so der Kroate. “Für uns sind Klub und Region zu unserem Zuhause geworden. Wir sind wie eine Familie. Aber das birgt auch Gefahren.” Vor allem eines vermisse er. “Manchmal fehlt der Druck. Unter Druck kann man Mentalität und Charakter beweisen, das liebe ich.”

George Moissidis

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